Donnerstag, 19. Juni 2025

Nammidagur

Süßigkeiten-Tag


Auf Island ist am Samstag "nammidagur", also "Süßigkeiten-Tag". 

Grundgedanke des "Süßigkeiten-Tags" war die Idee, dass die Kinder nicht jeden Tag Süßes essen sollten, und damit ihnen das nicht zu schwer fiel, gab es einen Tag, an dem sie naschen durften - eben am Samstag, dem "Süßigkeiten-Tag". 

In den Geschäften ist daher oft am Samstag "nammidagur", dann gibt es Rabatt auf die Süßigkeiten, die es zum Selbst-Abpacken in solchen Plastik-Boxen o.ä. in der "Nammibar" gibt - und das Süßigkeiten-Regal sieht am Ende des Tages auch ordentlich geplündert aus!

Süßigkeit heißt auf Isländisch sælgæti, weitere Synonyme sind zum Beispiel gotterí, gott, sætindi oder nammi

Daneben gibt es teilweise noch eher regionale Ausdrücke

So sagte man früher oft auch bolsía (Plural bolsíur) zu Süßigkeiten. Dieser Begriff geht auf das dänische Wort bolsje für Bonbon zurück. Der Ausdruck bolsía für Süßigkeiten hat sich aber offenbar im Norden Islands in der Region rund um Akureyri noch bis heute gehalten. 

In Húsavík spricht man dagegen teilweise von mæra statt von sælgæti o.ä. Im Sommer findet hier seit 1994 immer ein großes Stadt- und Familienfest statt, die mærudagar, zunächst im April, dann ab 1996 im Juni und mittlerweile immer am letzten Wochenende im Juli. Dabei schmücken die Bewohner farbenfroh ihre Stadtviertel, es gibt Kunstevents, Musik und Party und für Kinder gibt es einen Süßigkeiten-Wurf (nammikast). Es gibt sogar einen speziellen mærudagshlaup, bei dem die Kinder losziehen und sich in speziell markierten Häusern Süßigkeiten (= "mæra") abholen können. 

Süßigkeiten in der Nammibar

In vielen isländischen Geschäften wurden Süßwaren in der nammibar verkauft, in einem separaten Bereich im Laden, wo Süßigkeiten in speziellen durchsichtigen Plastikboxen o.ä. angeboten und nach Gewicht verkauft werden.

Teilweise gibt es das auch heute noch, ich kenne es z.B. aus dem Hagkaup-Supermarkt am Skeifan in Reykjavík, man nimmt sich ein Plastiktütchen und eine kleine Schaufel und füllt sich die gewünschten Leckereien ab, wiegt die Tüte und der Preis richtet sich dann entsprechend nach dem Gewicht. 

Nammiland im Supermarkt Hagkaup

Die Geschichte vom Nammidagur 

Soweit ich es gefunden habe, geht der nammidagur (= Süßigkeiten-Tag) auf eine Initiative der isländischen Zahnärzte in den 1980er Jahren zurück. 

Im Interesse der Zahngesundheit der isländischen Kinder und der späteren Erwachsenen vertraten die Zahnärzte die Auffassung, dass es besser ist, einen "Süßigkeiten-Tag" in der Woche zu haben, an dem dann auch mal etwas mehr gegessen werden durfte, statt jeden Tag etwas Süßes zu essen und so die Zähne oft Zucker und klebrigen Süßigkeiten auszusetzen. Dahinter stand wohl auch der Gedanke, dass es für die Kinder einfacher wäre, sechs Tage die Woche eben keine Süßigkeiten zu essen, wenn sie wüssten, am "nammidagur" dürfen sie dann aber naschen, so viel sie wollten. 

Die Initiative hatte somit zwei Hauptziele

Einerseits sollte die Menge an Süßigkeiten, die die Kinder aßen, reduziert werden, wenn sie Süßkram nicht mehr täglich, sondern nur noch einmal in der Woche essen dürften, zum anderen sollten die Kinder am Süßigkeiten-Tag, wenn sie sich satt gegessen hatten, nach dem Essen die Zähne putzen

Bei den Isländern, einer Nation, die im Allgemeinen süßen Leckereien sehr zugetan ist, fiel dieser Gedanke des nammidagur offenbar auf fruchtbaren Boden und in vielen Familien wurde der Süßigkeiten-Tag einmal die Woche am Samstag zur Tradition. 

