Montag, 13. Oktober 2025

Tunglsljós og norðurljós

Mondschein und Nordlichter


So richtig gut war das Wetter gestern den Tag über nicht. Eigentlich sollte der Regen gegen 10 Uhr am Vormittag aufhören, das wusste der Regen nur scheinbar leider nicht. Aber mittags ließ der Regen tatsächlich nach und nachmittags war es ziemlich trocken.

Und am späten Nachmittag klärte es dann tatsächlich auf und wurde nicht nur trocken, sondern auch klar.

Gegen 18.10 Uhr war gestern Sonnenuntergang, das Bild mit Blick über unsere Terrasse habe ich um 18.30 Uhr gemacht. Traumhafte Stimmung, ich liebe das Licht, und nur noch ein paar letzte Schleierwolken am Himmel. 

Das Bild hier habe ich dann gegen 20.30 Uhr aus dem Fenster nach Norden raus aufgenommen. Mondaufgang war hier gestern gegen 19.20 Uhr, das Foto ist eine gute Stunde später entstanden, als der Mond schon weiter aufgestiegen war. Klarer Himmel, noch keine Nordlichter, aber der Mond strahlte hell und geradezu warm. 


Kurz darauf fingen dann die Nordlichter an - das Bild hier habe ich gegen 21.15 Uhr aufgenommen und der Mond ist zwar überbelichtet, aber das Nordlicht am Himmel ist klar und eindeutig zu sehen, auch mit bloßem Auge gar kein Problem. 

Es heißt ja immer, wenn man Nordlichter sehen will, sollte man idealerweise die Zeit um Neumond herum nutzen, dass helles Mondlicht schwächere Nordlichter überstrahlen kann. Gestern war ungefähr Halbmond, der Mond war aber hier auf dem Land ohne viel "Lichtverschmutzung" schon hell und die Nordlichter waren auf jeden Fall trotz Mond sehr deutlich sichtbar. 


Und dann fingen die Nordlichter erst richtig an, über unserem Haus zu tanzen, in alle Richtungen am Himmel. 


Wir sind ungefähr eine halbe Stunde lang glücklich über unsere Terrassen gelaufen, haben in den Himmel geschaut, die Nordlichter bestaunt und uns einfach nur gefreut. 


Manchmal lese ich in den Sozialen Medien bei Skandi-Bloggern die Frage, was die Leser spannender fänden, Mitternachtssonne im Sommer oder Nordlichter im Winter. Ich kann für mich persönlich die Frage ganz klar beantworten - Mitternachtssonne im Sommer ist schön, klar, wenn es auch um Mitternacht nicht dunkel wird. Aber ich bin noch nie im Sommer rausgelaufen, habe über die Terrasse getanzt und einfach nur glücklich von ganzem Herzen gejauchzt, nur weil um Mitternacht die Sonne schien. Bei Nordlichtern dagegen passiert mir das auch nach über 5 Jahren hier noch regelmäßig. 

Ich finde Nordlichter einfach nur toll, immer noch!



Sonntag, 12. Oktober 2025

Unser Sommer-Projekt 2025

Neue Fenster fürs Wohnzimmer


Das war unser Projekt für diesen Sommer - neue Fenster für das Wohnzimmer in unserem Island-Häuschen. 

Als wir das Haus vor gut 5 Jahren gekauft hatten, war die eine Scheibe links neben der Tür offensichtlich nicht mehr wirklich dicht und von innen angelaufen. Der Austausch der Scheibe kam also auf die To-Do-Liste, aber nicht direkt mit ganz großer Priorität, mehr ein Fall von "müssen wir bei Gelegenheit halt mal dran". 

Die Scheiben, die wir hier im Haus haben, sind doppeltverglast, mit Gummi abgedichtet und mit Holzleisten verschraubt. 

Im Laufe der letzten 5 Jahre wurden immer mehr Scheiben langsam undicht. Sie liefen dann von innen an, zogen Feuchtigkeit - und der Ausblick war zunehmend eingeschränkt.

So sahen die Fenster hier dann aus:


Also sind wir dieses Projekt diesen Sommer angegangen. 

Unsere Nachbarn hatten letzten Sommer ihre Fenster ausgetauscht, also ist mein Mann mal bei ihnen vorbei gegangen und hat sich Tipps geholt. Es gibt wohl grundsätzlich drei Firmen, die solche Glasfenster / -scheiben hier in Island anbieten. Die eine davon (Íspan) sitzt in Kópavogur, da hatten unsere Nachbarn bestellt und die Preise waren günstiger, als wir befürchtet hatten. 

