Island-Fan Kochbuch – Traditionelle isländische Rezepte & isländische Essenskultur  

Dienstag, 5. August 2025

Banaslysið við Reynisfjöru

Wieder ein tödlicher Unfall in Reynisfjara


Am 2. August 2025 gab es wieder einen tödlichen Unfall am Strand von Reynisfjara, bei dem ein 9-jähriges Mädchen aus Deutschland ums Leben kam.

Was ist bisher bekannt?

Laut den Berichten in den isländischen Medien war das Mädchen mit seinem Vater und seiner Schwester am Strand in Reynisfjara. Eine Welle erfasste die Familie und warf alle drei um. Der Vater und das eine Kind konnten sich aus dem Wasser retten, das andere Kind nicht mehr. 

Laut Polizei ereignete sich der Unfall um kurz vor 15 Uhr am Nachmittag. Rettungsteams, Polizei und freiwillige Helfer waren im Einsatz. Der Hubschrauber der Küstenwache hob 26 Minuten nach Eingang des Notrufs ab. 

Um 16.54 Uhr meldete die Polizei, dass die Besatzung des Hubschraubers das Kind gefunden und geborgen habe. Es konnte nur noch der Tod des Kindes festgestellt werden.  

Am Tag nach dem Unfall wurde mittags bekannt gegeben, dass das Kind, das ums Leben gekommen war, ein 9-jähriges Mädchen aus Deutschland war. 

Mehr zum Unfallhergang oder zur Identität des Mädchens ist bisher nicht bekannt.

Wie waren die Umstände zum Zeit des Unglücks?

Nach dem letzten tödlichen Unfall in Reynisfjara 2022 wurde am Strand ein System mit Warnleuchten installiert. Nach bisherigen Meldungen stand die Ampel zum Unfallzeitpunkt auf gelb

Die Warnleuchten sind mit dem Wellenvorhersage-System der isländischen Straßenverwaltung Vegagerðin verbunden. Bei geringem Risiko blinkt das grüne Licht, bei mittlerem Risiko das gelbe Licht und bei hohem Risiko das rote Licht

Am Tag des Unfalls war es relativ stürmisch, der Wind kam von Süden vom Meer her. Etwa 70 km weiter in Landeyjahöfn wurde am Nachmittag die Fährverbindung auf die Westmännerinseln unterbrochen, weil die Wetterbedingungen zu schlecht waren und die Fähre nicht sicher anlanden konnte. Offiziell heißt es, die Werte seien am Samstag knapp unterhalb der roten Warnstufe gewesen. Ich habe aber auch die Vermutung gelesen, dass die Warnleuchten eventuell defekt gewesen sein könnten und eigentlich rot hätten anzeigen sollen; das ist nur eine Vermutung von einem Helfer vor Ort. Auf jeden Fall waren die Bedingungen vor Ort nicht gut, es leuchtete aber nur die gelbe Warnleuchte

Außerdem waren 2022 auch Warntafeln am Zugang zum Strand aufgebaut worden. Neben der Tafel mit den Warnleuchten wurde auf einer zweiten Tafel erklärt, was die Farben bedeuten und welche Bereiche dann jeweils nicht mehr betreten werden sollen (s. Bild unten).

Bei rotem Warnlicht sollte man nicht weiter als bis zum Warnschild gehen. 

Bei gelbem Warnlicht sollte man maximal bis zu den Basaltsäulen am Ende der vorderen Höhle gehen, nicht um die Ecke herum, nicht in die hintere Höhle, nicht an den Strandabschnitt weiter hinter. 

Das Schild, auf dem die Bereiche erklärt wurden, wurde allerdings im Frühjahr 2025 bei einem Sturm beschädigt und weggerissen, es fehlt seitdem - und damit auch die Erklärung für die Besucher, was die Warnleuchten genau bedeuten. Man weiß also, man muss vorsichtig sein - WIE vorsichtig man sein muss, erfährt man hier aber aktuell nicht. 


Bei gelben Licht wird es also gefährlich, wenn man weiter als bis zu dieser Ecke hier geht. 


Touristen sind sich der Gefahren der isländischen Natur nicht bewusst

Der schwarze Strand Reynisfjara westlich von Vík í Mýrdal ist eines der beliebtesten Touristenziele Islands. Der Strand ist aber auch das gefährlichste Touristenziel des Landes. Besucher können die Gefahr nicht einschätzen und gehen zu nah ans Wasser heran. 

