Montag, 17. Februar 2025

Velkominn Þorri!

Willkommen, Þorri!


Der alt-isländische Kalender kannte nur zwei Jahreszeiten, Winter und Sommer. Der Winter dauerte von Mitte Oktober bis Mitte März, der Sommer war dann von Mitte März bis Mitte Oktober. Allerdings waren die Sommer auf Island immer kurz und oft nicht besonders warm, während die Winter lang und kalt und voller Entbehrung waren. 

Entsprechend wurde das Alter eines Menschen damals auf Island auch nach der Anzahl der Winter, die er schon überlebt hatte, angegeben. Das haben wir auch gerade noch im Isländisch-Unterricht geübt, wo wir derzeit eine Kinder-Version der Egilssaga lesen, als der große Wikinger bereits im zarten Alter von 7 Jahren seinen ersten Mann erschlug: "Egill var á sjöunda vetri", Egill war in seinem 7. Winter, als er seinen ersten Mord beging.  

Der vierte Wintermonat Þorri

Der alt-isländische Wintermonat Þorri beginnt am Freitag zwischen dem 19. und dem 26. Januar, mit der 13. Winterwoche. Dieser "Dürremonat" war damals der Monat, in dem alle Vorräte endgültig aufgebraucht wurden und es noch nichts Neues, Frisches zu essen gab. 

Früher feierte man in diesem Monat ein großes heidnisches Opferfest, das Þorrablót, das Opferfest im Monat Þorri. Oder für den Monat Þorri, mit dem man versuchte, diesen kalten Wintermonat ein wenig milde zu stimmen, dass er nicht gar zu grimmig war. Die Menschen schmückten ihre Häuser, ähnlich wie zu Weihnachten oder zu Ostern. Es gab auch spezielle Bräuche. So hüpften die Bauern am bóndadagur, dem ersten Tag des Monats Þorri, nur im Hemd und mit einem Hosenbein, barfuß ums Haus, zogen das andere Hosenbein hinter sich her und markierten so ihren Hof und ihren Besitz, und hinterher bekamen sie von ihren Frauen besonders leckeres Essen wie sauer eingelegte Hammelhoden oder gesengten Schafskopf. Und frisch gebackenes Flatbrauð.

Flatbrauð in der Wikinger-Küche in Haitabu (Mai 2024)

Außerdem wurde reihum auf den Höfen noch einmal gefeiert, mit all den traditionellen Gerichten, die im Winter lange haltbar waren - Lebensmittel wie Blut- und Leberwurst, Hommelhoden, Walfleisch oder Seehundflossen, die in saure Molke eingelegt wurden und so lange haltbar gemacht. Als "Ehrengast" beim Þorrablót galt immer der Wintermonat Þorri selbst, der mit diesem Opferfest gnädig gestimmt werden sollte. 

Wikinger in Haitabu (Mai 2024)

Diese traditionellen isländischen Bräuche rund um das Opferfest Þorrablót wurden offenbar im Laufe der Christianisierung weitgehend verdrängt. 

Das erste überlieferte Þorrablót der Neuzeit fand dann erst 1873 statt, veranstaltet von einer Gruppe isländischer Studenten. Etwa ab 1880 feierte die isländische Gesellschaft für Altertumskunde alljährlich ein festliches Þorrablót. In den 1950er Jahren veranstalteten auch lokale Heimatvereine festliche Þorrablóts zu diesem Anlass. Ab 1958 bot das Restaurant Naustið in Reykjavík, auf Initiative eines der Besitzer, Halldór S. Gröndal (1927 - 2009), dann Þorramatur an, um auch den Stadtbewohnern die Möglichkeit zu geben, diese traditionellen Speisen kennenlernen zu können.

