Das Treffen fand im Keltenpark Otzenhausen statt, eine der Administratorinnen der Gruppe ist dort engagiert und daher ergab sich die Möglichkeit, den großen Tagungsraum dort nutzen zu können. Ein wirklich schöner, großer Raum, mit heller Fensterfront und Türen ins Freie - ideal für solch eine Veranstaltung.
Insgesamt waren es neun Vorträge. Das Programm war von 13 Uhr bis 21 Uhr angesetzt, mit Kaffeepause und gemeinsamem Abendessen.
Besonders neugierig war ich auf den Vortrag über die Färöer, die schließlich auf dem halben Weg nach Island liegen, wenn man mit der Fähre, der Norröna, anreist. Die Vorstellung, mal mit der Fähre nach Island zu reisen, lockt mich schon länger, und wenn alles klappt, bin ich im November 2025 mit einer Krimi-Kreuzfahrt auf der Norröna unterwegs, mit zwei Ausflügen auf den Färöern. Insofern habe ich mich über die Impressionen von dieser kleinen Inselgruppe im mitten im Nordatlantik wirklich gefreut!
Das Café Keltenpark hatte die Versorgung übernommen. Den Tag über konnte man sich dort Kaffee, Kuchen und Torte kaufen, abends gab es dann für alle zusammen Büffet, mit viel Salat und Gemüse, Pommes und Schnitzel sowie vegetarischer Lasagne. Ich fand das Essen durchaus lecker, sogar die Schnitzel waren weder trocken noch matschig, was bei Büffet oft nicht so einfach ist.
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Die Vorträge hatten alle ganz unterschiedliche Schwerpunkte; über alle zu berichten, würde hier den Rahmen sprengen. Ich beschränke mich daher exemplarisch auf drei Vorträge, auf die ich mich aus unterschiedlichen Grünen schon im Vorfeld besonders gefreut habe:
Gespannt war ich auch sehr auf den Vortrag über Lopapeysa, diese typischen Island-Pullover. Begleitet wurde der Vortrag auch von viel Anschauungs- und Anfühlmaterial, von fertigen Pullovern über Flies, Wolle und diverse ungesponnene und gesponnene Wolle, wie hier z.B. das Hulduband, ein 2-lagiges Garn von der Uppspuni Mini Mill in Hella. Da ich leidenschaftlich gern stricke - genau mein Thema!
Auch den Vortrag über die Textílmiðstöð Íslands, die Textil Art Residency in Blönduós in Nordisland, fand ich persönlich sehr interessant. Hier können sich Künstler aus aller Welt bewerben, die dann einen Monat oder länger kostenpflichtig in der Einrichtung wohnen und hier arbeiten, teilweise mit gemeinsamen Aktionen und Ausflügen, Kontakte knüpfen und zum Abschluss nach Möglichkeit mit einer Ausstellung. Ich bin kein künstlerischer Mensch, von daher war das etwas, was komplett außerhalb meines persönlichen Horizonts liegt - und genau deshalb ganz besonders spannend!
Aber eigentlich konnte ich von allen Vorträgen etwas mitnehmen, ob es nun wirklich gute Tipps und fachliche Informationen zu Nordlichtern und Nordlicht-Fotografie waren, besondere Momente von speziellen Island-Reisen oder einfach geniale Fotos über Vögel auf Island.
Es war auch einfach toll, mit anderen Island-Fans reden und sich austauschen zu können, Freunde wieder zu treffen und Leute, die wir bisher nur online "kannten", endlich auch mal persönlich kennen zu lernen!
P.S.:
Für mich war das Treffen mit der FB-Gruppe im Keltenpark unerwartet emotional, aus ganz persönlichen Gründen:
Am Eingang zum Gebäude steht eine Kopie vom Keltenfürsten vom Glauberg.
Es handelt sich bei dem Original um eine fast komplette vollplastische Sandsteinstatue eines keltischen Kriegers mit einer sog. Blattkrone, deren Ausstattung der des Toten in einem der Grabhügel verblüffend ähnelt.
Die lebensgroße Statue datiert etwa von 400 v. Chr. und lag rund 2.400 Jahre unentdeckt im Boden beim Glauberg in der Gemeinde Glauburg in der Wetterau, knapp 40 km nordöstlich von Frankfurt am Main. Die Statue und die Gräber von drei Kriegern der keltischen Elite wurden in den Jahre 1994 bis 1997 vom hessischen Landesamt für Denkmalpflege ausgegraben.
Mein Vater war als Archäologe bis zur Rente Ende 2002 beim Landesamt beschäftigt, von daher verbinde ich viele Erinnerungen an meinen 2015 verstorbenen Vater mit diesem Keltenfürsten.
Ich weiß noch, wie mein Vater mir das erste Mal ganz aufgeregt am Telefon von der Ausgrabung erzählte, als ich - wie jeden Mittwoch - einmal in der Woche von der öffentlichen Telefonzelle an meinem Studienort zu Hause anrief. Ich erinnere mich, wie sie die Tür vom Biebricher Schloss aushängen mussten, um die "Holzkiste", die sie um das Grab gebaut hatten, in die Werkstatt bringen konnten, um es dort sorgfältig und in Ruhe, geschützt vor äußeren Einflüssen, ausgraben und bergen zu können. Ich weiß noch, wie ich den Fürsten mit seinem charakteristischen Halsschmuck das erste Mal dort in der Werkstatt gesehen habe, noch halb in der Erde. Ein Jahr hat eine Kollegin dann für alle den Keltenfürsten ganz liebevoll und detaillreich "nachgebacken". Die Figur hing bei meinen Eltern neben der Küchentür. Im Laufe der Zeit hatte der Keks allerdings etwas gelitten, musste schließlich auf einer Pappe zusammen geklebt werden, hing aber bis zum Schluss dort. Als wir die Wohnung dann 2019 ausgeräumt haben, habe ich noch ein letztes Bild vom Keltenfürsten auf dem Küchentisch gemacht...
Später kamen dann die große Events, z.B. am Tag des offenen Denkmals. Bei einem solchen Event, am Glauberg selbst, habe ich dann meinen damaligen Freund quasi "offiziell" meinen Eltern vorgestellt (und in ein paar Tagen haben wir jetzt unseren 22. Hochzeitstag).
Auch auf dem Grabstein meiner Eltern hat der Steinmetz, auf unseren Wunsch hin, die Figur des Keltenfürsten "verewigt".
Auch wenn der Ringwall in Otzenhausen am "Keltenpark" wohl gut 300 Jahre jünger ist als der Keltenfürst vom Glauberg und knapp 200 km entfernt - ja, vielleicht hätte ich in einem "Keltenpark" damit rechnen müssen. Hatte ich aber nicht...
Von daher - als ich da so unerwartet dem Keltenfürsten gegenüber stand, kamen bei mir Erinnerungen hoch. Ich vermisse meinen Vater auch nach all den Jahren noch...