Sonntag, 29. Januar 2023

Laugarvatn Fontana

Baden mit 60° Temperaturunterschied - Island im tiefsten Winter


Mittlerweile sind die Temperaturen auf Island wieder im üblichen Bereich, aktuell schwankt die Anzeige auf unserem Thermometer um den Gefrierpunkt herum, aber von Anfang Dezember bis Mitte Januar gab es eine extrem lange Kälteperiode, bei uns war es wochenlang unter -10° und oft auch bis -20° kalt. 

Die örtlichen Schwimmbäder in der Region hatten geschlossen, zumindest die Außenpools, weil es einfach nicht genug warmes Wasser gab zum Heizen und das Wasser nicht ausreichte für eine vernünftige Badetemperatur. 

Das private Schwimmbad Fontana in Laugarvatn hatte auch in dieser Eiseskälte geöffnet, aber in Laugarvatn gibt es viel geothermische Energie, heiße Quellen in und am See, die auch zum Beheizen der Pools und zum Betreiben des Dampfbades genutzt werden. Laugarvatn ist ein kleiner Ort mit gut 200 Einwohnern, aber es gibt eine Tankstelle mit kleinem Supermarkt, Hotels, Ferienhäuser und einen Camping-Platz sowie ein Schwimmbad und das private Geothermalbad Fontana. 

Wir waren im Sommer 2020 schon einmal im "Fontana" baden, da wollten wir es jetzt auch einmal im tiefsten Winter erleben. Wir haben allerdings drei Anläufe gebraucht, bis wir es Anfang Januar tatsächlich bis zum Schwimmbad geschafft haben: Beim ersten Versuch sprang das Auto nicht an und rutschte dann in den Graben. Als wir das zweite Mal los wollten, sollte unsere Straße eigentlich im Laufe des Tages geräumt werden, aber bis 18 Uhr war sie immer noch unpassierbar, irgendwann haben wir den Ausflug dann verschoben. Beim dritten Anlauf hat es aber geklappt - mit Schaufeln haben wir uns "ausgegraben" bzw. den Weg für unser Auto zumindest so weit freigelegt, dass wir es bis zur Hauptstraße geschafft haben - und dann weiter über die Straßen Nr. 35 und Nr. 37 nach Laugarvatn. 

Wir hatten einen wirklich kalten Tag erwischt, das Autothermometer zeigt -18° an, als wir losfuhren, und bis wir ankamen, war es noch kälter geworden. 

Es war aber strahlender Sonnenschein, wirklich schönes Wetter - bis wir uns Laugarvatn näherten und eine große Nebenwolke direkt über dem Ort hing, über dem warmen Wasser dort. 

Von der Hauptstraße im Ort fährt man ein kurzes Stück runter zum See, wo auch das Schwimmbad Fontana liegt - und es war wirklich ein ganz spezielles Erlebnis, wie es einfach immer nebliger und nebliger wurde, mitten im Ort, und man gefühlt nur noch in eine weiße Wand fuhr... 


Am Parkplatz ging es dann aber schon wieder - unten hing der Nebel, darüber war strahlender Sonnenschein. 

Wir hatten keine Tickets bestellt, weil wir ja vorher nicht wussten, ob wir es mit dem Auto auch bis nach Laugarvatn schaffen würden. Aber es war jetzt nicht so viel Betrieb, die Automassen auf dem Parkplatz vom "Fontana" waren noch überschaubar.


Also schön warm einpacken und ab ins Freibad, bei knapp -20° Außentemperatur!


Ganz billig sind solche heißen Bäder ja nicht auf Island, auch das "Fontana" macht da keine Ausnahme. Für jeden Erwachsenen zwischen 17 und 66 Jahren kostet der Eintritt derzeit 4.500 ISK, das sind umgerechnet rund 30 €. Immerhin, unser Jüngster ist noch unter 13 Jahren, der konnte in unserer Begleitung noch umsonst ins Bad. (Mal zum Vergleich - im Schwimmbad der Gemeinde kostet der Eintritt 1.050 ISK, also etwa 6,80 €. Aber dafür sieht es auch viel zweckmäßiger aus und liegt nicht so malerisch direkt am See, man kann auch nicht in den See laufen... hat alles seine Vor- und Nachteile.) 