Heute veranstalten lokale Vereine ihre Þorrablót-Feste überall auf dem Land. Man bekommt aber auch fast alles, was man für ein zünftiges Þorrablót zu Hause mit Freunden oder Verwandten braucht, mittlerweile problemlos im Supermarkt:


In einem 2-Liter-Eimer kann man verschiedenes súrmatur kaufen, also in sauer in Molke eingelegte Fleischprodukte. Und wenn man sich nicht an den 2-Liter-Eimer traut, kann man auch kleinere Mengen kaufen, z.B. ein Þorrabakki, also ein Probier-Tablette mit verschiedenen traditionellen Þorramatur-Gerichten.

Typische Þorramatur-Gerichte sind z.B. über Schafsdung geräuchertes Lammfleisch (hangikjöt), Salzfleisch (saltkjöt), Sülze wie z.B. Schafskopfsülze (sviðasulta), sauer eingelegte Widderhoden (súrsaðirhrútsprungar), verschiedene Blut- und Leberwurstgerichte (blóðmör og lifrapylsa), 
und Rollfleisch (lundabaggar), aber auch Fischgerichte wie Trockenfisch (harðfiskur) und Gammelhai (hákarl). 

Traditionelle Beilagen zum Þorrablót sind oft Rübenstampf (rófustappe) und Kartoffelbrei (kartöflumús), außerdem das typisch-isländische süße Roggenbrot (rúgbrauð) und dünnes Fladenbrot (flatbrauð). 

Außerdem trank man dazu früher reichlich hochprozentigen Alkohol, wie z.B. Brennivín.  


Ein Rezept für ein typisches Þorrablót-Gericht habe ich in einem alten Kochbuch gefunden, allerdings aus diversen Gründen tatsächlich nicht selbst ausprobiert:

Für die sauereingelegten Widderhoden in Sülze (hier rechts auf dem Teller) werden im Herbst die Hoden der frischgeschlachteten Schafe in kochendes Salzwasser gegeben und ca. eine Stunde lang kochen gelassen. Anschließend werden die gekochten Hoden mit einem Schöpflöffel aus der Brühe geholt. Aus etwas Brühe wird dann mit Salz und Aspik das Gelee zubereitet. Die gekochten Hoden werden dann in ein großes Gefäß gegeben (z.B. gebrauchte 2-Liter-Eimer von súrmatur), mit dem Gelee übergossen und etwas Schweres zum Pressen daraufgelegt. Wenn das Gelee fest geworden ist, schneidet man die Sülze in dicke Scheiben und übergießt sie reichlich mit Molke. Die Molke wird dann zuerst nach ca. 2 Wochen, dann nach ca. 6 bis 8 Wochen regelmäßig gewechselt und im Januar sind die sauereingelegten hrútsprungar dann fertig zum Genuss. Oder zum Verzehr, wie man es nimmt.


Ehrlich gesagt, für einen mitteleuropäischen Gaumen sind viele dieser traditionellen Fleischgerichte gar nicht mal so lecker. Aber ausprobiert haben wir es natürlich trotzdem!


Und am 23. Februar 2025 fängt schon der nächste, der fünfte Wintermonat an, der Monat Góa. Dieser Monat beginnt am Sonntag in der 18. Winterwoche, also heute zwischen dem 18. und dem 24. Februar. Am ersten Tag dieses Monats feiert man auf Island den konudagur, also den "Frauentag".  

Auf Island gibt es übrigens eine Wetterregel, es heißt, es soll einen guten Sommer geben, wenn der Frauentag stürmisch war und das Wetter an den ersten Tagen dieses Monats schlecht. Schauen wir mal, wie das Wetter am Sonntag wird - und wie der Sommer 2025 wird. 




Norðurljós um helgina

Am Wochenende hatten wir gutes Wetter und die letzten Tage hatten wir vier Nächte hintereinander Nordlichter. Besonders am Samstagabend waren die Nordlichter gigantisch schön. 

Dieses Foto hier von mir hat mein Mann am Samstagabend aufgenommen. Eigentlich waren wir müde und wollten ins Bett, aber mein Mann hat vorsichtshalber noch einmal einen letzten Blick auf die Terrasse geworfen und dabei gesehen, wie herrlich die Nordlichter über uns tanzten. Also doch noch mal kurz raus... 

