Island-Fan Kochbuch – Traditionelle isländische Rezepte & isländische Essenskultur  

Sonntag, 24. August 2025

Kolufossar

Die Wasserfälle des Trollweibs Kola 


Unser zweiter Halt auf unserem Urlaub in Nord-Island waren die Kolufossar - die Wasserfälle des Trollweibs Kola.

Nahe der Ringstraße stürzt hier der Fluss Víðidalsá über drei Wasserfälle in die Schlucht Kolugljúfur. Die Schlucht ist 1 bis 2 km lang. 


Man erreicht die Wasserfälle von der Ringstraße aus über die Straße 715 (Víðidalsvegur). Die Straße ist ein gut 13 km langer Rundweg. Kurz vor den Wasserfällen biegt man dann noch einmal ab und fährt den Schildern zum Parkplatz entlang.


Das hier ist der Anfang der 715, die Abzweigung von der Ringstraße. Wir haben allerdings erst ein bisschen gewartet, bis der tierische Querverkehr die Straße gequert hatte und ein Stück weiter wieder auf eine andere Weide auf der anderen Straßenseite abgebogen war. 



Man parkt dann auf dem großen Parkplatz vor der alten Holzbrücke, die den Fluss und die Schlucht Kolugljúfur überspannt, und läuft über die Brücke, um sich die Schlucht anzuschauen.


Die drei Wasserfälle heißen Efrifoss (= "Oberer Wasserfall"), Kolufoss (= "Wasserfall der Kola") und Neðri-Kolufoss (= "Unterer Wasserfall der Kola"). 


Zusammen werden die drei Wasserfälle als "Kolufossar" (= "Wasserfälle der Kola") bezeichnet. 







Aber bitte unbedingt vorsichtig sein! 



Der Fluss Víðidalsá entspringt in einer Hochebene in der ehemaligen Landgemeinde Húnavatn (heute: Húnabyggð) und fließt über eine Strecke von ca. 67 km durch den See Hóp bis zum Meer. Bis zur Schlucht Kolugljúfur, ca. 25 km von der Mündung beim Hóp entfernt, wird hier unterhalb der Wasserfälle von Mitte Juni bis Ende September im Fluss geangelt. Die Wasserfälle Kolufossar in der Schlucht sind so hoch, dass hier kein Lachs weiter den Fluss hinauf kann, deshalb kann man nur im Becken unterhalb des Wasserfalls und im weiteren Verlauf des Flusses bis zum Meer angeln. 

Die Angelrechte im Fluss hat, soweit ich es gefunden habe, der Angel-Club Starir gepachtet. Angel-Interessenten müssen sich somit mit dem Club in Verbindung setzen. Aber der Fluss Víðidalsá und sein Nebenfluss Fitjá sind beide als guter Angelfluss bekannt: Hier werden vor allem große Lachs mit einem Gewicht von rund 20 Pfund geangelt, aber auch Saiblinge und Forellen.

Der Name "Kola" soll übrigens auf das Trollweib Kola zurückgehen:

Sie soll in der Nähe beim Hof Kolugil gelebt haben, nahe dem heutigen Weg zur Schlucht, bevor sie sich dann in die Einsamkeit zurück zog. 

Es heißt, sie habe die Schlucht Kolugljúfur mit eigenen Händen gegraben und dann auf den Steinen bei den Wasserfällen gelebt haben. Auf einer besonderen Platte an der Klippen, die heute noch Kolusæng (= "Bett der Kola") genannt wird, war ihr Schlafplatz. Er befand sich direkt am Fluss, hinter den Wasserfällen, so dass sie morgens noch vor dem Aufstehen direkt vom Bett aus mit ihren langen Armen in das Wasserbecken unterhalb der Wasserfälle greifen und sich den ersten Lachs des Tages noch roh in den Mund stecken konnte. 


Wenn sie aufgestanden war, fing sie mehr Lachse, die sich dann aber gekocht verzehrte - etwas weiter westlich gibt es noch ein großes Loch in einem der Felsen, das Koluketill genannt wird - der Kessel der Kola.  


Das Trollweib Kola soll in der Nähe unter dem Hügel Koluhóll begraben worden sein. 