Zuerst haben wir uns dann intensiv mit Begriffen wie "ljósmál", "falsmál" und "glermál" beschäftigt, um überhaupt erst einmal zu wissen, wie wir unsere Fenster vermessen müssen, um dann die neuen Scheiben bestellen zu können: 

Wir haben gelernt, dass "ljósmál", also das "Lichtmaß", sich auf den sichtbaren Teil des Fensters bezieht, zwischen Pfosten und Rahmen. Zum Lichtmaß rechnet man dann bei Fenstern, die nicht geöffnet werden können, noch 26 mm hinzu bzw. bei Fenstern, die man öffnen kann, 24 mm, um so das "glermál" (= "Fenstermaß") zu ermitteln. 

Alternativ kann man auch das "falsmál" (= "Rahmenmaß") vermessen, also den Hohlraum, in den man dann das Fenster einsetzt. Von diesem Maß muss man aber noch 8 mm bei nicht zu öffnenden Fenstern bzw. 6 mm bei Fenstern, die man öffnen kann, nach oben/unten bzw. rechts/links abrechnen, um das "glermál" zu erhalten, also die Größe der Fensterscheibe, die man dann tatsächlich bei der Bestellung angibt.

Also haben wir sorgfältig und mehrfach und dann noch einmal alle 9 Fenster vermessen, die wir austauschen wollten. Teilweise hat mein Mann probehalber schon mal Leisten abgeschraubt, um einen Eindruck vom Hohlraum zu bekommen, in das dann das Fenster eingesetzt werden muss, überwiegend haben wir das "Lichtmaß" bei den vorhandenen Fenstern vermessen. Und dann hatten wir die Maße für alle 9 Fenster - zwei kleinere, vier größere, ein breiteres und zwei ganz breite. Neun Fenster, aber vier verschiedene Scheibengrößen.

Mein Mann hat die Bestellung dann online am Montag aufgegeben, die Rückmeldung war: Die neuen Fenster kommen in 14 Tagen. Fanden wir optimistisch, schließlich war Sommer und viele Arbeitnehmer hier sind im Urlaub, da dauert es potentiell eigentlich eher etwas länger... Tatsächlich kam aber schon nach 10 Tagen die Rückmeldung: Die Fenster sind da und können abgeholt werden.

Also haben wir der Speditionsfirma angeschrieben, die wir vorher kontaktiert hatten und die gemeint hatte, klar, alles kein Problem, einfach Bescheid sagen, spätestens zwei Tage später liefern wir von Kópavogur bis zum Sommer-Haus. Am Donnerstagnachmittag dann direkt angeschrieben, kam erst einmal keine Antwort. Dann kam auf Nachfrage die Rückmeldung, na ja, Sommer- und Ferienzeit, dazu noch krankheitsbedingte Ausfälle in der Firma, sie melden sich kurzfristig. Auf erneute Nachfrage dann am Montag die Rückmeldung: Nein, tut uns leid, wir schaffen es gerade nicht. Probieren Sie es mal bei einer anderen Firma... Es wurde dann kurzfristig noch mal aufregend, aber Dienstagabend hatten wir dann die Zusage einer anderen Spedition, unsere 9 Fensterscheiben am Mittwoch zu uns zu liefern. 

Mein Mann widmete sich auch schon den Vorbereitungshandlungen

Alle Leisten durchgehen und die Schrauben schon einmal soweit lösen, dass es beim Fenster-Austausch dann schnell gehen kann. Gar nicht so einfach, ganz im Gegenteil - manche Schrauben waren doch schon alt und sehr verwittert und verrostet und bröselten ihm beim Versuch, sie loszuschrauben, einfach entgegen. Tatsächlich war es ein ziemlicher Akt, teilweise konnte er die Schrauben schließlich nach mehrfachem besprühen mit WD-40 lösen, bei ein paar sehr sturen Schrauben half letztlich dann nur die Bohrmaschine. Es hat gedauert, aber letztlich war mein Mann doch erfolgreich!


Am Mittwochnachmittag war es soweit: 

Der Fahrer von der Spedition rief an, er wäre jetzt beim Kunden vorher fertig und kommt jetzt zu uns. (Die Kommunikation lief komplett auf Isländisch - ich bewundere ja meinen Mann, der das so tapfer hinbekommen hat, ich telefoniere so schon nicht so gerne und auf Isländisch ist es wirklich schwierig, finde ich!) Gegen halb vier rief der Fahrer an, dass er vor der Schranke zu unserer Straße stand, bitte einmal aufmachen. Und dann kam der große LKW unsere kleine Straße entlang und fuhr rückwärts unsere Auffahrt hinunter. Ehrlich gesagt, mir hat es imponiert, wie souverän der Fahrer mit seinem großen Laster rückwärts unsere doch relativ schmale Auffahrt entlang gefahren ist!


Der Mitarbeiter der Speditionsfirma hat dann den Ständer mit unseren Glasscheiben heruntergeladen und Mann und Sohn haben alle 9 Scheiben ins Haus getragen und aufrecht an verschiedene Wände gestellt.


