Island-Fan Kochbuch – Traditionelle isländische Rezepte & isländische Essenskultur  

Freitag, 12. Dezember 2025

Tólfti desember - 12. Dezember

Allmählich nähert Markus sich auf seiner Reise durch die isländische Weihnachtszeit schon dem Weihnachtsfest. Aber bevor er Euch darüber mehr erzählt, steht noch ein anderes Highlight an: Am 23. Dezember ist der Tag der isländischen Nationalheiligen Þorlákur, man feiert die Þorláksmessa

Der Tag vor Heiligabend hat auf Island eine besondere Bedeutung:

Þorlákur Þórhallsson helgi, also der Heilige Þorlákur Þórhallsson, wurde 1133 auf einem Hof in Hlíðarendi in Fljótshlíð im Landkreis Rangárvellir in Südisland geboren, gut 20 km südöstlich von Hella. Seine Eltern Þórhallur Þorláksson und Halla Steinadóttir gaben ihren Hof wohl auf, als Þorlákur noch klein war. Die Mutter zog dann mit ihrem Sohn nach Oddi, damit Þorlákur dort an der kirchlichen Schule bei Eyjólfur Sæmundarson, dem Sohn von Sæmundur dem Gelehrten, ausgebildet wurde. 

Bereits mit 15 Jahren wurde Þorlákur zum Diakon ernannt und mit 19 Jahren wurde er ordiniert, d.h. zum Priester geweiht. Eigentlich war das Mindestalter für Priester bei 25 Jahren, aber bei Þorlákur wurde eine Ausnahme gemacht - zum einen galt der Junge als besonders befähigt und gut gebildet und vorbereitet, zum anderen gab es damals in Südisland sehr wenige Priester. 

Anschließend ging Þorlákur noch ins Ausland und studierte Theologie in Paris und in Lincoln (England). 

Nach seiner Rückkehr nach Island war Þorlákur zuerst mehrere Jahre Priester in Kirkjubæjarklaustur, bevor er 1168 an der Gründung des Augustiner-Klosters Þykkvabæjarklaustur beteiligt war. Zunächst war Þorlákur Prior des Klosters, bis er ca. 1170 zum Abt geweiht wurde.  

Nach dem Tod von Klængur Þorsteinsson 1176 wurde Þorlákur auf dessen Wunsch hin sein Nachfolger als Bischof von Skálholt, er wurde allerdings erst 1178 vom Erzbischof in Trondheim geweiht.

Þorláksbúður - Nachbau der alten Grassodenkirche,
wie sie zu Zeiten von Bischof Þorlákur ausgesehen haben mag

Als Bischof refomierte Þorlákur die örtliche Kirche, erließ Vorschriften z.B. über die Fastenzeit und legte sich mit den weltlichen Herrschern an und stritt um die Oberhoheit über das Kirchengut. So überzeugte er z.B. viele Bauern, ihre Höfe der Kirche zu übereignen und diese anschließend von der Kirche als Lehen zu empfangen, um sie so vor dem Zugriff des örtlichen Goden oder anderer weltlicher Herrscher zu schützen

Außerdem wetterte Bischof Þorlákur gegen die Sittenlosigkeit und fehlende Moral vieler weltlicher Herren, u.a. auch gegen ihre Gewohnheit, sich teilweise Zweitfrauen zu halten.  

Schon zu Lebzeiten wurde Þorlákur Þórhallsson in Island wie ein Heiliger verehrt

Sein Todestag, der 23.12.1193, wurde bereits 1194 auf dem Althing zum nationalen Feiertag erklärt.

Erst 1983, also fast 800 Jahre später, bestätigte dann auch Papst Johannes Paul II. Þorlákur als Schutzheiligen Islands.



Dienstag, 9. Dezember 2025

Ellefti desember - 11. Dezember

In der Weihnachtsbäckerei - Teil III: Laufabrauð


Und noch ein ganz spezielles, typisch isländisches Elemente der Weihnachtsbäckerei: Laufabrauð, das sog. "Laubbrot".

Laufabrauð ist ein ganz dünner, knuspriger Teigfladen aus Weizenmehl
- teilweise wird allerdings auch Roggenmehl oder Vollkornmehl verwendet und neben Salz, Hirschhornsalz und Zucker wird manchmal auch Kreuzkümmel verwendet. 

Laufabrauð ist wichtiger Bestandteil der kulinarischen isländischen Weihnachtstradition (und beim traditionellen Þorramatur). 


In vielen Familien ist es noch heute eine schöne vorweihnachtliche Tradition, sich im November oder Anfang Dezember mit allen zu treffen und gemeinsam Laufabrauð herzustellen, die möglichst dünnen Teigfladen dabei in Handarbeit liebevoll und individuell mit Mustern zu verzieren, bevor sie im heißen Fett ausgebacken werden. 

Das Verzieren der Laubbrote ist eine langwierige, schwierige Angelegenheit, wenn man kunstvolle Muster in die Brote schnitzt - ob mit einem Messer, einem Taschenmesser oder so einem Spezialwerkzeug, dem Laufabrauðsjárn (= "Laubbrot-Eisen").


Alternativ kann man fertiges Laufabrauð aber in Island auch im Supermarkt kaufen. 

Das Laufabrauð gibt es dann an Heiligabend als Beilage zum Weihnachtsessen.



Tíundi desember - 10. Dezember

In der Weihnachtsbäckerei - 

Teil II: Sörur


Neben klassischen Weihnachtskeksen gibt es in der isländischen Weihnachtsbäckerei auch Gebäck, das typisch isländisch ist - wie z.B. Sörur

"Sörur" ist auf Isländisch der Plural von "Sara", genau genommen sind es Sarah-Bernardt-Kekse oder eher -Konfekt mit Marzipan, Kaffee-Creme und Schoko-Glasur. Diese süße Leckerei wurde 1911 von einem dänischen Konditor zu Ehren des französischen Weltstars entwickelt, als die Diva Kopenhagen besuchte. 

In vielen skandinavischen Ländern sind diese Kekse verbreitet, ob in Dänemark als "Sarah-Bernhardt-Kage" oder in Schweden als "Sarah-Bernhardt-Biskvier" oder "Sarah-Bernhardt-Bakelser". In Island haben sich diese Kekse aber zu einem typischen Weihnachtsgebäck entwickelt. 

Für die klassischen Sörur-Rezepte braucht man vor allem Eischnee und Butter - auch für die optisch etwas ausgefallenere Variante in Papageitaucher-Optik. Die kleinen, kugeligen Kekse sind relativ aufwendig in der Herstellung, alternativ kann man Sörur aber auch als Variante vom Backblech zubereiten. Und für Leute, die keine tierischen Produkte essen wollen, auf den Geschmack von Sörur aber trotzdem nicht verzichten wollen, gibt es auch Rezepte für wirklich sehr leckere vegane Sörur mit Kichererbsen-Wasser, vegane Butter und Kokosnusscreme.