 

Kaffi Schwarzwald

Das kleine Schwarzwald-Café in Helluland


Bei unsere Fahrt in den Norden Islands waren wir Anfang August 2025 auch am Tag der Eröffnung im Kaffi Schwarzwald, ca. 8 km von Sauðárkrókur entfernt.

Die beiden Deutschen Peony und Daniel, die das Guesthouse Helluland betreiben, haben jetzt im vorderen Bereich ihres Hauses (mit traumhaften Blick in die Landschaft) ihr kleines Schwarzwald-Café eingerichtet, ihr Kaffi Schwarzwald

Die Kaffeestube (kaffistofa) ist grundsätzlich Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. 

Hier gibt es leckeren, selbstgebackenen Kuchen (eine kleine, teilweise wechselnden Auswahl) und verschiedene heiße und kalte Getränke


Mein Mann hatte ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte (Svartaskógarterta) und ich hatte mich für den Frankfurter Kranz (Frankfurtkrans) entschieden - aus alter Heimatverbundenheit, schließlich bin ich ganz in der Nähe von Frankfurt am Main geboren und aufgewachsen und in meiner Kindheit gab es kaum einen Familiengeburtstag ohne Frankfurter Kranz. 

Ich glaube, damit habe ich Peony zuerst etwas erschreckt, aber ich konnte sie schnell beruhigen - ihr Frankfurter Kranz war zwar ein klein bisschen anders als die Version meiner Mutter früher, aber die Seele des Kuchen hat sie perfekt eingefangen und es hat mir wirklich gut geschmeckt! 


Dazu hatten wir Kaffee und eine heiße Schokolade. 


Die Preise 

Ein Stück Torte kostet im Kaffi Schwarzwald aktuell 1.390 ISK (umgerechnet knapp 9,70 €), ein Stück Kuchen 890 ISK (ca. 6,20 €). Kaffeegetränke, Tee und heiße Schokolade kosten zwischen 550 ISK und 670 ISK (etwa zwischen 3,80 € und 4,70 €). Für isländische Verhältnisse sind die Preise eher günstig. 

Das Ambiente

Die beiden Gästeräume des Cafés sind sehr gemütlich und schön eingerichtet, wir haben uns direkt sehr wohl gefühlt. 


Und in die bunten Sofakissen mit ihrem Islandpullover-Design habe ich mich direkt verliebt! 


Klein, aber sehr gemütlich! 


Und die Aussicht aus dem Café ist wirklich traumhaft! Auch wenn wir an dem Tag nicht auf der schönen, neuen Holzterrasse gesessen haben, da das Wetter doch etwas wechselhaft war. 



Der Hof Helluland

Helluland ist ein historischer Bauernhof am Skagafjörður, mit wunderschönem Blick auf den Vestari-Héraðsvötn, übersetzt die "westlichen Bezirkswasser" - ein Gletscherfluss, der aus dem Hofsjökull entspringt und als Vesturós auf der Westseite der Halbinsel Hegranes ins Meer mündet. 

Der Hof Helluland ca. 8 km vom Ort Sauðárkrókur entfernt; mit dem Auto sind es knapp 10 Minuten Fahrt. 



Das Guesthouse Helluland

Der Hof ist über 100 Jahre alt und gilt als eines der ersten Betonhäuser in dieser Region. Lange Zeit diente das Haus neben den Stallungen der Bauernfamilie als Wohnhaus. Im Jahr 2016 wurde das Haus in ein Gästehaus umgewandelt. Es ist ganzjährig geöffnet und bietet mit seinen 5 Gästezimmern gemütlichen Platz für bis zu 10 Personen.

Die heutigen Besitzer, Peony und Daniel, haben das Guesthouse 2020 übernommen und in der Folgezeit liebevoll renoviert und ausgestattet. 

Im vorderen Bereich des Hauses, mit traumhaften Blick in die Weite der Landschaft und auf die Bezirkswasser, haben die beiden jetzt ihr Schwarzwald-Café eingerichtet, ihr Kaffi Schwarzwald


Der Pferdehof Helluland

In den Stallungen sind die Pferde vom Hof untergebracht. Der Pferdehof wird von dem Isländer Andrés Magnússon und seiner deutschen Frau Luka Dreiner geführt. Die beiden bieten ihren Gästen sowohl Reitunterricht als auch Reittouren an, sowohl stundenweise als auch mehrtätige Pferdereisen.