Anschließend stellte sich heraus, dass der Speditionsfahrer nur die Fenster übergeben bekommen hatte, aber nicht die beiden Packungen mit Dichtungsband, die wir auch mit bestellt hatten und die wir für den Einbau der neuen Scheiben brauchten. Der Fahrer bot dann an, sie könnten die Dichtungen am nächsten Tag aus Kópavogur mitbringen und nachmittags bei uns vorbei bringen..?

Leider drängte die Zeit, weil wir nur noch bis Freitagabend Zeit hatten, die Fenster einzubauen - dann fuhr unser Sohn nach Deutschland zurück und ich konnte wegen meiner Schulterverletzung beim meinem Terrassensturz im Juli nicht wirklich helfen. 

Nachdem wir bei der Fenster-Firma telefonisch niemanden erreichen konnten, sind wir dann hektisch um 16 Uhr ins Auto gesprungen und losgefahren. Bis 17 Uhr hatte die Firma geöffnet, stand im Internet. Wir haben unterwegs noch mehrfach versucht, dort anzurufen, leider ohne Erfolg. Ich habe noch eine Mail geschickt, aber auch keine Antwort auf die Schnelle. Um 16.57 Uhr fuhren wir dann auf den Parkplatz der Fenster-Firma in Kópavogur. Und es hat dann alles gut geklappt, wir bekamen von einem Mitarbeiter zwei Beutel mit Dichtungsband. 

Kurz vor 18 Uhr waren wir dann wieder zu Hause - und Mann und Sohn konnten loslegen. Vorsichtshalber fingen sie mit einem der kleinen Fenster an.

Um 18.20 Uhr hatte mein Mann die Außenleisten entfernt, mit Hilfe vom Sohn lockerte er die alte Scheibe und konnte sie dann heraus nehmen. Dann die richtige neue Scheibe einsetzen, mit dem Dichtungsband den Holzrahmen auskleiden, feste andrücken, bis nichts mehr wackelt, und dann die Leisten wieder fest verschrauben. Und eine Viertelstunde später war das erste Fenster erfolgreich geschafft! Es klappte viel besser als erhofft!


Bis kurz vor 10 Uhr abends waren meine beiden Männer fleißig und haben an dem Abend 5 von 9 Fenstern ausgetauscht und eingebaut. 


Ganz verletzungsfrei waren die Arbeiten nicht, hier hatte sich mein Mann trotz seiner Handschuhe an einer Glasscheibe in den Finge geschnitten. Weitere Schäden gab es aber zum Glück nicht!


Am Donnerstag haben sie dann mit den letzten 4 Fenstern weitergemacht. Das hier war die letzte Scheibe, die sie getauscht haben. Gegen 12.30 Uhr war es geschafft. 


Hier sieht man noch mal den Unterschied - links noch die alte, von innen beschlagene Scheibe, und rechts ist tatsächlich schon die neue Scheibe eingesetzt. Die Scheibe, die hinten an der Wand lehnt, ist die alte Scheibe. Ich finde, es ist schon ein krasser Unterschied und so eine tolle Verbesserung!

Vorher-Nachher-Foto

Es ist wieder ein ganz neues Wohngefühl, wenn wir jetzt im Wohnzimmer sitzen und alles ist hell und klar und lichtdurchflutet, fast als ob man mitten in der Natur säße. Ich liebe es und freue mich immer noch jeden Tag an unseren neuen Fenstern!



Grillspjót með grænmeti og grillosti

Grill-Spieße mit Gemüse und Käse


Die meisten Isländer lieben es zu grillen. Gefühlt steht auf fast jeder Terrasse oder fast jedem Balkon ein Grill, oft ein großer Gasgrill, und dann wird bei Wind und Wetter möglichst das ganze Jahr über gegrillt.

Wir haben auch einen großen Gasgrill hier, mittlerweile haben wir auch noch einen kleinen Reise-Grill geschenkt bekommen, und die entsprechenden Gasflaschen gibt es an der Tankstelle (hier je nach Anschluss der Flasche entweder an der N1 oder Olis).

Wir grillen tatsächlich auch sehr gerne. 

Am Samstagabend hatten wir lieben Besuch, jeder hat etwas zum Essen beigesteuert und mein Mann hat (in einer der wenigen Regenpausen des Tages) auf der Terrasse am Grill gestanden und gegrillt. Wir hatten verschiedenes Fleisch auf dem Grill und dazu hatte ich, zur Abwechslung mal als fleischfreie Alternative, Grill-Spieße mit Gemüse und Käse vorbereitet. Als Beilagen gab es dann Baguette, Tsatsiki und Karottensalat. 

Es war sehr lecker - und die letzten Reste hatten wir am nächsten Tag zum Abendessen.


