Samstag, 27. Januar 2024

Mein aktuelles Strickprojekt

Mein neuer Schulterwärmer


Nachdem ich Euch gestern die Fotos vom Turm der Hallgrímskirkja und dem Ausblick von dort oben gezeigt habe, will ich Euch heute noch mein aktuelles Strickprojekt vorführen: Einen "Schulterwärmer". 

Irgendwie bin ich doch oft verfroren, vor allem, wenn ich müde bin, ist mir kalt. Aber nicht so kalt, nicht ganz kalt, nur ein bisschen. So ein leichtes Frösteln, sozusagen. Ein richtiger Island-Pullover (lopapeysa) ist mir dann zu warm. Aber irgendwas brauche ich dann schon.

Nachdem ich dann auf Island mal eine gestrickte Kapuze mit Schal gesehen hatte, die ich sehr gemütlich finde, dachte ich, so etwas in der Art kann man ja auch selber stricken... So kam dann die Idee, mir einen "Schulterwärmer" zu stricken, im Prinzip ein Rollkragen mit Rundpasse und dann abgeschlossen mit einem Rand. Sozusagen ein kurzer Poncho.


Als Muster habe ich versucht, eine typisch-isländische Sehenswürdigkeit darzustellen, und zwar den Turm der Hallgrímskirkja in Reykjavík. 


Hier sehr Ihr meinen ersten Versuch, der letztens fertiggeworden ist. 

Ganz perfekt ist mein Schulterwärmer noch nicht geworden, es gibt ein paar Dinge, die ich beim nächsten Versuch anders machen möchte. Aber im Großen und Ganzen bin ich doch sehr zufrieden - und finde meinen Schulterwärmer auch sehr gemütlich. Und schön warm!


Hier haben wir mal eine "Foto-Session" vor der Hallgrímskirkja gemacht, sozusagen "Original und Fälschung" auf einem Bild. Wie man sieht, hatte ich meinen Spaß bei den Fotos!


Hier noch mal unsere Fotos im Überblick.




Auf dem Turm der Hallgrímskirkja

Die Hallgrímskirkja ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der isländischen Hauptstadt Reykjavík. 

Die Kirche wurde nach Hallgrímur Pétursson (1614 - 1674) benannt, einem evangelisch Pfarrer, der ein beliebter Prediger war und auf Island noch heute für seine Gedichte und Psalmen sehr berühmt ist. 

Die evangelische Pfarrkirche der isländischen Staatskirche wurde vom dem Architekten Guðjón Samúelsson (1887 - 1950) entworfen , der ab 1920 der "Staatsarchitekt" Islands war und viele der bekanntesten Gebäude des Landes erbaute, darunter das Hótel Borg und das Nationaltheater in Reykjavík und die Kirche in Akureyri. 

Durch die Imitation von sechseckigen Basaltsäulen, die in den Himmel ragen, soll der Kirchenbau isländische Berge und Gletscher symbolisieren.

Bauzeit 1945 - 1986 

Die Planungen für die Kirche begannen 1929, auf Initiative des isländischen Parlaments, das einen Ideenwettbewerb ausrief. Dabei wurde folgende Kriterien ermittelt: Die neue Kirche sollte Platz für 1.200 Besucher bieten und einen hohen Turm haben, der als Funkmast genutzt werden sollte. 

Guðjón Samúelsson begann 1937 mit den Arbeiten für seinen Entwurf. Nach einer Neu-Aufteilung der Kirchengemeinden in Reykjavík 1945 wurde dann mit dem Bau der Hallgrímskirkja begonnen. 

Zuerst wurde der Chor erreichtet, der Keller wurde 1948 geweiht und dort wurden die Gottesdienste gefeiert, bis 1974 der Kirchturm fertiggestellt wurde und im Südflügel des Turms ein neuer Kirchensaal entstand. Das Kirchenschiff wurde 1986 fertiggestellt. Die Kirche wurde am 26. Oktober 1986 geweiht, am 312. Geburtstag von Hallgrímur Pétursson.

Die Orgel 

Die Orgel der Hallgrímskirkja wurde von einem deutschen Orgelbauer aus Bonn gebaut und 1992 eingeweiht. Sie besteht aus 5.275 Orgelpfeifen, ist 15 Meter hoch und wiegt rund 25 Tonnen. 


