Mittwoch, 10. September 2025

Makkarónugrautur

Makkaroni-Grütze


Ich bin in einer isländischen Facebook-Gruppe (in Island ist Facebook sowieso ein großes Thema) über "gamaldags matur", also über altmodisches isländisches Essen. Vor einiger Zeit ging es dort um Makkarónugrautur, also um Makkaroni-Grütze - eine Art Milchnudelsuppe, würde ich sagen. 

Besonderes Highlights des Gerichts war dabei, dass die Milchnudelsuppe mit Zucker und Zimt serviert wurde - und mit kleingeschnittener Leberwurst

Ich war ja schon vor ein paar Jahren auf ein Rezept für Milchreis mit Leberwurst gestoßen, was für mich Mitteleuropäer erst einmal etwas ungewohnt war, aber viel harmloser schmeckte, als es klang, und eigentlich sogar ganz lecker war! Von daher musste ich das Rezept für die Milchnudeln mit Leberwurst auch unbedingt ausprobieren...  Mein Nachwuchs fand das Gericht auch lecker, hat allerdings lieber nur Zuckerzimt dazu genommen und auf die Leberwurst verzichtet - unverständlich, oder?!?


Zutaten für 4 Portionen

150 g Makkaroni-Nudeln
300 ml Wasser 
1 l Milch
70 g Zucker
1 Prise Salz
1 TL Vanille-Zucker o.ä.

Zuckerzimt
Leberwurst


Zubereitung

Das Wasser zum Kochen bringen und die Nudeln ca. 8 Minuten im heißen Wasser kochen lassen, bis sie fast weich sind.


Anschließend das Wasser abgießen. 

Milch, Zucker, Salz und Vanille zu den Nudeln geben und unter regelmäßigem Rühren köcheln lassen, bis die Nudeln richtig weich sind und das Essen beginnt einzudicken.


Die Milchnudeln werden heiß serviert, nach Belieben mit Zuckerzimt bestreut - oder auch (!) ganz traditionell mit Leberwurst. 


Guten Appetit!




Montag, 8. September 2025

1238

1238 - The Battle of Iceland


Das hier war der Anlass für unseren spontanen Urlaub im Norden - eine Freundin war im Sommer mit ihrem Sohn in Nordisland unterwegs. Sie fertigt begeistert Quilts und wollte unbedingt ins Textilmuseum in Blönduós. Davon war ihr Sohn wohl nicht ganz so begeistert, daher durfte er sich wünschen, dass sie auch noch das Museum 1238 in Sauðárkrókur besuchten. Tatsächlich war dann nicht nur der Sohn (ein begeisterter Wikinger-Fan) von diesem Museum begeistert, sondern auch die Freundin selbst war hin und weg. 

Für uns ein schöner Anlass zu sagen, lass uns doch da mal hinfahren! 

Ich hatte bisher tatsächlich noch nichts davon gehört. Dabei befindet sich das Museum 1238 (Orrustan - The Battle of Iceland) bereits seit 2019 hier in den Räumlichkeiten mitten in Sauðárkrókur, in der Aðalgata 21


Das Museum ist ein interaktives Erlebnis, es führt den Besucher direkt zu den Wikingern und in die Schlacht von 1238. Durch virtuelle Realität kann man hier in die Vergangenheit reisen und in der Schlacht mitkämpfen. 


Im ersten Raum erfährt man etwas über die Hintergründe und die Verhältnisse in Island rund um die Schlacht von Örlygsstaðir 1238. Wer kämpfte gegen wen und warum und wie kam es dazu und was passierte dann? Die Schautafeln und interaktiven Bereiche hier im ersten Raum versuchen, auf diese Fragen eine Antwort zu geben.


Im zweiten Raum erfährt man anhand von neu angefertigten Kleidungsstücken etwas über die Gewänder, die von den Wikingern damals wohl getragen wurden.



Im dritten Raum schließlich wurde man von einem netten Mitarbeiter in Empfang genommen, in seine VR-Bucht gebracht, mit Brille und Weste und Steuergeräten ausgestattet und schließlich in die virtuelle Schlacht geschickt. 


Nach ersten technischen Problemen war mein Mann ganz begeistert von dieser Erfahrung, er fand es witzig. Ich persönlich - na ja, es war ein Erlebnis. Auch wenn ich fast umgefallen wäre, als ich mich nach den Steinen zum Werfen bücken sollte und mich anschließend lieber nur hinter meinem Schild verstecken wollte und abwarten, dass die Schlacht vorbei geht... 

