Der Lava-Pool an der Felsküste von Reykjanes
Wenn man von Grindavík entlang der Felsküste Staðarberg auf die Straße 425 (Nesvegur) in Richtung des Geothermalgebiets Gunnuhver fährt, kommt man etwa 10 km hinter Grindavík an die Abzweigung zum Brimketill.
"Brim" bedeutet "Brandung" und "ketill" ist das isländische Wort für "Kessel", der "Brimketill" ist also ein "Brandungskessel", direkt an der Felsküste am Meer.
Die Lava hier stammt vermutlich von den Reykjanes-Feuern (Reykjaneseldar), mehreren großen Ausbrüchen, die sich zwischen 1211 und 1240 auf der Halbinsel Reykjanes ereigneten bzw. teilweise auch im Meer vor der Halbinsel. Die Lava, die man hier sieht, müsste also etwa 800 Jahre alt sein.
Die Kraft der Wellen, die Wucht der Brandung und der Sog der Wassers haben hier an der Küste mehrere Strudellöcher in dem poröse Lava-Gestein gefräst, die wirklich aussehen wie künstlich angelegte Pools direkt am Meer.
Früher stand an der 425 ein unauffälliges Holzschild, dass auf den Brimketill hinwies. Mittlerweile ist es gut ausgeschildert, so dass man die Abzweigung nicht mehr verfehlen kann.
Heute gibt es hier einen ordentlich angelegten Parkplatz mit einer großen Info-Tafel für die Besucher.
Vom Parkplatz aus führt eine breite Treppe über den Deich...
...und dann geht es oben über Sand, Steine und Gras...
... bis an die steinige Felsküste.
Die Aussichtsplattform hier wurde 2017 gebaut und so kann man mittlerweile auf sicherem Untergrund über das Lava-Gestein laufen. Ich habe mir aber sagen lassen, dass bei Wind und Wellen auch die Plattform schnell nass wird und die Gischt ordentlich hier herauf spritzt.
Vom Ende der Plattform hat man den perfekten Blick auf den natürlichen Lava-Pool Brimketill.
Zumindest bei Ebbe und an Tagen, an denen die See ruhig ist, kann man Brimketill gut erkennen - bei stärkerer Brandung ist von dem Becken schnell nichts mehr zu sehen.
Zum Baden ist Brimketill absolut ungeeignet!
Das Wasser ist Meerwasser aus dem Nordatlantik und entsprechend ordentlich kalt. Zudem ist die Lava hier extrem rissig, rau und mit scharfen, spitzen Kanten, so dass eine große Verletzungsgefahr besteht. Und während Brimketill bei vergleichsweise ruhigem Meer und Ebbe gut zu sehen, verschwindet er bei heftiger Brandung schnell komplett unter den heranrollenden Wellen.
Hier mal zum Vergleich ein ähnlicher "Wasserkessel" auf der anderen Seite der Aussichtsplattform - während der Kessel auf dem linken Bild immer wieder komplett von den brausenden Wassermassen überflutet wird, liegt er auf dem rechten Bild mit wenig nur Wasser darin still und deutlich oberhalb der aktuellen Wassergrenze.
Es heißt, früher lebte hier an der Felsküste Staðarberg die Trollfrau Oddný mit ihrem Mann Hróar und ihrem Sohn Sölvi.
Man berichten, dass hier in dem natürlichen Pool Oddný regelmäßig die Wäsche der Familie gewaschen habe und der "Wasserkessel" deshalb nach ihr "Oddnýjarlaug" genannt wurde, also das Waschbecken der Oddný.
Eine andere Geschichte besagt, dass Oddný nachts unterwegs gewesen sei, um einen jungen Wal zu erbeuten, anschließend dann hier erschöpft ein Bad genommen habe, dabei eingeschlafen sei und sich zu spät auf den Heimweg gemacht habe, so dass sie dann - wie das bei Trollen so üblich ist - von den ersten Sonnenstrahlen in einen großen Stein verwandelt wurde.
Einen großen Felsen gab es früher, etwas oberhalb der Brimketill, aber mittlerweile wurde er vom Meer fast vollständig abgetragen.
Rückblick 2014
Wir waren 2014 schon einmal beim Brimketill, mit den Kindern. Damals waren wir auch im Sommer da, im August - aber die See war doch deutlich bewegter
Tatsächlich dachten wir damals, nach den Fotos, die wir kannten, dass wir hier den Brimketill sehen würden. Tja - falsch gedacht! Das hier ist ein anderen Kessel, ein Stückchen weiter oberhalb an der Küste - vom Brimketill selbst war damals nichts zu sehen, obwohl wir im Prinzip genau an derselben Stelle standen wir jetzt im Juni 2022.
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