Und schön gelegen ist das "Fontana" auf jeden Fall..! 


Die Becken hier im Schwimmbad haben unterschiedliche Temperaturen, von 34° bis zu 40° in den richtig schön warmen Hot Pots. 

Ganz ehrlich - es war schon genial, bei -18° Außentemperatur tiefenentspannt und wohlig-warm im 40° warmen Wasser zu liegen... 


Allerdings war bei den Bedingungen ganz schnell auch jedes Temperaturempfinden hinüber. Kind 4 wollte sich einen Spaß daraus machen, den Schnee vom Beckenrand zu kratzen und die kalte Masse uns dann auf den Rücken zu tun - aber wir haben es echt nicht gemerkt. Vielleicht ein bisschen feucht, war da was..? Mehr haben wir wirklich nicht gespürt. Ich sag ja - jedes Temperaturempfinden war hinüber.

Irgendjemand hatte hier sein nasses Handtuch über das Geländer gehängt - und in kürzester Zeit war es steifgefroren und mit einer dicken Schicht Raureif bedeckt vom heißen Dampf aus den Wasserbecken. Abtrocknen konnte man sich mit dem Eisbrocken jedenfalls nicht mehr! 



Ein paar Mutige trauten sich auch, in den See zu gehen, mein Mann hatte auch den Ehrgeiz. Auf dem See war auch Eis, trotz der heißen Quellen an den verschiedenen Stellen. Und der Weg dahin war so kalt, dass einfach nur noch alles weh tat und schmerzte. Hinterher stellte mein Mann fest, dass er sich dabei am Zeh verletzte hatte - er hatte allerdings nichts davon gemerkt vor lauter Kälte.... 


Zwei Schwierigkeiten gab es allerdings noch:

Erstens - zwischen den Becken war es stellenweise wirklich saumäßig glatt. Man musste sich vorsichtig von einem Becken über die Steine zum nächsten Becken schleichen, ich habe mindestens zwei Leute gesehen, die dabei gefallen sind, ein älterer Mann hatte auch eine ordentliche frische Platzwunde am Knie. Ich habe versucht (als niemand hinschaute - hoffe ich!), die kurze Strecke über das Eis direkt auf dem Hintern zurückzulegen - auch keine gute Idee! Es war rumpelig und dauernd bin ich festgefroren... ich kann es nicht empfehlen! 

Nach kurzer Zeit kam allerdings eine Mitarbeiterin, die auf den Wegen streute, und nachdem das Eis dann getaut war, konnte man wieder ohne große Unfallgefahr zwischen den verschiedenen heißen Becken wechseln. 

Das zweite Problem: Die nassen Badesachen froren an den Metallstangen am Einstieg fest! Ich hatte (blöderweise!) ein Badekleid an - Notiz an mich selber: Nie wieder, bei solchen Temperaturen ist das eine wirklich blöde Idee! Der nasse Stoff friert nämlich beim Ein- und Aussteigen sofort an den Metallstreben der Leitern fest und dann hängt man da fest und zieht verzweifelt, um wieder frei zu kommen - aber bloß nicht zu fest ziehen, um nicht unvermutet halbnackt da zu stehen... Mein Sohn mit seiner Badeshorts hatte ähnliche Probleme. Es gibt Sachen, an die denkt man vorher einfach nicht..!


Hier sieht man noch einmal das Dampfbad, für das sich unser Jüngster dieses Mal sehr begeistern konnte. Das Bad wird tatsächlich mit dem heißen Dampf der geothermalen Quellen hier betrieben. 


