Dienstag, 12. November 2024

Reykjavík im Wandel der Zeiten

Habt Ihr Euch eigentlich schon mal Gedanken gemacht, wie die Stadt Reykjavík wohl vor 100 Jahren aussah..? 

Heute ist hier eine der bekanntesten Ecken der Stadt, mitten in der Innenstadt. Hier steht nämlich Bæjarins Beztu Pylsur oder kurz Bæjarins beztu, DIE legendäre Hot-Dog-Bude, wo auch schon Prominente wie Bill Clinton, die Band Metallica oder Kim Kardashian ihre Hotdogs gegessen haben. 

Aber vor 100 Jahren stand man genau hier noch direkt am Meer.

So sah die Bude aus, als wir das erste Mal hier waren - mitten in einem scheinbar etwas heruntergekommenen Gewerbegebiet, zwischen anderen kleinen Gebäuden, damals noch mit freiem Blick auf den Arnarhóll. 


Der freie Blick ist mittlerweile längst verbaut, heute ist man hier Richtung Arnarhóll von Neubauten umgeben inklusive dem großen Einkaufsgebäude, wo u.a. H&M untergebracht ist oder auch das Penismuseum.


Die Hotdogs (pylsur) schmecken aber immer noch gut!


Als wir das letzte Mal hier mit dem Nachwuchs Hotdogs gegessen haben, ist uns gegenüber der Bude eine Art Denkmal aufgefallen - die steinernen Überreste eines alten Landungsstegs, der hier noch vor 100 Jahren direkt ins Meer führte.


Auf der einen Seite des Stegs sind auf einem rostigen Gestell Schautafeln und alte Bilder angebracht, die einem sehr anschaulich die Entwicklung des Ortes in den letzten 100 Jahren zeigen. 

So wie auf diesem Bild sah es hier noch ca. 1928 aus - der Blick vom Meer auf die Stadt an dieser Stelle. Man sieht die Stege für die Schiffe, die überall noch ins Meer führen, und das große weiße Haus, an der Ecke Tryggvagata / Pósthússtræti. 


Das Haus Pósthússtræti 2 

Das große weiße Haus auf der Ecke Tryggvagata / Pósthússtræti wurde 1919 gebaut, als Sitz der Büros für die erste Reederei des Landes, Eimskip.

Die Geschichte der Eimskipafélag, der "Dampfschiff-Gesellschaft", begann 1912. Damals wurden rund 14.000 Menschen (immerhin 15% der damaligen isländischen Bevölkerung!) Gründungsmitglieder des Vereins, zahlten ihr Geld ein und die Vorbereitungen für den Kauf des ersten Dampfschiffes begannen. Im Januar 1914 wurde die Gesellschaft offiziell gegründet, der erste Vorsitzende war Sveinn Björnsson (geb. 1881), der 1944 der erste Präsident der Republik Island wurde und 1952 im Amt starb. 

Aktuell kam bei uns im Isländisch-Unterricht gerade sein Sohn Björn Sv. Björnsson (1909 - 1998) vor, der in den 1930er Jahren bei einer Niederlassung von Eimskip in Hamburg arbeitete, sich dort für die Ideen der Nationalsozialisten begeisterte und 1941 in die Waffen-SS eintrat, im Krieg arbeitete er als Propaganda-Offizier für die Nazis in Dänemark. Er wurde bei Kriegsende in Dänemark als Kriegsverbrecher verhaftet, kehrte aber noch vor einem Prozess 1946 als freier Mann nach Island zurück - vermutlich hatte sein Vater, der Präsident Islands, im Hintergrund die Strippen gezogen. Björn Björnsson bestritt zeitlebens eine Verwicklung in die Taten des NS-Regimes. 


Das Haus Pósthússtræti 2 wurde jedenfalls 1919 erbaut, als Geschäftssitz für die neu gegründete erste isländische Reederei Eimskip. Auf den Bildern hier war das Haus also noch ein Neubau. Aber das Haus gibt es heute noch - heute ist hier das Hotel "Radisson Blu 1919" untergebracht, das damit wirbt, dass das Hotel "in einem der schönsten historischen Gebäude Reykjavíks" residiert. 