Süßigkeiten in der Nammibar

Daraufhin begannen die Geschäfte, am Samstag bis zu 50 % Rabatt auf ihre Süßwaren zu geben, also auf die Süßigkeiten, die zum Selbst-Abfüllen in solchen Plastik-Boxen verkauft wurden. Allerdings nahm das teilweise schon beachtliche Ausmaße an und der Boden "Nammibar" war am Samstagnachmittag dann übersät mit heruntergefallenen Süßigkeiten.  


Nammigrís - Naschkatze

Ein Schleckermaul bzw. eine Naschkatze, also eine Person, die gerne nascht, ist auf Isländisch übrigens ein "nammigrís", wörtlich ein "Süßigkeiten-Ferkel". 

Dieser Begriff wird allerdings nicht abwertend verwendet, sondern eher scherzhaft. Der Ausdruck hat also nichts damit zu tun, dass die nammibar am Ende des nammidagur vielleicht mal wieder aussieht wie ein Saustall... 



Sonntag, 15. Juni 2025

17. Juni - þjóðhátíðardagurinn

Der isländische Nationalfeiertag


Dieses Jahr können wir leider zum 17. Juni nicht in Island sein. 

Aber zumindest hat uns eine Freundin, die die Tage bei unserem Haus war, ein paar schöne Fotos von den Lupinen an unserer Einfahrt geschickt!

Dabei wäre ich diese Woche so gerne da - und am Dienstag, dem Nationalfeiertag, würde ich wieder nach Reykjavík fahren. Dann würde ich den offiziellen Festakt mit Premierministerin, Präsidentin und all den geladenen Staatsgästen auf dem Austurvöllur anschauen, anschließend die Paraden in der Stadt, noch einen Blick auf die Oldtimer-Ausstellung am Tjörnin werfen und im Hljómskálagarður auf den verschiedenen Bühnen angesagte Musik anhören. 

Und hinterher würden wir vielleicht noch nach Hafnarfjörður fahren, für einen Eindruck beim Wikinger-Festival

Ist ja nicht so, dass wir das in den letzten Jahren schon ein paar Mal gemacht hätten, aber ich mag es und es tut mir leid, dass wir dieses Jahr nicht dabei sein werden...  



17. Juni - der Unabhängigkeitstag Islands

Am 17. Juni feiert Island seine Unabhängigkeit - am 17. Juni 1944 wurde in Þingvellir mit einem feierlichen Staatsakt die Republik Island ausgerufen, nachdem vorher bei einer Volksabstimmung 98 % der Wähler sich für die Gründung einer eigenen Republik ausgesprochen hatten. 


www.reykjavik.is


Programm für den 17. Juni 2025

Am 17. Juni findet in Reykjavík auf dem Austurvöllur, dem Platz vor dem Parlament, jedes Jahr ein feierlicher Staatsakt statt. 

Um 10.15 Uhr beginnt der festliche Gottesdienst für geladene Gäste in der Domkirche. 

Foto von 2018 - 
Ankunft der damaligen Ministerpräsidentin

Das Programm auf dem Austurvöllur beginnt dann um 11.10 Uhr:

Die geladenen Staatsgäste gehen nach dem Ende des Gottesdienst von der Domkirche zum Austurvöllur, dem Platz vor dem Parlament. Um 11.10 Uhr beginnt dann planmäßig der offizielle Staatsakt.

Zunächst singt ein Chor, dann legt die Ministerpräsidentin feierlich einen Kranz vom isländischen Volk am Denkmal von Jón Sigurðsson nieder. Der Chor singt die Nationalhymne. 

Foto vom Kranz am Denkmal (2018)

Anschließend folgt die Rede. Normalerweise hält der Ministerpräsident bzw. die Ministerpräsidentin diese Rede, dieses Jahr hat aber die Ministerpräsidentin Kristrún Frostadóttir der isländischen Präsidentin Halla Tómasdóttir die Gelegenheit gegeben, die Festrede auf dem Austurvöllur zu halten. 

