Samstag, 6. Dezember 2025

Sjötti desember - 6. Dezember

Die 13 isländischen Weihnachtsmänner


Was man in den deutschen Medien regelmäßig über die isländische Weihnachtszeit hört, ist, dass es in Island nicht nur einen Weihnachtsmann gibt, sondern gleich 13 Weihnachtsmänner.

Genau genommen handelt es sich bei den Weihnachtsgesellen um Trolle, um die Kinder von Grýla und Leppalúði. 

Grýla ist ein fieses, altes Trollweib. Sie liegt meistens in ihrer Höhle und ist zu faul zum Aufstehen, aber wenn ihr Hunger gar zu groß wird, entfacht sie doch ihr überbrodelndes Höllenfeuer und scheucht ihre Söhne, ihr einen Menschen zu bringen, den sie in ihren Kochtopf schmeißen kann - man besten ein zartes, frisches Kind. In jungen Jahren hatte Grýla einen ziemlichen Verschleiß an Männern, aber ihr dritter Ehemann Leppalúði darf jetzt bleiben, denn er ist (für einen Troll) recht umgänglich - und vor allem viel zu faul, um fremdzugehen oder gar seiner Frau zu widersprechen.


Die ganze Troll-Familie lebt zusammen im Hochland, angeblich in den Dimmuborgir, den "dunklen Burgen", den Lavaformationen am See Mývatn ("Mückensee").

Ab dem 12. Dezember kommt täglich einer der Weihnachtsgesellen aus den Bergen zu den Menschen herunter. Am 24. Dezember kommt der letzte Weihnachtsmann. Und ab dem 25. geht dann einer nach dem anderen wieder zurück in die Berge, bis am 6. Januar dann der letzte von ihnen wieder verschwindet. 

Jeder der 13 Weihnachtsgesellen hat seine ganz eigenen Vorlieben und spielt den Menschen andere Streiche. Da ist zum Beispiel der Stekkjarstaur, der "Pferch-Pfosten", dem am liebsten Schafsmilch direkt aus den Eutern der Schafe trinkt, obwohl er mit seinen langen, steifen Beinen so schlecht da drankommt. Oder Hurðaskellir, der "Türen-Knaller", der immer die Türen zuknallt, um die Menschen zu erschrecken. Oder Kertasníkir, der "Kerzen-Schnorrer", dem die traditionellen Talgkerzen, die aus Schafsfett gemacht sind, besonders gut schmecken. Oder Stúfur, der "Knirps", der kleine der 13 Weihnachtsmänner, der die angebrannten Reste aus den Pfannen schleckt. 


Die isländischen Kinder stellen ab dem 12. Dezember ihre Schuhe auf die Fensterbank, in der Hoffnung, von den Weihnachtsmännern eine Süßigkeit oder kleine Geschenke in den Schuh gesteckt zu bekommen. Wer nicht brav war, bekommt stattdessen aber nur eine faule, stinkende Kartoffel.

Die Weihnachtsmänner sind in der Weihnachtszeit auf Island allgegenwärtig. In Geschäften, auf Schildern, als Wandprojektionen, ... sogar auf den Milchtüten trifft man die Weihnachtsgesellen! 




Freitag, 5. Dezember 2025

Fimmti desember - 5. Dezember

Weihnachtsbeleuchtung auf Friedhöfen


Lichter spielen in der dunklen Jahreszeit auf Island natürlich eine ganz besondere Rolle. Am beeindruckendsten finde ich persönlich die Weihnachtsbeleuchtung auf isländischen Friedhöfen:

Praktisch jedes Grabkreuz ist mit einer Lichterkette versehen. Viele leuchten goldgelb, es gibt aber auch bunte Kreuze in rot, blau, grün und weiß - dann leuchten die Friedhöfe richtig farbenfroh. 

Zu besonderen Anlässen wie Heiligabend und Silvester brennen oft noch zusätzlich kleine Fackeltöpfen auf manchen Gräbern.

Für viele ausländische Besucher ist dieses bunte Lichtermeer an so einem Ort der Stille erst einmal sehr ungewohnt. Aber ich finde, in der winterlichen Dunkelheit ist es einfach schön und strahlt Wärme, Hoffnung und Geborgenheit aus.