Schild am Strand von Reynisfjara 
Ólagsöldur - Sneaker-Wellen

Der Strand hier ist bekannt für das Auftreten von sog. Sneaker-Wellen. Das sind unverhältnismäßig große Küstenwellen, die blitzartig und ohne Vorwarnung zwischen anderen, viel kleineren Wellen auftreten. Sie können bis zu 50 Meter weiter aufs Land reichen als andere Wellen derselben Wellenperiode und reißen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist - Baumstämme, tonnenschwere Steine und Menschen. 

So eine Welle wirft den Menschen um, drückt ihn zuerst landeinwärts den Strand hinauf und reißt ihn dann mit dem zurückflutenden Wasser ins tiefe Meer. Wenn die Welle einen richtig erwischt, hat man eigentlich keine Chance mehr.

Das Meer ist wirklich tief hier

Wenn man an Reynisfjara am Strand steht, sieht man den langen flachen, schwarzen Strand. 

Aber es ist einem nicht bewusst, wie schnell wie verdammt tief das Meer hier wird - zumindest mir ging es so. Das habe ich erst begriffen, als ich Fotos von Buckelwalen hier vor der Küste von Reynisfjara gesehen habe. 

Die Bilder hier von den Buckelwalen an Reynisfjara sind vom August 2024. 

Quelle: RUV /
aus einem Video von Guðrún Helga Stefánsdóttir

So ein Buckelwal wird bis zu 17 Metern lang und wiegt im Durchschnitt etwa 30 Tonnen

Das entspricht etwa einem vollbeladenen Lkw mit Anhänger. Und wenn man sich jetzt vorstellt, das so ein Lkw mit Anhänger hier, nur ein kleines Stück von der Küstenlinie entfernt, genug Platz hat, um hier im Meer sicher zu schwimmen, dann wird einem bewusst, dass es hier, so nah an der Küste, schon verdammt tief sein muss, vermutlich schon mindestens 30 Meter tief. 

Quelle: RUV /
Foto von David Orvar Hansson

Es geht hier also nicht seicht ins Meer, es geht verdammt schnell verdammt tief hinein. Und wenn man von einer Welle hier reingezogen wird, hat auch der beste Rettungstaucher eigentlich keine Chance mehr. 

Bisher 7 tödliche Unfälle an dieser Küste seit 2007 

Der Unfall am Samstag ereignete sich an derselben Stellen bei den Basaltsäulen am Strand wie die beiden letzten tödlichen Unfälle davor. Insgesamt haben sich hier in Reynisfjara seit 2007 bereits 6 tödliche Unfälle ereignet. Vier Menschen ertranken, zwei starben nach einem Sturz bzw. nachdem das Meer sie gegen die Steine geworfen hatte.
 
Außerdem wurde im Januar 2017 etwas weiter am Strand Richtung Dyrhólaey eine deutsche Familie mit zwei Kindern von den Wellen erfasst. Der Vater und die beiden Kinder schafften es noch, sich in Sicherheit zu bringen. Für die Mutter kam jede Hilfe zu spät, sie konnte etwa eine Stunde später nur noch tot von den Rettungsmannschaften geborgen werden. 

Nach dem letzten Unfall 2022 wurden die neuen Warn- und Informationsschilder in Reynisfjara installiert, mit den Warnleuchten. Zusätzlich wurde eine 300 m lange Kette entlang des Parkplatzes aufgehängt, damit die Menschen den Fußweg zum Strand benutzen und dort zwangsläufig an den Schildern vorbeilaufen müssen. Zudem gibt es Überwachungskameras der Polizei am Zugang zum Strand.

Planung weiterer Sicherheitsmaßnahmen

Heute Nachmittag findet ein Treffen der Landbesitzer mit den Rettungskräften, Vertretern des isländischen Tourismusverbandes und der Polizei statt, um Maßnahmen zu diskutieren, wie die Sicherheit der Besucher in Reynisfjara in Zukunft besser gewährleistet werden kann, ggf. muss bei schlechtem Wetter der Strand oder Teile davon gesperrt werden. 

Es wird geplant, das Wellenvorhersage-System zu verbessern und den Gefahrenfaktor anzupassen, d.h. das rote Licht wird künftig früher aufleuchten. Außerdem soll ein Schließtor installiert werden, das bei rotem Licht den Zugang zum Strand absperrt.




