Freitag, 10. November 2023

Nachlese: Touristen-Programm / Südküste im Herbst

Dieses Jahr hatten wir drei Mal liebe Menschen bei uns zu Besuch, die noch nie auf Island waren und denen wir unsere Herzensinsel, oder zumindest die Umgebung in unserer Ecke, gezeigt haben:

Im Juni war ein alter Freund von mir mit Familie zu Besuch, im August hat Kind 3 seine Freundin mitgebracht und jetzt im Herbst war ein Schulfreund von Kind 4 mit dabei. 

So langsam haben wir eine gewisse "Routine", was wir unserem Besuch dann gerne zeigen - klar, kein festes Programm, aber eben doch ein gewisses Grundgerüst, was sich von uns als Ausflüge anbietet, damit man einen kleinen ersten Eindruck vom Land bekommt. 

Klar, das ist jetzt das "klassische Touristen-Programm". Man kann noch viel, viel mehr machen, und es kommt ja auch darauf an, wen man zu Besuch hat, ob derjenige gerne wandert, vielleicht nicht ganz so gut zu Fuß ist, gerne Besichtigungen macht, Museen mag oder lieber in der Natur unterwegs ist, ... 

Ich dachte, ich zeige Euch mal ein paar Bilder von unseren Ausflügen jetzt Ende Oktober.


Ausflug 1 - Kurzer Abstecher zum Geothermalgebiet Hveradalir

Wenn wir unseren Besuch am Flughafen abgeholt haben und zu unserem Haus fahren, nehmen wir oft den Weg über die Hellisheiðis. Hier bietet sich für einen allerersten Eindruck von Island ein kleiner Abstecher zu einem Geothermalgebiet direkt neben der Ringstraße an.


Man fährt an der Abzweigung zum Kraftwerk Hellisheiði (Hellisheiðarvirkjun) von der Ringstraße ab, biegt dann nach rechts zur Skíðaskálinn ab und kann dann über spezielle "schwebende Gehwege" durch das dortige Geothermalgebiet direkt neben der Skíðaskálinn (Ski-Hütte) laufen: Diese Wege schweben flexibel über der heißen Erde und haben nur wenige Kontaktpunkte zum Boden, dadurch wird der Eingriff in die Natur minimiert und die Wege können leicht verändert, angepasst und in Stand gehalten werden und bieten den Besucher einen bequemen, sicheren Zugang. 

An den Wegen befinden sich Informationstafeln über die Geschichte dieses Geothermalgebiets und die Besonderheiten solcher Gebiete. 

Es ist wirklich nur ein kurzer Ausflug, direkt neben der Ringstraße, aber hier ist trotzdem selten viel Betrieb und ich liebe es, hier durch den Dampf und den Schwefelgeruch zu laufen und zu spüren - ich bin wirklich wieder in Island! 



Ausflug 2 - Brúarfoss, Laugarvatn und Þingvellir 

Seit kurzem gibt es am Wasserfall Brúarfoss einen neuen (kostenpflichtigen) Parkplatz, so dass man jetzt nicht mehr die 3,5 km lange Strecke vom Parkplatz an der Straße 37 (Laugarvatnsvegur) bis zum Wasserfall wandern muss, sondern ganz bequem mit dem Auto bis fast zum Wasserfall fahren kann. 

Vom Geheimtipp zum Touristen-Magnet 

Als wir das erste Mal hier waren, war der Wasserfall noch ein "Geheimtipp", es gab keine Schilder und man musste schon wissen, wo man ihn suchen musste. Später wurde der Parkplatz an der 37 gebaut und der Weg entlang am Fluss Brúará eingerichtet, der teilweise aber schnell recht matschig werden kann. 

Im Juni 2023 wurde jetzt ein neuer Parkplatz auf der anderen Seite vom Fluss, praktisch direkt beim Wasserfall, eingerichtet. Ob der neue Parkplatz Segen oder Fluch ist, wird sich im Laufe der Zeit zeige - für die Natur entlang des Flusses ist es sicherlich gut, wenn dort weniger Menschen durch den Matsch stapfen, auf der anderen Seite kommen so natürlich deutlich mehr Menschen zum Brúarfoss (ganz harmlos ist die Strömung im Fluss nicht und das steile Ufer ist wirklich nicht ungefährlich). Wie viele Besucher dieser Wasserfall verträgt, bleibt abzuwarten... 


Für mich ist der Brúarfoss, der "Brückenwasserfall", mit seiner leuchtend türkis-blauen Farbe einfach einer der schönsten Wasserfälle Islands! 


