Sie waren alle zum ersten Mal auf Island und wir hatten das Privileg, ihnen an diesen sechs Tagen ein bisschen von unserer Herzensinsel zeigen zu dürfen.
Vorher noch ein "Arbeitseinsatz"
Bevor wir unseren Besuch vom Flughafen abholen konnten, mussten wir noch "arbeiten": Am Tag vorher war bei unserer Eigentümer-Gemeinschaft der diesjährige "vinnudagur", also der "Arbeitstag". Und wenn wir an diesem Tag schon vor Ort waren, mussten wir natürlich auch fleißig mithelfen. Eine Gruppe reparierte die Zäune und hob die Erde unter den Schafsgattern aus, damit die Schafe vom Bauern sich möglichst nicht in unserem Sommerhaus-Gebiet verlaufen. Wir haben mit anderen Nachbarn säckeweise den Müll eingesammelt, der sich entlang der Zäune unseres Gebiets angesammelt hatte. Viele alte Plastikverpackungen, ein paar leere Zigarettenpackungen, ziemlich viel Styropor, ... Eigentlich war es gar nicht so viel, aber zum Schluss hatten wir doch etliche volle Säcke beisammen, die wir zu unserer gámastöð getragen haben, zu den Müllcontainern der Gemeinde.
Tag 1: Golden Circle
Wir hatten unseren Besuch abends am Flughafen abgeholt, an Tag 1 ging es dann los mit dem Programm. Da die Wettervorhersage für die ersten drei Tage gut war, anschließend aber kräftig Regen angesagt war, haben wir in die ersten Tage so viel Programm wie möglich reingepackt.
Gestartet sind wir direkt mit dem Golden Circle.
Zuerst haben wir unterwegs einem kurzen Halt in Skálholt gemacht, dem ehemaligen Bischofssitz. Unserer Besuch interessiert sich sehr für die alte Bauweise mit Grassoden, somit war die Rekonstruktion der alten Þorláksbúð für uns ein besonderer Anziehungspunkt.
Am Brúarfoss gibt es übrigens seit kurzem einen neuen gebührenpflichtigen Parkplatz, am Ende einer neuen Straße auf der anderen Seite des Flusses ganz nahe an dem Wasserfall. So muss man nicht mehr aus eigener Kraft den 3,5 km langen Weg von der Straße 37 bis zum Brúarfoss zurücklegen, der teilweise wirklich in eine heftige Schlammschlacht ausarten konnte. Ob der neue Parkplatz Segen oder Fluch ist, wird sich im Laufe der Zeit zeigen - für die Natur entlang des Flusses ist es sicherlich gut, wenn künftig weniger Menschen dort durch den Matsch stapfen, und auch für die Anwohner der Ferienhaussiedlung ist es sicher eine Entlastung, wenn ihnen nicht mehr so viele Touristen durch die Siedlung laufen. Auf der anderen Seite steigen sicherlich die Besucherzahlen am Wasserfall, wenn man den Brúarfoss jetzt besuchen kann, ohne die 7 km wandern zu müssen. Also auch ein "Geheimtipp", der längst keiner mehr ist. Andererseits ist dieser Wasserfall mit seiner leuchtend türkisblauen Farbe auch wirklich wunderschön!
Anschließend waren wir in Þingvellir, der alten Thingstätte der Isländer, und haben u.a. hier den künstlich angelegten Wasserfall Öxarárfoss bestaunt. Und natürlich auch einmal in die Silfra-Spalte gespäht, allerdings waren um diese Uhrzeit leider keine Taucher mehr unterwegs.
Tag 2 - Wanderung im Reykjadalur zum heißen Fluss
Für den zweiten Tag hatte sich unser Besuch ewünscht, einmal in einem heißen Fluss zu baden, also ging es mit einer schönen Tageswanderung ins Reykjadal, ein Tal oberhalb von Hveragerði mit viel geothermaler Energie und einer schönen Badestelle - heißes Wasser mitten im Nirgendwo.
Unterwegs haben wir, als zusätzliches Highlight, noch im heißen Dampf Eier gekocht - wo kann man sich schon sein Picknick unterwegs frisch in der Natur kochen..?!?
Tag 3 - Entlang der Südküste bis Vík
Am dritten Tag ging es mit dem Auto entlang der Südküste.
