Samstag, 29. Oktober 2016

Léttsteiktur lundi


Angebratener Papageitaucher


In Island gehören auch Dinge zum Speiseplan, die in unseren Breiten eher zu Entsetzen führen. Dazu gehört neben Walfleisch und Gerichten wie Schafskopf oder Dorschkopf auch Papageitaucher ("lundi"). Man findet Papageitaucher auch heute noch öfters auf isländischen Speisekarten.

Látrabjarg
Die possierlich aussehenden kleinen Tierchen, die im Sommer in Erdhöhlen an Klippen brüten findet man in Island beispielsweise an der Steilküste Látrabjarg (im äußersten Westen der Westfjorde), am Reynisfjall bei Vík í Mýrdal an der Südküste Islands oder auf den Westmänner-Inseln. Etwa Mitte Mai legen die Vögel hier ihre Eier in selbst gegrabenen Erdlöchern / -gängen ab, nach knapp 6 Wochen schlüpfen dann die Jungen. Nach weiteren 6 bis 7 Wochen sind die Jungvögel flügge. Ab Ende August sieht man an den Vogelfelsen in Island nur noch sehr selten Papageitaucher. Erst im April kehren die Tiere zurück.

Blick von Dyrhólaey nach Reynisfjara

In Island stellten Papageitaucher oft eine wichtige Nahrungsquelle dar, insbesondere am Ende des Frühlings, wenn die Vorräte vom Vorjahr erschöpft waren. Dann sammelten die Menschen die Eier aus den Nestern an der Steilküste oder fingen sich die ausgewachsenen Vögel.

Die IUCN, die Weltnaturschutzunion, stuft den Papageitaucher seit 2015 als gefährdete Tierart ein, nachdem die Bestände in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen sind.

Als wir auf dem Kolaportið, dem jedes Wochenende stattfinden Markt / Flohmarkt im Tollhúsið an der Tryggvagata in Reykjavík, in der Fleischwarenabteilung tiefgefrorene Papageitaucher gesehen haben, wollte ich aber doch einen Vogel mitnehmen und probieren... wenn man sich ernsthaft mit der isländischen Küche befasst, gehört das meines Erachtens auch dazu.

Das Fleisch erinnert übrigens optisch eher an Rindfleisch, es riecht ziemlich nach Fisch und schmeckt fast so wie Leber.


Zutaten

1 Papageitaucher
1 EL Butter
250 ml Malzbier
250 ml Sahne
1 Prise Salz
1 Prise schwarzer Pfeffer


Zubereitung

In einer großen Pfanne die Butter erhitzen, dann den Vogel (möglichst gut gerupft) von beiden Seiten ein paar Minuten anbraten.



Anschließend die Hitze reduzieren und den Vogel mit Salz und Pfeffer würzen.

Das Malzbier und die Sahne in die Pfanne gießen...


...und so lange kochen lassen, bis die Sauce schön eindickt.


Zum Schluss noch die Sauce nach Geschmack mit Salz und Pfeffer würzen und den Lundi mit Sauce und Kartoffeln servieren.



Anmerkung:

Unser Vögelchen wog knapp 100 g, inklusive aller Knochen und Federn, die noch dran waren. Letztlich blieben davon nur wenige Happen Fleisch übrig. In meinem alten isländischen Kochbuch rechnet man bei Lundi mit 4 bis 6 Vögeln pro Person.

Ein Vogel kostet umgerechnet etwa 8 Euro, wenn man wirklich 6 Vögel pro Person zubereitet, wäre man damit bei knapp 50 Euro nur für das Fleisch. Im Vergleich zu anderen Fleischsorten ist Lundi mit rund 80 Euro / Kilo auch in Island recht teuer, aber wenn man nur einen Vogel zu Versuchszwecken kauft, fand ich es vertretbar. Zumal Lundi nichts für die "Massenabfütterung" sind meiner Meinung nach.


Montag, 24. Oktober 2016

Bakaðir tómatar

Gebackene Tomaten


Die Tomaten werden ca. 4 Stunden bei niedriger Temperatur m Ofen gebacken, sie sind dann unglaublich weich und zergehen einem geradezu auf der Zunge. Dabei schmecken sie ausgesprochen würzig!