P.S.: Das hier ist keine bezahlte Werbung. Wir waren nicht eingeladen und wir haben unseren Kuchen und die Getränke selbst bezahlt. Aber wir "kennen" die Betreiber vom Guesthouse Helluland online von Instagram, hatten da auch schon netten Kontakt, und als ich dann von der Eröffnung des Schwarzwald Kaffi gelesen habe, genau an dem Tag, als wir in den Norden nach Sauðárkrókur gefahren sind, haben wir spontan noch den kleinen Abstecher gemacht, um das Café kennen zu lernen.


Samstag, 23. August 2025

Hvítserkur

Der Basaltfelsen Hvítserkur 


Der Basaltfelsen Hvítserkur ist ein eigentümlicher, von der Brandung ausgespülter Felsen am Húnafjörður, im Nordwesten Islands, an der Ostküste der Halbinsel Vatnsnes

Der Felsen ist etwa 15 Meter hoch

Er ist ein Nistplatz für zahlreiche Vogelarten, darunter auch die Dreizehenmöwe und der Eissturmvogel. 

Der Name "Hvítserkur" bedeutet wörtlich übersetzt "weißer Kittel", das bezieht sich vermutlich auf die vielen hellen Flecken am Felsen, die ihn wie ein weißer Kittel bedecken - ein weißer Kittel aus weißem Vogelkot. 


Manche erinnert der Felsen an ein trinkendes Nashorn oder einen Elefanzen, für andere ist er ein Troll, der zur Strafe von der Sonne versteinert wurde, weil er das damalige Kloster Þingeyrar in der Nähe vom See Hóp mit Steinen bewerfen wollte. (Das Kloster war bestimmt 20 km vom Felsen entfernt, ich habe aber keine Ahnung, wie weit Trolle Steine schleudern können.)

Seitenansicht

Die Basis des Basaltfelsens wird ständig vom Meer unterspült und ausgehöhlt, im Laufe der Zeit hat der Basalt daher ziemlich gebröckelt. Zudem ist der Felsen zwar ca. 15 Meter hoch und ungefähr genauso breit, tatsächlich aber nur etwa 2 Meter tief. 

Von vorne wirkt der Hvítserverkur also breit und massiv - aber wenn man ihn von der Seite betrachtet, ist er nur ein ganz dünner Strich in der Landschaft! 

Und so wurde schon in den 50er Jahren befürchtet, dass der Felsen instabil werden und einstürzen könne. 

Online bin ich auf einen Beitrag im Morgunblaðið vom 22. Mai 1952 gestoßen, in dem gefordert wurde, dass der Hvítserkur nicht einstürzen darf - Hvítserkur má ekki falla! In dem Beitrag machte sich der Verfasser Ásgeir Magnússon Sorgen, weil die Basis des Felsens in den letzten 13 Jahren deutlich geschädigt wurde, wie er schrieb, und der Felsen nur sehr schmal ist. Er schlug daher vor, dass in gemeinsamer Anstrengung mit 3 bis 4 Tonnen Beton die "Beine" des Felsen verstärkt werden sollten, um den Hvítserkur "für die nächsten 100 Jahre" vor dem Einsturz zu bewahren. 

Quelle: Morgunblaðið vom 22.05.1952

Im Mai 1955 wird in einem anderen Zeitungsartikel davon berichtet, dass eine Spendenaktion gestartet wurde, um Geld für die Rettung des Felsens zu sammeln. Es wurden demnach Postkarten mit einem Bild vom Hvítserkur verkauft, der Erlös sollte für die Stabilisierung des Basaltfelsens verwendet werden. Außerdem hatte sowohl die Gemeinde als auch mehrere Einzelpersonen und Vereine vor Ort und in Reykjavík finanzielle Unterstützung für die Arbeiten zugesagt. 