Hier konnte unser Besuch einen Blick auf den berühmten Eyjafjallajökull werfen, den Vulkan, der mit seiner Aschewolke beim Ausbruch im April 2010 den Flugverkehr in Europa zeitweise zum Erliegen gebracht hatte.
Leider hielt sich das Wetter dann an die Wettervorhersage und es zog auf der Rückfahrt ordentlich zu. Einen kurzen Stopp haben wir trotzdem noch am Seljalandsfoss gemacht. Schon schön, so hinter dem Wasserfall, auch wenn wir mal wieder ordentlich nass geworden sind. Im Moment kann man übrigens zwar hinter den Wasserfall gehen, muss aber denselben Weg auch wieder zurück, da der Rundweg derzeit gesperrt und teilweise abgebaut ist.
Beim Wasserfall Skógafoss haben wir auch Halt gemacht - so ein schöner Wasserfall mit 60 m Höhe und 25 m Breite. Wir hatten viel Spaß, die Sonne stand perfekt und es tanzten immer wieder wirklich kreisrunde kleine Regenbögen im Sprühnebel des Wasserfalls über dem Fluss.
Am Sólheimajökull, einem Gletscher im Süden des Mýrdalsjökull, gab es noch einen kurzen Abstecher auf den Gletscher. Diesmal nicht verwunschen im Nebel, wie bei unserem letzten Besuch hier im Sommer 2021, sondern im strahlenden Sonnenschein. Mittlerweile kann man auf der Gletscherlagune Kayak fahren oder Stand Up Paddling (SUP) machen. Schon beeindruckend, dieser kleine Mensch hier auf seinem Brett vor dem mächtigen, eiskalten Gletscher...
(Ausschnitt) |
Beim Besuch in Vík hatte anschließend nicht nur unser Besuch viel Spaß am schwarzen Strand von Reynisfjara, einem der schönsten, aber auch gefährlichsten Strände Islands. Dafür, dass Vík als der regenreichste Ort Islands gilt, hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter und nicht einen der ca. 26 Regentage pro Monat erwischt.
Ein Teil unseres Besuchs war danach bedient, mit den anderen sind wir noch zum Gljúfrabúi gelaufen, dem "Spaltenbewohner", einem rund 40 m hohen Wasserfall in einer Felsspalte, ca. 650 m vom Seljalandsfoss entfernt beim Campingplatz.
Tag 4 - Regeneration im Regen
Am vierten Tag hat es wirklich ordentlich geschüttet, letztlich haben wir uns einfach zu Hause einen Erholungstag gegönnt. Nachmittags waren wir immerhin noch einkaufen und haben die "Mega víka" bei Domino's ausgenutzt - alle Pizzen zum Preis von 1.890 ISK, umgerechnet also knapp 12,70 €, egal, wie groß und wie viele Belege. Die große Pizza reicht gut für zwei Personen - oder einen sehr hungrigen Teenager!
Tag 5 - Reykjavík
Am vorletzten Tag sind wir, als der Regen nachließ, nach Reykjavík gefahren und dort einfach nur durch die Stadt geschlendert. Es gibt ja wirklich genug zu sehen!
Wir waren beim Parlamentsgebäude, in der Domkirche und im Rathaus am Tjörnin.
Am Tag vorher hatten wir morgens im Fernsehen Ausschnitte aus der laufenden Debatte im isländischen Parlament gesehen, dabei war unser Besuch beeindruckt von den Relationen, von diesem "Wohnzimmer", in dem die Parlamentarier hier tagen. Verglichen mit dem Reichstag ist das Alþingishús doch deutlich kleiner. Andererseits - im isländischen Parlament sitzen aktuell 63 Abgeordnete, auf Island wohnen nach jüngsten Zahlen 393.483 Menschen. Dem deutschen Bundestag gehören 736 Abgeordnete an, bei aktuell 84.270.625 Einwohnern. Also hat Deutschland etwa 215 Mal mehr Einwohner als Island, aber der Bundestag hat nicht einmal 12 Mal so viele Abgeordnet wie das isländische Parlament. So betrachtet rückt das die Dimensionen dann doch wieder zurecht!
Anschließend ging es weiter zum Konzerthaus Harpa und bei Sólfar vorbei ...