Das Haus Hafnarstræti 15

Im Hintergrund erkennt man auch noch ein weiteres historisches Gebäude der Stadt, das leuchtend gelbe Eckhaus, in dem heute u.a. das Restaurant Hornið untergebracht hat. Das Haus Hafnastræti 15 wurde bereits 1898 erbaut, ein zweigeschossiges Holzhaus, das auf einem Sockel errichtet wurde, mit Keller und ausgebautem Dach. 

Damals befanden sich diese Häuser hier direkt am Meer, nur wenige Meter von den damaligen Hafenanlagen entfernt.


Hier habe ich noch mal eingezeichnet, wo heute die legendäre Hotdog-Bude steht. 


Veränderungen der Küstenlinie seit 1920

Die Küstenlinie der Stadt hat sich innerhalb der letzten 100 Jahre ganz massiv verändert - während man 1920 hier direkt am Meer stand, ist man heute noch mitten in der Stadt. Auf dieser Info-Tafel vor Ort erkennt man sehr gut, wie sich die Küstenlinie von 1920 bis heute verändert hat. Die dunklen Linien sind von 1920, man erkennt gut die alten Anlegestege für die Schiffe. 


Die hellen Linien sind von heute - die ganzen Gebäude, die hier heute stehen, hätten vor nicht einmal 100 Jahren noch mitten im Meer gestanden. Hierzu gehört z.B. das Tollhúsið, das Ende der 1960er Jahre errichtete Zollhaus, wo sich heute der Flohmarkt Kolaportið befindet, ... 

Älteres Foto vom Kolaportið

... aber natürlich auch das Konzert- und Konferenzhaus Harpa, das 2011 nach der Finanzkrise doch noch fertiggestellt wurde.

Harpa (Oktober 2023)

Hier mal der Panorama-Blick vom Hügel Arnarhóll im Sommer 2023...


...und im Vergleich ein altes Foto mit Blick vom Arnarhóll auf die Hafenanlagen von 2004.


Alle diese Gebäude, die man hier auf dem Bild sieht, vom im Oktober 2018 eröffneten Shopping Center Hafnartorg über den Neubau der Landsbankinn und die modernen Hotelgebäude bis zum Konzert- und Kulturhaus Harpa ... 


... alle diese Gebäude hätten vor 100 Jahre noch komplett im Meer gestanden, weit jenseits der alten Küstenlinie von 1920. 


Mir war jedenfalls nicht bewusst, dass die Hotdog-Bude, hätte es sie 1920 schon gegeben, damals noch direkt am Meer gestanden hätte. 


Ich fand die Info-Tafeln mit den Bildern an den Resten des ehemaligen Landungsstegs auf jeden Fall richtig spannend! 



Sonntag, 10. November 2024

Groovís in Selfoss

Die Eisdiele der nächsten Generation


Kann Spuren von Werbung enthalten. *

Wir waren wieder zum Essen eingeladen, und zwar dieses Mal in eine ausgeflippte Eisdiele in Selfoss.

In der neuen Stadtmitte von Selfoss sind in den letzten Jahren 13 historische, aber mittlerweile zerstörte Wohn- und Geschäftshäuser aus ganz Island nachgebaut worden. Und es ist ein ganz neues Viertel entstanden, mit Wohnungen, Büros, schönen Läden und vielen unterschiedlichen Lokalen, Restaurants und Cafés. Ich bin hier gerne unterwegs!



Quelle: www.sunnlenska.is
In diesem kleinen, gelben Eckhaus befindet sich seit April 2023 die Eisdiele Groovís

Wie alle Häuser in der neuen Stadtmitte von Selfoss geht auch dieses auf eine historische Vorlage zurück, und zwar auf das Haus Ingólfur

Das Haus war 1926 erbaut worden, als 7. Haus in der neuen Siedlung Ölfúsárbrú, gar nicht weit vom heutigen Standort entfernt. Die Eigentümer waren Guðlaugur Þórðarson und seine Frau Guðiður Eyjólfsdóttir, die damals gerade das Restaurant Tryggvaskáli gekauft hatten, die Familie baute das Lokal am Brückenkopf 1934 aus und führte es bis 1942. Das alte Haus wurde 2007 zunächst innerhalb von Selfoss versetzt, später wurde es als Filmkulisse an die Küste transportiert. 

Heute befindet sich in dem neuen Haus am Kreisverkehr von Selfoss eine Eisdiele - aber eine Eisdiele, die alles andere als eine gewöhnliche Eisdiele ist. 