Kleiner Laden in der Kirche

In dem kleinen Laden der Kirche, der Guðbrandsstofa, kann man verschiedene Artikel kaufen, die mit der Kirche in Verbindung stehen - von diversen Andenken, kleinen Kirchenskulputuren etc. über christliche Texte, die Werke von Hallgrímur Péturrson in verschiedenen Sprachen bis zu zahlreichen CDs mit dem Gesang von Kirchenchören und der Orgel sowie in der Kirche aufgenommene Konzerte. In dem Laden werden auch die Tickets für den Zugang zum Turm verkauft. 

In der Kirche gibt es übrigens keine öffentliche Toilette. 

Der Kirchturm

Der markante Kirchturm ist 73 Meter hoch. Er bietet eine Panaromablick auf die Stadt, die umliegenden Berge und das Meer. 

Opnunartímar - Öffnungszeiten 

Die Kirche hat aktuell im Winterhalbjahr i.d.R. täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Zugang zum Turm wird um 16.30 Uhr geschlossen. Allerdings ist die Kirche eine aktive Gemeindekirche - bei Gottesdiensten, Beerdigungen, Hochzeiten und anderen Anlässen wie z.B. Konzerten ergeben sich kurzfristig geänderte Öffnungszeiten. 

Der Eintritt kostet aktuell für Erwachsene 1.400 ISK (rund 9,45 €), für Senioren (+67), Behinderte und Studenten ermäßigt 1.000 ISK (ca. 6,75 €). Für Kinder (7 bis 16 Jahre) ermäßigt nur 200 ISK, das sind umgerechnet etwa 1,35 €. 

Der Zugang zum Turm ist nicht rollstuhlgerecht. 

Mit dem Fahrstuhl fährt man nach oben und kommt dann auf Höhe der Kirchturmuhr an. 

Früher waren in den Fenster der Kirchturmuhr noch buntes Glas und Bildern, die Bilder hier hatte ich bei einem Besuch mit meiner Mutter und meiner Schwester im Sommer 2013 gemacht. Mittlerweile sind alle vier Fenster allerdings aus schlichtem klaren Gas. 


Von hier geht es noch eine Treppe hoch und dann tritt man aus diesem "Glashaus" hier und steht in der luftigen Glockenstube


Die Kirchenglocken 

Der Turm der Hallgrímskirkja hat drei große Kirchenglocken und ein Glockenspiel mit 29 Glocken


Die drei großen Glocken heißen Hallgrímur, Guðríður und Steinunn - benannt nach Pfarrer Hallgrímur Pétursson, seiner Frau Guðríður Símonarottir (1598 - 1682) und ihrer kleinen Tochter Steinunn, die 1649 im Alter von 4 Jahren gestorben war. 

Die größte der Glocken, Hallgrímur, ist knapp 1,80 m hoch, wiegt rund 2.850 kg und hat den Ton "h". Die mittlere Glocke, Guðríður, ist 1,45 m hoch, wiegt rund 1.650 kg und hat den Ton "d". Die kleinste der drei Glocken ist knapp 1,20 m hoch, wiegt etwa 1.150 kg und hat den Ton "e". 

Im Aufzug hängt übrigens ein Schild, das darauf hinweist, wann die Glocken hier geläutet werden, kurze Schläge tagsüber jeweils zur Viertelstunde und ein größeres Geläut mit der großen Glocke zur vollen Stunde. Es gibt auch eine Ansage, die einen rechtzeitig warnt, so dass man flüchten kann, wenn man möchte - so eine große Glocke so dicht neben einem ist wirklich schon sehr laut. 


Aussicht über die ganze Stadt 

Von der Glockenstube im Turm der Hallgrímskirkja hat man, wenn das Wetter mitspielt, eine herrliche Aussicht über die ganze Stadt. 

Hier schaut man direkt die Skólavörðustígur hinunter, die "Regenbogenstraße", im Vordergrund Leif Eiríksson auf seinem Denkmal, und eine Straße weiter erkennt man das Café Loki auf der Ecke. Und im Hintergrund das Meer. Man sieht so richtig schön die bunten Dächer der alten Häuser! 


Hier blickt man im Vordergrund auf das Einar-Jónssin-Museum mit seinem Skulpturengarten, man sieht den Kindergarten gegenüber der Hallgrímskirkja - und im Hintergrund Vesturbær und das Meer. 