Allerdings ist die virtuelle Realität teilweise doch recht eigenwillig - manche Sachen gehen einfach nicht. Zum Schluss muss man einen bestimmten Speer ergreifen und ihn dem siegreichen Anführer übergeben. Die Freundin versuchte, das Pferd zu streicheln statt den Speer zu übergeben, aber das ging nicht. Und mein Mann versuchte, während der Schlacht mit einem Speer das Pferd zu treffen - nach dem Motto, wenn er mit den Steinen schleudert, trifft er nie was, das Pferd war so groß und so nah, da dachte er, vielleicht trifft er wenigstens das - aber das ging nicht, der Speer löste sich im Flug immer vorher auf. Da lies die Realität einfach nicht mit sich reden...

Nach der siegreichen Schlacht ging es dann nicht direkt zurück in die Gegenwart, sondern zunächst konnte man sich noch in einer Ecke aus dem relativ großen Fundus des Museums bedienen und sich auch optisch in einen Wikinger verwandeln. Das Verkleiden hat Spaß gemacht! Auch wenn ich hinterher zu hören bekommen habe, dass ich ausgesehen hätte wie ein Waldwichtel mit Met-Horn... na dann, Prost! 


Schließlich waren wir noch kurz in der Gránabúð, dem Souvenir- und Geschenkeladen des Museums. Der Laden hat sich auf handgefertigte Produkte, isländisches Design und Wikinger-Souvenir spezialisiert und für das eine oder andere Stück hätte ich mich schon begeistern können...


Insgesamt haben wir uns deutlich länger im Museum aufgehalten, als wir gedacht hätten, etwa 2 Stunden haben wir hier verbracht. Und es war definitiv ein Erlebnis.



Exkurs: Worum ging es in der Schacht von 1238?

Bei der Schlacht von 1238 handelt es sich wohl um die größte Schlacht, die je auf isländischem Boden stattfand. Es sollen insgesamt rund 3.000 Mann in der Schlacht gekämpft haben, 49 Mann wurden dabei getötet. Es war eine Schlacht zwischen drei verfeindeten Clans, die schließlich das Ende der Unabhängigkeit Islands einleitete. 

Die fortgesetzte Fehden zwischen den isländischen Familien-Clans führte schließlich zum Eingreifen des norwegischen Königs Haakon IV. (1204 - 1263). Die isländischen Häuptlinge unterwarfen sich dann 1262, von den ständigen gegenseitigen Kämpfen geschwächt und angesichts der Drohung eines Handelsboykotts durch Norwegen, dem norwegischen König und schworen ihm die Treue. 

Örlygsstaðabardagi - Die Schlacht von Örlygsstaðir

Die Schlacht von Örlygsstaðir fand am 21. August 1238 beim Hof Örlygsstaðir statt, im Skagafjörður, auf der Ostseite des Héraðsvötn, etwa 35 km südlich des heutigen Orts Sauðárkrókur. 

Hierbei kämpfte der Familienclan der Sturlungar aus dem Norden von Snæfellsnes gegen die Familie der Ásbirningar, der Nachkommen von Öndóttur kráka Erlingsson, einem der ersten Siedler im Skagafjörður, und seinem Urenkel Ásbjörn Arnórsson, sowie gegen die Familie der Haukdælir, die von Ketilbjörn dem Alten abstammte, der im Haukadalur in Biskupstungur lebte. 

Die Schlacht gilt als die größte Schlacht, die je auf Island ausgetragen wurde - es heißt, auf Seiten der Sturlungar kämpften etwa 1.300 Mann, auf Seiten der Ásbirningar und Haukdælir kämoften etwa 1.700 Mann

Bei der Schlacht sollen auf Seiten der Sturlungar 42 Mann getötet worden sein, darunter die beiden Anführer, sowie 7 Männer der Gegenseite

Die Sturlungar

Der "Stammvater" der Sturlungar gilt Sturla Þórðarson (1115 - 1183), nach seinem Wohnsitz Hvammur auch "Hvamm-Sturla" genannt. Er hatte von seinem Vater das dortige Godentum geerbt. Er war als Sturkopf bekannt und lag mit vielen Männern im Streit. Sturla war mindestens zwei Mal verheiratet und hatte mindestens fünf eheliche und sieben nichteheliche Kinder. 

Aus zweiter Ehe hatte er die Söhne Þórður Sturluson (1165 - 1237), Sighvatur Sturluson (1170 - 1238) und Snorri Sturluson (1179 - 1241). Snorri ist heute noch als Historiker, Politiker und Dichter berühmt, u.a. als Autor der Snorra-Edda

Ihre Anführer in der Schlacht von 1238 waren Sighvatur Sturluson und sein Sohn Sturla Sighvatsson (1199 - 1238). 