Die Sammlung war erfolgreich, die "Beine" des Felsens wurden mit Beton verstärkt, um den Hvítserkur langfristig zu stabilisieren. Wann die Arbeiten durchgeführt wurden, habe ich aber leider nicht gefunden. In einem Zeitungsartikel vom August 1988 ist nur die Rede davon, dass der Hvítserkur "vor vielen Jahren" unten verstärkt wurde, weil man befürchtete, dass er einstürzen könne. 


Ich habe hier zum Vergleich zwei Bilder vom Hvítserkur von uns,  eines war vom Sommer 2015, das andere jetzt aktuell vom Sommer 2025. Ehrlich gesagt - ich kann nicht erkennen, ob die Erosion seitdem weitergegangen ist... 


Steigende Besucherzahlen

Während der Hvítserkur früher eher ein "Geheimtipp" war und es nicht viele Besucher bis hierher  schafften, haben sich die Besucherzahlen in letzten Zeit mehr als verdoppelt, die Zahl der Besucher hat deutlich zugenommen: 

Im Oktober 2020 wurde auf dem Fußweg zur Aussichtsplattform ein Zähler eingerichtet, um zu erfassen, wie viele Menschen hier vorbei laufen. Während im April 2022 noch durchschnittlich 126 Menschen pro Tag den Hvítserkur besuchten, also rund 3.770 Menschen im Monat, haben sich die Zahlen in den folgenden Zeit Jahren bis 2024 mehr als verdoppelt, hier waren es schon rund 280 Besucher pro Tag, also knapp 8.500 Menschen pro Monat.

Anfahrt zum Hvítserkur 

Der Basaltfelsen Hvítserkur befindet sich an der Ostseite der Halbinsel Vatnsnes, zwischen dem Hrútafjörur im Westen und dem Húnafjörður im Osten. Entlang der Küste der Halbinsel Vatnsnes führt die Straße 711, der Vatnsnesvegur. Die Straße hat eine Länge von knapp 77 km

Wir sind bei unserem Ausflug nach Nordisland von Westen über die Ringstraße gekommen, auf der Ostseite der Halbinsel sind wir dann auf  die Straße 711 abgebogen und rund 30 km die nicht-asphaltierte Strecke entlang gerumpelt. Hier waren gerade Straßenarbeiten im Gang... Die Fahrt dauerte also eine gewisse Zeit.

Straße 711 - Vatnsnesvegur

Nach rund 30 km biegt man dann auf die Straße 713 (Hvítserksvegur) nach rechts ab. Die Strecke führt ca. 500 m nach unten Richtung Küste, hinunter zum Parkplatz

Als wir ankamen, haben wir uns ein bisschen gewundert - auf der Strecke haben wir kaum andere Autos gesehen, aber am Parkplatz standen doch etliche Fahrzeuge, Menschen liefen herum oder saßen an einem Holztisch und picknickten. Es war durchaus Betrieb, aber wir haben trotzdem noch problemlos einen Parkplatz bekommen. 

Ein Auto mit Touristen stand übrigens oben an der Abzweigung zur 713 - die Insassen diskutierten offenbar, ob sie sich trauten, die Strecke zum Parkplatz hinunter zu fahren. Dabei war die Straße gar nicht in so schlechtem Zustand, es war auch trocken und kein bisschen schlammig, rutschig o.ä. An sich - ein guter Tag für diese Tour!

Vom Parkplatz kann man entweder in die eine Richtung zur Aussichtsplattform laufen, von hier aus hat man von oben einen schönen Blick auf den Basaltfelsen. 


Oder man läuft vom anderen Ende des Parkplatzes über die Wiesen hinunter zum Strand ("fjara"). 




Der Fußweg zieht sich ein bisschen, aber dann kann man die Küste entlang bis zum Hvítserkur laufen...



... und hat dann bei Ebbe einen wunderschönen Blick auf den Basaltfelsen ganz aus der Nähe. 



Die Fahrt zum Hvítserkur über die nicht-asphaltierte Straße zieht sich zwar etwas, es ist kein "kurzer Abstecher" und man kommt nicht zufällig hier vorbei, aber wenn man genug Zeit hat, finde ich diesen Basaltfelsen mit seiner ganz speziellen Form ein sehr lohnendes Ausflugsziel!