Freitag, 8. Oktober 2021

Alaskalúpínur

Alaska-Lupinen


Es sieht definitiv wunderschön aus im isländischen Sommer, dieses leuchtende, wogende Meer lila-farbener Lupinen. 

Ich gebe zu, ich finde sie auch schön... auch wenn mir bewusst ist, dass es in Island keine einheimischen Pflanzen sind und die Aussaat von Lupinen auf Island zur Bodengewinnen bzw. als Schutz vor Erosion vielleicht doch keine so gute Idee war, wie man zuerst dachte... 

Die Lupinen auf Island stammen, wie ihr Name schon sagt, aus Alaska und sind im nordwestlichen Nordamerika heimisch. 


Im 18. Jahrhundert nach Europa importiert 

Ende des 18. Jahrhunderts kam die Alaska-Lupine als Zierpflanze von Nordamerika nach England, wo sie als dekorative Gartenpflanze verwendet wurde. Da sie so schön aussieht, wenn sie blüht, und im übrigen robust und pflegeleicht ist, waren Lupinen bald recht beliebt. 

Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die Lupinen dann von Großbritannien aus auch nach Skandinavien, vor allem in Schweden entwickelten sie sich zu einer beliebten Zierpflanze für die Gärten. In Norwegen wurde sie schon bald auch gezielt zur Bodenbindung entlang von Straßen und Bahngleisen ausgesät. 


Erste Berichte aus Island von 1885

Die ersten Lupinen auf Island gehen wohl auf Hans Jacob Georg Schierbeck (1847 - 1911) zurück, einen dänischen Arzt, der von 1883 bis 1894 als medizinischer Direktor und Leiter der medizinischen Fakultät in Island arbeitete. Hier ist er auch für seine leidenschaftliche Liebe zum Gärtnern in Erinnerung geblieben - so hatte er bei seinem Haus in Reykjavík einen bunten Gemüsegarten angelegt und wurde erster Vorsitzender der neu gegründeten Isländischen Gartenbaugesellschaft (er hat damit auch in der isländischen Küche bleibende Spuren hinterlassen). Außerdem verwendete er hier offenbar erstmals Lupinen für seine Pflanzen-Experimente. Die Pflanze konnte sich damals allerdings noch nicht durchsetzen.

Es gibt auch spätere Berichte über den Anbau von Lupinen in einem Gartenbaubetrieb in Reykjavík 1911, aber auch hier gelang es den Pflanzen nicht, sich in isländischen Gärten durchzusetzen. 



Ab 1945 gezielte Aussaat von Lupinen auf Island als Schutz vor Bodenerosion

Erst ab 1945 forschte Hákon Bjarnason, der damalige isländische Forstwirtschafts-Direktor, gezielt an einer Verbreitung von Alaska-Lupinen auf Island , weil er hoffte, so erfolgreich gegen die fortschreitende Bodenerosion auf Island vorgehen zu können. 

Bevor die Wikinger Ende des 9. Jahrhunderts nach Island kamen, soll die Insel bekanntlich zu rund 25% ihrer Fläche von Wäldern bedeckt gewesen sein, insbesondere von Birkenwäldern. Es heißt, die Wikinger hätten es geschafft, innerhalb ihrer ersten 100 Jahre 97% des isländischen Baumbestandes abzuholen. Anschließend fehlte es ihnen dann an Holz für den Bau von Schiffen und Häusern oder auch nur als Feuerholz. 

Durch die Abholzungen lagen die Böden dann frei und Wind und Wetter konnten sie ungehindert abtragen. Im Laufe der Zeit wurden immer weniger Flächen nutzbar. 

Um dieser Bodenerosion entgegen zu wirken und die Fruchtbarkeit der Böden wieder zu verbessern, wurden dann auf Island gezielt Lupinen ausgesät, insbesondere auch an Straßen entlang von Sanderflächen, wo die Sandstürme zudem ein erhebliches Sicherheitsrisiko für den Verkehr darstellten. 


Insoweit funktionierte der Plan auch - die Lupinen wachsen wunderbar rechts und links der Straßen, halten gewissermaßen die Erde fest und verhindern so wie geplant hier eine weitergehende Bodenerosion.

Insgesamt verbreiteten sich die Lupinen sehr erfolgreich auf ganz Island. Die wogenden lila Felder vor der kargen isländischen Landschaft sind auch ein sehr beliebtes Foto-Motiv geworden, ob nun bei der Kirche von Vík oder z.B. auch hier am Geysir.