Sighvaturs ältester Sohn Tumi (1198 - 1222) war mit Guðmundur Arason (1161 - 1237) aneinander geraten, dem Bischof von Hólar, genannt Guðmundur der Gute. Tumi hatte den Bischof aus Hólar vertrieben. Daraufhin überfielen eines Nachts die Männer des Bischofs Tumi und seine Männer und töteten ihn - offenbar zum Missfallen des Bischofs. Der Bischof floh vor der Rache der Sturlungar mit seinen Männern nach Grímsey. Aber das half ihm nicht viel, denn Sighvatur und sein Sohn Sturla setzten ihnen nach und rächten im Frühjahr 1222 den Tod von Tumi, in dem sie viele Gefolgsmänner des Bischofs erschlugen und den Bischof selbst für einige Jahre in die Verbannung nach Norwegen schickten. 

Schließlich kam es 1233 zur Aussöhnung zwischen dem Bischof, Vater Sighvatur und Sohn Sturla. Allerdings musste Sturla für die Taten von seinem Vater und ihm eine Pilgerreise nach Rom unternehmen und dort Buße tun. Sturla reiste dann zunächst nach Norwegen und machte sich anschließend im Auftrag von König Hakon IV. Hakonsson (1204 - 1263) auf den Weg nach Island, mit dem Auftrag, Island unter die Herrschaft des norwegischen Königs zu bringen. 

Mit seinem Vater Sighvatur wollte Sturla ihren Herrschaftsbereich und damit den Einflussbereich des norwegischen Königs ausweiten. So planten die beiden wohl, Kolbeinn den Jungen aus der Familie der Ásbirningar auf seinem Hof in Flugumýri zu überfallen. (Kolbeinn der Junge hatte übrigens 1224 Hallbera Snorradóttir, der Tochter von Snorri Sturluson, geheiratet, die Ehe war jedoch nicht erfolgreich und endete nach wenigen Jahren mit der Scheidung.) 

Allerdings ließen sich die Sturlungar dabei wohl zu viel Zeit. 

Bevor sie ihren Angriff begannen, kam Kolbeinns Verbündeter Gissur Þorvaldsson aus der Familie der Haukdælir mit seinen Männern nach Ostern über Héraðsvötn. (Gissur hatte übrigens auch 1224 in erster Ehe Ingibjörg, einer Tochter von Snorri Sturluson, geheiratet, die Ehe scheiterte jedoch relativ bald nach dem Tod des gemeinsamen Sohnes.)

Gemeinsam gelang es Kolbeinn, Gissur und ihren Männern, die Sturlungar zu überraschen, die auf dem Hof Örlygsstaðir Zuflucht suchten. Es war aber keine gute Zuflucht, die meisten Männer schafften es wohl nicht einmal zu ihren Pferden bzw. zu ihren Waffen, und es heißt, die Schlacht habe nicht lange gedauert.

In der Folgezeit wurde Gissur Þorvaldsson dann zu einem der mächtigsten Häuptlinge des Landes, insbesondere nachdem er im Auftrag des norwegischen Königs 1241 Snorri Sturluson, seinen ehemaligen Schwiegersohn, umbringen ließ. 

In der Schlacht von Haugsnes 1246, der blutigsten Schlacht in der isländischen Geschichte mit insgesamt rund 110 Toten, unterlagen Gissur und die Ásbirningar dann aber dem Anführer der Sturlungar, Þórður Sighvatsson (einem Sohn von Sighvatur Sturluson, der 1238 in der Schlacht bei Örlygsstaðir getötet worden war).

Gissur floh nach der verlorenen Schlacht nach Norwegen, geriet dort zunächst in Schwierigkeiten mit dem norwegischen König, konnte sich aber wieder dessen Gunst sichern und kehrte schließlich 1252 nach Island zurück, um zu versuchen, das Land unter die Herrschaft des Königs von Norwegen zu bringen. Er ließ sich 1253 in Flugumýri im Skagafjörður nieder, dem ehemaligen Hof von Ketill dem Jungen, der bereits 1245 gesrtorben war. 

Um den Konflikt zwischen den Familien der Sturlungar und der Haukdælir zu beenden, suchte Gissur die Versöhnung. 

Teil dieser Vereinbarung war am 18. Oktober 1253 die Hochzeit zwischen Gissurs 18.jährigem Sohn Hallur Gissurarson und Sturla Þórðarsons 13-jähriger Tochter Ingibjörg Sturludóttir aus der Familie der Sturlungar. 