Brotbacken im heißen Strand in Laugarvatn

Wir machen gerne einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weg vom Brúarfoss nach Þingvellir im Ort Laugarvatn. Manchmal haben wir schon im Laugarvatn Fontana gebadet, manchmal gab es einfach nur an der Tankstelle für hungrige Kinder eine Ladung Hamburger mit Pommes. Dieses Mal haben wir nur kurz gehalten und sind zum See runter gelaufen.

Das Schwimmbad Fontana ist berühmt für sein Roggenbrot, das hier direkt in der heißen Erde am Seeufer gebacken wird: Der traditionelle Brot-Teig kommt in einen Metall-Kochtopf und der Topf wird dann in die Erde gesetzt und zugedeckt, nach 24 Stunden ist das Brot dann durchgebacken. 

Es werden auch Führungen angeboten, bei denen gezeigt wird, wie das Brot vorbereitet und eingegraben wird bzw. die das Brot vom Vortrag wieder ausgegraben wird. Das Roggenbrot kann man dann im Schwimmbad auch probieren.


Þingvellir - Der alte Thing-Platz der Wikinger

Þingvellir ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort - hier fanden ab 930 n.Chr. die Thing-Versammlungen der ersten Isländer statt, hier wurde im Jahr 1.000 n.Chr. die Annahme des Christentums beschlossen, hier tagte das isländische Parlament auch unter der dänischen Herrschaft weiterhin bis 1789 und hier trat anlässlich der 1.000-Jahr-Feier der Besiedlung Islands 1874 dann erstmals wieder das Alþingi zusammen, nachdem das Land eine eigene Verfassung bekam und gewisse eigene Rechte. Hier wurde dann auch am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen.


Grabenbruch zwischen den Kontinentalplatten

Auch geografisch ist Þingvellir ein besonderer Ort, hier ist das Auseinanderdriften der amerikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte quasi live erlebbar. Die Platten driften pro Jahr etwa 2 cm auseinander. Überall durchziehen tiefe Spalten das Gelände. 

Tauchen in der Silfra-Spalte

Für leidenschaftliche Tauch-Fans ist das Tauchen in der Silfra-Spalte ein ganz besonderes Highlight, wenn man hier im Rahmen einer organisierten Tour im eiskalten, extrem klaren Gletscherwasser zwischen den Kontinentalplatten tauchen bzw. schnorcheln kann.


Ich glaube, dieses Schild hier ist eines der meist-fotografierten Straßenschilder auf Island - aber es ist ja auch einfach schön! 


Der Wasserfall Öxaráfóss

Der Wasserfall Öxaráfoss ist vermutlich ein künstlicher Wasserfall - so sollen die ersten Siedler, die hier ab 930 n.Chr. ihre Thing-Versammlungen abhielten, den kleinen Fluss Öxará umgeleitet haben, um all die Menschen bei den großen Versammlungen mit ausreichend frischem Wasser versorgen zu können.




Ausflug 3 - Geysir und Gullfoss

Einen Tag haben wir den Ausflug in das Hochtemperaturgebiet Haukadalur gemacht, zum Geysir und zum Strokkur. 


Für unseren Besuch war es der erste echte Geysir seines Lebens - und er war angemessen beeindruckt. 


Er lief auch gerne noch ein bisschen herum - von dem Hügel hier hat man einen wunderschönen Blick über das Gebiet und die Wasserfontäne des Geysirs Strokkur.


Anschließend waren wir noch beim Wasserfall Gullfoss, dem "goldenen Wasserfall". 

In zwei Stufen fällt das Wasser der Hvítá hier zuerst ca. 11 Meter und dann ca. 21 Meter in die Tiefe, in ein etwa 2,5 km langes schmales Tal. Der Gullfoss, einer der schönsten und bekanntesten Wasserfälle Islands, steht seit 1979 unter Naturschutz.


Auf dem Rückweg vom Wasserfall haben wir noch eine kurze Streichel-Pause bei den Island-Pferden bei der Farm Brú an der Straße 35 gemacht. Hier stehen direkt neben der Straße auf einer eingezäunten Weide für Besucher extra einige Pferde, die man streicheln darf (wenn die Tiere es wollen), ohne sich und andere oder die Pferde selbst in Gefahr zu bringen.