Betritt man das Haus, tritt man in eine ganz eigene Welt ein - lustig, laut, kunterbunt und süß. 


Das englische Wort "groovy" bedeutet so viel wie "stark" oder "megacool" und bei der Eisdiele "Groovís" ist der Name Programm. Hier ist wirklich alles farbenfroh und knallbunt, dazu fröhliche laute Musik. Allein in den Kronleuchter hier habe ich mich auf den ersten Blick direkt schockverliebt!


Árni, der Besitzer von Groovís, hat uns ganz stolz erzählt, dass sie die modernste Softeismaschine haben, die es derzeit auf dem Markt gibt. Die Maschine sorgt dafür, dass man hier besonders leckeres Eis ganz ohne Bedenken essen kann. 

Die Rohmasse (Vanille-Eis von Kjörís aus Hveragerði) wird bei Groovís vor Ort dann mit verschiedenen Zutaten vermischt und cremig und softig aufgeschlagen, so dass sich der Geschmack hierdurch perfekt entfalten kann.

Die Maschine muss außerdem nicht personell gereinigt werden, sondern wird jeden Tag vollautomatisiert gesäubert und pasteurisiert, so dass man keine Bedenken haben muss, sich durch menschliche Hygienemängel irgendetwas einzufangen. 


Und genauso bunt wie die Ausstattung ist auch die Auswahl, die Euch hier erwartet. 

Die Bestellung gibt man hier übrigens online über die Website oder an einem der Automaten in dem Lokal auf. So kann man sich ganz in Ruhe durch das gesamte Angebot durchklicken, ohne sich durch die Kunden hinter einem gehetzt fühlen zu müssen. Und die Mitarbeiter können sich ganz auf die Zubereitung der ganzen leckeren Eis-Kreationen konzentrieren, auch wenn sie bei Fragen natürlich auch behilflich sind.


Zur Auswahl gibt es hier vor allem Mini-Donuts (mini kleinuhringir), mit vielen verschiedenen Saucen und Toppings, Slush, also halbgefrorenes Trink-Eis mit einer Konsistenz wie Schneemasch (krap) in verschiedenen Geschmacksrichtungen und mit verschiedenen Toppings,  verschiedene Milkshakes mit Mini-Donuts (sjeik& kleinuhringir) und Soft-Eiscreme (ís í vél) in 6 verschiedenen Geschmacksrichtungen und in ganz unterschiedlichen Formen und Größen sowie Eiskugeln (kúluís) mit 8 verschiedenen Sorten. 

Alles Eis gibt es hier wahlweise im Becher oder in der Waffel, wenn man mag noch mit Zuckerwatte, und dazu gibt es noch verschiedene heißen oder kalten Saucen und ganz viele unterschiedliche Toppings zur Auswahl. 

Hier ein Blick in die Theke - von Krekskrümeln, Oreos, Smarties, Lakritz und Schokolade bis zu Kokos, Puderzucker, Zuckerzimt und Früchten gibt es hier wirklich über 30 verschiedene Toppings zur Auswahl!


Mein persönliches Highlight war übrigens diese Donut-Maschine. Hier wird der frische Teig oben in die Maschine gegeben und unten fallen die kleinen Teig-Kringel heraus, schwimmend durch das heiße Fett, tropfen dann ab und zum Schluss fallen die ganz frischen, herrlich duftenden Mini-Donuts dann vom Band auf das Küchenpapier. 


Dann werden sie mit Puderzucker, Zuckerzimt o.ä. bestreut und mit Saucen und weiteren leckeren Zutaten getoppt. 


Wir waren von Árni, der zusammen mit seiner Frau Gudný Sif das Groovís seit April 2023 betreibt, zum Eis-Essen eingeladen, und haben uns von ihm durch eine Auswahl ihrer Leckereien führen lassen. 


Als erstes bekamen wir eine der Spezialitäten des Hauses, eine große Berja Bomba (= Beeren-Bombe). Dieses süße Gericht besteht aus 12 Mini-Donuts mit Puderzucker, Karamellsauce, sehr leckeren Keksbröseln und frischen Erdbeeren, dazu noch ein Erdbeer-Eis mit Schokoladen-Sauce. Diese süße Köstlichkeit kostet 3.040 ISK, also umgerechnet gut 20 €. Für eine kleinere Portion mit 6 Mini-Donuts, Sauce, Krümeln und Eis zahlt man 2.340 ISK, also gut 15 €. 