Zutaten für 6 Grillspieße

260 g Grillkäse
1 - 2 rote Zwiebel
1 Zucchini 
2 EL Öl

Holzspieße


Zubereitung

Den Grillkäse in ca. 1 cm dicke Stücke schneiden.

Die Zwiebel und die Zucchini schälen und schneiden.


Abwechselnd Zwiebel, Zucchini und Käse auf die Spieße stecken...


.... und anschließend die Spieße mit dem Öl beträufeln.


Bei mittlerer Hitze die Spieße ca. 3 Minuten lang von jeder Seite grillen.


Die gegrillten Gemüse-Spieße dann z.B. mit SkyrdippGurkendipp o.ä. servieren - oder wie bei uns hier mit Fleisch, Baguette, Karottensalat und ordentlich Tsatsiki.


Das Essen war sehr lecker - und wir hatten einen richtig schönen Abend zusammen!



Freitag, 10. Oktober 2025

Enn eitt sprungið dekk

Und wieder eine Reifepanne


Das Leben könnte ja auch einfach mal langweilig sein...

Eigentlich hatten wir gestern nichts Besonderes vor. Vormittags waren Mann und Kind zu Fuß ein bisschen in der Umgebung unterwegs. Nachmittags wollten wir dann in den Ort fahren zum Einkaufen. Wir hatten noch den gesammelten Müll ins Auto geladen, Papier, Plastik, Bio-Müll, Restmüll, um unterwegs beim Müll-Sammel-Platz (gámastöðin) vorbeizufahren, fuhren dann unsere Auffahrt hoch - aber irgendwie klackte es so komisch beim Fahren! Sehr komisch! 

Also direkt angehalten, ausgestiegen, geguckt - tja, der Vorderreifen auf der Fahrerseite war komplett platt und von der Felge runter. 

Weiterfahren war ganz offensichtlich unmöglich. 

Da wir ein Reserve-Rad im Kofferraum haben, hat mein Mann dann versucht, den defekten Reifen zu wechseln. Klingt nur leider in der Theorie einfacher, als es in der Praxis war. Wir hatten zwar viele verschiedene Werkzeuge im Auto, aber die Schrauben saßen bombenfest und ließen sich trotz aller Versuche kein bisschen bewegen. 


Die Werkzeuge, die wir hatten, waren entweder zu kurz, um genug Druck auf die Schrauben ausüben zu können, oder sie passten nicht - die lange Stange hatte leider nur einen Aufsatz für eine 21er Nuss, wir hätten aber einen Aufsatz für 22er Nüsse gebraucht. Ging also nicht. Selbst das WD-40-Spray, das sonst oft Wunder wirkt, half leider auch nur bedingt - eine Schraube ließ sich lösen, die anderen saßen aber weiterhin bombenfest. 

Mein Mann ist immer wieder zum Haus gelaufen und hat mehrfach seinen gesamten Werkzeug-Schuppen hier durchforstet, aber nichts gefunden, was irgendwie wirklich hilfreich hätte sein können. Mist!

Aber immerhin hatten wir großes Glück - die Nachbarn waren da. Also ist mein Mann irgendwann zum Nachbarn gelaufen und der hat nach Kräften versucht zu helfen. Letztlich hatte der Nachbar zwar viele Nüsse, aber leider keine 22er Nuss.


Schließlich sind die Männer mit dem Auto vom Nachbarn zum Bauernhof nebenan gefahren. Den Bauern kennen wir schon, der hat uns schon zwei Mal aus dem Schnee gezogen. Auch dieses Mal konnte er wieder helfen und mit dem Werkzeug vom Bauern gelang es meinem Mann dann tatsächlich, den kaputten Reifen zu wechseln und das Reserve-Rad aufzuziehen. 


Juchhu, so weit waren wir dann! 

Heute hatten wir mittags einen Termin beim Reifenservice im nächsten Ort. Also wieder den Müll ins Auto gepackt und vorsichtig, langsam und mit Herzklopfen mit dem Reserve-Rad zur Werkstatt gefahren. Schließlich ist das Rad kein vollwertiges Ersatzrad und man darf damit maximal 80 km/h fahren -  selbst hier in Island, wo man maximal 90 km/h fahren darf, kamen wir uns doch als ziemliches Verkehrshindernis vor auf der Landstraße... 


Es hat wirklich alles sehr gut geklappt. Wir waren pünktlich, die Werkstatt war - trotz viel Andrang - sehr organisiert und strukturiert, sie haben den Reifen untersucht, den Fehler gefunden, repariert...


... und nach einer halben Stunde konnten wir mit dem reparierten Reifen schon wieder aus der Werkstatt fahren. 


Wir waren dann heute noch einkaufen und sind anschließend doch wieder sehr viel entspannter nach Hause gefahren.