Wenn es hell ist und kein Schnee liegt, offenbar sich übrigens das, was diese Lichterpracht ermöglicht: Ein beeindruckendes Wirrwarr aus Stromkabeln, das sich kreuz und quer über den gesamten Friedhof erstreckt, von den Stromkästen bis zu den Gräbern. Also Vorsicht vor eventuellen Stolperfallen beim Friedhofsbesuch!


An Þréttandi, also dem 6. Januar, endet die isländische Weihnachtszeit. Da werden dann auch die Kreuze auf den Friedhöfen wieder abgebaut - oder zumindest der Strom wird abgeschaltet. Bis zum nächsten Jahr.




Donnerstag, 4. Dezember 2025

Fjórði desember - 4. Dezember

Öffentliche Weihnachtsbäume


Neben den Bäumen in Privathaushalten gibt es natürlich auch öffentliche Weihnachtsbäume auf Island. 

Einige davon werden von Partnerstädten gestiftet, z.B. Oslo-Baum, der große Weihnachtsbaum auf dem Austurvöllur in Reykjavík, dem Platz vor dem Parlament und der Domkirche. 

Am alten Hafen von Reykjavík steht die Hamburger Tanne und Cuxhaven stiftet seiner Partnerstadt Hafnarfjörður seit über 30 Jahren jedes Jahr einen Weihnachtsbaum, der immer beim Weihnachtsmarkt am 1. Adventswochenende feierlich entzündet wird.

Auch wenn die meisten dieser Weihnachtsbäume mittlerweile aus Island selbst kommen und aus der Weihnachtstanne meist eine Sitka-Fichte geworden ist. 


Oslóartré - Der Oslo-Baum

Seit 1951 hat die norwegische Hauptstadt Oslo jedes Jahr der isländischen Hauptstadt Reykjavík einen großen Weihnachtsbaum geschenkt, als Zeichen der besonderen Verbundenheit zwischen beiden Nationen. Der Baum wird traditionell auf dem Austurvöllur aufgestellt, auf dem Platz vor dem Parlament und der Domkirche, und die Beleuchtung wird feierlich am 1. Advent vom Bürgermeister entzündet.

Weihnachtsbaum am Hafen von Tórshavn
(November 2025)
Von 1951 bis 2013 kam der Baum aus Norwegen und wurde mit dem Schiff nach Island gebracht. 

Dann erklärte Oslo allerdings, keinen Weihnachtsbaum mehr zu verschenken - was bei den Menschen in Reykjavík nicht besonders gut ankam. Schließlich beschloss man einvernehmlich, die Tradition doch fortzusetzen.

Der Oslo-Baum kommt jetzt allerdings nicht mehr per Schiff aus Norwegen, sondern es ist eine Sitka-Fichte aus Heiðmörk, einer norwegischen Baumplantage in der Nähe von Reykjavík. Auch hier wachsen mittlerweile hohe, schöne Weihnachtsbäume, und man spart sich, schon allein aus Klimaschutz-Gründen, den weiten Transport des 10 bis 12 Meter hohen Baumes. 



Die Hamburger Tanne

Am alten Hafen von Reykjavík steht traditionell die Hamburger Tanne.

Die Geschichte dieser Tanne geht auf die Nachkriegszeit zurück, als im Hungerwinter 1946/47 isländische Fischer, die mit ihrem Fang nach Hamburg segelten, angesichts der offensichtlichen Not der Menschen mehrfach große Portionen Fischsuppe zubereiteten und an die hungernde Bevölkerung am Hafen verteilten, insbesondere an die Kinder. 

Als Dank für diese großzügige Geste regten 1965 wohl Hans Hermann Schlünz und Werner Hoenig vom Hamburger Journalisten-Club "Wikingerrunde" an, einen Weihnachtsbaum nach Reykjavík zu schicken und dort am Hafen aufzustellen, um den Fischer für ihre Hilfe eine Freude zu machen.

Jahrzehntelang hat es offenbar der Verein übernommen, den Hamburger Weihnachtsbaum nach Island zu schicken, wo er am Hafen aufgestellt, geschmückt und bei einer feierlichen Zeremonie mit Anwesenheit des deutschen Botschafters die Lichter entzündet werden. Anschließend gibt es heiße Schokolade, in manchen Jahren auch Fischsuppe - sehr passend!