Nach der Festrede trägt die "Fjallkonan", "die Bergfrau" (= die weibliche nationale Personifikation Islands) in traditioneller Tracht ein Gedicht vor. Die Tracht ist, soweit ich weiß, übrigens eine Leihgabe vom Heimatmuseum in Árbær. 

Einzug der Bergfrau (Foto von 2018)

Mit einem musikalischen Abschluss endet der offizielle Staatsakt auf dem Austurvöllur. 

Planmäßig startet dann um 11.50 Uhr die Parade vom Austurvöllur zum Friedhof Hólavellir an der Suðurgata, angeführt von der Reykjavík Brass Band. Auf dem Friedhof wird am Grab von Jón Sigurðsson und seiner Frau ein Kranz niedergelegt, während die Pfadfinder die Ehrenwacher halten.

Start der Parade (2022)


Um 13 Uhr startet die Parade von der Hallgrímskirkja, unter Führung der Pfadfinder. Der Umzug führt von der Kirche zum Festgeländer am Hljómskálagarður

Hier im Park am Tjörnin findet von 13.45 Uhr bis 17.30 Uhr das Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie statt, mit Musik-Veranstaltungen, Zirkusvorfürungen, Hüpfburgen, Essenswagen u.v.m. Um 17 Uhr tritt hier übrigens VÆB auf, die diesjährigen Teilnehmer Islands am ESC

Der Krúserklúbb veranstaltet wie jedes Jahr von 13 Uhr bis 17 Uhr eine Autoausstellung auf dem Skothúsvegur, der Straße über den Tjörnin.


Oldtimer (Foto von 2017)

Es wird aber noch viel mehr geboten am Nationalfeiertag. Die einzelnen Veranstaltungen findet Ihr auf der Homepage der Stadt Reykjavík


Viking Festival in Hafnarjörður (13. bis 18. Juni 2025)

Für mich persönlich ist es immer noch ein besonderer Abschluss des Nationalfeiertages, wenn wir nach dem Umzug in Reykjavík noch zum Wikinger-Festival nach Hafnarfjörður fahren.

Foto vom 17. Juni 2022

Seit 1995 findet in Hafnarfjörður das wohl größte Wikinger-Festival auf Island statt, traditionell am 2. Wochenende im Juni für mehrere Tage. Seit 1918 findet das Fest im Park Víðistaðatún statt, der Wikinger-Markt findet hier auf der großen Wiese statt. Hier kann man alle möglichen Wikinger-Waren kaufen, von Silberschmuck, Lederwaren und Pelzen über Haushaltsgegenstände bis zu Schwertern und Knochenhörner. Es gibt zahlreiche Essensstände, Mit-Mach-Aktionen, Musik, Schaukämpfe etc.
 
Geöffnet ist dabei täglich von 11 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei

 



Samstag, 14. Juni 2025

Was ist das Besondere an der isländischen Küche?

Willkommen auf meinem Blog!

Island – das Land der Geysire, Vulkane und endlosen Weiten – ist auch kulinarisch ein Abenteuer. Um Euch den Einstieg in diese faszinierende Welt ein wenig unterhaltsamer zu machen, habe ich ein besonderes Schmankerl vorbereitet: Ein kurzes Video, in dem ein launiges Trollweib über die isländische Küche plaudert. Sie erzählt von alten Traditionen, kuriosen Spezialitäten und modernen Einflüssen – und vielleicht werdet Ihr Euch dabei ertappen, wie Ihr über fermentierten Hai oder Lakritzeis schmunzelt.

Schaut Euch das Video an – ich finde, es ist der perfekte Appetitanreger für alle, die Island kulinarisch entdecken wollen!


Und wenn Ihr neugierig geworden seid, was die isländische Küche so besonders macht, lest gerne weiter:

Was ist das Besondere an der isländischen Küche?

Die isländische Küche ist so einzigartig wie das Land selbst: geprägt von Naturgewalten, alten Traditionen und überraschend modernen Ideen. Wer an Island denkt, hat vielleicht Geysire, Vulkane und Nordlichter im Kopf – aber auch kulinarisch hat die Insel im Nordatlantik einiges zu bieten.

Natürlich. Ursprünglich. Überraschend.