Ausflug 4 - Gletscher, Wasserfälle und Strand entlang der Südküste

Das hier ist der längste Ausflug, den wir mit unserem Besuch unternehmen, einmal die Südküste entlang bis nach Vík. Von Selfoss bis Vik sind es rund 130 km, laut Google Maps ist die reine Fahrzeit für eine Strecke etwa 1:40 Stunde. Und natürlich fährt man nicht durch, sondern hält unterwegs an und macht Abstecher!

Am Gletscher Sólheimajökull 

Der erste Abstecher führte uns zum Gletscher Sólheimajökull. Der Sólheimajökull ist eine 8 bis 10 km lange und 1 bis 2 km breite Gletscherzunge des Mýrdalsjökull, der über dem Vulkan Katla liegt und mit knapp 600 km² immerhin der viertgrößte Gletscher Islands ist. 

Von hier aus werden geführte Touren auf den Gletscher angeboten. Auf den Gletscher darf man nur mit einem erfahrenen Führen und mit entsprechender Ausrüstung. Aber ohne Tour kann man hier zumindest bis zum Gletscher gehen - auch schon ein beeindruckendes Erlebnis!



Es ist zwar nicht die bekannte Gletscherlagune Jökulsárlon, aber einen gewissen Eindruck von diesem "Land aus Feuer und Eis" bekommt man hier auch, wenn man am Ufer steht und auf die Eisberge im Fluss schaut. 


Der schwarze Strand von Reynisfjara 

Kurz vor Vík, von Westen aus gesehen, befindet sich der Strandabschnitt Reynisfjara, der als einer der schönsten Strände der Welt gilt, mit Blick auf die Reynisdrangar, die berühmten schwarzen Felsnadeln; weiter östlich liegt Kap Dyrhólaey.

Blick Richtung Dyrhólaey

Der schwarze Strand ist hier wunderschön und lohnt, auch mit den Basaltsäulen und den Höhlen, unbedingt einen Besuch, finde ich. Natürlich ist man hier nicht idyllisch einsam, sondern zusammen mit ganz vielen anderen Touristen - es ist einfach eine Frage des Blickwinkels. 


Der Strand ist aber auch berüchtigt für seine gefährlichen Wellen, die sog. Sneaker-Wellen, die auch bei eigentlich ruhigem Wetter sehr plötzlich und unerwartet extrem hoch sein können. Immer wieder ist es hier zu tödlichen Unglücksfällen gekommen. Mittlerweile gibt es ein Warnsystem mit Lampen am Strand, leider begreifen immer noch viele Besucher nicht, dass die Wellen hier am Strand wirklich gefährlich werden können.  

Rückfahrt 

Nach dem Mittagessen in Vík haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht - ich liebe es ja, bei solchem Wetter durch die isländische Landschaft zu fahren. Strahlend blauer Himmel, leuchtende Farben, Blick auf den Gletscher - Herz, was willst du mehr?!?


Wasserfälle Seljalandsfoss und Skógafoss

Der Seljalandsfoss ist ein über 60 m hoher Wasserfall, nicht weit von der Ringstraße entfernt. Der Wasserfall liegt unterhalb des Gletschers Eyjafjallajökull. 


Der Seljalandsfoss ist eines der bekanntesten Fotomotiv Islands, da man hier hinter dem Wasserfall hergehen und durch die Wasserschleier auf das Land blicken kann. Besonders schön sind die Lichtverhältnisse hier kurz vor Sonnenuntergang, wenn man Glück mit dem Wetter hat, so wie wir hier. 


Vom Seljalandsfoss sind wir dann noch ein bisschen weiter gelaufen, ... 


... bis zum "Schluchtenwasserfall" Gljúfrabúi, einem ca. 40 m hohen Wasserfall in einer Felsspalte, der etwa 650 m vom Seljalandsfoss entfernt beim ehemalige Campingplatz liegt. 


Trockenen Fußes kommt man hier nicht in die Schlucht, und wenn man auf dem Weg hinter dem Seljalandsfoss entlang noch nicht nass geworden sein sollte - hier wird man es dann! 



Wir waren auch beim Skógafoss, dem "Waldwasserfall", einem etwa 60 m hohe und rund 25 m breiten Wasserfall bei dem kleinen Örtchen Skógar. Seit 1987 steht der Wasserfall unter Naturschutz.


Hier beginnt auch der berühmteste isländische Wanderweg, der Laugavegur, der hier hinauf führt zum Pass Fimmvörðuháls und über Þórsmörk nach Landmannalaugar. Mann und Kinder sind hier noch ein Stück den Weg entlang gelaufen, aber nur bis zum ersten der vielen Wasserfälle im Gletscherfluss Skógá.