Hinter dem Dampfbad steht auch das Regal für die Wasserschuhe, mit denen man normalerweise in den See gehen kann - im Moment wäre es allerdings aussichtslos gewesen, wenn man versucht hätte, diese Eisblöcke an die Füße zu ziehen! 


Anschließend wurde uns sogar noch eine kulinarische Spezialität geboten - das Schwimmbad Fontana ist berühmt für sein Roggenbrot, das hier direkt in der heißen Erde am Seeufer gebacken wird.

Der Brotteig wird nach traditionellem Rezept zubereitet, dann kommt der Teig in einen Metall-Kochtopf und der Topf wird für 24 Stunden in die heiße Erde eingegraben. Es werden auch Führungen angeboten für aktuell 2.500 ISK pro Person, bei denen man zuschauen kann, wie das Brot vorbereitet und eingegraben wird bzw. das Brot vom Vortag wieder ausgegraben, dabei kann man das Roggenbrot natürlich auch probieren, mit etwas geräucherter Forelle. Bestimmt ein lohnendes Erlebnis, wir haben allerdings an einer solchen Tour noch nicht teilgenommen. Das Brot kann man auch im Restaurant des Schwimmbads probieren. 


Wir haben unseren Tag im Freibad bei -18° Außentemperatur auf jeden Fall rundum genossen. Schon etwas ganz Besonderes, das man nicht oft erleben kann - nicht einmal auf Island... 



P.S.: Ja, ich weiß, dass etliche Leute, die das alte Schwimmbad am See hier kannten, von dem neuen Spa enttäuscht sind. Hier beim Ort Laugarvatn wurde bereits 1929 an den heißen Quellen am See eine Bäderanlage gebaut, die bis 2007 in Betrieb war. Das heutige Schwimmbad wurde 2011 eröffnet. Es hat definitiv nicht mehr den verwunschenen Charme der früheren Anlage, dafür ist es komfortabel, gut ausgestattet und auch für großen Besucherandrang heutzutage geeignet. Ab und zu komme ich wirklich gerne hierher... 



Montag, 23. Januar 2023

Eldheimar - Feuerwelten

Vulkanausbruch auf Heimaey begann am 23. Januar 1973


Heute vor 50 Jahren begann der Vulkanausbruch auf der Westmännerinsel Heimaey. Der Ausbruch dauerte rund 5 Monate. Lava und Asche zerstörten 1/3 des Ortes. Nach dem Ausbruch war die Insel um knapp 20% größer. 

Die Menschen schafften es, die lebenswichtige Hafeneinfahrt zu retten, indem sie den Lavastrom so lange mit kaltem Meereswasser übergossen, bis er gerade noch rechtzeitig zum Halten kam. 


Die Inselgruppe der Westmännerinseln

Die Westmännerinseln (Vestmannaeyja) liegen vor der Südküste Islands. Die Hauptinsel Heimaey ist mit gut 13 km² die größte und einzige ständig bewohnte Insel der Inselgruppe. Zudem ist sie die einzige der Westmännerinseln, die sich bei mehr als einem Vulkanausbruch gebildet hat. Der älteste Teil der Insel ist vermutlich rund 10.000 Jahre alt, der letzte Ausbruch des Vulkans Helgafell auf Heimaey war vor etwa 6.000 Jahren. 


Unter den Inseln vermutet man einen Zentralvulkan. Aus der Neuzeit sind unterseeische Ausbrüche von 1673 und 1896 überliefert. Die zweitgrößte Insel der Westmännerinseln, die Insel Surtsey, entstand bei einem Vulkanausbruch 1963 - 67. 

Am Dienstag, dem 23. Januar 1973 um 1.50 Uhr begann der Vulkanausbruch auf Heimaey. 