Aber meinen persönlichen Geschmack hat es perfekt getroffen und ich habe es wirklich geliebt! 


Anschließend bekamen wir ein Clown-Eis, ein Softeis aus einer Mischung aus Erdbeer- und Bananeneis, überzogen mit einer Erdbeer-Glasur, lustigen Augen und einer roten Nase sowie schön dick eingewickelt in einer Ladung rosarote Zuckerwatte. Der Preis für dieses süße Eis beträgt 890 ISK, also knapp 6 €. 

Geschmeckt hat es uns wirklich gut und optisch ist es ein absolutes Highlight! 



Anschließend hat uns Árni noch einen Milkshake mit Mini-Donuts (sjeik & kleinuhringir) serviert. Er erzählte, dieses Gericht war das erste Highlight ihrer Kunden nach der Eröffnung. Wir bekamen einen Schoko-Milkshake mit 4 frischen Mini-Donuts am Spieß mit Zuckerzimt, die reguläre Größe kostet 1.550 ISK, umgerechnet also gut 10 €.  Auch sehr lecker, der weiche, cremige Milkshake und dazu die warmen, süßen Donuts, außen knusprig und innen ganz weich. Allein schon die Mini-Donuts sind ein echter Genuss!

Zum Abschluss servierte Árni uns dann noch einen ávaxta baka, also einen "Obst-Kuchen", mit Vanille-Softeis mit Erdbeeren, Blaubeeren und Keksteig, dazu noch zusätzlich Schokoladen-Sauce und einen Kokos-Schoko-Würfel. Dieser "Obst-Kuchen" mit allem Drum und Dran kostet 2.000 ISK, umgerechnet sind das etwa 13,40 €. Auch sehr lecker und sehr süß!


Wir haben also zu zweit vier sehr leckere Portionen bekommen, lecker und süß, für insgesamt rund 50 €. Und ich war nach dem Besuch einer Eisdiele noch nie so satt! 

Öffnungszeiten von Groovís

Die Öffnungszeiten sind aktuell montags bis freitags von 14 bis 22 Uhr, am Wochenende von 12 bis 22 Uhr


Ich freue mich schon darauf, mit unserem Enkelkind hierher zu gehen, wenn sie uns das nächste Mal auf Island besucht - das rosa Zuckerwatte-Eis wird sie lieben, oder vielleicht gibt es ja dann gerade eine Einhorn-Variante o.ä. Der Phantasie und Kreativität von dem Besitzer-Ehepaar Árni und Gudný Sif sind keine Grenzen gesetzt und sie haben noch ganz viele Ideen, die sie in Zukunft umsetzen wollen! 



P.S.:

Groovís bietet übrigens neben der Eisdiele auch einen Catering-Service an für jede Veranstaltung vom Kindergeburtstag bis zum Volksfest. 

Angeboten werden die leckeren Mini-Donuts, Eis und Zuckerwatte und Slush-Eis.

Es gibt auch einen mobilen kleinen Eiswagen, den ich auch schon bei Live-Veranstaltungen auf dem Brúartorg in der Neuen Mitte von Selfoss gesehen habe - mit einer langen Reihe von Kindern, die dann ganz glücklich mit ihrem Zuckerwatte-Eis wieder loszogen. 



Es handelt sich hierbei formal gesehen um Werbung, da wir zu dem Essen und den Getränken eingeladen wurden. Wir besuchen aber nur Restaurants und Lokale, von denen wir vorher Gutes gehört haben und die wir - aus den verschiedensten Gründen - spannend finden. Insoweit waren wir auch ehrlich begeistert und wenn wir in Lobeshymnen ausbrechen, sind die wirklich ernst gemeint. 


Donnerstag, 7. November 2024

Grænkálspestó

Grünkohl-Pesto


In Deutschland ist Grünkohl ein typisches Wintergemüse. Man sagt oft, Grünkohl solle erst nach dem ersten Frost geerntet werden. Dabei braucht Grünkohl eigentlich gar nicht unbedingt Frost, um Stärke in Zucker umzuwandeln, allgemein niedrige Temperaturen reichen schon. Reifer Grünkohl enthält kaum noch Stärke, die umgewandelt werden könnte, bildet aber durch Photosynthese weiter Traubenzucker. Und "allgemein niedrige Temperaturen" sind auf Island kein Problem, hier gibt es die niedrigen Temperaturen oft schon den ganzen Sommer über. 