Die gebackenen Tomaten sind ideal als Vorspeise oder als Beilage zu Fleisch- oder Fischgerichten.


Zutaten pro Person 

4 reife Tomaten
2 EL Olivenöl
1 TL Puderzucker
1 TL grobes Meersalz
1/2 TL schwarzer Pfeffer
1/2 TL getrockneter Thymian


Zubereitung

Die Tomaten waschen, vierteln und den Stielansatz entfernen.

Das Olivenöl in eine flache Auflaufform gießen. Die geviertelten Tomaten hineinlegen...


...und den Puderzucker über die Tomaten stäuben, dann die Tomaten-Viertel mit dem Salz, dem Pfeffer und dem Thymian bestreuen.


Im Backofen bei 60° bis 80° Ober-Unter-Hitze ca. 4 Stunden lang backen lassen.


Anschließend direkt servieren - gjörðu svo vel, lasst es Euch schmecken!




Gewächshäuser in Island


Island - das "Land von Eis und Feuer", wie es oft genannt wird. Und das nicht zu Unrecht.

In Island gibt es etwa 30 verschiedene Vulkansysteme. In den sog. Hochtemperaturgebieten auf Reykjanes, im Hengill-Gebiet und beim Mývatn gibt es fünf große Geothermal-Kraftwerke, die zusammen etwa 1/4 des Energiebedarfs Islands decken können. Etwa 90% aller isländischen Haushalte versorgt die geothermale Energie des Landes mit Warmwasser und Heizung. Zusammen mit der Wasserkraft deckt Island seinen kompletten Strombedarf aus erneuerbaren Energien.

Geothermalkraftwerk Nesjavellir

Aber auch im Kleinen wird die geothermale Energie des Landes genutzt, so haben viele Häuser ihr eigenes Bohrloch oder ihre eigene heiße Quelle, der sie mit Heißwasser versorgt.



Schon seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts werden in Island auch Gewächshäuser mit Erdwärme beheizt - und es werden immer mehr Gewächshäuser. In den geothermal beheizten und beleuchteten Gewächshäusern wird überwiegend Gemüse angebaut, Island ist gewissermaßen zum "Gemüseland" geworden.


Nach Angaben der Garðyrkjufélag Islands, der bereits 1885 gegründeten "Vereinigung der Gartenbauer Island", stammen mittlerweile rund 2/3 des in Islands verkauften Gemüses (vor allem Gurken, Tomaten, Kartoffeln und Kohl) aus heimischen Anbau.



In manchen Bereichen können die isländischen Gemüsebauern sogar fast 100% des Bedarfs in Island decken, so stammen über 99% der im Land verkauften Salatgurken aus Island selbst.

Auch die Bananen, die in Island verkauft werden, werden zunehmend in den Gewächshäusern im Land produziert.


Island produziert allerdings nahezu ausschließlich für den eigenen Bedarf, Export gibt es nur in ganz geringem Umfang und nur nach Grönland und die Färöer.

Ach so - Gewächshäuser werden in Island durchaus auch noch anders genutzt, im Guesthouse in Heydalur gibt es z.B. ein schönes warmes Schwimmbecken für die Gäste...


...und in den Herbstferien 2016 haben wir die Gewächshäuser von Friðheimar besucht und dort ausgesprochen lecker gegessen!





Friðheimar

Essen im Gewächshaus


Friðheimar gehört zu der Gemeinde Selfóss, liegt aber über 40 km von der Stadt Selfoss entfernt auf halbem Weg zwischen dem Geysir-Gebiet Haukadalur und Selfoss an der Straße 35. Friðheimar liegt in einem Hochtemperaturgebiet, es gibt hier einen eigenen heiße Quelle, die den Hof mit geothermaler Energie versorgt, ihren eigenen "Geysir", wie er dort genannt wird. Seit 1946 gab es hier die ersten, noch kleinen Gewächshäuser.