In Island wird gekocht, was die Natur hergibt – und das mit großer Sorgfalt. Lämmer wachsen frei in unberührter Landschaft auf, Fisch kommt fangfrisch aus dem eiskalten Atlantik, und Milchprodukte wie Skyr haben eine jahrhundertealte Tradition. Gleichzeitig experimentieren junge Köche mit Algen, Wildkräutern und geothermisch angebautem Gemüse – nachhaltig, kreativ und voller Geschmack.

Zwischen Wikingerkost und Streetfood-Kult

Die isländische Küche kennt keine Berührungsängste: Hier treffen fermentierter Hai und geräucherter Schafskopf auf Hot Dogs im Schafsdarm und cremiges Lakritzeis. Was für Außenstehende manchmal ungewöhnlich klingt, ist für Isländer Teil ihrer Identität – und oft überraschend lecker.

Einfach, aber raffiniert

Viele Gerichte bestehen aus wenigen Zutaten, die dafür umso hochwertiger sind. Ob Rúgbrauð (das süße Roggenbrot aus der Erde), gegrilltes Lamm mit Kräuterbutter oder Fisch mit einem Spritzer Zitrone: Die isländische Küche lebt von Klarheit, Frische und dem Mut zur Reduktion.

Mehr als nur Essen

Essen in Island ist auch ein soziales Erlebnis: Der „Ísbíltúr“ (Eistour) gehört genauso zum Sommer wie der „Nammidagur“ (Süßigkeitensamstag) zum Wochenende. Und wer sich auf die traditionellen Spezialitäten einlässt, entdeckt nicht nur neue Geschmäcker, sondern auch ein Stück gelebter Geschichte.

Fazit:

Die isländische Küche ist ehrlich, bodenständig und voller Charakter. Sie erzählt von einem Leben im Einklang mit der Natur – und davon, wie man aus wenig sehr viel machen kann. Wer sich darauf einlässt, wird belohnt: mit neuen Geschmackserlebnissen, spannenden Geschichten und einem ganz besonderen Blick auf ein faszinierendes Land.

Und wenn Ihr jetzt mehr wissen wollt, hier ein paar Highlights:

Sonntag, 8. Juni 2025

Íslenskt grænmeti - águrkur

Isländisches Gemüse: Gurken


Ich habe mich aktuell etwas intensiver mit Gurken beschäftigt, und zwar mit der Geschichte des Salatgurken-Anbaus auf Island und mit ihrer Verwendung in der isländischen Küche. 

Wusstet Ihr z.B., dass die ersten Berichte über Gurken-Anbau auf Island erst aus dem Jahr 1890 stammen..? Und zwar vom damaligen Gesundheitsdirektor, dem dänischen Arzt Hans Schierbeck, dem es nach anfänglichen Misserfolgen gelang, in den Jahren 1887/88 immerhin ganze 5 Salatgurken zu ernten. In den Folgejahren setzte er seine Versuchen mit den Gurken allerdings nicht fort. 

Heute wachsen Gurken auf Island in Gewächshäusern, mit Hilfe geothermaler Energie. Rund 99% der Salatgurken, die auf Island verkauft werden, stammen derzeit aus isländischem Anbau.



Agúrka - Gurke 

Eine Gurke heißt auf Isländische gúrka oder agúrka. Der Name kommt vom griechischen Wort angoúrion (= Wassermelone). 

In den slawischen Sprachen wurde aus angoúrion dann ogurk, im Deutschen fiel das "a/o" weg und es wurde spätestens im 16. Jahrhundert zu gurke. Beide Varianten des Wortes existierten früher im Dänischen und gelangten von dort nach Island. Heute ist im Dänsichen "agurk" gebräuchlich, während es im Deutschen "Gurke" ist. 

Auf Isländisch gibt es immer noch beide Versionen - sowohl águrka als auch gúrka ist üblich und richtig. 


Gurkenanbau auf Island - auf den Spuren von Hans J. G. Schierbeck

Die älteste bekannte Quelle über Gurkenanbau auf Island ist ein Artikel von 1890 in einem Journal der "Hið íslenska bókmenntafélag". Die isländische literarische Gesellschaft wurde 1816 gegründet und publizierte hauptsächlich isländische wissenschaftliche Abhandlungen. Lange Zeit war übrigens Jón Sigurðsson (1811 - 1879), Islands wichtigster Anführer im Kampf um die Unabhängigkeit im 19. Jahrhundert, Präsident der Gesellschaft und wurde (auch) deshalb oft "Jón forseti" (= Präsident Jón) genannt. 