Jetzt der Blick über das Kirchenschiff hinweg - im Hintergrund erkennt man Perlan, den Warmwasserspeicher am Hügel Öskjuhlíð, wo seit 2017 das Museum "Wonders of Iceland" befindet mit Nordlicht-Show im Planetarium, künstlicher Eishöhle und einer Aussichtsplattform mit Blick über die Stadt. (Früher waren wir oft hier, als der Zugang zur Aussichtsplattform noch kostenlos war.)


Und zuletzt der Blick in die vierte Richtung - auf die Bucht, aufs Meer und auf die Berge. 


Mir hat es Spaß gemacht, hier oben herumzulaufen und den Blick in alle Richtungen zu fotografieren - und meinem Mann hat es Spaß gemacht, mich beim Fotografieren zu fotografieren. Es war übrigens ordentlich windig hier oben! 



Wir hatten Glück und mit unserem Besuch einen Tag mit ganz gutem Wetter und vor allem guter Sicht erwischt, da hat sich der Besuch gelohnt. 




Sonntag, 21. Januar 2024

Þorramatur

Nachdem die leckeren Weihnachtswaren aus den Supermärkten verschwunden sind, die glasierten Schinken, die gebratenen Schneehühner und all die anderen Köstlichkeiten, ist jetzt die neue Saison-Ware in die Kühltruhen gekommen: Þorramatur

Lauter ganz spezielle Delikatessen für dein ganz persönliches Þorrablót zu Hause, zu dem Du Freunde und Verwandte einladen kannst. 

Þorrablót 

Das Þorrablót war ein altes, nordisches Opferfest, das zwischen Mitte Januar und Mitte Februar gefeiert wurde. Gegessen wurde dabei alles, was im Winter lange haltbar war, vor allem sauer eingelegte Lebensmittel wie Blut- und Leberwurst, Hammelhoden, Walfleisch, Seehundflossen... Klingt doch schon lecker, oder?  In den letzten Jahrzehnten ist diese alte, heidnische Tradition auf Island wieder aufgelebt (mehr zur Geschichte des Þorrablóts findet Ihr unten in den Anmerkungen). 

Heute bekommt man fast alles, was es für ein zünftiges Þorrablót braucht, problemlos im Supermarkt: 

Lauter ganz spezielles traditionelles Þorramatur wie über Schafsdung stark geräuchertes Lammfleisch (hangikjöt), Salzfleisch (saltkjöt), Schafskopfsülze (sviðasulta), sauer eingelegte Widderhoden (súrsaðirhrútsprungar), Blutwurst (blóðmör), Leberwurst (lifrapylsa), Rollfleisch (lundabaggar), Brustfleisch (bringukollar), Trockenfisch (harðfiskur) und Gammelhai (hákarl).


An den 2-kg-Eimer mit verschiedenem súrmatur (= in Molke eingelegte Fleischprodukte) haben wir uns nicht rangetraut, ... 


... sondern vorsichtshalber nur ein kleines Þorrabakki (= Serviertablett mit Þorramatur) grkauft mit vier verschiedenen Spezialitäten, dazu ganz klassisch eine Packung Rübenstampf (rófustappa) und eine Packung Kartoffelbrei (kartöflumús). 

Traditionell reicht man noch süßes Roggenbrot (rúgbrauð) und Fladenbrot (flatbrauð) mit Butter dazu. 


Das Þorramat isst man eigentlich kalt, dazu serviert man den warmen Rübenstampf, den warmen Kartoffelbrei und das Brot.


Ehrlich gesagt - gar nicht mal so lecker, so für einen mitteleuropäischen Gaumen. 


Wir waren uns ja nicht einig, was uns am wenigsten geschmeckt hat - mein Mann fand die Hoden ganz essbar, dafür hatte er im Salzfleisch zu viele feste Stellen und die Schafskopfsülze schmeckte ihm überhaupt nicht. Ich fand die Hoden viel zu sauer und zu viel Glibber, dafür konnte ich die Sülze mit genug Kartoffel- und Rübenstampf dazu einigermaßen essen. Aber so richtig lecker - nein, so richtig lecker fanden wir es beide nicht. 