Im Jahr 1995 kauften dann die jetzigen Besitzer Knútur Rafn Ármann und seine Frau Helena Hermundardóttir Friðheimar (wörtlich: "Friedensheimat"), um hier ihren gemeinsamen Lebenstraum zu verwirklichen. Er kam aus dem Pferdesport und hat an der Hólaskóli, der Landwirtschaftsschule in Hólar, Nordisland, Pferdekunde gelernt. Sie kommt aus dem Gartenbau und hat an der Garðyrkjuskólinn, der Gartenbauschule in Reykir, Südisland, studiert. Als die Eheleute das Anwesen 1995 kauften, gab es in Friðheimar zwei Gewächshäuser und ein großes leeres Wohnhaus. Im Laufe der Jahre wurde / wird alles mehrfach umgebaut und erweitert, heute gibt es über 2.000 m² Fläche in den Gewächshäusern.


Hier werden das ganze Jahr über Tomaten angebaut. Neben der Wärme sorgt der eigene "Geysir" auch für ausreichend Strom, die Pflanzen werden 17 Stunden am Tag beleuchtet, um optimale Wachstumsbedingungen zu haben.


Auch die Pferdezucht in Friðheimar ist erfolgreich, derzeit halten sie, soweit ich es mitbekommen habe, etwa 40 Pferde und haben auch schon mehrere Preise gewonnen.


Das Besucherzentrum in Friðheimar wurde 2011 eingerichtet, seit 2013 gibt es auch einen kleinen Verkaufsbereich, in dem die lokalen Produkte verkauft werden.


Die grüne Tomaten-Marmelade mit Zimt und Limettensaft
fand ich ganz besonders lecker!

Im Sommer kann man in Friðheimar die Pferdeshow besuchen und auf einer geführten Tour die Gewächshäuser, darüber hinaus gibt es das Restaurant, das ganzjährig geöffnet hat (Öffnungszeiten 12 bis 16 Uhr).


Wir haben unsere Herbstferien 2016 genutzt, um Friðheimar einmal persönlich kennen zu lernen. Wir waren Mitte Oktober dort, kamen etwa gegen kurz vor 14 Uhr dort an - und haben kurz gewartet, bis ein Tisch frei wurde. Es war nicht überfüllt, aber voll - und das in der Nebensaison. (Ich möchte lieber nicht wissen, was hier im Sommer los ist, wenn die Leute in Bussen hier hergebracht werden, die Pferdeshow läuft etc.pp.)

Die Speisekarte ist klein, aber gut. Hier in Friðheimar dreht sich - verständlicherweise - alles um die Tomate, wahlweise rote oder grüne Tomaten, große Tomaten oder kleine Piccolo-Tomaten.


Wir haben die Tomatensuppe ausprobiert, zusammen mit einer schönen dicken Scheibe von dem herrlichen Olivenbrot hier ein echter Genuss!



Zum Nachtisch hatten wir das Tomateneis und den Apfel-Tomaten-Crumble mit Schlagsahne.

Das Tómatís ist eigentlich Vanilleeis, dazu als Topping eine grüne Sauce aus grünen Tomaten mit Vanille und eine rote Sauce aus Piccolo-Tomaten mit Erdbeeren.



Das Græntómata- og eplabaka mit den grünen Tomaten, Apfelstückchen, Zimt und leckeren Streuseln war auch ausgesprochen lecker!



Wir fanden es übrigens sehr schön, dass das Publikum in Friðheimar herrlich gemischt war. Es waren asiatische Touristen da, es waren europäische und amerikanische Touristen da, und es waren auch viele Isländer dort.

Wir haben unseren Besuch dort auf jeden Fall sehr genossen!




Mittwoch, 12. Oktober 2016

Eplakaka með vanillufyllingu og karmellusósu

Apfelkuchen mit Vanillefüllung und Karamellsauce


Der Geschmack Islands... Ich wurde letztens kontaktiert, von einer Island-Reisenden, die gerade von einer wundervollen Urlaubswoche aus Südisland zurück gekommen war und die nach einem isländischen Apfelkuchen-Rezept suchte. Sie hatten in Island so wundervollen Apfelkuchen mit Karamellsauce gegessen und da wollte sie diese Urlaubserinnerung für das Nach-Treffen ihrer Reisegruppe "nachbacken". Ich hoffe, ich konnte da helfen!