Flugumýrarbrenna - Der Brand von Flugumýri 1253

Allerdings waren nicht alle Angehörige der Sturlungar mit dieser geplanten Versöhnung einverstanden.

So forderte Þuríður, eine uneheliche Tochter von Sturla Sighvatsson, ihren Mann Eyjólfur Þorsteinsson vor Zeugen auf, den Tod ihres Vaters zu rächen. 

Und als das Hochzeitsfest von Hallur und Ingibjörg in Flugumýri vorbei war und die meisten Gäste wieder abgereist, überfiel Eyjólfur mit seinen Männern am 22. Oktober 1253 den Hof und brannte ihn nieder. Bei dem Brand kamen viele Menschen ums Leben, darunter der Bräutigam, seine beiden Brüder und ihre Mutter. Gissur selbst überlebte, indem er sich in einem Fass Skyr versteckte. Auch die Braut überlebte, sie wurde von einem der Brandstifter, ihrem Vetter Kolbeinn Dufgusson, aus dem brennenden Haus getragen und in der Kirche des Hofes in Sicherheit gebracht. (Inibjörg heiratete einige Jahre später erneut und lebte mit ihrem Mann und ihren Kindern im Eyjafjörður.) 

Gissur schwor Rache, konnte Eyjólfur aber nicht ergreifen. 

Aber Eyjólfur zerstritt sich schließlich mit Þorgils Böðvarsson, einem Mitglied aus der Familie der Sturlungar, der aber mütterlicherseits aus der Familie der Ásbirningar stammte und nicht damit einverstanden war, dass Eyjólfur die Vorherrschaft im Skagafjörður beanspruchte. Eyjólfur wurde 1255 in einer Schlacht gegen Porgils und seine Männer getötet.

Im Jahr 1262 stimmten die isländischen Häuptlinge schließlich dem Alten Vertrag (Gamli sáttmáli) zu, der auch auf die Vermittlung von Gissur zustande gekommen war. Dabei unterwarfen sich die isländischen Häuptlinge dem norwegischen König Haakon IV. und erkannten ihn als König von Island an, auch mit entsprechenden Abgabepflichten an den König. Im Gegenzug verpflichtete sich der König, den Handel mit Island aufrecht zu erhalten und das Land alljährlich mit dem Nötigsten zu versorgen

Einen der Gegner des Vertrags tötete Gissur schließlich 1264, aber über die letzten Jahre von Gissur ist nicht mehr viel überliefert. Er soll Anfang 1268 gestorben sei, noch bevor er seinen letzten Plan, in ein Kloster einzutreten, umsetzen konnte.

Mit dem Alten Vertrag und dem Tod Gissurs ging dann endgültig die Sturlungar-Zeit und die Zeit der isländischen Unabhängigkeit zu Ende.



Sonntag, 7. September 2025

Mars-Snúðar

Mars-Schnecken


Ich liebe Zimtschnecken, so ziemlich in jeder Lebenslage. Und in vielen verschiedenen Varianten. Aber natürlich gibt es nicht nur Zimtschnecken - letztens habe ich ein Rezept für Schnecken mit kleinen Stücken Mars-Schokolade getroffen, das musste ich auch unbedingt ausprobieren! 

Memo an mich selbst: 

Das nächste Mal probiere ich das Rezept noch mit Lakritz-Schokolade aus, das stelle ich mir auch so lecker vor!


Zutaten für ca. 20 Schnecken

150 ml lauwarme Milch
1 TL Trockenhefe
2 EL Zucker
50 g weiche Butter
1 Ei
1 Prise Salz
350 g Mehl
2 - 3 EL lauwarmes Wasser (nach Bedarf)
ggf. 1 - 3 EL Mehl (nach Bedarf)

180 g Mars-Schokolade 
30 g Butter


Zubereitung

Für den Teig alle Zutaten (außer dem Wasser) in eine große Schüssel geben...


...und gründlich verkneten. 


Falls der Teig zu trocken ist, noch portionsweise das Wasser hinzugeben, bis eine gute Konsistenz erreicht ist. 

Den Hefeteig abgedeckt gehen lassen. 


Für die Füllung die Butter schmelzen und wieder etwas abkühlen lassen.

Die Mars-Schokolade in kleine Stücke schneiden.


Den Teig in zwei Teile aufteilen, noch einmal kurz durchkneten, ggf. noch etwas Mehl zufügen, falls der Teig noch zu klebrig ist.