P.S.: Die Geschichte des Þorrablóts 

Das Þorrablót ist ein altes, nordisches Opferfest, das im vierten Wintermonat des altisländischen Kalenders (Þorri) gefeiert wurde. Wörtlich übersetzt bedeutet Þorrablót ungefähr so viel wie "Blut(opfer) im Monat Þorri". 

Der Monat Þorri beginnt am ersten Freitag zwischen dem 19. und dem 26. Januar. Man nennt diesen Monat auch "Dürremonat" - es ist der Monat, in dem alle Vorräte endgültig aufgebraucht wurden und es noch nichts Neues, Frisches zu essen gab. 

Früher feierte man in diesem Monat auf den Höfen ein großes Fest, reihum in der Nachbarschaft, zu dem traditionelles isländisches Essen serviert wurde, alles, was im Winter lange haltbar war - z.B. sauer eingelegte Lebensmittel wie Blut- und Leberwurst, eingelegte Hammelhoden, sauer eingelegtes Walfleisch... es wurde viel gegessen, getrunken und gesunken bei diesen Festen. Den Christen war dieses "heidnische Fest" allerdings bald ein Dorn im Auge und so geriet es über die Jahrhunderte in Vergessen bzw. war verpönt.

Das erste überlieferte Þorrablót der Neuzeit fand dann 1873 statt, veranstaltet von einer Gruppe isländischer Studenten. Etwa ab 1880 veranstaltete die isländische Gesellschaft für Altertumskunde ein alljährliches festliches Þorrablot. In den 1950er Jahren wurden auch von lokalen Heimatvereinen auf dem Land festliche Büffets zum Þorrablót angeboten. Das Restaurant Naustið in Reykjavík bot dann ab 1958 Þorramatur an, um auch den Stadtbewohnern die Möglichkeit zu geben, diese traditionellen isländischen Gericht probieren zu können.



Mittwoch, 17. Januar 2024

Bráðamóttaka - Besuch in der Notaufnahme

Musstet Ihr schon mal in Island zum Arzt oder zum Notdienst..? 

Für uns war es jetzt auch das erste Mal. 

Die Heilsugæsla, also das nächstgelegene Gesundheitszentrum, gehört zum Heilbrigðisstofnun Suðurlands

Der Bereitschaftsdienst (Vaktþjónustan) richtet sich an Personen, die aufgrund einer plötzlichen Erkrankung oder ähnlichem noch am selben Tag eine medizinische Versorgung benötigen. 

Das Gesundheitszentrum hier hat montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnet und samstags und sonntags von 10 bis 14 Uhr. 

Man vereinbart einen Termin über die Telefonnummer des Bereitschaftsdienstes (1700) oder geht mit seiner deutschen Krankenversicherungskarte und dem Ausweis direkt in die Notaufnahme. 


Mit Lungenentzündung in die Bráðamóttaka 

Bei uns hatte es Kind3 erwischt. Er hat uns nach Silvester zusammen mit seiner Freundin auf Island besucht. Er war vor Silvester in Deutschland schon krank, Fieber und Erkältung. Es ging ihm dann aber wieder deutlich besser, also sind sie wie geplant Anfang Januar geflogen. Leider hat er den Flug gar nicht gut überstanden, es ging ihm hinterher richtig dreckig. Den nächsten Tag hat er dann im Bett verbracht. Es ging ihm jedoch zunehmend schlechter, nachdem er dann immer mehr Blut hustete, sind wir am Samstag mit ihm zu den regulären Öffnungszeiten zum Gesundheitsdienst im Krankenhaus gefahren.  

Der Dienst hatte an dem Tag lt. Internet von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Die Straßenverhältnisse gingen zum Glück, wir waren um kurz nach 10 Uhr am Krankenhaus. 


Allerdings wurden wir erst einmal zurückgeschickt - wir mussten unter der Telefonnummer 1700 die Hotline anrufen und der diensthabenden Krankenschwester am Telefon die Symptome und Beschwerden schildern (auf Englisch, die Kommunikation klappte sehr gut). Die Krankenschwester schätzte dann anhand der Schilderung ein, ob wir ein Notfall waren und direkt in die Notaufnahme durften oder ob es nicht so dringend wäre und wir erst nach 12 Uhr einen Termin bekommen könnten.