In dem Aufsatz von 1890 berichtete Hans J. G. Schierbeck (1847 - 1911) über seine Versuche einige Jahre zuvor, auf Island Gurken anzubauen. Der dänische Arzt war von 1883 bis 1894 für die dänische Regierung auf Island tätig, und zwar als Gesundheitsinspektor, d.h. als Oberster Arzt des Landes (landlkænir) und als Direktor der Medizinischen Fakultät, d.h. der damaligen Ärzteschule in Reykjavík, die von 1876 bis 1911 in Betrieb war. Schierbeck legte 1894 seine Ämter nieder und ging aus Island weg, später wurde er leitender Arzt in Nord-Seeland in Dänemark.

Auch wenn Schierbeck nur gut 10 Jahre auf der Insel wirkte, hat er auf Island zahlreiche Spuren hinterlassen:

So sorgte er als Gesundheitsinspektor für eine Reihe von positiven Entwicklungen im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich Hygiene, und arbeitete intensiv über Lepra, eine Krankheit, die auf Island ein nachhaltigere Herausforderung war als in den meisten anderen Ländern Europas. Besonders bekannt ist Schierbeck in Island aber für seinen Beitrag zum Gartenbau auf Island.

Die medizinische Fakultät, wo er arbeitete, war damals in dem Gebäude in der Aðalstræti untergebracht, in dem später die Heilarmee ihren Sitz hatte und danach eine Zeitlang ein Guesthouse betrieben wurde. 

Foto von 2013

Gegenüber an der Ecke Aðalstræti / Kirkjustræti befand sich schon damals ein kleiner Platz, der fógetagarðurinn (= der Garten des Landvogts). Hier war wohl der älteste Friedhof von Reykjavík, die kleine Torfkirche wird in Kirchenberichten aus dem 12. Jahrhundert erwähnt, der erste Kirchenbau an dieser Stelle stammt aber möglicherweise bereits aus der Landnahmezeit. Die Kirche wurde 1796 endgültig abgerissen, der Friedhof war jedoch bis 1838 weiter in Betrieb. 

Schierbeck baute 1883 sein Wohnhaus am nördlichen Ende dieses Platzes und erhielt von der Stadt die Erlaubnis, auf dem freien Platz mit dem Gärtnern zu beginnen. In der Folgezeit entstand hier ein berühmter Versuchsgarten mit verschiedenen Gartenkräutern, Gemüsepflanzen und Bäumen. Schierbeck war seit früher Jugend ein begeisterter Gärtner, er wurde auch der erste Vorsitzende der Hins íslenska garðyrkjufélag, der Isländischen Gartenbauvereinigung, die 1885 gegründet wurde, um die isländische Bevölkerung für den Anbau von Gemüse zu begeistern. 

Statue von Skúli Magnússon 
im Fógetagarðurinn
Als Schierbeck 1894 Island verließ, erwarb Halldór Danielsson (1855 - 1923), zu dieser Zeit der oberste Beamte der Stadt Reykjavík, zusammen mit seiner Frau Anna María den Garten und sie führten den Versuchsgarten mit größter Sorgfalt und viel Engagement fort. Im Jahr 1904 ging der Park dann in den Besitz der Stadt Reykjavík über. 

Auf dem Platz steht noch heute eine Schwedische Vogelbeere (silfurreynir), die Schierbeck hier 1884 gepflanzt haben soll, der Baum gilt als der älteste Baum Reykjavíks. 