Mittlerweile sind die Mitglieder der Wikingerrunde, die sich um die Tradition kümmerten, wohl nicht mehr am Leben. Seit einiger Zeit hat es daher die Deutsch-Isländische Gesellschaft (DIG) übernommen, die Hamburg-Tanne zu stiften - auch wenn die Hamburg-Tanne mittlerweile nicht mehr aus Hamburg kommt, sondern aus Island, und auch keine Tanne ist, sondern eine Fichte. 

Dieses Jahr 2025, zum 60. Jubiläum, stammt der Baum, eine rund 15 Meter hohe Sitka-Fichte, aus dem Skorradalur in Westisland. Der Baum wurde am 29. November 2025 von der Hafenbehörde in Anwesenheit von zwei Weihnachtsmännern, der deutschen Botschafterin und zahlreicher Vertreter der Deutsch-Isländischen Gesellschaft feierlich entzündet. 

Bild: FB-Seite von Faxaflóahafnir


Der Weihnachtsbaum aus Cuxhaven

In Hafnarfjörður wird jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit auf dem Platz Thorsplan das Weihnachtsdorf (jólaþorpið) aufgebaut, ein Weihnachtsmarkt mit süßen kleinen Weihnachtshäuschen, wo Kunsthandwerk, Delikatessen sowie Essen und Trinken verkauft werden. 

Einer der Weihnachtsbäume der Stadt stammt aus der deutschen Partnerstadt Cuxhaven. Die Städtepartnerschaft besteht seit 1988.

Zum ersten Mal zu Weihnachten 1989 schenkte die Stadt Cuxhaven ihrer isländischen Partnergemeinde einen Weihnachtsbaum, der Baum wurde per Schiff nach Island gebraucht, in Hafnarfjörður aufgestellt und im Rahmen einer festlichen Zeremonie wurde die Weihnachtsbeleuchtung am Baum feierlich eingeschaltet. 

Die ersten Jahre stand der Weihnachtsbaum aus Cuxhaven am Hafen von Hafnarfjörður (Flensborgarhöfn), später auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Thorsplan. Mittlerweile steht der Baum aus Cuxhaven wieder am Hafen.

Dieses Jahr stammt der Weihnachtsbaum übrigens aus dem Kornblumenweg im Cuxhavener Stadtteil Altenwalde. Der Baum ist gut 10 Meter hoch und stand relativ nahe an Wohnhäusern. Jetzt war die Tanne so groß geworden, dass die Befürchtung bestand, dass sie beim Sturm auf ein Gebäude fallen und Schaden anrichten könnte. Daher hat die Wohnstättengenossenschaft Hemmoor beschlossen, die Tanne zu spenden. Der Baum wurde Ende Oktober 2025 unter Mitwirkung der Stadt Cuxhaven fachgerecht gefällt, anschließend wurde sie von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen geprüft auf Krankheiten, Käferbefall etc- und schließlich für den Export nach Island freigegeben. Die Reederei "Samskip" übernahm wieder zu günstigen Konditionen den Transport nach Hafnarfjörður. 



 

 

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Þriðji desember - 3. Dezember

Erste Weihnachtsbäume auf Island


Ende November beginnt dann auch offiziell die Adventszeit, und ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Island die ersten Weihnachtsbäume und Adventskränze.

Der Brauch, zu Weihnachten immergrüne Tannenbäume aufzustellen, verbreitete sich erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa. In die nordischen Länder kamen die ersten Weihnachtsbäume dann im 19. Jahrhundert. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es die ersten Weihnachtsbäume auf Island - vor allem bei reichen dänischen Kaufleuten und Beamten, die diesen Brauch aus ihrer Zeit in Dänemark kannten.

Erste selbstgemachte Bäume auf Island

Da auf Island keine wilden Fichten wuchsen, waren die ersten Weihnachtsbäume auf Island selbstgemacht, aus Stangen und Stöcken und manchmal grün oder rot bemalt oder mit Heidekraut oder Wacholderzweigen dekoriert, außerdem wurden handgemachte Deko, Äpfel und Süßigkeiten an den Weihnachtsbaum gehängt. Außerdem wurden diese Weihnachtsbäume oft mit Kerzen geschmückt, die mit Wachs am "Baum" befestigt wurden.