Das war übrigens schon die zweite Reifenpanne, die wir dieses Jahr hier auf Island hatten: 

Beim ersten Mal war uns im Januar ein Hinterreifen morgens im Schneeregen auf dem Weg zum Flughafen bei 80 km/h auf der Reykjanesbraut in Höhe Hafnarfjörður geplatzt. Zum Glück konnte mein Mann das Auto sicher auf dem Beginn der Ausfahrt zum Stehen bringen, es ist niemandem etwas passiert und wir haben auch noch rechtzeitig unseren Flieger bekommen. Aber das war schon ein ziemlicher Schreck!

Reifenpanne im Januar 2025

Auch von anderen habe ich dieses Jahr von etlichen Reifenpannen hier gehört: 

Zwei Freundinnen sind auf einer abgelegenen Strecke mit einer Reifenpanne liegen geblieben, zum Glück kamen hilfreiche Touristen vorbei, die ihnen das Rad wechseln konnten. Eine andere Freundin hat erlebt, wie ein Hochzeitspaar beim Foto-Shooting plötzlich mit einem Platten liegen blieben. Eine Kollegin hatte mit ihrem Mann ein Reifenproblem auf der Kjölur, ein Reifen verlor Luft und sie haben es nur mit Ach und Krach noch soweit geschafft, dass sie den Reifen notdürftig reparieren konnten. Eine andere Freundin, die mit ihrem Sohn unterwegs war, hatte im Sommer in Nord-Island eine Reifenpanne und der Sohn konnte unter Beweis stellen, dass er schon groß ist und Reifen wechseln kann. Als wir im August bei den Wasserfällen Kolufossar in Nordwest-Island waren, kam dort ein Jeep mit letzter Kraft auf den Parkplatz gerollt, der hinten einen Platten hatte. Und das sind jetzt nur die Reifenpannen, die ich in meinem persönlichen Umfeld mitbekommen habe.

Irgendwie scheint dieses Jahr hier der Wurm drin zu sein, was Reifen betrifft... 



Donnerstag, 9. Oktober 2025

Tré ársins 2025

Der Baum des Jahres 2025


Seit 1989 kürt der isländische Forstverband (Skógræktarfélag Íslands) jährlich den Baum des Jahres - einen Baum, der eine besondere Geschichte hat oder in irgendeiner Weise besonders interessant ist. 

Dieses Jahr wurde tatsächlich mein Lieblingsbaum zum Baum des Jahres ernannt - die Sitka-Fichte, die auf einer kleinen Insel bei Selfoss im Fluss Ölfusá wächst. Jedes Mal, wenn wir über die alte Brücke fahren, sehe ich den Baum und freue mich an ihm. Und stelle mir immer vor, wie schön es wäre, wenn er im Dezember als Weihnachtsbaum geschmückt würde.

Ich habe mich wirklich gefreut, als ich gelesen habe, dass dieser Baum dieses Jahr zum Baum des Jahres erklärt wurde!


Die feierliche Zeremonie fand am Samstag, den 20. September 2025 um 14 Uhr am Nordufer des Flusses Ölfusá statt, mit Übergabe der Urkunde zum "Baum des Jahres" von Jónatan Garðarsson, dem Vorsitzenden des isländischen Forstverbands an Bragi Bjarnason, den Bürgermeister der Gemeinde Árborg. Es wurden Reden gehalten, dazu gab es Musik und Erfrischungen.

Quelle: vísir.is /
Foto von Magnús Hlynur Hreiðarsson

Der Baum auf der kleinen Insel Jóruklettur im Fluss Ölfusá ist etwas Besonderes, auch weil völlig unklar ist, wie der Baum auf die Klippe dieser Insel gekommen ist. Die Vermutungen reichen von Selbstaussaat über einen heimlichen Baum-Enthusiasten, der mit Gummistiefeln, Schaufeln und Stecklingen auf die Insel geschippert sein könnte, so der zuständige Förster. Der Baum ist hier unter sehr schwierigen Bedingungen gewachsen, konnte sich bisher aber trotz seiner doch sehr exponierten Lage gegen Stürme, heftige Wellen und Schnee auf der Klippe behaupten.

Bei der Zeremonie am 20. September wurde der Baum auch feierlich vermessen. Nach den Messergebnissen der Forstfachleute ist die Fichte auf der Insel etwa 9,70 m hoch, der Stamm hat einen Umfang von knapp 40 cm und der Baum ist vermutlich etwas mehr als 40 Jahre alt. 

Im Rahmen der Zeremonie kündigte Bragi, der Bürgermeister von Árborg, an, dass der Baum zukünftig in die Weihnachtsbeleuchtung mit einbezogen werden solle. Damit würde dann für mich wirklich ein Traum in Erfüllung gehen, wenn dieser Baum dann wirklich zum Weihnachtsbaum würde! 