Immer wieder schön hier! Meine Kinder wundern sich manchmal - nein, ich habe immer noch keine Überdosis, ich fahre auch hier immer wieder gerne hin! 


Noch ein letzter kurzer Stopp bei einem Felsen, an der Ringstraße zwischen dem Skógafoss und dem Seljalandsfoss - der Fels Drangurinn ist eine natürliche Tuffstein-Formation bei den Bauernhöfen in Drangshlíð. Laut einer isländischen Saga soll Grettir Ásmundarson, Grettir der Starke, den Felsen Drangurinn einmal kraftvoll vom nahegelegenen Berg Hrútafell abgerissen und wohl hier in die Landschaft geschmissen haben. 

In dem Felsen gibt es Höhlen und Gänge, im Laufe der Jahrhunderte wurden hier an diese Höhlen Häuser angebaut und von den Bauen vor Ort genutzt. 


Hier konnten wir unserem Besuch zumindest ein bisschen veranschaulichen, wie die Isländer früher in einem Grassoden-Haus ("torfbær") gelebt haben, auch wenn die Häuser nicht mehr wirklich in wohnlichem Zustand sind... 


Der Felsen und die verfallenen Häuser befinden sich auf Privatbesitz, können aber grundsätzlich besichtigt werden. 

Unser Schatten begleitet uns heim... 

Ich liebe es ja, wenn im Herbst oder Winter die Sonne so tief steht, dass sie unter dem Auto durchscheint! 



Ausflug 5 - Wanderung zum heißen Fluss im Reykjadalur 

Einen Tag bietet sich eine die Wanderung in das Reykjadalur an, in ein Tal oberhalb von Hveragerði. Hier kann man mitten im Nirgendwo in einem heißen Fluss gemütlich baden. 


Vom Parkplatz läuft man hier einen gut ausgebauten Wanderweg ca. 3 km bis zu der Badestelle, wo der Fluss Reykjadalsá eine angenehme Badetemperatur hat - zu weit oben ist es oft zu heiß, weiter unten dann irgendwann zu kalt... 


Es ist ja schon ein sehr spezielles Erlebnis, mitten in der heißen Landschaft, in einem natürlich heißen Fluss baden zu können! 



Ausflug 6 - Stadtbesichtigung in Reykjavík

Am letzten Tag waren wir dann in Reykjavík und sind einfach nur ein bisschen durch die Stadt gelaufen. Angefangen haben wir an der Hallgrímskirkja... 



... waren dann am Austurvöllur, um Domkirche und Parlament anzuschauen, ...


...weiter zum Rathaus am Tjörnin (auch immer wieder gerne, nicht nur wegen der öffentlichen Toiletten, sondern auch wegen des schönen Island-Modells im Untergeschoss, wo man immer noch mal so schön die bisherigen Ausflüge nachfahren kann). 



Zum Schluss gab es noch ein Abstecher nach Harpa, dem Konzert- und Konferenz-Haus am Meer. Die Fassade von Harpa wurde von dem Künstler Ólafur Elíasson entworfen - inspiriert von den Lichttimmungen auf Island. Die Fassade besteht aus "Waben" aus dichroitischem Glas. Im Glas dieser Waben spiegelt sich das Wetter, das Licht und die Sonne, so dass die einzelnen Waben immer wieder in anderen Farben schimmern. Nachts werden die Glasbausteine von verschiedenfarbigen LED-Lichtern beleuchtet. 

Ich habe es schon mal geschrieben, aber ich schreibe es auch noch einmal: 

Für mich ist Harpa definitiv das schönste Glashaus der Welt! 




Wir gingen dann noch ein Stück weiter die Sæbraut an der Küste entlang, bis zu der Skulptur Sólfarið. Die Skulptur stammt vom Bildhauer Jón Gunnar Árnason (1931 - 1989). Das Werk wurde im August 1990 enthüllt und gehört heute definitiv zu den Wahrzeichen von Reykjavík.

Das "Sonnenschiff" wurde nach den Freihandzeichnungen von Jón Gunnar konstruiert, es wurde aus Edelstahl gefertigt und steht auf Granitplatten. Das Schiff stellt eine Ode an die Sonne dar und soll das Versprechen von unbewohnten Land, neuen Entdeckungen, Fortschritt und Freiheit verkörpern, ein Traumboot als Symbol für Hoffnung und Licht. 



Wir haben unser "Touristen-Programm" auch dieses Mal wieder sehr genossen! 




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