Island im Winter
Auf Island kannte man früher nur zwei Jahreszeiten, das halbe Jahr war Winter (von Ende Oktober bis Ende März) und das andere halbe Jahr war Sommer (von Ende März bis Ende Oktober).
Heute bezeichnen die Meteorologen die 4 Monate Dezember bis März als Winter auf Island, dann 2 Monate Frühling (April und Mai), 4 Monate Sommer (Juni bis September) und 2 Monate Herbst (Oktober und November).
Und Winter auf Island kann so ziemlich alles sein - von strahlendem Sonnenschein und im Dunkeln Nordlichtern bis zu keine 10 Meter Sicht, von ganz viel Schnee über viel Schnee bis zu wenig Schnee und gar kein Schnee, von Temperaturen über Null bis zu tagelang Temperaturen von bis zu -20°, von Wolkenbruch bis trocken und von etwas Wind und viel Wind bis zu extremem Sturm und Wetterwarnungen mit tagelangen Straßensperrungen, bei der man möglichst gar nicht erst das Haus verlassen sollte. (Und hoffen, dass der Sturm und der Niederschlag nicht zu viel Schaden anrichten.)
Es ist also nicht möglich, im Winter feste Pläne zu haben, man muss immer kurzfristig schauen, wie das Wetter ist (vedur.is) und der Straßenzustand (umferdin.is) und dann spontan entscheiden.
Wenn wir uns im Winter mit Freunden verabreden, kommt auch immer der Zusatz dazu: "...müssen wir noch vom Wetter abhängig machen. Wir melden uns noch!"
Wenn wir hier in unserem Island-Haus im Winter lieben Besuch haben, waren das bisher immer Leute, die uns auch schon im Sommer besucht hatten. Sie hatten also schon einen gewissen Eindruck und wollten dann eben auch noch mal "Island im Winter" erleben.
Das heißt aber auch, dass wir es ruhig angehen lassen konnten, nicht möglichst viel gezeigt haben, sondern eher kleine Ausflüge unternommen haben und auch gemütlich zu Hause ausgeruht. Und natürlich Baden im Hot
Dieses Jahr hatten wir nach Silvester Kind 2 und seine Freundin zu Besuch.
Ihre Urlaubswünsche waren viel Schnee und Nordlichter zu erleben, und obwohl sie wussten, dass beides nicht garantiert ist, auch nicht im Winter auf Island, hatten sie Glück. Schon auf der Fahrt vom Flughafen nach Hause tanzten die Nordlichter über Hveragerði und hier bei uns konnten wir dann durch den tiefen Schnee zum Haus stapfen; das Auto haben wir vorne am Weg stehen gelassen, am Anfang unserer Einfahrt - es war einfach zu viel Schnee, um bis zum Haus fahren zu können. Ihre Urlaubswünsche wurden also direkt in den ersten paar Stunden schon erfüllt!
Na gut, vielleicht gehörte es nicht unbedingt zu ihren Urlaubswünschen, dass bei der Ankunft zu Hause unsere Wasserleitung eingefroren war - es war den Tag über -19° kalt und irgendwie hat unser Wasseranschluss das übel genommen. Aber wir haben da schon ein bisschen Routine und mehrere große Wasserflaschen mit abgefülltem Leitungswasser haben wir vorsichtshalber hier stehen, so dass zumindest Toilette und Händewaschen noch einige Zeit sichergestellt sind. Und bis zum nächsten Morgen hatten wir die Wasserleitung auch wieder aufgetaut.
Besonders schön fand ich, dass Kind 2 und seine Freundin über den 6. Januar hier waren und wir gemeinsam in Selfoss zu Feierlichkeiten zu Þrettándi genießen konnten, den Abschied von Weihnachten mit dem feierlichen Fackelzug der Weihnachtsmänner durch den Ort, dem großen Brenna und dem Feuerwerk neben dem Sportplatz.
Ansonsten haben wir nur ein paar kleinere Ausflüge hier in der Umgebung unternommen:
Golden Circle - Geysir und Gullfoss
Den ersten Tag waren wir am Geysir, Gullfoss und zum Pferdestreicheln.
Den Geysir Strokkur finde ich sowieso immer einen lohnenden Besuch, ich könnte jedes Mal wieder stundenlang davor stehen und auf die große blaue Blase und den nächsten Ausbruch warten. Das wird mir nicht langweilig!
Und der große Wasserfall Gullfoss ist auch sehenswert, und zugefroren im Winter sieht er noch einmal ganz anders aus als im Sommer.
Vom Brúarfoss nach Laugarvatn
Einen anderen Tag waren wir am Brúarfoss, in Laugarvatn und unterwegs noch Eisessen auf einer Milchfarm.
Der Wasserfall Brúarfoss, der "Brückenwasserfall", mit seiner leuchtend türkis-blauen Farbe ist für mich einfach einer der schönsten Wasserfälle Islands. Und seit Sommer 2023 muss man auch nicht mehr an der Straße 37 (Laugarvatnsvegur) parken und die 3,5 km lange und teilweise schwierige / matschige Strecke bis zum Wasserfall wandern, sondern kann ganz bequem mit dem Auto bis fast zum Wasserfall fahren. Sowohl die neue Straße zum Parkplatz als auch der Fußweg vom Parkplatz zum Wasserfall waren sehr gut geräumt, als wir jetzt da waren. Da bekommt man dann auch wirklich eine sehr gute Gegenleistung für seine Parkgebühren!
Anschließend sind wir über Laugarvatn gefahren und haben dort noch einen kleinen Stopp gemacht und neben dem Schwimmbad Fontana die heißen Quellen bestaunt und die kleinen Erdhügelchen am Ufer des Sees, in denen das leckere Roggenbrot hier gebacken wird.
Außerdem haben wir auf dem Weg noch einen Zwischenstopp gemacht und auf einem Bauernhof mit Blick in den Kuhstall hausgemachtes Eis genossen.
Einen Tag waren wir in Reykjavík, einfach nur ein bisschen spazieren, einkaufen und städtisches Flair genießen.
Am letzten Tag haben wir nur einen Ausflug zum Krater Kerið unternommen und sind, schön warm eingepackt, einmal oben um den Kraterrand herum gelaufen.
Alles in allem ein schön ruhiger und gemütlicher Besuch, mit viel Schnee und Nordlichtern. Und ich glaube, unser Besuch hat es auch genossen und hinterher viel zu erzählen - inklusive der eingefrorenen Wasserleitung und dem geplatzten Reifen auf dem Rückweg zum Flughafen. Aber es ist ja alles gut gegangen und wir hatten eine sehr schöne Zeit hier!
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