.... an der Küste entlang bis zum Gästehaus Höfði, wo 1986 das Gipfeltreffen zwischen Ronald Reagan und Michail Gorbatschow das damalige Ende des Kalten Kriegs einläutete. Was dieser so windzerzauste künstliche Hahn vor Höfðihúsið bedeutet, habe ich aber leider noch nicht herausgefunden...
Auf dem Weg zur Hallgrímskirkja haben wir noch einen Zwischenstopp bei der Bäckerei Brauð & Co gemacht und unser Besuch hat sich Zimtschnecken gegönnt und wir uns zur Abwechslung eine Schnecke mit Karamell und Müsli und eine Schnecke mit Lakritz und Blaubeeren. Hier ist ja alles lecker - aber diese Schnecke war wirklich etwas ganz Besonderes!
Zum Abschluss waren wir in der Kirche, im Skulpturengarten des Einar-Jónsson-Museums gegenüber..
...und es gab für unseren Besuch im Kaffi Loki noch ein Roggenbroteis mit Sahne und Rhabarber-Sirup zum Mitnehmen.
Traditionelles Essen
Weil unser Besuch bisher vom isländischen Essen ganz begeistert war, egal, ob es das süße Roggenbrot, die Kleinur oder diese trockenen Zimtschnecken aus dem Supermarkt waren, die weichen Riesen-Zimtschnecken vom Bäcker oder eben das Roggenbroteis, hatte die Familie sich für unseren letzten gemeinsamen Abend im Haus "typisch isländisches Essen" gewünscht. Aber gerne doch!
Als Hauptgericht gab es Suppe, einmal Hummersuppe´(húmarsúpa), isländische Fleischsuppe (kjötsúpa) und Erbsensuppe mit Saltfleisch (saltkjöt pg baunir). Am besten kam bei den meisten übrigens der Erbseneintopf an, dicht gefolgt von der Fleischsuppe.
Als Vorspeise gab es eine Auswahl typisch isländischer Sachen: Trockenfisch mit Butter, Schafskopfsülze, Hákarl, über Schafsdung geräuchertes Lammfleisch (hangikjöt) und verschiedene Brote, u.a. Skonsur und Flatbrauð. Auch das kam alles relativ gut an - na gut, bis auf den fermentierten Gammelhai. Aber da habe sogar ich Verständnis für!
Tag 6 . Reykjanes
An Tag 6 ging es wieder zurück zum Flughafen. Allerdings ging der Flug erst um 0.25 Uhr am nächsten Morgen, wir hatten also reichlich Zeit, unterwegs auf der Halbinsel Reykjanes noch etliche Stopps zu machen. Das Wetter spielte ganz gut mit, es war trocken, aber teilweise schon sehr windig und frisch.
Dann sind wir zum Grænavatn gefahren und zum Solfatarengebiet Seltún. Hier wurde uns übrigens Livemusik geboten, ein DJ stand an einem extra aufgebauten Mischpult, spielte, trank und wurde dabei von mehreren Kameras und mindestens einer Drohne eifrig gefilmt. Also falls jemand weiß, wer das war oder ob es vielleicht einfach nur ein Werbespot für Dosengetränke werden sollte - klärt mich auf!
Anschließend waren wir am Kleifarvatn, bei der wiederaufgebauten kleinen Holzkirche von Krýsuvík und natürlich am Lavafeld von Fagradalsfjall.
Zum Abschluss waren wir beim Brimketill, dem Lava-Pool an der Felsküste ca. 10 km von Grindavík entfernt, und bei Gunnuhver, dem zentralen Hochtemperaturgebiet auf Reykjanes mit großen Schlammquellen und Fumarolen. Allerdings spuckte die Quelle an dem Tag irgendwie nicht viel Schlamm, sondern etwas, das erstaunlich wie klares Wasser aussah...
Danach waren sowohl unser Besuch als auch wir etwas erschöpft. Auf weiteres Programm haben wir dann verzichten, einfach noch in Njardvík zusammen Abendbrot gegessen, sind noch ein bisschen durch Keflavík gebummelt - und dann ging es zurück zum Flughafen. Müde, aber glücklich!
Sechs Tage teilweise wirklich vollgedrängt mit Programm liegen jetzt hinter uns - eine wunderschöne, intensive Zeit voller Eindrücke. Aber jetzt muss ich doch erst einmal wieder ein bisschen in Ruhe durchschnaufen... Macht's gut zusammen!
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