Lupinen verdrängen die einheimischen Pflanzen

Unpraktischerweise hatte man nicht ausreichend bedacht, dass Lupinen eine invasive Art sind und an vielen Orten die einheimischen Pflanzen verdrängen, so dass sie daher letztlich als schädlich für die lokale Flora erwiesen haben.

Teilweise hat man daher damit begonnen, die Lupinen wieder auszureißen. Was sich allerdings als gar nicht so einfach erwiesen hat, da Lupinen sich sehr erfolgreich selbst aussäen (s. unten) und sich mit dem Wind weiterverbreiten. 

(Ich habe allerdings in letzter Zeit auch immer mal wieder gehört, dass es teilweise wohl doch gelungen sei, an Stellen, an denen Lupinen gewachsen sind, nach 10 - 15 Jahren wieder andere, einheimische Pflanzen auszusiedeln, die dann dank des nährstoffreicheren Bodens hier wieder besser wachsen könnten.) 


Achtung - wilde Lupinen sind giftig!

Die Samen und (in geringerer Konzentrationen) auch die Blätter von Alaska-Lupinen enthalten übrigens giftige Alkaloide. Bereits beim Verzehr einer unbehandelten Schote treten Vergiftungserscheinungen wie Herzrasen, Atemnot, Schwindel und motorische Störungen auf, der Bitterstoff Lupinin kann zum Tod durch Herzstillstand oder Atemlähmung führen. 

Lupinenprodukte im Handel werden aus Süßlupinen hergestellt

Die Lupinen-Produkte, die man heute im Handel kaufen kann, werden aus Süßlupinen hergestellt, nicht aus solchen wilden Alaska-Lupinen, wie sie auf Island wachsen. 

Seit etwa 1930 beschäftigen sich Forscher gezielt damit, Lupinen mit besonders niedrigem Alkaloid-Gehalt zu züchten, diese werden als Süß-Lupinen bezeichnet - nicht, weil sie süß schmecken würden, sondern einfach, weil die Bitterstoffe der wilden Lupinen hier fehlen. Aus diesen Hülsenfrüchten kann mittlerweile ein geschmacksneutrales Lupinen-Proteinisolat (Eiweißpulver) gewonnen werden, mit dem dann Milch- und Fleischersatzprodukte aus heimischen Anbau gewonnen werden. 


Hat Euch schon mal eine Lupine erschreckt..?

Wir haben ja an der Einfahrt unseres Island-Hauses eine kleine Fläche, auf der Lupinen wachsen. Es sieht auch einfach dekorativ aus, wenn da im Juni und Anfang Juli alles so herrlich lila leuchtet. 

Bei solchen Fotos von unserem Haus wurde ich dann letztes Jahr ein paar Mal angesprochen, ob ich nicht Lupinen-Samen mitbringen könnte..?

Letztes Jahr hatte ich nicht zur rechten Zeit daran gedacht, aber dieses Jahr hat sich vor allem mein Mann einen Spaß daraus gemacht, überall, wo es sich ergab, ein paar Schoten mit den Samenkörnern einzusammeln. 

Lass uns Lupinen-Samen sammeln!

Hier waren wir z.B. beim Neubau des Ásatrú-Tempels in der Nähe der Bade-Bucht Nauthólsvík in Reykjavík unterwegs und mein Mann hat wieder fleißig die kleinen dunklen Schoten eingesammelt. 


Hier seht Ihr ganz gut diese schwarzen Schoten, in denen die Lupinen-Samen stecken. 


Wir hatten dann regelmäßig eine Handvoll Lupinen-Schoten im Auto in der Konsole liegen... Und irgendwann fing es dann an - es tat plötzlich einen Knall. Keine Ahnung, wo das Geräusch herkam - irgendwas am Auto kaputt..? Waren wir irgendwo drüber gefahren..? 

Es dauerte eine ganze Weile, bis wir dann merkten, was es wirklich war: 

Die Lupinen-Schoten in der Ablage platzten in der Wärme im Auto eine nach der anderen auf und schleuderten mit ordentlich Schwung ihre Samen von sich. Überall im Fußraum und zwischen den Sitzen hatten wir dann diese kleinen schwarzen Kügelchen rumkullern, und ein Samen traf sogar unseren Sohn, der in der Mitte auf der Rückbank saß, schwungvoll am Kopf. 

Ganz ehrlich - auch wenn ich dann wusste, was es war - ich habe mich trotzdem jedes Mal wieder erschreckt! 

Jetzt haben wir eine altes Kaffee-Glas voller Lupinen-Schoten hier stehen und mein Mann hofft auf eine erfolgreiche Aussaat im Garten im nächsten Frühjahr. 





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