Hier auf dem Bild stehe ich einfach da, schaue auf die sich bewegenden Bilder über mir am Himmel und starre und staune. Und freue mich. Wie Bolle. Und ich finde, genau das drückt dieses Bild auch aus. Ich liebe dieses Foto von mir! 

Was sind Nordlichter?

Nordlichter (Aurora borealis) entstehen, wenn Sonnenwinde in die Atmosphäre eindringen, d.h. elektrisch geladene Teilchen aus der Sonne treffen über den Polen der Erde auf die Erdatmosphäre, dabei entsteht dann dieses ganz besondere Leuchten am Himmel. 

Mit dem menschlichen Auge sind schwache Nordlichter oft nur weißlich-grau zu sehen, mit steigender Intensität nimmt aber eigentlich auch die Farbe zu und ich sehe, wie viele andere Leute auch, die Nordlichter dann durchaus in Grün und teilweise sogar in Magenta-Tönen. 

Ich habe mal versucht, optisch ein bisschen darzustellen, wie eine Kamera Nordlichter wahrnimmt und wie ich selbst sie mit dem bloßen Auge sehe, hier anhand von nicht so starkem Nordlicht. Das Foto habe ich am Sonntagabend gemacht, mit bloßem Auge habe ich die Nordlichter deutlich gesehen, aber eher als weiß-gräulichen Schleier mit ganz leichtem Grün-Stich. Auf der Kamera dagegen war das leuchtende Grün deutlich imposanter.


Der Kp-Index

Der Kp-Index ist eine planetarische Kennziffer und dient auch als Gradmesser für mögliche Polarlichterscheinungen. Die Ziffern beziehen sich auf die geomagnetische Aktivität. Je niedriger der Kp-Index, desto schwächer voraussichtlich auch die Aktivität. Je höher der Kp-Index, desto intensiver die Polarlichtaktivität (Bewegung und Formation) und auch desto südlicher voraussichtlich die Nordlichter. Die Darstellung im Kp-Index erfolgt in ganzen Zahlen und reicht von 0 bis 9. 

Um Nordlichter sehen zu können, darf es nicht zu bewölkt sein. Außerdem sollte die Umgebung möglichst dunkel sein. Vollmondnächte sind daher nicht optimal, wenn man auf Nordlichter hofft. 

Allerdings ist ein hoher Kp-Index keine Garantie dafür, dass man wirklich Nordlichter sieht. Ich habe schon bei einem Kp-Index von 6 (also relativ hoch) und sternenklarem Himmel keinerlei Nordlichter gesehen. Dafür habe ich bei einem Kp-Index von 2 (also ziemlich niedrig) durchaus schon schöne Nordlichter gesehen.

Samstagabend, Kp-Index bei 3

Am Samstagabend war der Kp-Index nur bei 3, also eigentlich nicht besonders hoch - aber die Nordlichter waren sehr intensiv, hell leuchtend und tanzten schnell und in wilden Formationen über den Himmel. 

Hier mal von unserer Terrasse aus gesehen...


...und der Blick zum Nachbarhaus... 


...sowie direkt in den Himmel.


Unser Nachwuchs fand, es hätte etwas "Harry-Potter-mäßiges" und "Wow, das dunkle Mal wurde über Island gesichtet!" Ja, ich weiß schon, was sie meinen, den Vergleich mit der Szene im Film "Harry Potter und der Feuerkelch", als das Dunkle Mal des bösen Zauberers Voldemort in Grüntönen am Nachthimmel über der Zaubererwelt beschworen wird, kann ich schon nachvollziehen...


Aber auch ganz ohne Zauberer sind Nordlichter oft einfach magisch!


Es war wunderschön und ich habe es so genossen! 


Am Sonntagmorgen waren keine Nordlichter mehr zu sehen. Dank dem Mondschein (am 12.02. war Vollmond) war es aber auch um halb sechs schon ziemlich hell. Nach dem Foto bin ich dann wieder ins Bett gegangen... 




