Freitag, 7. Juli 2023

Minimal in Iceland

Manchmal muss man einfach Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein... 

...und dieses Glück hatten wir, als wir jetzt im Juni mit unserem Besuch auf dem Weg zurück zum Flughafen waren und unterwegs noch diverse besondere Orte auf der Halbinsel Reykjanes angeschaut haben, u.a. Seltún.

Das Geothermalgebiet Seltún 

Seltún ist ein Solfaterengebiet, das zum Vulkansystem Krýsuvík gehört, es liegt quasi zwischen dem Grænavatn und dem Kleifarvatn an der Straße 42 (Krýsuvíkurvegur). Hier gibt es um die 100° C heiße Quellen und brodelnde Schlammtöpfe und die Gegend ist geprägt vom farbigen Gestein, von gelb bis rötlich und blaugrau. Eine faszinierende Landschaft!   

Hier wurden in den 1940er Jahren Bohrungen durchgeführt, Probebohrungen für eine mögliche Stromerzeugung. Eines der aufgelassenen Bohrlöcher fing an, kontinuierlich auszubrechen, ähnlich wie ein Geysir. Im Oktober 1999 stoppten die Ausbrüche - wie mir ein Geologe erklärte, lag das wahrscheinlich an mineralischen Ablagerungen, die mit der Zeit das Bohrloch verstopft hatten. Und zwei Wochen später flog das ganze Bohrloch in die Luft, wahrscheinlich war der Druck im verstopften Bohrloch einfach zu groß geworden, und sprengte einen rund 30 m breiten Krater in den Untergrund. Heute ist dieser Krater mit kochendem Schlamm gefüllt und es blubbert und brodelt rundum.


Und so ist aus dem erfolglosen Bohrloch ungeplant ein wirklich schöner Touristen-Magnet entstanden. Viele Menschen machen auf ihrer Tour über Reykjanes hier einen kurzen Stopp und der Parkplatz ist fast immer gut besucht. (Es gibt hier übrigens auch ein Toilettenhäuschen, das während der Sommermonate geöffnet ist, so als kleiner Tipp.)


Manche Besucher sind allerdings von dem markanten Schwefelgeruch hier ein bisschen verschreckt und meine Kinder haben es schon mal geschafft, hier komplett im Auto zu bleiben, weil es ihnen zu sehr gestunken hat. Aber so ein bisschen Geruch gehört doch einfach dazu, zu solchen Ecken!


Damit die Besucher sicher durch das Solfatarenfeld spazieren können, hat die Gemeinde hier Holzstege verlegt, mitten zwischen den brodelnden Schlammtöpfen hindurch. Da das Holz hier einiges aushalten muss, müssen die Fußgängerwege natürlich immer wieder repariert und erneuert werden. 


Der Bau der neuen Fußgängerwege war jetzt Anfang Juni abgeschlossen, nachdem das Gebiet kurzzeitig wegen Bauarbeiten für den Besucherverkehr geschlossen war. 


Elektronische Musik in isländischer Natur

Zur Feier der Wiedereröffnung führte DJ Leon S Kemp vom Label Nordic Voyage am Samstag, den 10. Juni 2023 von 12 bis 13 Uhr auf der Plattform in Seltún seine elektronische Musik auf. Die Veranstaltung war Teil der "bjartir dagar", der "hellen Tage", dem Kulturfestival, das im Juni in Hafnarfjörður stattgefunden hat. 


Dabei ging es darum, isländische Natur und Landschaft mit elektronischer Musik zu verbinden. Das Event im Naturschutzgebiet von Seltún war Teil einer Konzertreihe unter dem Titel "Minimal in Iceland", die Auftritte werden mit Kameras und Drohnen vor Ort aufgezeichnet und anschließend im Internet veröffentlich. Das Video mit dem Auftritt des Musikers Just_Me auf Reykjanes an der "Brücke zwischen den Kontinenten" (Miðlína) findet man bei Youtube. 

Ehrlich gesagt - wir waren etwas verwundert, als wir in Seltún ankamen und uns laute Musik entgegen schallte. Ich verstehe nicht viel von Musik, ich habe den Künstler nicht erkannt und war mir auch nicht ganz sicher, ob das jetzt Kunst war oder vielleicht doch ein Werbespot für den isländischen Drink Kristall, da mehrere Dosen (Geschmacksrichtung Nektarine-Zitrone) gut sichtbar auf dem Pult aufgebaut waren und der DJ eine Dose davon trank, während die Kameras eifrig weiterliefen und die Drohne über uns hinweg flog. 

Aber gut - jetzt weiß ich, es war kein Werbespot, es war ein Live-Kunst-Event und wir waren genau im richtigen Moment am richtigen Platz!




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