Übrigens wurde 1954 auf dem Platz eine Statue von Skúli Magnússon (1711 - 1794) aufgestellt, dem früheren isländischen Landvogt, der maßgeblich am Aufstieg der Stadt Reykjavík beteiligt war und der zu seiner Zeit ebenfalls die isländische Küche nachhaltig beeinflusst hat: So hat er Obst- und Gemüsepflanzen nach Island gebracht, die man vorher hier noch nicht so kannte, z.B. Strauchobst wie Johannisbeeren


Gurkenanbau auf Island anno 1890

Hier in seinem Garten experimentierte Schierbeck in seiner Anfangszeit auf Island auch mit dem Anbau von Gurken. So berichtet er als Vorsitzender der isländischen Gartenbaugesellschaft in seinem Aufsatz über etliche seiner Versuche, auf Island Pflanzen anzubauen, die "dem Land von Nutzen zu sein scheinen". Dabei wollte die Gartenbaugesellschaft auch versuchen, arme Bauern unterstützen, Pflanzen auf Feldern in der Nähe von heißen Quellen anzubauen, die es auf Island schließlich "im Überfluss" gebe, so Schierbeck, aber es gelang nicht, hierfür finanzielle Unterstützung vom Parlament zu bekommen.

Er selbst versuchte in seinem Versuchsgarten, die Pflanzen mit Hilfe einer Düngegrube einigermaßen warm zu halten, war jedoch nicht sehr glücklich mit dem isländischen Wetter, bei dem es bis weit in den Frühling hinein immer wieder Kälteeinbrüche und strenge Nachtfröste gibt, die eine Gefahr für Jungpflanzen darstellen, außerdem fand es, auf Island wechseln gute und schlechte Sommer und die schlechten Sommer hemmten das Wachstum seiner Pflanzen und Sträucher nachhaltig, auch wenn sie sich meist irgendwann wieder erholten. 

Neben den Schwierigkeiten mit dem Wetter beklagte Schierbeck auch die mangelnden Transportmöglichkeiten und die Schwierigkeiten, überhaupt Saatgut zu beschaffen, wobei Schierbeck vor allem norwegisches Saatgut empfahl. Und in schlechten Sommern standen die Gärten dann schnell wieder leer, klagte er. Trotzdem war er überzeugt, dann nachhaltige Gemüseanbau unter fachkundiger Anleitung selbst auf Island möglich sei, insbesondere von Blumenkohl, Kohlrabi und Karotten, aber auch von Weißkohl und Wirsing und von Beerenobst wie Johannisbeeren oder Himbeeren. 

Den größte Feind des Gartenbaus auf Island sah Schierbeck allerdings nicht im Wetter, sondern in den Schafen, die vor allem im Frühjahr und im Herbst überall einfielen und radikal alles auffraßen, was sie erreichen konnten. Er empfahl als einziges Mittel, das helfe, nachts Wachhunde einzusetzen, um die Schafe vom Gemüse fernzuhalten.


Schierbecks ersten Versuche mit Gurken, die er unter Glas heranzog, um sie dann ins Freiland auszusetzen, verliefen seinem Bericht nach bescheiden. In den Jahren 1887 und 1888 gelang ihm der Gurkenanbau deutlich besser als in den Vorjahren, so konnte er tatsächlich 5 Salatgurken ernten. Überzeugt hat ihn das aber offenbar nicht, in den Folgejahren versuchte er dann gar nicht mehr, im isländischen Klima Gurken anzubauen. 

Insgesamt liest sich sein Bericht recht frustrierend, vieles wuchs gar nicht, wurde nur wenige Zentimeter groß und überlebte den nächsten Winter nicht. Anderes wuchs in warmen Sommern relativ gut, wie z.B. Knoblauch, ging aber in den schlechten Wintern dann wieder komplett ein. Mit den Ergebnissen von verschiedenen Rüben-Arten und auch mit den Kartoffeln war Schierbeck allerdings relativ zufrieden. Oder er beklagte sich, dass Meerrettich auf Island überraschend gut wuchs - aber die Einheimischen wollten es einfach nicht in der Küche verwenden. Die meisten Blumen, die er anzupflanzen versuchte, überlebten die isländischen Winter nicht. 


Heute - Gurkenanbau im Gewächshaus

Schon Schierbeck empfahl 1890, Gewächshäuser in der Umgebung von heißen Quellen zu errichten, um hier mit Erdwärme bessere Ergebnisse zu erzielen. 