Exkurs: 
Sitka-Fichten auf Island

Sitka-Fichten sind eine Pflanzenart aus der Gattung der Fichten, aus der Familie der Kieferngewächse (zu der auch Bäume wie Douglasien oder Hemlocktannen gehören). Der natürliche  Verbreitungsraum der Sitka-Fichte reicht entlang der Westküste Nordamerikas von der Insel Kodiak in Alaska bis nach Nordkalifornien. Ihren Namen verdanken sie der Stadt Sitka in Alaska. Die Bäume sind besonders meersalz-tolerant, so dass man sie auch direkt am Meer findet, aber selten weiter als 30 km landeinwärts.  

Die Bäume sind immergrün, Sitka-Fichten erreichen im Schnitt eine Wuchshöhe von 50 bis 70 Metern, bei einem Stammdurchmesser von bis zu 5 Metern. Einzelne Bäume erreichen eine Höhe von knapp 100 Metern, damit ist die Sitka-Fichte die größte aller Fichten-Arten. Die Bäume können vermutlich bis zu 700 oder 800 Jahre alt werden.

Auf Island wurde die Sitka-Fichte erstmals in den 1920er Jahren zuerst aus Dänemark, später dann aus Norwegen nach Island importiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Kommunikationswege brach der Kontakt nach Norwegen ab, als das Land von Deutschland besetzt wurde, dafür ergaben sich neue Kontakte in die westliche Welt. So gelang es Hákon Bjarnason (1907 - 1989), dem damaligen isländische Forstdirektor, Kontakte nach Alaska zu knüpfen, und er erhielt von dort eine große Anzahl von Samen für Sitka-Fichten und Alaska-Lupinen sowie erste Stecklinge der Alaska-Pappeln (auch als Balsam-Pappeln bekannt), die seit 1944 in Island angebaut werden. 

Ende der 1950er Jahre starb fast der gesamte Bestand an Waldkiefern, die im Zuge der Aufforstung in Island angepflanzt worden waren, durch einen Befall mit Kiefernläusen ab. Am 9. April 1963 folgte dann, nach einer ungewohnt frühen und langen warmen Phase, ein heftiger Frühlingssturm, bei dem die Temperaturen innerhalb von 6 Stunden um 20° fielen (von +12° auf -8°), diesem Sturm fielen insbesondere in Südisland sehr viele Bäume zum Opfer. Allerdings stellte man fest, dass die Sitka-Fichten den Sturm und den Temperaturabfall mehrheitlich sehr viel besser vertragen hatten als andere Fichten- und Kiefern-Arten. Heute ist die Sitka-Fichte einer der häufigsten Forstbäume Islands. 

Frühere Sitka-Fichten als Baum des Jahres (2002 und 2022) 

Die höchsten und dicksten Bäume Islands sind heute in der Regel Sitka-Fichten und schon zwei Mal wurden Sitka-Fichten zum Baum des Jahres ernannt:

Bereits 2002 wurden zwei Sitka-Fichten beim Hof Stóra Giljá in der Nähe von Blönduós in Nord-Island zum Baum des Jahres gewählt. Das Haus wurde als eines der größten Häuser des Landes damals in den 1930er Jahren erbaut. Im Frühjahr 1964 bekamen die Bewohner dann 6 Sitka-Fichten-Setzlinge geschenkt, die sie beim Hof einpflanzten und hingebungsvoll zwei Mal wöchentlich mit einer Mischung aus Wasser und Kuhmist düngten. Die Fichten gediehen zunächst gut, aber die Nordwinde, die um die Ecken des Hauses fegten, ließen die äußeren beiden Bäume absterben. Die anderen Bäumen standen zu nahe beieinander, so dass die sich gegenseitig beschatteten, in den 1970er Jahren fällt man dann zwei Bäume, und die letzten beiden Fichten gedeihen seitdem. Bei der offiziellen Vermessung 2002 waren die Bäume zwischen 9,10 m und 9,70 m hoch, heute sind sie deutlich höher als das Haus.

Quelle: Wikipedia.is

Im Jahr 2022 wurde dann eine Sitka-Fichte in Kirkjubæjarklaustur, in der Nähe des Systrafoss-Wasserfalls, zum Baum des Jahres ernannt. 

Diese Sitka-Fichte, die 1949 gepflanzt wurde, gilt als der erste Baum der Neuzeit in Island, der eine Höhe von mehr als 30 Metern erreicht hat. Bei der Preisverleihung im September 2022 wurde der Baum feierlich von der damaligen Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir vermessen - danach betrug die gemessene Höhe 30,15 Meter.