Zum Glück war am Vortrag schlechtes Wetter gewesen. Die Fischer waren deshalb nicht ausgefahren und die komplette Flotte lag im Hafen, als der Vulkanausbruch begann. So konnten alle der rund 5.300 Menschen, die zu diesem Zeitpunkt auf Heimaey lebten, innerhalb von weniger als 3 Stunden in Sicherheit gebracht werden, bis auf etwa 200 Menschen, die auf der Insel blieben, um bei den Rettungsarbeiten zu helfen. Viele der Menschen kamen auf Island bei Verwandten und Bekannten unter, andere lebten in Notunterkünften. Es war offen, ob sie jemals auf ihre Insel zurückkehren könnten - und es kamen auch nach dem Ende des Ausbruchs nicht alle wieder zurück. Ende 1974 lebten aber schon wieder rund 4.600 Menschen auf Heimaey.

Der Ausbruch brach ohne große Vorwarnung über die Insel herein

Am Abend des 21. Januar 1973 begann gegen 20 Uhr eine Serie schwacher Beben rund um die Insel Heimaey. Bis 3 Uhr nachts am 22. Januar wurden mehr als 100 Erdbeben aufgezeichnet. Danach ließen die Beben wieder nach und hörten im Laufe des Vormittags komplett auf. Erst am späten Abend des 22. Januar begannen die Beben erneut, es wurden 7 Beben mit einer Stärke bis zu 2,7 gemessen. 

Ein stärkerer Erdbebenstoß kam dann nach Mitternacht am 23. Januar 1973 um 1.40 Uhr. Gegen 1.55 Uhr begann der Ausbruch, nur rund 200 m vom östlichsten Hof der Insel entfernt. Laut Augenzeugenberichten sah es zuerst aus, als ob das trockene Gras auf der Hofwiese brennen würden, die Polizei wurde zunächst wegen eines Flächenbrandes alarmiert. Doch schon in kurzer Zeit riss die Erde auf, es bildete sich eine 1.600 m lange Eruptionsspalte, aus der feurige Fontänen in den Nachthimmel spritzen.  

Innerhalb weniger Tage war praktisch die ganze Stadt von einer rund 2 Meter dicken Schlackenschicht bedeckt, viele Häuser brachen ein. Lava und Asche zerstörtem fast 400 Häuser und Gebäude. 

Während des Ausbruchs kam nur ein Mensch zu Tode, der wohl allein in den Keller der Apotheke ging und dort dann an einer Kohlendioxidvergiftung starb. 

Blátindur - eines der "Häuser unter der Lava"

Das Haus Blátindur in der Heimagata steht exemplarisch für die vielen Häuer, die bei dem Vulkanausbruch 1973 zerstört wurden. Früher stand es mitten im Ort - bis der Ausbruch kam. 

Das Haus wurde 1941/42 von den Eheleuten Þorsteinn Sigurðsson (1913 - 1997) und Anna Ó. Jónsdóttir (1917 - 2007) erbaut, 1959 ließen sie es erweitern, so dass es auf 290 m² Wohnfläche auf zwei Etagen kam, dazu noch den Keller. Þorsteinn (genannt Steini) war gelernter Tischler, wurde aber Geschäftsführer einer großen Fischfabrik auf der Insel und saß auch eine Wahlperiode im Stadtrat von Heimaey. Das Ehepaar hatte offenbar drei Töchter. Als der Vulkanausbruch am 23. Januar 1973 begann, lebten Þorsteinn, Anna und Annas Pflegeschwester Guðrún Sigurðardóttir (1912 - 1998) in dem Haus. 


Ende März 1973 war das Haus bereits größtenteils von Asche bedeckt, wie so viele Häuser im Osten der Stadt. Auf dem mittleren Bild auf dem Gedenkschild sieht man das Haus, wie es am 30.03.1973 aussah - auf dem Bild vom 09.04.1973 war dann außer der Wand vom Wohnzimmer-Anbau mit dem Fenster nichts mehr von dem Haus übrig.