 
Kurz vor halb 10 konnte mein Mann mit dem Nachwuchs direkt in die Notaufnahme. 


Zuerst wurde Kind3 von einer Krankenschwester betreut, die die Anamnese machte. Es wurde ein Corona-Test gemacht, Blutdruck und Fieber gemessen, etwas Blut abgenommen. Außerdem bekam er direkt zwei Paracetamol-Tabletten in die Hand gedrückt. 


Das ging alles sehr schnell, kurz nach 11 Uhr saßen sie schon wieder im Wartezimmer und warteten auf den Arzt. 


Die diensthabende Ärztin untersuchte den Nachwuchs, befragte ihn weiter und horchte ihn ab. Wie viel Blut spuckst du denn, ist es eher ein Teelöffel voll oder eher ein Esslöffel..? 

Sie entschied, dass noch mehr Blut abgenommen werden sollte und die Lunge geröntgt - also wieder ins Wartezimmer. 


Das dauerte dann alles etwas länger, um halb eins war er mit dem Röntgen fertig und wartete wieder auf die Ärztin. Die Röntgenbilder bekam er übrigens direkt auf einem Stick mit, für den Arzt in Deutschland. 

Etwa Viertel nach eins wurden wir zum Arztgespräch reingerufen. Ergebnis: Kind3 hat eine Lungenentzündung. Die Blutwerte waren soweit unauffällig, also bekam er ein Antibiotikum verschrieben und durfte wieder mit nach Hause. Außerdem bekam er noch einen Arztbericht auf Englisch mit (mit Google Translate aus dem Isländischen übersetzt, entschuldigten sie sich), damit soll er in 4 bis 6 Wochen in Deutschland zur Nachkontrolle. 

Medikamente für 24 Stunden bekamen wir auch direkt vom Krankenhaus mit.


Wir hatten aber Glück - etwa Viertel vor 2 waren wir im Krankenhaus fertig, die nächste Apotheke am Weg hatte noch bis 14 Uhr geöffnet, da konnten wir direkt noch die Medizin holen. (Allerdings hätte eine Apotheke am Ort auch am Sonntag von 11 bis 14 Uhr geöffnet, es wäre also kein Problem gewesen.) 


Mittlerweile ist unser Nachwuchs zurück in Deutschland, den Rückflug hat er soweit ganz gut überstanden und nach knapp 2 Wochen geht es ihm langsam wieder besser.

Alles in allem haben wir uns in der Notaufnahme in Island in sehr guten Händen gefühlt, Kind3 wurde wirklich gründlich und umfassend untersucht, es gibt eine belastbare Diagnose und die Behandlung hat angeschlagen. Der Heilungsverlauf dauert halt.
 


P.S.: 

In Deutschland gesetzlich Versicherte müssen bei einer Behandlung auf Island nur die Versicherungskarte vorlegen, da ist die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) grundsätzlich eingeschlossen. Dann muss meist nur noch eine kleine Behandlungspauschale gezahlt werden.

Bei uns (privatversichert) hat der Besuch in der Notaufnahme 119.581 ISK gekostet. Am Empfang wurde übrigens der Ausweis vom Nachwuchs in Verwahrung genommen, bis wir im Anschluss an die die Behandlung bezahlt haben - umgerechnet knapp 800 €. Ich hoffe, wir bekommen von der Krankenkasse / Beihilfe eine Erstattung. 



Montag, 15. Januar 2024

Eldgos hafið norðan Grindavíkur (14.01.2024)

Quelle: mbl.is / Kristinn Magnússon vom 14.01.2023
Vulkanausbruch hat nördlich von Grindavík begonnen 


Eigentlich hatten die Menschen von Grindavík in der letzten Woche gehofft, bald wieder in ihre Häuser zurückkehren zu können. Einige waren bereits wieder zu Hause, die Blaue Lagune hatte wieder geöffnet, auch die Hotels an der Blauen Lagune konnten wieder öffnen. 