Hier auf Island wächst Grünkohl im Freien und gedeiht besonders gut. Die Erntezeit ist meist von Juli bis Dezember und der Grünkohl kann dann auch frisch im Supermarkt gekauft werden. Da es hier nicht so viel Gemüse gibt, das ohne geothermale Energie wachsen kann, wird Grünkohl in der isländischen Küche vielfältig eingesetzt, z.B. frisch in Salaten, Smoothies oder Säften, gekocht in Suppen, gebratenen als Beilage oder Aufläufen. Es gibt auch Grünkohl-Chips - und er eignet sich auch sehr gut für frisches Pesto. 

Grünkohl ist außerdem noch gut für eine gesunde Ernährung - wie die meisten Kohlsorten ist er reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und Eiweiß. Er steht unter den Kohlsorten sogar an erster Stelle, was den Gehalt an Vitamin B, E und K, Kalzium, Folsäure und Eisen betrifft. Außerdem enthält er eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen, die den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel regulieren und das Immunsystem stärken.


Zutaten

100 g frischer Grünkohl
3 EL frischer Basilikum 
60 g Pinienkerne
30 g Parmesan
1 Prise Knoblauch-Pulver
1 Prise frischer Pfeffer
ggf. eine Prise grobes Meersalz
80 ml Rapsöl


Zubereitung

Den Grünkohl und das Basilikum waschen. 

Den Strunk vom Grünkohl entfernen und die Basilikum-Blätter zupfen, alles etwas klein schneiden.


Grünkohl und Basilikum in einen hohen Behälter geben, Pinienkerne, Parmesan, Knoblauch-Pulver und Pfeffer hinzugeben, das Rapsöl darüber gießen und alles gründlich mit dem Mixer pürieren. 


Bei Bedarf noch etwas Rapsöl hinzufügen und untermixen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.

Zum Schluss nach Geschmack mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dabei mit dem Salz ein bisschen aufpassen, da der Parmesan-Käse bereits recht salzig ist.


Wir hatten das Grünkohl-Pesto als Beilage zum Grillfleisch und auf gebuttertem Roggenbrot (rúgbrauð), das war beides sehr lecker!



Freitag, 1. November 2024

Neyðarkall björgunarsveitanna

Notruf - der Schlüsselanhänger der Rettungsmannschaften


Es ist wieder diese besondere Zeit im Jahr - die jährliche Spendenkampagne der Rettungskräfte hier auf Island läuft! 

Vom 30. Oktober bis zum 03. November 2024 stehen die Freiwilligen der Rettungskräfte wieder in den Einkaufszentren und Supermärkten des Landes und verkaufen hier den "neyðarkall", den alljährlichen Schlüsselanhänger der Rettungskräfte. 

Die kleine Figur kostet 3.500 ISK, umgerechnet also gut 23 €. 

Der Erlös aus dem Verkauf geht an die verschiedenen Abteilungen der Rettungsmannschaften und wird zur Finanzierung ihrer Arbeit verwendet. Durch den Kauf der Schlüsselanhänger unterstützt man die Arbeit der Tausenden freiwilligen Helfern, die für ihre Schulungen, Fortbildung und Anschaffung und Wartung ihrer Ausrüstung inklusive Werkzeuge, Fahrzeuge und Geräte auf genau diese Spenden angewiesen sind. 

Landsbjörg / ICE-SAR

Das erste Suche- und Rettungsteam Islands wurde wohl 1918 auf den Westmännerinseln gegründet, da es hier häufig zu Unfällen auf See und vor der Küste Islands kam. Seitdem sind zahlreiche isländische Rettungsteams freiwillig im Einsatz und gewährleisten die Sicherheit der Bevölkerung und der Besucher. 

In der heutigen Form entstand Slysavarnafélagið Landsbjörg, also die isländische Rettungsorganisation für die Luft-, Land- und Wasserrettung im Oktober 1999, aus dem Zusammenschluss der 1928 gegründeten Seenotrettung und der Rettungsmannschaften zu Lande. Es handelt sich um eine Freiwilligenorganisation mit etwa 18.000 Mitgliedern

Diese Menschen sind freiwillig das ganze Jahr über Tag und Nacht in Bereitschaft, um im Notfall Unfälle zu verhindern und Menschenleben und letztlich auch Sachwerte zu retten. 