Quelle: rúv.is /
Foto vom Forstverband Skógræktin

In die Reihe dieser "Bäume des Jahres" reiht sich jetzt also auch mein Lieblingsbaum hier auf der Insel im Fluss neben der alten Brücke über die Ölfusá in Selfoss ein. Ich hoffe, der Baum hält sich an seiner exponierten Stelle auch weiterhin so gut - und ich bin gespannt, ob er dieses Jahr wirklich zu Weihnachten geschmückt wird!



Mittwoch, 8. Oktober 2025

10 Tage Island im Herbst

So, unser Besuch ist zurück in Deutschland, es wird hier bei uns wieder ruhiger. Ich kann also auch wieder aus meiner Offline-Versenkung auftauchen... 

Wir hatten jetzt für 10 Tage den Bruder meines Mannes und seine Frau zu Besuch. Mein Schwager war schon mal in Island, meine Schwägerin noch nicht. 

Also wollten wir ihnen natürlich einen möglichst guten Eindruck von unserem Herzensort vermitteln. Das Programm sollte nicht zu anstrengend werden - mehr reinpacken kann man natürlich immer, aber das muss ja nicht sein. Aber einen schönen Überblick wollten wir ihnen schon bieten!

An Tag 1 war ich noch gesundheitlich angeschlagen, also ist mein Mann alleine mit dem Besuch los und ist mit ihnen durch Hveragerði gestreift, durch rauchende Wiesen und am Fluss entlang. Anschließend dann ans Meer - ich finde, man sieht richtig, wie viel Spaß mein Mann im Meer hatte! Hinterher ging es über Eyrarbakki zurück nach Hause. Und sie haben hier noch die Mars-Landschaft in den roten Bergen erkundet. 


An Tag 2 stand bei traumhaften Wetter der Golden Circle auf dem Programm - vom Geysir im Hochtemperaturgebiet Haukadalur ging es zum Wasserfall Gullfoss, weiter zum Brúarfoss, zur Farm Efstidalur zum Eisessen und schließlich zum ehemaligen Bischofssitz Skálholt, wo ihnen unerwartet noch ein beeindruckendes Chor-Konzert geboten wurde. 


An Tag 3 war dann das Wetter nicht mehr ganz so gut, aber schließlich doch besser als angesagt, und ich war auch wieder fit genug, so dass ich mitkonnte. Wir haben dann nach dem Mittag eine Runde durch Þingvellir gedreht, waren schließlich auch auf der Toilette mit meiner Lieblings-Aussicht und haben den Tauchern in der Silfra-Spalte zugeschaut. Außerdem waren wir vorher noch bei der kleinen Kirche am Úlfljótsvatn, die hier - je nach Perspektive - so malerisch über dem See thront und haben bei Nesjavellir über das rauchende Tal geblickt. Und zum Schluss waren wir am See Laugarvatn und haben gezeigt, wie hier auf Island Roggenbrot gebacken wird - in Metalltöpfen am heißen Strand.


An Tag 4 war das Wetter dann doch eher bescheiden, also haben wir einen ruhigen Tag eingelegt. Wir waren mittags im Öko-Dorf Sólheimar, haben einen Blick in die Gewächshäuser und auf das Gemüse sowie in den Shop geworfen, wo all die Erzeugnisse aus dem Ort verkauft werden - vom Gemüse über Kuchen, Saucen, Seifen etc. bis zu den Keramik- und Wollerzeugnissen aus den Werkstätten. Erste Weihnachtsengel gab es auch schon im Laden. Hinterher waren wir dann ganz profan noch in Selfoss im Supermarkt und haben uns zum Abendessen Pizza geholt.


An Tag 5 war das Wetter immer noch einigermaßen durchwachsen, also sind wir nach Reykjavík gefahren. Unser Besuch war dort im Perlan Museum, Schwager und Schwägerin waren beide absolut angetan, von der Eishöhle, der Nordlicht-Show und ganz besonders von der Vulkan-Show. So begeistert, wie sie waren, müssen wir vielleicht doch noch mal demnächst selber mit unserem Nachwuchs dorthin... 

Während unser Besuch im Museum war, haben wir in der Zeit ein paar Second-Hand-Läden abgeklappert und sind im Wald unterhalb vom Perlan spazieren gegangen, bis uns der Regen zurück ins Auto getrieben hat. 

Am Hinweg haben wir einen kurzen Stopp oben auf der Hellisheiði bei der Skíðaskáli gemacht und sind dort durch den herrlich nach Schwefel riechenden Dampf gelaufen, der diesmal aber meinem Schwager viel weniger gestunken hat als bei seinem ersten Besuch hier. 

Und am Rückweg haben wir noch kurz auf Seltjarnarnes gehalten und Mann und Schwager haben zumindest mit den Beinen im heißen Pott hier gesessen oder genau genommen in Kvika, auch Bollasteinn genannt, einem Außenkunstwerk der isländischen Künstlerin Ólöf Nordal: Ein Stein aus massivem Dolerit, in dem sich ein kreisförmiges warmes Becken befindet. Dieses "Bad" wurde 2005 im Auftrag der Gemeinde hier errichtet.