Allerdings kam es dann zu einer Tragödie: 

Seit Mittwoch, den 10. Januar, wird ein Mann vermisst. Er war in Grindavík damit beschäftigt gewesen, Risse zu verfüllen. Er hatte wohl allein an einer Stelle gearbeitet. Ein Kollege vermisste ihn gegen 10 Uhr. Im Rahmen der Suche wurde das Arbeitsgerät des Vermissten dann in einer Erdspalte unter einem Haus gefunden, der Mann selbst aber nicht. Der Riss, an dem der Mann gearbeitet hatte, war oberflächlich recht klein, es stellte sich aber heraus, dass er wohl ca. 25 m tief war und sich nach unten massiv verbreiterte, anschließend ging es wohl noch mindestens 15 m tief unter Wasser. Mit allen Kräften wurde tagelang nach dem vermissten 50-Jährigen gesucht, schließlich musste die Suche aber abgebrochen werden, weil für die Rettungskräfte angesichts der Situation vor Ort erhebliche Lebensgefahr bestand. 

Quelle: mbl.is / Eggert Jóhannesson

Die Behörden beschlossen, aufgrund der aktuellen Datenlage ab Montag, den 15.01., wieder ein Betretungsverbot für Grindavík auszusprechen, nicht nur angesichts des Arbeitsunfalls, sondern auch wegen der fortgesetzten Erdbebentätigkeit. 

Aber dann überschlugen sich die Ereignisse:

In den frühen Morgenstunden des 14.01. (Sonntag) begann gegen 4 Uhr ein neuer Erdbebenschwarm mit mehreren heftigen Beben. 

Quelle: vedur.is vom 14.01.2024 um 5.25 Uhr

Daraufhin wurde direkt wieder die komplette Räumung von Grindavík angeordnet. Bis ca. 7 Uhr morgens war der Ort wohl komplett geräumt.

Um kurz vor 8 Uhr morgens öffnete sich ein langer Spalt, etwa 900 Meter lang, nördlich der Stadt Grindavík. 

Gegen 12 Uhr öffnete sich ein zweiter, kleinerer Spalt, allerdings weiter südlich und ganz in der Nähe der ersten Häuser. Im Laufe der nächsten Stunden erreichte der Lavastrom aus dieser Spalte den Ort, mindestens drei Häuser brannten bis auf die Grundmauern nieder. 

Quelle: mbl.is / Kristinn Magnússon

Quelle: mbl.is / Árni Sæberg

Mittlerweile (Stand: 15.01.) hat der Lavafluss aus dem südlichen Spalt direkt an der Stadt wohl wieder aufgehört. Der längere nördliche Spalt ist weiterhin aktiv, aber wohl nicht mehr so intensiv wie zu Anfang. 

Allerdings ist die Heißwasserleitung der Stadt zerstört, in den nächsten Tagen wird starker Frost erwartet, d.h. es ist zusätzlich mit massiven Schäden durch geplatzte Leitungen zu rechnen. 

Die Stadt hat sich in den letzten 24 Stunden teilweise um fast 1,5 Meter abgesenkt. Es haben sich zahlreiche Risse im Stadtgebiet gebildet, alte Risse sind wieder aufgegangen. 

Wie es weitergeht für die Menschen von Grindavík, kurz- oder langfristig, ist derzeit absolut nicht absehbar. 



Donnerstag, 11. Januar 2024

Kaffeepause im Café Babalú

Das Café Babalú ist eine Institution in der Innenstadt von Reykjavík. 

Kósý kaffihús 

Das Babalú ist ein "kósý kaffihús í hjarta Reykjavíkur", ein "gemütliches Kaffeehaus im Herzen von Reykjavík. 

Ein Künstlercafé 

Das Café Babalú wurde im September 2005 hier eröffnet, die Idee stammte von einem Schweizer, der sich dann mit fünf anderen zusammengetan hatte. Einen der heutigen Eigentümer, Glenn Barkan, haben wir im Café bei der Arbeit getroffen. Er stammt aus einem kleinen Ort im Bundesstaat New York und kam 2004 nach Island, um hier seinen isländischen Lebensgefährten zu heiraten. Glenn Barkan ist nach eigenen Angaben ein Nerd und Star-Wars-Fan, der die Toilette im Erdgeschoss des Babalú 2013 auch unter diesem Motto gestaltet hatte - eine Toilette "in einer fernen Galaxie". 

Das Café Babalú ist ein Café für Bohemien, in diesem Stil auch eingerichtet mit vielen verschiedenen Sofas und Sesseln und Stühlen, gemütlichen Sitzecken und ganz viel zum Lesen, Anschauen und Staunen. 