Schirmherr der Vereinigung ist der isländische Präsident

Auf Island lebt man mit Naturgefahren verschiedener Art. Daher ist es unerlässlich, dass jedes Dorf und jede Stadt ein Team von Freiwilligen hat. Derzeit gibt es auf Island laut dem Verband 93 Rettungsteams, 37 Unfallverhütungsabteilungen und 48 Jugendabteilungen, die im ganzen Land ein engmaschiges Netz bilden und im Fall der Fälle ehrenamtlich zu Hilfe kommen. 

Finanzierung der Arbeit 

Die Mitgliedseinheiten sind finanziell unabhängig. Sie bestehen aus Freiwilligen, die wichtige Aufgaben für die Gemeinschaft übernehmen. Sie retten gestrandete Wanderer in den Bergen, fliegen Unfallopfer ins Krankenhaus, kümmern sich um Reisende, die in schlechtem Wetter festsitzen, ziehen Autos aus dem Wasser und rücken auch sonst immer aus, wenn Hilfe gebraucht wird. Die Helfer arbeiten ehrenamtlich und unbezahlt und sind auf Spenden angewiesen

Die Finanzierung von Landsbjörg läuft u.a. über den Verkauf von Feuerwerkskörpern (flugeldasala). Hier hat Landsbjörg auf Island das Monopol für den Verkauf von Raketen, Böllern, Batterien und allem anderen, was man für ein ordentliches Feuerwerk braucht - und dazu gibt es noch Sicherheitsvorkehrungen und -tipps. Schließlich ist es auch Landbjörg, die bei Unfällen mit Feuerwerkskörpern ausrücken. Wer keine Feuerwerkskörper kaufen möchte, die Rettungskräfte aber trotzdem unterstützen, kann auch symbolisch einen Setzling kaufen, der dann von Freiwilligen im Rahmen der Wiederaufforstung des Landes tatsächlich gepflanzt wird. 


Neyðarkall - Notruf der Rettungsmannschaften

Eine weitere Spenden-Sammel-Aktion ist der Verkauf der Schlüsselanhänger. Seit 2006 verkaufen die Rettungsmannschaften zur Finanzierung ihrer Arbeit jedes Jahr in einer besonderen Kampagne ihren Schlüsselanhänger - ihren "neyðarkall" (= "Notruf"). 

Jedes Jahr gibt es einen anderen Schlüsselanhänger, der jeweils eine spezielle Ausstattung und Ausrüstung trägt. So trug die kleine Figur im Laufe der Zeit u.a. schon die Ausrüstung der Bergrettung, die Ausrüstung von der Seenotrettung, es gab auch schon den Hundeführer für Rettungshunde, einen Spezialisten für die Rettung aus Trümmern, einen Rettungstaucher, einen medizinischen Ersthelfer, jemanden, der die Vermissten mit einem Schneemobil rettet oder mit einer Drohne sucht, und es gab auch schon einen historischen Retter mit der Ausrüstung "aus der Vergangenheit".

Wie Rettungsdienst in den Stellungnahmen zu diesjährigen Aktion ausführt, wurden die Menschen auf Island in den letzten Jahren daran erinnert, dass sie hier in einem rauen Land leben. Es gab heftige Erdbeben, insbesondere in Grindavík, die Vulkanausbrüche auf Reykjanes, aber z.B. auch der Einsturz einer Gletscherhöhle und viele weitere Einsätze. Daher ist die kleine Figur des "Notruf"-Schlüsselanhängers der Rettungsmannschaften dieses Jahr 2024 ein "hamfarasérfræðingur", also ein Experte für den Katastrophenschutz


Ich habe am Donnerstag beim Einkaufen im Skeifan einen Freiwilligen gesehen, der vorne im Hagkaup die Schlüsselanhänger verkauft hat. Und nach meinem Einkauf habe ich eines der kleinen Kerlchen mitgenommen. Klar, 3.500 ISK für einen Schlüsselanhänger ist viel Geld, aber es geht schließlich um die Finanzierung all der freiwilligen Rettungsmannschaften, die hier auf Island ehrenamtlich und unermüdlich im Einsatz sind. Und dafür sind 3.500 ISK nun wirklich nicht viel...