Klassískt eggjasalat

Klassischer Eiersalat


Klassischer isländischer Eiersalat besteht grundsätzlich aus hartgekochten Eiern und Mayonnaise

Dazu wird dann variiert, je nach Geschmack und gerade vorhandenen Zutaten. Traditionell werden als Gewürze oft Pfeffer, Zitronenpfeffer, Salz, Knoblauch, Dill, Curry oder Paprika verwendet, dazu kommen gerne noch weitere Zutaten wie Zwiebeln, rote Zwiebeln, Apfel, Lauch, Gurke, Speck, geriebener Käse, Sauerrahm, süßer Senf und frischer Schnittlauch oder Petersilie. Da kann man sich nach Herzenslust und nach persönlichem Geschmack wirklich austoben!

Ich habe mich für eine Version mit roter Zwiebel und frischer Petersilie entschieden, ein bisschen scharf und schön würzig!


Zutaten für 2 Personen

3 hartgekochte Eier
2 EL Mayonnaise 

1/2 rote Zwiebel
2 EL frische Petersilie
1 Prise Pfeffer
1 Prise grobes Meersalz 
1 Prise Paprikapulver


Zubereitung

Die hartgekochten Eier pellen und in kleine Würfel schneiden.


In einer Schüssel die Eier mit der Mayonnaise verrühren.


Noch die Zwiebel schälen und würfeln.


Die Petersilie waschen, zupfen und zerkleinern. 

Die Petersilie zum Salat geben, nach Geschmack mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver würzen und gründlich verrühren.


Im Kühlschrank noch kurz durchziehen lassen, vielleicht eine halbe Stunde, und dann gut gekühlt servieren. 


Wir haben den Eiersalat mit isländischem Roggenbrot (rúgbrauð) zum Abendbrot gegessen.




Montag, 4. August 2025

Tröppusöngur á Brúartorgi á Selfossi

Treppengesang in Selfoss - Live von Vestmannaeyjar


Am 1. Montag im August ist auf Island Feiertag und das lange Wochenende, das "verslunarmannahelgi" (= "Kaufmannswochenende"), kurz "Versló" genannt, ist DAS große Reisewochenende der Isländer. Die Menschen fahren aufs Land, campen und feiern. An vielen Orten gibt es besondere Festivals und Veranstaltungen. 

Das größte dieser Feste ist Þjóðhátið í Vestmannaeyjum, das große Volksfest im Herjólfsdalur auf den Westmännerinseln. Das Herjólfsdalur ist ein Tal im nordwestlichen Teil der Insel Heimaey. Bereits seit 1874 findet hier alljährlich am ersten Augustwochenende dieses Volksfest statt (ausgenommen 1973 und 1974, als das Tal durch den Vulkanausbruch auf der Insel nicht nutzbar war). 

Beim Nationalfest im Herjólfsdalur treten viele bekannte isländische Musiker auf und das Fest endet mit dem berühmten brekkusöngur, dem "Hang-Gesang" um 23 Uhr, anschließend werden um Mitternacht Fackeln entzündet und der ganz Hang leuchtet. 


Hier in Selfoss gibt es seit ein paar Jahren eine Live-Übertragung des "Hang-Gesangs" aus Vestamannaeyjar.  Dann stehen die Menschen hier auf den Treppen am Brúartorg, dem Brückenplatz in der neuen Stadtmitte, verfolgen die Live-Übertragung, singen, tanzen, trinken und haben Spaß.

Die Live-Übertragung in Selfoss beginnt um 20 Uhr.

Ab 20.30 Uhr startet auf der Bühne im Herjólfsdalur das Konzert, dieses Jahr mit der Band Stuðlabandið und mit  Gästen. 


Wir waren kurz nach halb elf auf dem Platz - das Wetter war gestern etwas durchwachsen. Zwischendurch dachten wir schon, wir fahren nicht hin, hier bei uns schüttete es immer wieder sehr. Aber dann haben wir doch eine Regenpause genutzt, um zum Auto zu laufen, und sind nach Selfoss gefahren. 


Vor Ort hatten wir Glück - am Abend hatte es in Selfoss auch geregnet, aber die ganze Zeit, als wir dort waren, war es wirklich trocken und windstill, rund 2 Stunden lang. So gutes Wetter hatten wir gefühlt den ganzen Tag über nicht!