Das erste Gewächshaus auf Island wurde allerdings erst 1896 errichtet, von einem Kaufmann aus Sauðárkrókur, der hier Zierpflanzen und Gemüse anbaute. 1924 wurden dann drei weitere Gewächshäuser erbaut, die teilweise mit natürlichem Heißwasser beheizt wurden. Die ersten Berichte über den großflächige Anbau von Tomaten im Gewächshaus auf Island stammt von 1925, aber auch der Anbau klassischer Salatgurken auf Island begann 1925

Die Hauptprodukte, die heute in den geothermal betriebenen Gewächshäusern auf Island angebaut werden, sind vor allem Tomaten, Gurken, Paprika und Salat



Etwa 99% der heute auf Island verkauften Gurken stammen aus isländischem Anbau. Auf Island werden derzeit mach Angaben des Statischen Landesamts knapp 2.000 Tonnen Gurken jährlich erzeugt. 


Gurken in der isländischen Küche

Gurken sind gesund und kalorienarm. Sie bestehen zu rund 95% aus Wasser, enthalten auch auch viel Vitamin B, C und E, außerdem relativ viele Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen, Magnesium und Kalium. 


Gurken werden in der isländischen Küche meist frisch in Salaten verwendet, man kann sie aber auch in warmen oder kalten Suppen verwenden, füllen oder für leckere Getränke nutzen.

Salat in der isländischen Küche

Traditionell werden isländische Salate laut der matarbíblía okkar Íslendinga, also der "Essensbibel der Isländer", dem Kochbuch "Matur og Drykkur" (= "Speisen und Getränke") von Helga Siguðardóttir von 1946 zubereitet mit folgenden Zutaten: 

Für Salate verwendet man Eier, Fleisch, Fisch, Rüben, Gemüse und, falls vorhanden, alle möglichen Obstsorten. (Ich finde es ja interessant, dass erst Eier, Fleisch und Fisch aufgezählt werden und dann erst das Gemüse kommt - und wieso werden eigentlich Rüben und Gemüse aufgezählt?)

Gemüse, Rüben und Obst werden dabei entweder roh oder gekocht benutzt. Dazu nimmt man noch "alle möglichen Saucen", oft vor allem Mayonnaise,  und Gewürze. 

Salate werden übrigens üblicherweise kalt gegessen.


Hier habe ich ein paar typisch-isländische Gurkenrezepte für Euch:

- Agúrkusúpa - Warme Gurkensuppe mit Blauschimmelkäse
- Köld agúrkusúpa - Kalte Gurkensuppe mit Zwiebel, Skyr, Sauerrahm und Dill
- Agúrkusalat - Gurkensalat mit Zwiebeln und Sauerrahm
- Agúrkusalat með ananas - Gurkensalat mit Ananas
- Gúrkusalat með fetaosti og rúsínum - Gurkensalat mit Feta-Käse und Rosinen
- Rækjusalat - Krabbensalat mit Gurke und Apfel
- Algjör gúrka - Krasse Gurke, Landgurke gefüllt mit Schellfisch, Skyr, Käse und Thymian
- Grænn skyrdrykkur - Grüner Vanille-Skyr-Drink mit Gurke, Spinat und Mango




Gúrkusalat með fetaosti og rúsínum

Gurkensalat mit Feta-Käse und Rosinen


In der isländischen Küche verwendet man oft Zusammensetzungen, die einem Durchschnittsdeutschen vielleicht ungewohnt vorkommen mögen - z.B. Milchreis mit Leberwurst, Lachs mit Blaubeer-Sauce, mein Lieblingsessen zu Weihnachten, Lúðúsúpa, also Heilbutt-Suppe mit Trockenpflaumen... 

In diese Richtung geht dieses Rezept hier auch - ein Rezept für Gurkensalat mit Zwiebeln, Schafskäse, Honig und Rosinen. 

Ich fand den Salat so lecker, dass ich ihn tatsächlich schon zwei Mal hintereinander gemacht habe. 


Zutaten

1 Gurke
1/2 rote Zwiebel
125 g Feta-Käse
3 EL Rosinen

1 EL Essig
2 EL Olivenöl
1/2 TL Honig
Pfeffer
Salz


Zubereitung

Die Gurke waschen, nach Geschmack schälen und dann in kleine Würfel schneiden. 


Die Zwiebel schälen, vierteln und in dünne Streifen schneiden. 


Die Gurken- und Zwiebelstücke mit dem Feta-Käse und den Rosinen in eine große Schüssel geben.


In einem Glas oder einen kleinen Schüssel Essig, Öl, Honig, Pfeffer und Salz verrühren ...


