Samstag, 26. Oktober 2024

Fyrsti vetrardagur

Der erste Wintertag


Der altisländische Kalender kennt nur zwei Jahreszeiten - den Winter und den Sommer. Beide Jahreszeiten dauern jeweils 6 Monate. 

Der erste Wintermonat (gormánuður) beginnt am Samstag nach der 26. Sommerwoche, also in der Regel dem Samstag zwischen dem 21. und dem 27. Oktober (in Schaltjahren auch dem 28. Oktober). Der erste Tag des ersten Wintermonats ist dementsprechend der erste Wintertag auf Island (fyrsti vetrardagur). 

Der erste Wintertag 2024 

Für dieses Jahr ist also heute, am Samstag, den 26. Oktober 2024, der erste Wintertag auf Island. 

Das Wetter hier bei uns ist aktuell sehr wechselhaft, gefühlt wechselt es wirklich alle 10 Minuten zwischen Sonnenschein und Hagelsturm, dabei ist es noch knapp über 0°. 

Das Foto hier ist vom Morgen, aufgenommen etwa um Viertel vor 9. Man sieht, alles ist noch nass, die Wolken hängen tief, aber am Horizont leuchtet das Morgenrot. 


Dafür gibt es abends die letzten Tage auch immer mal wieder Wolkenlücken und ich konnte Nordlichter genießen, wie hier der Blick vom Arbeitszimmerfenster aus nach Norden. Rechts unten war übrigens gerade der Mond aufgegangen. 



Ernsthaft - das Bild hier rechts habe ich gestern Abend etwa um 20 Minuten vor Mitternacht gemacht, dann bin ich ins Bett gegangen. Und kurz vor Mitternacht wehte der Sturm wieder so heftig und der Hagel fegte gefühlt waagerecht über die Terrasse, dass ich noch einmal aufgestanden bin und kontrolliert habe, ob auch alles in Ordnung ist, weil es so laut klapperte. Wirklich - vielleicht 15 Minuten nach diesem Nordlicht-Bild hier! 


Wintermonat - Schlachtmonat

Der erste Wintermonat im altisländischen Kalender wurde auch als "Schlachtmonat" bezeichnet - nachdem Ende September der Viehabtrieb war, folgte dann eben die Schlachtung der Tiere, die nicht über den Winter gebracht werden sollten. Daher ist der erste Wintermonat der perfekte Zeitpunkt für eine richtig gute Fleischsuppe aus frisch geschlachtetem isländischen Lammfleisch. Entsprechend wurde auf der Skólavörðustígur in Reykjavík auch mehrere Jahre lang am ersten Wintertag der Kjótsúpadagur gefeiert; mittlerweile wird diese schöne Tradition aber leider nicht mehr fortgeführt. 
 
Vetrarboð 

Zu dieser Zeit gab es früher auch große Feste und Einladung, wahrscheinlich auch aus ganz praktischen Gründen: Das frischgeschlachtete Fleisch musste schnell verzehrt werden, da es früher - ohne Salz und ohne moderne Gefrierschränke - schwierig war, das Fleisch ausreichend haltbar zu machen. Und auch wenn man vieles räucherte oder in Molke einlegte, musste doch vieles auch direkt gegessen werden, damit es nicht verdarb. Also die perfekte Gelegenheit, die Nachbarn einzuladen, sich großzügig zu zeigen - und sich auf die Gegeneinladung zu freuen. 

Wobei Winter auf Island nie eine leichte Zeit war - kalt, dunkel, schneereich und voller Stürme. Die Menschen haben die Winter oft gefürchtet und um sich vielleicht ein bisschen besser auf das, was kommen würde, vorbereiten zu können, gehörte es zum Anfang des Winters auch dazu, aus diversen Omen zu lesen, wie der kommende Winter sein würde. 

Veðurspá fyrir vetri

Manche versuchten, Anfang November aus der Milchstraße zu lesen, wie der Winter werden würden. Das Band der Milchstraße erstreckt sich als unregelmäßig breiter Streifen über den Himmel - der gesamte Streifen stand dann für den kommenden Winter und die Stellen, wo der Streifen besonders dick war, sollten anzeigen, zu welchen Zeiten der Winter besonders schneereich sein würde. 

Eine andere Methode war es, den Verlauf des Winters aus den Gedärmen des ersten Schafes zu lesen, das im Herbst auf dem Hof geschlachtet wurde. Der Darm stand dabei für den Verlauf des Winters und wurde von unten nach oben "gelesen" - die freien Stellen im Darm standen dann für die besonders harten, entbehrungsreichen Zeiten im kommenden Winter. 

Alternativ verwendete man auch die Milz des Schafes für die Wettervorhersage: Man entnahm die Milz, macht blind zwei oder drei Einschnitte und hängt die Milz dann an die Wand. Die Milz wird allmählich weiß, wenn sie an der Wand hängt und trocknet, und die Teile, die zuerst weiß wurden, sollten die schneereichsten Phasen des Winters vorhersagen.

In diesem Sinne - danke für den vergangenen Sommer und ich wünsche Euch und uns allen einen möglichst guten Winter! 




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