Sonntag, 21. Januar 2024

Þorramatur

Nachdem die leckeren Weihnachtswaren aus den Supermärkten verschwunden sind, die glasierten Schinken, die gebratenen Schneehühner und all die anderen Köstlichkeiten, ist jetzt die neue Saison-Ware in die Kühltruhen gekommen: Þorramatur

Lauter ganz spezielle Delikatessen für dein ganz persönliches Þorrablót zu Hause, zu dem Du Freunde und Verwandte einladen kannst. 

Þorrablót 

Das Þorrablót war ein altes, nordisches Opferfest, das zwischen Mitte Januar und Mitte Februar gefeiert wurde. Gegessen wurde dabei alles, was im Winter lange haltbar war, vor allem sauer eingelegte Lebensmittel wie Blut- und Leberwurst, Hammelhoden, Walfleisch, Seehundflossen... Klingt doch schon lecker, oder?  In den letzten Jahrzehnten ist diese alte, heidnische Tradition auf Island wieder aufgelebt (mehr zur Geschichte des Þorrablóts findet Ihr unten in den Anmerkungen). 

Heute bekommt man fast alles, was es für ein zünftiges Þorrablót braucht, problemlos im Supermarkt: 

Lauter ganz spezielles traditionelles Þorramatur wie über Schafsdung stark geräuchertes Lammfleisch (hangikjöt), Salzfleisch (saltkjöt), Schafskopfsülze (sviðasulta), sauer eingelegte Widderhoden (súrsaðirhrútsprungar), Blutwurst (blóðmör), Leberwurst (lifrapylsa), Rollfleisch (lundabaggar), Brustfleisch (bringukollar), Trockenfisch (harðfiskur) und Gammelhai (hákarl).


An den 2-kg-Eimer mit verschiedenem súrmatur (= in Molke eingelegte Fleischprodukte) haben wir uns nicht rangetraut, ... 


... sondern vorsichtshalber nur ein kleines Þorrabakki (= Serviertablett mit Þorramatur) grkauft mit vier verschiedenen Spezialitäten, dazu ganz klassisch eine Packung Rübenstampf (rófustappa) und eine Packung Kartoffelbrei (kartöflumús). 

Traditionell reicht man noch süßes Roggenbrot (rúgbrauð) und Fladenbrot (flatbrauð) mit Butter dazu. 


Das Þorramat isst man eigentlich kalt, dazu serviert man den warmen Rübenstampf, den warmen Kartoffelbrei und das Brot.


Ehrlich gesagt - gar nicht mal so lecker, so für einen mitteleuropäischen Gaumen. 


Wir waren uns ja nicht einig, was uns am wenigsten geschmeckt hat - mein Mann fand die Hoden ganz essbar, dafür hatte er im Salzfleisch zu viele feste Stellen und die Schafskopfsülze schmeckte ihm überhaupt nicht. Ich fand die Hoden viel zu sauer und zu viel Glibber, dafür konnte ich die Sülze mit genug Kartoffel- und Rübenstampf dazu einigermaßen essen. Aber so richtig lecker - nein, so richtig lecker fanden wir es beide nicht. 



P.S.: Die Geschichte des Þorrablóts 

Das Þorrablót ist ein altes, nordisches Opferfest, das im vierten Wintermonat des altisländischen Kalenders (Þorri) gefeiert wurde. Wörtlich übersetzt bedeutet Þorrablót ungefähr so viel wie "Blut(opfer) im Monat Þorri". 

Der Monat Þorri beginnt am ersten Freitag zwischen dem 19. und dem 26. Januar. Man nennt diesen Monat auch "Dürremonat" - es ist der Monat, in dem alle Vorräte endgültig aufgebraucht wurden und es noch nichts Neues, Frisches zu essen gab. 

Früher feierte man in diesem Monat auf den Höfen ein großes Fest, reihum in der Nachbarschaft, zu dem traditionelles isländisches Essen serviert wurde, alles, was im Winter lange haltbar war - z.B. sauer eingelegte Lebensmittel wie Blut- und Leberwurst, eingelegte Hammelhoden, sauer eingelegtes Walfleisch... es wurde viel gegessen, getrunken und gesunken bei diesen Festen. Den Christen war dieses "heidnische Fest" allerdings bald ein Dorn im Auge und so geriet es über die Jahrhunderte in Vergessen bzw. war verpönt.

Das erste überlieferte Þorrablót der Neuzeit fand dann 1873 statt, veranstaltet von einer Gruppe isländischer Studenten. Etwa ab 1880 veranstaltete die isländische Gesellschaft für Altertumskunde ein alljährliches festliches Þorrablot. In den 1950er Jahren wurden auch von lokalen Heimatvereinen auf dem Land festliche Büffets zum Þorrablót angeboten. Das Restaurant Naustið in Reykjavík bot dann ab 1958 Þorramatur an, um auch den Stadtbewohnern die Möglichkeit zu geben, diese traditionellen isländischen Gericht probieren zu können.



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