Sonntag, 16. Februar 2025

Smáterta í afmælisgjöf

Kleine Torte als Geburtstagsgeschenk


Letzte Woche hatte eine besondere Freundin Geburtstag und wir haben hier bei uns im Island-Haus gefeiert. Die kulinarische Versorgung hat komplett das Geburtstagskind übernommen, aber als kleine Überraschung habe ich dieses kleine Törtchen hier gebacken.

Diesen Geburtstagskuchen (afmæliskaka) hatte ich "in Groß" schon 2023 meinem Mann zum Geburtstag gebacken. Jetzt habe ich ihn spontan noch mal "in Klein" gebacken. Ich hatte mir vorher extra so eine Mini-Springform mit 12 cm Durchmesser besorgt. Das Ergebnis..? Klein, lecker und macht auch optisch wirklich einen netten Eindruck!

Und falls bei Euch in nächster Zeit kein Geburtstag ansteht - nächsten Sonntag am 23. Februar ist dieses Jahr konudagurinn, also der isländische Frauentag. Vielleicht wäre das ja eine nette Gelegenheit..?


Zutaten

Zutaten für die Böden

110 g weiche Butter
120 g Zucker
2 Eier
180 g Mehl
1/2 TL Backpulver
1 Prise Salz
1 Prise gemahlene Vanille
80 ml Milch
2 EL gehackte Mandeln 

Zutaten für die Buttercreme

130 g weiche Butter
250 g Puderzucker
1 EL Puderzucker
1 Prise Salz
1 Prise gemahlene Vanille

Zutaten für den Krokant

1 EL Butter
1 EL Zucker
3 EL gehackte Mandeln


Zubereitung

Den Backofen auf 180° Ober-Unter-Hitze vorheizen.

In einer großen Schüssel Butter, Zucker und Eier schaumig schlagen. Mehl, Backpulver, Salz, Vanille und Milch hinzufügen und verrühren. Noch die gehackten Mandeln in den Teig heben und unterrühren.


Den Teig dann gleichmäßig in drei kleine, mit Backpapier ausgelegte Springförmchen (Durchmesser 12 cm) geben und im vorgeheizten Backofen bei 180° Ober-Unter-Hitze ca. 20 - 25 Minuten lang backen (Stäbchenprobe!).

Während die Böden im Ofen sind, die Buttercreme vorbereiten:

In einer Schüssel Butter, Puderzucker, Schlagsahne, Salz und gemahlene Vanille verrühren, bis eine schön einheitliche Creme entstanden ist. Die Creme ggf. im Kühlschrank etwas fester werden lassen, wenn die Butter sehr weich war, während die gebackenen Tortenböden auskühlen.


Das Krokant vorbereiten:

In einer Pfanne Butter und Zucker schmelzen und die gehackten Mandeln darin anrösten. Anschließend die Pfanne vom Herd nehmen und das Krokant gut auskühlen lassen.

Den ersten Boden auf einen flachen Teller legen, in der Mitte mit etwas Buttercreme bestreichen und mit ca. 1/4 des Krokant belegen. Mehr Buttercreme in eine Spritztülle füllen und rundum kleine "Häufchen" der Creme auf den Tortenboden spritzen. (Einfach nur mit Creme bestreichen geht natürlich auch, aber die aufgespritzten Häufchen machen optisch gleich viel mehr her!)

Den zweiten Tortenboden auflegen und genauso verfahren wie beim ersten. 

Den dritten Tortenboden auflegen, mit etwas Buttercreme bestreichen und den restlichen Krokant darauf verteilen. Die restliche Buttercreme dann rundum mit einer Tortenspritze möglichst dekorativ aufspritzen.


Die Torte im Kühlschrank noch etwas festwerden lassen und aus dem Kühlschrank servieren.

Die kleine Torte kam hier als Geburtstagsüberraschung richtig gut an und wir konnten einen wunderschönen Geburtstag feiern, sogar mit Nordlichtern abends!