Die Wand vom Anbau mit dem Fenster blieb noch lange erhalten und wurde zu einem Symbol für die Häuer, die beim Vulkanausbruch unter Lava und Asche begraben wurden. Der letzte Teil des Hauses stürzte im Juni 2013 ein. 

Als wir im Sommer 2010 auf Heimaey waren, konnten wir die Überreste von "Blátindur" noch hinter den jetzigen Häuern am Ende der Vestmannabraut besichtigen. 


Die städtischen Behörden stimmten 2016 zu, dass die Fensterseite des Anbaus rekonstruiert wurde, zur Erinnerung an die "Häuser in der Lava", "Húsin í hrauninu". 


Die Eheleute Þorsteinn und Anna bauten übrigens nach dem Ende des Vulkanausbruchs ein neues Haus in Heimaey, in der Illugagta, etwa 1 km von ihrem alten Haus entfernt. Das neue Haus nannten sie "Blátindur II". Þorsteinn und Anna gehörten zu den Menschen, die nach dem Vulkanausbruch auf ihre Insel zurückkehrten. 


Der Friedhof der Westmännerinseln

Auf dem Schild am Friedhofseingang sieht man noch sehr anschaulich, wie es hier während des Vulkanausbruchs 1973 aussah, als der gesamte Friedhof mit Asche bedeckt war. Mit Schaufeln und Schubkarren haben die Menschen von Heimaey ihren Friedhof nach dem Ausbruch wieder ausgegraben. Am Eingang steht noch eine Säule, die verdeutlicht, wie hoch damals hier die Asche auf dem Friedhof lag, etwa 1,80 m hoch. Die Aufschrift auf dem Torbogen war noch lesbar, aber das Tor selbst komplett unter der Asche verschwunden... und im Hintergrund spuckte der Vulkan Eldfell weiter. 



Hraunkæling - Lava-Kühlen zur Rettung der Hafeneinfahrt

Schon am ersten Tag des Vulkanausbruchs besuchten Forscher die Westmännerinseln und überlegten, ob es möglich wäre, den Lavastrom mit kaltem Meerwasser aufzuhalten, wenn er drohte, die Hafeneinheit vom Meer her abzuschneiden. Schließlich ist und war Fischfang die Lebens- und Wirtschaftsgrundlage von Heimaey, ohne Hafen hätten die Menschen nicht auf ihre Insel zurückkehren können. 


Bereits Anfang Februar 1973, zwei  Wochen nach Beginn des Ausbruch, begann die Feuerwehr mit der Installation von Wasserleitungen, um den Lavastrom mit Hilfe von Wasserpumpen abzukühlen und aufzuhalten. Diese ersten Versuche gaben "Anlass zu gewissen Hoffnungen" und so wurde immer größere, kräftigere Pumpen besorgt. Das Feuerlöschboot "Sandey" unterstütze die Maßnahmen ab dem 01. März und spritze 400 l Meerwasser pro Sekunde auf die fließende Lava. Sogar aus den USA wurden besonders leistungsstarke Pumpen eingeflogen, die ab Ende März im Einsatz waren. 

Immer wieder gab es neue Ausbruchsstellen und sich verzweigende Lavaströme, bei denen die flüssige Lava teilweise mit Geschwindigkeiten von 40 bis 100 Metern pro Stunde in Richtung Hafen vorrückte und alle Häuser auf ihrem Weg zerstörte. 

Bis zu 75 Menschen haben bei diese Maßnahmen mitgearbeitet, teilweise unter Lebensgefahr, wenn die Leitungen nahe an der glühend heißen Lava verlegt werden mussten. Mit Pumpen und Spritzen wie dieser hier haben sie kaltes Meerwasser auf den Lavastrom gespritzt, um ihn abzukühlen und so zum Halten zu bringen, bevor er die Hafeneinfahrt verschließen konnte. 