.... und über den Salat gießen. Alles gründlich vermischen.


Guten Appetit!




Samstag, 7. Juni 2025

Agúrkusalat með ananas

Gurkensalat mit Ananas


Hier habe ich ein Rezept für einen leckeren, frischen Gurkensalat für Euch, mit Salatgurke, Paprika, Salat, Ananas aus der Dose und reinem Joghurt. 

Bei uns gab es diesen Gurkensalat als Beilage zum Grillen und bis auf dem jüngsten Familienmitglied hat der Salat tatsächlich allen geschmeckt, Kind 4 hat die Reste sogar noch fröhlich aus der Schüssel gegessen. Dabei mag Kind 4 eigentlich gar keine Ananas.


Zutaten

1 Gurke
1 - 2 rote Paprika
1 Dose Ananas 
(Abtropfgewicht ca. 250 g)
1 kleine Kopf Salat

200 g Naturjoghurt
Frisch gemahlener Pfeffer 
Salz


Zubereitung 

In einer großen Schüssel den Joghurt mit dem Salz und dem frisch gemahlenen Pfeffer verrühren. 


Die Gurke waschen, schälen und in kleine Würfel schneiden.


Die Paprika waschen, entkernen und in kleine Stücke schneiden. 


Die Salatblätter waschen und in dünne Streifen schneiden. 


Die Ananas aus der Dose abtropfen lassen.

Den klein geschnittenen Salat, die Gurke, die Paprika und die Ananas zu dem Joghurt geben...


... alles gründlich verrühren und nach Geschmack ggf. noch mit Salz und Pfeffer nachwürzen.


Den frischen Salat dann servieren.


Bei uns gab es den Salat als Beilage zum Grillen - und wir lieben es zu grillen!



Freitag, 6. Juni 2025

Grænn skyrdrykkur

Grüner Skyr-Drink


Auf Island trinke ich leidenschaftlich gerne Skyr-Drinks, die gibt es fertig in fast jedem Supermarkt zu kaufen. Meine Lieblingssorten sind übrigens von KEA "Kaffi og Vanilla" und von Ísey Skyr der Protein-Skyr-Drink "Mangó - Spínat - Engifer", also Mango-Spinat-Ingwer. 

In Deutschland habe ich leider noch keinen Trink-Skyr im Laden gesehen, also muss ich mir ab und zu meinen Skyrdrykkur selber machen. Und als ich jetzt ein Rezept getroffen habe für einen spínat og agúrku þeytingur, also einen Spinat-Gurken-Smoothie, klang das doch ziemlich nach meinem einen Lieblings-Skyrdrykkur... also habe ich mal ein bisschen herumprobiert und herausgekommen ist dieser grüne Skyr-Drink - mit Gurke, Mango, Spinat, Ingwer und Sellerie. 

Der erste Kommentar meines Mann zu dem Skyr-Drink war übrigens: "Oh. schmeckt gesund!" Aber er hat dann gleich ergänzt: "Ist aber lecker!" Na, dann bin ich ja beruhigt. 

Mir hat es übrigens auch gut geschmeckt!


Zutaten für 2 Gläser

1 Gurke 
40 g Spinat
3 Stangen Sellerie
ca. 2 cm Ingwer
1/2 Zitrone
450 g Vanille-Skyr

ggf. Honig oder Vanille-Paste


Zubereitung

Die Gurke waschen, schälen und grob würfeln.


Die Sellerie-Stangen putzen und klein schneiden.


Den Ingwer schälen und in kleine Stücke schneiden.


Die Mango schälen und das Fruchtfleisch in Stücke schneiden.


Den Spinat waschen und die halbe Zitrone auspressen.

Den Skyr mit dem Zitronensaft und allen anderen Zutaten in den Mixer geben. 


Alles möglichst gründlich pürieren.

Wenn man den Skyr-Drink lieber etwas süßer mag, kann man noch etwas Vanille-Paste oder einen TL Honig in die Mischung geben und gründlich verrühren. 


Den Skyr-Drink in zwei Gläser füllen und direkt servieren, alternativ kann man das Getränk aber auch ein paar Stunden im Kühlschrank aufbewahren und dann gut gekühlt servieren. 


Guten Appetit!