Skólavörðustígur 22a, 101 Reykjavík 

Das Café findet Ihr an der Skólavörðustígur, der Straße, die von der Hallgrímskirkja runter zur Einkaufsstraße Laugavegur führt. 



Wenn man in das Café geht, bestellt man unten im Erdgeschoss und sucht sich dann einen gemütlichen Platz zum Sitzen in einem der beiden Stockwerke. Das Café ist im "Wohnzimmer-Stil" gestaltet, mit wild zusammen gewürfeltem, aber liebevoll ausgesuchtem Mobiliar und mit vielen ganz verschiedenen Ecken und Winkeln. 





Die Speisekarte ist relativ übersichtlich.

Die Preise sind für isländische Verhältnisse moderat. 

So gibt es für knapp 10 Euro süße Crepes und für etwa 17 Euro deftige Crepes mit Salat. Für ca. 10 bis 12 Euro gibt es gegrillte Sandwiches mit Salat. Als Hauptgerichte gibt für ca. 12 Euro eine warme Suppe (Tomatensuppe mit Brot oder vegane Blumenkohlsuppe) und für ca. 15 Euro ein veganes Chili. 

Außerdem gibt es an der Theke verschiedene Kuchen (wie z.B. New York Cheesecake und Schokoladenkuchen nach hausgemachten Rezept), Cookies und Desserts. 


Die heiße Schokolade mit Sahne kostet umgerechnet rund 5,60 Euro, ein normaler Kaffee (mit Nachfüllen, wenn man mag) etwa 4,30 Euro. Eine Tasse Tee liegt bei rund 4,50 Euro. 


Aber eigentlich geht es im Café Babalú nicht unbedingt nur um das Essen, sondern auch um das gesamte Ambiente - mit ganz viel skurrilen Details überall. Man sitzt da, schaut um sich, genießt - und staunt. 


Da ist zum Beispiel in der einen Ecke des Obergeschosses eine Wand, die ganz im Stil von den "Flintstones" mit einem riesigen Wandbild bemalt ist - aber auf der Wand wird natürlich Island im Stil der Feuerseins dargestellt.


Da ist die Hallgrímskirkja, vor der ein Denkmal steht - nur ist es dieses Mal nicht Leifur Eiríksson, der hier auf dem Sockel steht, sondern Fred Feuerstein persönlich. Aus dem (dänischen) Bettenlager, das auf Island lange "Rúmfatalagerinn" hieß ("Bettwäsche-Lager"), wird hier zum Rúmfata-Lava-Inn. Aus der Supermarkt-Kette Bónus mit seinem knuffigen Werbe-Schweine wird ein "BÓNE-US"-Laden mit einem wilden pinken Schwein mit Stacheln. Und auch das Café Babalú selbst findet sich natürlich auf dem Bild. Ich könnte stundenlang davor stehen und immer wieder neue kleine liebevolle Details entdecken! 


Dazu gibt es noch mehr Dekoration, z.B. auf einem Tisch eine Fred-Feuerstein-Lampe, die so surreal aussieht, dass ich sie direkt schon wieder cool finde. 


Auch diese Hängelampe hier fand ich besonders schön, wenn man genauer hinschaute: Ein Vogelkäfig, in dem eine Glühbirne hing, die ihre Farbe wechselte. Und wenn man noch genauer hinschaute, entdeckte man auch den kleinen Flugsaurier, der im Vogelkäfig wohnt. 


Ob es jetzt die Wand mit den Postkarten ist und die vielen verschiedenen Blechschilder an der Treppe - überall gibt es ganz viele spannende Details zu entdecken. Allein dafür schon lohnt sich jeder Besuch! 

Bei gutem Wetter kann man auch draußen auf der Terrasse sitzen, den Blick über die Skólavörðustígur genießen und teilweise in tierischer Gesellschaft Kaffee und Kuchen essen. 


Wir waren am Wochenende mit der Freundin von Kind3 in der Stadt unterwegs, eigentlich brauchten wir nur mal eine sanitäre Einrichtung, aber so eine gemütliche Kaffeepause im Warmen wäre ja auch nicht schlecht - und weil uns das Babalú von einem früheren Besuch in guter Erinnerung war, sind wir spontan hier eingekehrt. 


Wir haben unseren Besuch auf jeden Fall genossen!