Schätzungsweise 6,2 Mio. Tonnen Meerwasser wurde so auf die Lava gespritzt - um die Abkühlung war letztlich ein großer Erfolg. Am 26. März kann der Lavastrom, der die Hafeneinfahrt zu verschließen droht, endlich zum Halten gebracht werden - nur 210 m von der Felswand auf der anderen Seite des Hafens entfernt. 


Am Hafen erinnern noch heute die Überreste des alten Schwimmbads von Vestmannaeyja an die "Abkühlung" der Lava: 

Hier befand sich früher ein 12 x 20 m großes Schwimmbecken, in dem Meerwasser auf rund 23° Badetemperatur erhitzt wurde, das Schwimmbad war 1934 in Betrieb genommen worden. Eigentlich sollte das Bad 1973 erweitert werden - dazu kam es nicht mehr, das Becken wurde im März 1973 von der heranfließenden Lava vollständig zerstört. 



Museum Eldheimar - Feuerwelten

Im Rahmen des Projekts "Pompeji des Nordens" wurden umfangreiche Ausgrabungen der 1973 verschütteten und zerstörten Häuser gemacht. Als wir 2010 auf der Insel waren, konnten wir die Ausgrabungsstätte im ehemaligen Suðurvegur noch besuchen. 



Seit 2014 gibt es das Museum "Eldheimar".


Kernstück der Ausstellung ist das Haus Gerðisbraut 10, das seit dem Ausbruch 1973 unter Tonnen von Vulkanasche begraben war - das Museum wurde um die Ruinen des Hauses herum errichtet. Durch viele Fotos und Berichte von Augenzeugen werden die Ereignisse rund um den Vulkanausbruch 1973 für den Besucher erlebbar. 

In dem Haus wohnten damals die Eheleute Guðni Ólafsson und Gerður Sigurðardóttir, zusammen mit ihren drei kleinen Söhnen. Sie mussten damals in der Nacht der 23. Januar Hals über Kopf auf ihrem Haus fliehen. Viele ihrer ehemaligen Besitztümer kann man heute durch die Fenster des zerstörten Hauses im Museum besichten - oder vielmehr das, was von ihnen übrig blieb.

Durch den Audio-Guide, der einen durch das Museum führt, wird die Ausstellung sehr anschaulich.


Neben dem Museum kann man noch die Ruinen eines anderen Hauses sehen, das ebenfalls 1973 unter der Asche begraben wurde. 



Heute ist auch auf Heimaey die Wiederaufforstung in vollem Gange - hier etwas unterhalb vom Vulkan Eldfell werden mittlerweile kleine Bäume angebaut. Die Wiederaufforstungsgesellschaft wurde im Jahr 2000 gegründet und hat etwa 60 Mitglieder.  



Seit dem Ausbruch ist die Insel Heimaey knapp 20% größer als vorher - die Insel ist um 2,2 km² gewachsen und ein neuer, ursprünglich rund 220 m hoher Berg (Eldfell) ist hinzugekommen. 


Als wir im Sommer 2010 das erste Mal auf Heimaey waren, war es für meinen Mann noch etwas Besonderes, auf einem 200 m hohen Berg zu stehen, der jünger ist als er selbst. 

Mittlerweile haben wir beim Ausbruch am Vulkan Fagradalsfjall 2021 allerdings selbst erlebt, wie schnell es gehen kann - Anfang April 2021 liefen wir noch durch ein Tal zur damaligen Ausbruchsstelle und im August 2022 kamen wir auf dem Weg zur neuen Ausbruchsstelle am Hauptkrater des ersten Ausbruchs vorbei - und dort, wo beim letzten Mal noch ein Tal war, ragt jetzt der Krater empor, höher als die Berge in der Umgebung. 