Eheleute Briem
Quelle: Myndasetur.is
Der älteste dieser Weihnachtsbäume auf Island, der heute noch erhalten ist, stammt aus dem Jahr 1873. 

Damals verbrachte die frischverheiratete Dänin Kamilla (1849 - 1933) mit ihrem Mann Steindór Briem (1849 - 1904) Briem ihr erstes Weihnachten auf Island, in ihrem Pfarrhaus in der Nähe von Flúðir. Ein älterer Bauer aus der Nachbarschaft, Jón Jónsson aus Þverspyrna, baute der jungen Pfarrfrau ihren Weihnachtsbaum.

Später erbte den Weihnachtsbaum ihre Tochter Elín Steindórsdóttir (1881 - 1965). Sie lebte in der Nähe von Selfoss und schenkte den Baum 1955 dem Heimatmuseum des Bezirks Árnessýsla. Heute wird der Weihnachtsbaum normalerweise im Museum in Eyrabakki ausgestellt. 

Briefmarke der isländischen Post von 2019
Quelle: posturinn.is


Dienstag, 2. Dezember 2025

Annar desember - 2. Dezember

Weihnachtslieder im Radio 


Richtig startet die isländische Weihnachtszeit dann aber, wenn man im Radio Weihnachtslieder hört.
Und das geschieht auf Island schon sehr früh: 

Ab Ende Oktober verwandelt sich der Radiosender Léttbylgjan in "Jólastöðin þín", also in "Deinen Weihnachtssender". Und spielt dann durchgehend nur noch Weihnachtslieder, isländische und internationale. 

Mal hört man "Heims um ból", also die isländische Version von "Stille Nacht". Mal ist es ein Lied darüber, wie Mama den Weihnachtsmann küsst: "Ich sah, wie Mama gestern in der Wohnstube beim Weihnachtsbaum einen Weihnachtsmann geküsst hat" ("Ég sá mömmu kyssa jólasvein við jólatré í stofunni í gær", Remix von Hinrik Bjarnason). 

Aber natürlich bekommt man auch dort das altbekannte "Last Christmas" oder "Feliz Navidad" zu hören.

Welche isländischen Weihnachtslieder kennt und mögt Ihr dann am liebsten..?

 

Montag, 1. Dezember 2025

Fyrsti desember - 1. Dezember

Es weihnachtet früh...


Ähnlich wie in Deutschland, wo es schon Anfang September die ersten Lebkuchen in den Läden gibt, fängt auch auf Island die Weihnachtszeit früh an: 

Als wir Ende September / Anfang Oktober auf Island waren, gab es in den Supermärkten schon die ersten Regale voller Weihnachtsbier (jólaöl) und Pfefferkuchen (piparkökur) und kurz darauf kam dann auch der Weihnachtskuchen (jólaterta).





Jóladagatal 2025

Adventskalender 2025 


Dieses Jahr begleitet Euch mein Mann Markus hier auf dem Blog durch die isländische Weihnachtszeit.   

Im Laufe der letzten über 20 Jahre haben wir uns rettungslos in dieses Land verliebt und es ein bisschen kennen gelernt. Und die Weihnachtszeit ist für uns beide eine ganz besondere Zeit - mit einer vielseitigen und lebendigen Weihnachtstradition, mit Urtümlichen und Modernen. Vieles hat seinen Weg aus dem Ausland nach Island gefunden, etliches auch aus Deutschland, meist über Dänemark. Aber die Isländer haben auch ihre ganz eigenen Traditionen entwickelt.

Davon erzählt Euch Markus täglich hier auf dem Blog bis zum 24. Dezember, von den ersten Anfängen von Weihnachten schon Ende September bis zum Ende der Weihnachtszeit an Þréttandi mit dem Abschiedsumzug der Weihnachtsmänner, dem großen Feuer und dem letzten Feuerwerk.

Ich hoffe, Ihr habt auch Euren Spaß und ein schöne Vorweihnachtszeit!