Ab 23 Uhr folgt dann der "Brekkusöngur". 


Der Hang-Gesang, der Brekkusöngur, ist seit 1977 fester Bestandteil des Volksfestes auf Vestmannaeyjar. Der Gesang wurde dieses Jahr zu, 5. Mal in Folge wieder von Magnús Kjartan Eyjólfsson angeführt, dem Sänger der Band Stuðlabandið. Magnús Kjartan und seine Band stammen aus Selfoss, daher gab es da also noch einen besonderen Bezug. Und sie können richtig gut für Stimmung sorgen!


Der Hang-Gesang ist ein Medley aus vielen verschiedenen typisch-isländischen Liedern, teilweise bis zu 50 oder 60 Lieder, die bunt zusammen gestellt werden - wobei immer wieder auch dieselben Lieder dabei sind, glaube ich. Das sind wirklich Lieder, die jeder mitsingen kann, der in Island aufgewachsen ist oder lange hier gelebt hat. 

Außerdem wird dabei auf dem Bildschirm der Text des jeweiligen Liedes eingeblendet, so dass man einfach mitsingen kann, ob man den Song jetzt kennt oder nicht. 

Für uns war das auch hilfreich - beim Mitlesen hatte ich zumindest eine Chance, ein bisschen was zu verstehen, worum es in den jeweiligen Liedern ging - es gab z.B. eine Hymne für den ÍBV, den Íþróttabandalag Vestmannaeyja, also den Sportverein der Westmännerinseln, viele Liebeslieder, viele Lieder mit Bezug zu den Inseln, von Seeleuten, die um die Welt segeln, ihre Liebste zu Hause vermissen und niemals wieder nach Hause kommen ("Ó, María mig langar heim"), von Männern, die in einer Kiste auf dem Friedhof enden, von einer Bootsbesatzung, die ausfährt und es stirbt tatsächlich mal keiner, ... 


Die Menschen auf dem Brúartorg haben auf jeden Fall begeistert mitgesungen, mitgetanzt und mitgefeiert. Menschen aller Altersklassen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Für die Kinder gab es jemanden, der aus Luftballons Figuren knotete - auch noch um 11 Uhr abends. Die Stimmung war wirklich großartig!

Zum Abschluss des Hang-Gesangs standen viele Menschen auf, auch bei uns in Selfoss, manche legten sich sogar die Hand auf die Brust, und Magnús Kjartan spielte die isländische Nationalhymne, den Löfsöngur (= Lobgesang). 

Die isländische Nationalhymne stammt von 1874, der Text ist von dem isländischen Nationaldichter und Pfarrer Matthías Jochumsson (1835 - 1920), die Melodie von dem Komponisten Sveinbjörn Sveinbjörnsson (1847 - 1927). Das Lied wurde beim Nationalfest anlässlich des Tausendjährigen Jubiläums der Besiedlung Island im August 1874 von einem gemischten Chor beim feierlichen Gottesdiensts in der Domkirche in Reykjavík in Anwesenheit des dänischen Königs Christian IX. uraufgeführt. Der Liedtext knüpfte an Psalm 90 an, den Predigttext für diesen Festgottesdienst - eine Klage über die menschliche Vergänglichkeit, über die Erkenntnis, dass 1000 Jahre in den Augen Gottes sind "wie der Tag, der gestern vergangen ist". Entsprechend ging das Lied über die 1000 Jahre seit der Besiedlung Islands: Für Dich, Gott, ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre ein Tag, nicht mehr, auch Islands tausend Jahre. Ein Blümchen der Ewigkeit mit zitternden Tränen, das zu seinem Gott betet und stirbt. 

In der Folgezeit wurde das Lied zunehmend populär. Bei der Feier zur Souveränität Islands (im Rahmen der Realunion mit Dänemark) im Jahr 1918 wurde das Lied wie eine Nationalhymne gespielt, dieser Status wurde allerdings erst im März 1983 vom Alþingi, dem isländischen Parlament, im "Gesetz über die Nationalhymne der Isländer" offiziell verankert. 

Nach der Nationalhymne wurden die Feuer auf dem Hang im Herjólfsdalur entzündet. Eine wirklich schöne Atmosphäre. 

Aber mittlerweile war es schon nach Mitternacht und ich wollte nach Hause und ins Bett.

Gute Nacht!