Der Fleischsuppen-Tag am ersten Tag des Winters
Auf Island war gestern fyrsti vetrardagur, also der erste Wintertag.
Der Tag geht auf den alt-isländischen Kalender zurück, der das Jahr in 6 Wintermonate und 6 Sommermonate aufteilt. Der erste Wintertag ist der Samstag nach der 26. Sommerwoche, i.d.R. der Samstag zwischen dem 21. und 27. Oktober.
Der erste Wintermontag, der gormánuður, wird auch als "Schlachtmonat" bezeichnet - nachdem Ende September der Viehabtrieb war, folgte dann eben die Schlachtung der Tiere, die nicht über den Winter gebracht werden sollten. Daher ist der erste Wintermonat der perfekte Zeitpunkt für gute Fleischsuppe aus frisch geschlachtetem isländischem Lammfleisch.
Íslensk kjötsúpa, also isländische Fleischsuppe, ist eine herzhafte Suppe aus Lammfleisch und Gemüse. Meistens werden Kartoffeln, Karotten, Rüben und Kohl verwendet, teilweise auch Zwiebeln und Lauch. Oft wird die Suppe auch noch durch Reis oder Graupen etwas angedickt. Manchmal erinnert kjötsúpa eher an Ochsenschwanzsuppe, manchmal basiert sie auf Gemüsebrühe oder enthält einen Tomatenbasis.
Auf der Skólavörðustígur wird der erste Wintertag seit 2003 als kjötsúpudagur, also als Fleischsuppentag, gefeiert.
Die Straße Skólavörðustígur verläuft von der Hallgrímskirkja hinunter zum Laugavegur. Die Straße hat ihren Namen von der alten steinernen Schulwarte, die rund 140 Jahre lang hier oben auf dem Hügel stand. Die Warte wurde 1931 abgerissen, um Platz zu schaffen für die große Statue von Leifur Eiríksson vom US-Bildhauer Alexander Stirling Calder (1870 - 1945), die Island 1930 zur 1.000-Jahr-Feier des Alþingi von den USA geschenkt wurde. Als die Statue hier aufgestellt wurde, war die Hallgrímskirkja übrigens erst im Planungsstadium, mit dem Bau der Kirche wurde dann 1945 begonnen (Fertigstellung 1986).
Gestern war die erste Suppenstation vom Kaffi Loki oben am Beginn der Straße.
Auch bei Krua Thai gab es vor dem Laden einen Stand mit isländischer Fleischsuppe, die auch stilgerecht von Thai in isländischen Schafwoll-Pullovern serviert wurde. Eine ganz leichte asiatische Note hatte die Suppe, aber es war eindeutig íslensk kjötsúpa.
Beim Restaurant Sjávargrillið gab es noch Fleischsuppe, wie überall in breiten Papp-Bechern für die Suppe, aber die Löffel waren bereits ausgegangen. Ich glaube, das könnte auch ein Grund dafür gewesen sein, dass hier die leckeren kostenlosen Suppenportionen besonders groß ausfielen!
Auch vor der Galleri in der Skólavörðustígur 5 gab es einen Stand mit Fleischsuppe - hier wieder die eher rötliche Variante.
Die letzte Station war schließlich unten am Laugavegur der Stand vom Bændasamtök Íslands, dem isländischen Bauernverband. Subjektiv war hier die kjötsúpa übrigens ganz besonders lecker und würzig.
Gestern ging es um 13 Uhr los. An den meisten Ständen war die Fleischsuppe dann gegen 14.40 Uhr bereits vollständig ausgeschenkt. Ich glaube, einen Stand haben wir verpasst. Auf jeden Fall war es ein sehr nettes Event - hach ja!
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