Foto: Sommer 2010


Vulkanische Energie zum Brotbacken

Beim Vulkanausbruch betrug die Temperatur der heißen Lava teilweise über 1.000°, aber auch nach Jahrzehnten war die Erde an manchen Stellen noch richtig heiß. So war die Deutsche Ruth, die seit Anfang der 80er Jahre auf Heimaey lebt, berühmt für ihr Lava-Brot, das sie in der noch heißen Erde am Vulkan Eldfell gebacken hat - der Teig kam in eine Blechdose und die Dose dann für 6 Stunden in die heiße Erde. 

Mittlerweile reicht die Restwärme des Vulkanausbruchs allerdings nicht mehr zum Brotbacken... 



Ende des Ausbruchs - 04. Juli 1973

Am 03. Juli 1973 erklärte der Ausschuss für Zivilschutz nach Einschätzung von Sachverständigen für beendet. Der Ausbruch dauerte 5 Monate und 10 Tage. Noch heute feiern die Menschen das Ende des Ausbruchs am ersten Wochenende im Juli und schmücken ihre Häuser für diesen besonderen Anlass (Foto von 2010).



Die Spuren des Ausbruchs von 1973 sind auf der Insel weiter allgegenwärtig - auch nach 50 Jahren.





Sonntag, 22. Januar 2023

Karamelluhnetusnúðar

Karamell-Nuss-Schnecken


"Wie viele Zimtschnecken-Rezepte hast du eigentlich schon gebacken..?", wunderte sich Kind 2 vorhin. "Klar, die sind eigentlich immer lecker - aber braucht man wirklich so viele verschiedene Rezepte für Zimtschnecken?" Also ich finde ja! 

Also habe ich heute ein Rezept für Karamell-Nuss-Zimt-Schnecken für Euch - herrlich fluffige Zimtschnecken mit einem richtig leckeren Karamell-Nuss-Überzug. Die perfekte Seelennahrung für mich! 


Zutaten 

1 TL Trockenhefe
60 ml warmes Wasser
150 ml lauwarme Milch
1 TL Essig
1 Ei 
450 g Mehl
60 g weiche Butter
60 g brauner Zucker
1 TL Backpulver
1 Prise Salz

100 g weiche Butter
120 g brauner Zucker
3 TL Zimt
50 g gehackte Nüsse


Zubereitung

In einer kleinen Schüssel das warme Wasser mit der Trockenhefe und einem TL Zucker verrühren und in einem geeigneten Glas o.ä. die lauwarme Milch mit dem Essig. Beides abgedeckt etwa 10 Minuten stehen lassen. 


In einer großen Schüssel dann die Hälfte von dem Mehl mit der weichen Butter, dem restlichen Zucker, dem Backpulver und dem Salz verrühren.


Anschließend die Hefemischung, die Milch-Essig-Mischung und das Ei hinzufügen und verrühren.


Das restliche Mehl dann portionsweise hinzugeben und gründlich verkneten - ggf. noch etwas Mehl hinzufügen, falls der Teig noch etwas klebrig ist. 



Den Teig dann auf einer bemehlten Arbeitsfläche o.ä. ausrollen (ca. 40 x 20 cm) und mit ca. 50 g Butter bestreichen, ca. 1/3 des Zuckers mit dem Zimt verrühren und die Butter damit bestreuen.


Den Rest Butter mit dem restlichen Zucker in einer Pfanne geben und langsam karamellisieren lassen. Anschließend die Pfanne vom Herd nehmen, die gehackten Nüsse hinzugeben und alles verrühren.



Den Teig dann von der langen Seite her aufrollen und in 12 etwa gleich dicke Scheiben schneiden und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. 



Die Nuss-Mischung gleichmäßig auf den Zimtschnecken verteilen.


Die Schnecken etwa eine halbe Stunde auf dem Blech gehen lassen. 

Im vorgeheizten Backofen die Zimtschnecken dann bei 200° Ober-Unter-Hitze ca. 20 bis 25 Minuten lang backen, bis sie schön gold-braun geworden sind.

Noch ein bisschen warm schmecken sie mir am allerbesten!


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