Der ehemalige Bischofssitz in Skálholt
Vom Gullfoss aus bin ich dann wieder in meine Wohnung in Reykjavík zurückgefahren - aber da ich unbedingt noch Flatbrauð und Hangikjöt vor Grassoden-Haus fotografieren wollte, bin ich noch über Skálholt gefahren. Von Gullfoss nach Skálholt über die 35 fährt man ungefähr eine halbe Stunde. Lohnend ist der Besuch in Skálholt aber natürlich auch, wenn man kein typisch isländisches Essen vor typisch isländischer Kulisse fotografieren will!
Der Name "Skálholt" bedeutet wörtlich übersetzt ungefähr so viel wie "schüsselförmiger steiniger Hügel" und bezeichnet offenbar genau das, was dieser Ort war. Trotz des prosaischen Namens ist Skálholt einer der geschichtsträchtigsten Orte Islands.
Dieser Ort hier ist eng mit der Landnahme Islands verknüpft:
Einer der ersten Siedler des Landes, der Norweger Ketilbjörn Ketilsson ( genannte "gamli" - "Der Alte") ließ sich hier in der Gegend etwas nördlich in Mosfell nieder und begründete die Familie der Mosfellingar. Ketilbjörns Sohn Teitur Ketilbjarnarson folgte seinem Vater als Häuptling der Region nach, er ließ auch die erste Ansiedlung in Skálholt bauten. Sein Sohn Gissur Teitsson (genannte "hvíti", der Weiße) war maßgeblich an der Christianisierung Islands im Jahre 1000 beteiligt und Gissurs Sohn Isleifur (ca. 1006 - 1080) wurde schließlich der erste Bischof von Island und Grönland. Isleifur erhob Skálholt Mitte des 11. Jahrhunderts zum Bischofssitz - vermutlich aus praktischen Gründen, da seiner Familie das Land hier gehörte.
Ende des 12. Jahrhunderts wurde in Skálholt die erste Lateinschule des Landes gegründet.
Zu dieser Zeit war der Ort auch die Wirkungsstätte von Bischof Þorlákur Þórhallsson. Der Bischof setzte sich insbesondere für die Freiheit der Kirche von weltlichen Herrschaftsbestrebungen ein, insoweit bekam seine Verehrung einen besonderen nationalen Aspekt nach der Unterwerfung Islands unter die norwegische Krone 1262. Der Todestag von Bischof Þorlákur am 23. Dezember ist seit über 900 Jahren ein Feiertag für die Isländer.
Þorlákur, in Island bereits seit 1198 als Heiliger verehrt, wurde schließlich 1984 von Papst Johannes Paul II. als Schutzheiliger Islands bestätigt. Das Grab von Þorlákur war über Jahrhunderte der wichtigsten Wallfahrsort Islands.
Der letzte katholische Bischof Islands, Jón Arason, wurde hier in der Nähe von Skálholt 1550 zusammen mit zweien seiner Söhne im Auftrag des dänischen Königs enthauptet.
Enthauptung des letzten katholischen Bischofs Jón Arason
- Darstellung aus dem Saga Museum, Reykjavík
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Über 700 Jahre lang war Skálholt eines der wichtigsten politischen und kulturellen Zentren Islands, bis 1801 der Bischofssitz nach mehreren starken Erdbeben Ende des 18. Jahrhunderts nach Reykjavík verlegt wurde. Die Schule war bereits vorher zunächst nach Hólarvellir, dann nach Bessastaðir und 1786 schließlich nach Reykjavík verlegt worden.
Heute befindet in Skálholt die um 1960 erbaute Kathedrale (Skálholtsdómkirkja), der Sitz des Weihbischofs, des Gemeindepfarrers und eine Schule.
Die Skálholtsdómkirkja, vermutlich der 10. Kirchenbau hier an diesem Ort im Laufe der Jahrhunderte, kann normalerweise täglich zwischen 9 und 18 Uhr besichtigt werden.
Die Schule "Skálholtsskóli" in ihrer heutigen Form wurde Anfang der 1970er Jahre als Volkshochschule gegründet. Mittlerweile ist sie ein Kultur- und Ausbildungszentrum und bietet u.a. Seminar- und Veranstaltungsräume mit Verpflegung für ca. 100 Personen und Unterkunft für maximal 65 Personen. Außerdem werden hier auch Schweigeseminare angeboten. Manchmal werden in den Räumen des zugehörigen Küche auch mittelalterliche Essen veranstaltet mit isländischen Rezepten aus dem 12. Jahrhundert. (Klingt das nicht traumhaft?!?)
Þorláksbúðar
Passend zur altisländischen Tradition dieses Ortes habe ich Skálholt als Kulisse für mein Foto-Shooting mit Flatbrauð und Hangikjöt genutzt:
Im Hintergrund die neu errichtete Þorláksbúðar von Skálholt
Blick über die Landschaft von Skálholt
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