Am nächsten Tag war das Wetter wieder besser, also sind wir an Tag 6 wieder nach Reykjavík gefahren und sind durch die Stadt gelaufen. In der Hallgrímskirkja waren wir nur kurz, da an dem Tag dort eine Beerdigung stattfand (schließlich ist es eine arbeitende Gemeindekirche), auf den Turm konnten wir daher nicht. 

Dann sind wir die Skólavörðustígur, die "Regenbogen-Straße", entlang gelaufen, haben in die Shops geschaut und die Katze Ófelía auf ihrer karierten Decke im Souvenir-Laden besucht. Zum Mittagessen gab es für mich eine Vanille-Schnecke von meinem Lieblings-Bäcker Brauð & Co, die es aber nicht auf ein Foto geschafft hat. Schließlich waren wir noch im Rathaus am Tjörnin, beim Konzerthaus Harpa und bei dem Denkmal Sólfar

Bei Þúfa waren wir zum Schluss auch noch: Das ist ein künstlich angelegter, 8 Meter hoher Hügel, der 2013 im Auftrag einer Fischfabrik am alten Hafen Grandi von der isländischen Künstlerin Ólöf Nordal (geb. 1961) entworfen wurde. Der Hügel ist mit Gras belegt, ein schmaler Weg windet sich um den Hügel herum nach oben. Hier steht ein kleines, luftiges Holz-Häuschen, in dem Fisch getrocknet wird.



An dem Abend hatte es dann leider meinen Mann erwischt und mit einer ordentlichen Erkältung ausgeknockt. An Tag 7 haben wir unseren Besuch daher nur nach Hveragerði gefahren und sie waren alleine im Reykjadalur wandern, am heißen Fluss, anschließend noch bei Kaffee und Kuchen im Café dort. Der Besuch war begeistert und mein Mann konnte sich wieder bekrabbeln. Und nachts hatten wir dann noch richtig schöne Nordlichter!


An Tag 8 stand dann bei traumhaft sonnigem, aber doch ziemlich windigen Wetter die große Südküsten-Tour an. Wir fuhren morgens um 9 Uhr los, um möglichst viel vom Tag zu haben. 

Wir haben mit unserem Besuch einen Blick in die verfallenden Kuhställe am Felsen Drangurinn in Drangshlíð geworfen. 

Wir waren am Wasserfall Skógafoss und sind alle 466 Stufen zur Aussichtsplattform hochgelaufen (die Stufen hat mein Mann gezählt, falls er sich verzählt hat, beschwert Euch bei ihm!). 

Anschließend waren wir an der Lagune beim Gletscher Sólheimajökull. Der Sólheimajökull ist eine ca. 8 - 10 km lange und 1 - 2 km breite Gletscherzunge, ein Ausläufer vom Mýrdalsjökull, unter dem der Vulkan Katla liegt und der mit knapp 600 km² immerhin der viertgrößte Gletscher Islands ist. 

Wir waren in Reynisfjara, am schwarzen Strand, und in Vík, haben dort Burger gegessen und sind anschließend noch nach Dýrhólaey gefahren, um von hier auf die Küste zu schauen.

Zum Schluss waren wir gegen 17.30 Uhr gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang am Wasserfall Seljalandsfoss, konnten den Ausblick durch das Wasser im letzten Licht der Sonne genießen. Mein Mann hat mit dem Besuch noch einen Blick auf den Gljúfrabúi geworfen, den kleinen Wasserfall rund 560 m weiter in einer Spalte. Der Wasserstand war aber zu hoch, sie sind deshalb nicht in die Spalte gegangen. 

Das Wetter hatte sich den Tag über wunderbar gehalten, am späten Nachmittag zog es sich aber zu und als wir gegen 19 Uhr zu Hause ankamen, fielen die ersten Regentropfen... 


An Tag 9 waren wir dann doch alle noch recht k.o. von der Tour am Vortrag, außerdem war das Wetter teilweise schon etwas bescheiden. Schließlich war unser Besuch dann hier noch ein bisschen zu Fuß unterwegs, hinterher waren wir noch in Selfoss einkaufen. Anschließend musste der Besuch packen - schließlich ging es am nächsten Morgen früh zum Flughafen nach Keflavík.


Ich glaube, es war für alle Beteiligten eine schöne Zeit und ich denke, wir konnten unserem Besuch viele schöne Eindrücke von Island vermitteln. Auch wenn es teilweise schon etwas stürmisch war, wie man sieht!


Aber jetzt freuen wir uns auch auf ein paar ruhigere Tage hier...