Als ich jetzt gesehen habe, dass auf dem finnischen Food & Design Blog MAHTAVA! aktuell die Blogparade "So schmeckt der Norden!" läuft, war für mich sofort klar - da will ich teilnehmen, und zwar mit genau diesem Rezept für "Hardcore Apple Crumble auf Isländisch". Weil da so viel von dem drin ist, was isländisches Gebäck für mich auszeichnet - Kuchen mit Vanillepudding und schön viel Zimt!



Zutaten

Zutaten für den Kuchenteig

300 g weiche ungesalzene Butter
300 g brauner Zucker
3 Eier
300 g Mehl
1 TL Backpulver

Zutaten für die Vanillepudding-Füllung

360 ml Milch
1 TL gemahlene Vanille
60 g brauner Zucker
2 EL Kartoffelmehl
2 Eigelb
1 EL Butter

Restliche Füllung

250 g Apfelmus
1 Apfel (in kleine Stücke geschnitten)
20 g Zucker
1 TL Zimt

Zutaten für die Karamellsauce

120 g Butter
100 g brauner Zucker
2 EL Rübensirup
60 ml Schlagsahne
1/2 TL Vanille


Zubereitung

Zuerst (rechtzeitig vorher!) den Vanille-Pudding vorbereiten:

Dazu 320 ml von der Milch und die gemahlene Vanille in einen kleinen Kochtopf geben und bei mittlerer Hitze zum Kochen bringen. Anschließend wieder vom Herd nehmen und kurz auskühlen lassen.

Den Zucker mit dem Eigelb verquirlen und zu der Vanillemilch hinzugeben.


Die restliche Milch mit dem Kartoffelmehl glattrühren.

Unter ständigem Rühren (am besten mit einem elektrischen Handrührgerät o.ä.!) langsam zu der Vanille-Milch hinzugießen. Wieder auf den Herd stellen und unter weiter ständigem Rühren kurz aufkochen lassen, dann wieder vom Herd nehmen, die Butter unterrühren und etwa eine Stunde lang auskühlen lassen.



Jetzt den Kuchenteig vorbereiten:

Die Butter auf Zimmertemperatur erwärmen.

In einer Rührschüssel mit dem Zucker und den Eiern verrühren. Mehl und Backpulver hinzufügen und zu einem glatten, noch etwas klebrigen Teig verarbeiten.

In eine Backform etwa 3/4 des Teiges geben und auf dem Boden und an den Seiten verteilen / verstreichen.


Den Apfel schälen, vierteln und entkernen und in dünne Scheiben schneiden.


Den Zucker mit dem Zimt vermischen.

Jetzt die Füllung auf den Kuchenboden geben: Zuerst den Vanillepudding, dann die Apfelstückchen, dann das Apfelmus und zum Schluss mit dem Zuckerzimt bestreuen.


Den Rest des Teiges vorsichtig über die Füllung "zupfen" und verteilen.


Im Backofen bei 180° ca. 40 bis 60 Minuten lang backen lassen. Am besten dann abkühlen lassen, bevor man den Kuchen aus der Form entfernt, ist so einfacher.


Für die Karamellsauce die Butter, den Zucker, den Sirup und die Sahne in einen Topf geben und bei niedriger Hitze langsam zum Kochen bringen. Es ist wichtig, dass die Mischung kurz aufkocht, damit die Karamellsauce später die richtige Konsistenz bekommt. Vom Herd nehmen, mit der gemahlenen Vanille verrühren und etwas auskühlen lassen.


Die Karamellsauce auf den Kuchen geben, ...


... nach Möglichkeit für mind. 2 Stunden noch in den Kühlschrank stellen, damit es ein bisschen fester wird, und dann als Dessertkuchen servieren.

(Schmeckt aber auch leicht warm wirklich sehr gut - aber die Form leidet doch ein bisschen!)