Dienstag, 15. August 2023

Nachlese: Gleðigangan 2023

Reykjavík Pride Parade 2023


Am Samstag (12.08.) fand der Gleðiganga 2023 statt, die alljährliche Reykjavík Pride Parade. Der Umzug startete um 14 Uhr an der Hallgrímskirkja. 

Wir waren rechtzeitig vorher da, mussten ja noch einen Parkplatz finden, hinlaufen, ... aber wir waren bereit und ich hatte uns beide passend "bestrickt", wir waren also bestens gerüstet! 


An der Kirche oben sammelten sich bei bestem Wetter die Gruppen für den Umzug. 



Es ging pünktlich nach dem Glockenläuten um 14 Uhr los, der Umzug setzte sich in Bewegung, die Skólavörðustígur hinunter, auch bekannt als die "Regenbogenstraße" (wegen der schönen, dauerhaften Bemalung im unteren Teil der Fußgängerzone). 



Ein paar Prominente, die mit der Parade mitgelaufen sind, haben selbst wir erkannt:

Das hier links ist zum Beispiel Siggi Gunnars (Sigurður Þorri Gunnarsson), aktuell der Musikdirektor und Radiomoderator des Senders Rás 2, vorher lange Zeit beim Radiosender K100. Er ist auf Island sehr populär und hat z.B. auch im Fernsehen den isländischen Vorentscheid für den ESC dieses Jahr mit moderiert. Neben Siggi Gunnars läuft sein Freund und Lebensgefährte Sigmar. 


Hier läuft die Gruppe der Stadt Reykjavík, der Mann in der Mitte mit der großen Fahne, den Shorts und den Regenbogen-Socken ist Dagur B. Eggertsson, der Bürgermeister von Reykjavík. (Ich bin mir nicht sicher, ob der Mann neben ihm im weißen Hemd eventuell Einar Þorsteinsson ist, der Bürgermeisterkandidat der Fortschrittspartei, der laut Koalitionsvertrag nach der Hälfte der Wahlperiode das Bürgermeisteramt Anfang 2024 übernehmen soll.)


Und hier auf dem Wagen steht Páll Oskar, einer der populärsten und schillerndsten isländischen Popsänger, außerdem ein beliebter DJ und Songwriter. Er trat 1997 selbst als Sänger beim ESC für Island an und erreichte im Finale den 20. Platz, für den ESC 2008 hatte er ein Lied geschrieben, das im Finale Platz 14 erreichte. Páll Osker ist eine Ikone der Homosexuellen in Island und tritt oft auf, ob als DJ in den Clubs von Reykjavík oder im Fernsehen beim Volksfest von den Westmännerinseln am Kaufmannswochenende, beim Konzert im Hljómskálagarður im Anschluss an die Pride Parade oder nächste Woche im Rahmen der Menningarnótt (Kulturnacht). 


Hier noch ein paar Eindrücke vom Umzug am Samstag: 




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Auch in Island gibt es Drag Queens, die Kindern Märchen vorlesen - lestur fyrir alla, Lesen für alle.


Schon ein herrlich bunter Umzug!  




Und wenn die offizielle Parade durch ist, schließen sich hier immer die Zuschauer an und ziehen dann hinterher, da ist dann richtig gut Stimmung! 


Wir sind dann allerdings durch Seitenstraßen runter zum Stadtteich Tjörnin gelaufen, die Bässe am letzten Wagen wummerten doch ordentlich, und haben uns dann neben der Fríkirkja noch einmal einen Teil der Parade angeschaut. 


Der Gemeindepfarrer der Fríkirkja steht übrigens jedes Jahr in vollem Ornat vor der Kirchentür, eine große Blumenkette in Regenbogenfarben um den Hals, entsprechende Fahnen in der Hand, und segnet sehr eifrig und fröhlich alle Vorüberziehenden, winkt und schickt Luftküsse. 

Die Fríkirkja spricht sich übrigens auf ihrer Homepage vehement für die Menschenrechte aus, für die völlige Gleichstellung von Männern und Frauen, von Hetero- und Homosexuellen: "Die Freikirche stellt Menschenrechten über religiöse Überzeugungen. Das Gebot Christi, dass wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst, verlangt das von uns." Ehrlich gesagt - diese Einstellung würde ich mir von mehr Religionsgemeinschaften wünschen! 

Die Kirche war übrigens ausdrücklich während der Parade für Besucher geöffnet. 


Hier noch die Vertreter von Samtökin '78, der ältesten und größten Selbsthilfevereinigung von Lesben und Schwulen auf Island (gegründet 1978), die sich für die Menschenrechte queerer Menschen einsetzt und für echte Gleichstellung in allen Lebensbereichen.



Baráttan er ekki búin! 

Das war dieses Jahr das Motto der hinsegin dagar: Baráttan er ekki búin! Der Kampf ist noch nicht vorbei! Er geht weiter - für die selbstverständlichen Menschenrechte aller queeren Menschen und gegen Diskriminierung und Vorurteile. 


In diesem Kampf wurde schon viel erreicht. In letzter Zeit haben Hassreden und Propaganda gegen queere Menschen aber wieder zugenommen, insbesondere ihre Sichtbarkeit im öffentlichen Raum ruft vermehrt negative Reaktionen hervor. 

Es gibt also allen Grund, den Kampf queerer Menschen zu unterstützen, nicht nur an den hinsegin dagar, sondern jeden Tag.




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