Anschließend den halben Teig ausrollen...


... und mit der Hälfte der geschmolzenen Butter bestreichen.


Anschließend die Hälfte zerkleinerte Schokolade auf dem Teig verteilen...


... und möglichst eng aufrollen.


Den Teig in ca. 1,5 cm dicke Scheiben schneiden.


Die Schnecken dann auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und noch einmal 30 Minuten gehen lassen.


Dasselbe mit der zweiten Hälfte vom Teig wiederholen.

Den Backofen auf 180° Ober-Unter-Hitze vorheizen.

Die Schnecken im vorgeheizten Backofen ca. 15 bis 30 Minuten lang backen, bis sie schön goldbraun geworden sind.


Ein bisschen auskühlen lassen und dann servieren.


Guten Appetit!



Mittwoch, 3. September 2025

Gúrkuídýfa

Gurken-Dipp


Letzten suchte jemand in einer Island-Facebook-Gruppe nach einem Rezept für ein bestimmtes Gurkensalsa. Ja, klar, Gurken sind jetzt nicht "traditionell isländisch". Die ersten gesicherten Berichte über Versuch, Gurken auf Island anzubauen, stammen erst aus dem Jahr 1890 - und damals konnten gerade mal 5 Salatgurken geerntet werden, es lief nicht gut. Gurken und das isländische Klima vertragen sich nicht besonders gut.

Der erste Isländer, der dann mit Hilfe heißer Quellen auf Island Gurken anbaute, war wohl der Gartenbauer und spätere Reeder und Heringsfabrikant Óskar Halldórsson (1893 - 1953), der 1913/14 in Reykir in der Gemeinde Mosfellsbær mit mehr Erfolg Gurken züchtete.

Heute wachsen Gurken auf Island in Gewächshäusern, mit Hilfe geothermaler Energie, und mittlerweile stammen rund 99% der Salatgurken, die auf Island verkauft werden, auch aus isländischem Anbau.

In der isländischen Küche werden Gurken hauptsächlich frisch oder süß-sauer verwendet.

In einem alten Zeitungsartikel des Morgunblaðið von 1985 habe ich online auch ein Rezept für einen Gurkendipp gefunden - mit Sauerrahm, Blauschimmelkäse und gemahlenen, salzigen Erdnüssen. Ich fand, das klang so interessant, das musste ich ausprobieren! 


Zutaten 

1 Gurke
200 ml Sauerrahm
100 g gesalzene Erdnüsse
100 g fester Blauschimmel-Käse


Zubereitung

Ein paar Erdnüsse für die Deko beiseite stellen und den Rest mit Mixer zermahlen.


Der festen, möglichst bröseligen Blauschimmelkäse in kleine Stücke zerteilen.


In einer großen Schüssel den Sauerrahm mit den gemahlenen Erdnüssen und dem zerdrückten Blauschimmel-Käse gründlich verrühren. 


Die Gurke schälen, raspeln, zum Dipp hinzufügen und unterrühren. 


Nach Geschmack ggf. noch mit etwas frischem Pfeffer abschmecken.


Den Dipp in eine frische Schüssel oder Schale füllen, die Erdnüsse für die Dekoration oben auf dem Dipp verteilen und dann gut gekühlt mit Keksen, Crackern o.ä. servieren. 


Guten Appetit!




Sonntag, 31. August 2025

Ferjumaðurinn Jón Ósmann (1862 - 1914)

Der Fährmann: Ósmann - der neue Roman von Joachim B. Schmidt 


Es war zwar nicht der Anlass für unseren spontanen Urlaub in Nord-Island, aber wenn ich schon nach Sauðárkrókur komme, war es mir doch ein echtes Bedürfnis, einem ganz besonderen Mann einen kurzen Besuch abzustatten: Jón Magnússon, genannt Ósmann.

Auf unserem Weg über die Straße 75 (Sauðárkróksbraut) von Sauðárkrókur nach Helluland sind wir, kurz vor der Abzweigung der Straße 764 (Hegranesvegur), an einem kleinen Parkplatz mit wunderbarer Aussicht auf den Skagafjörður vorbei gekommen. 

Hier wollte ich hin! Hier am Fabelstrand, mit Blick auf die beiden Brücken, die mittlerweile den Fluss überbrücken, der hier ins Meer fließt, steht nämlich die große Statue von Jón Ósmann, dem Fährmann über den Vestur-Ós, die westliche Flussmündung. 



Wer war Jón Ósmann?

Auf den großen Schautafeln am Parkplatz erfährt man ein bisschen über das Leben dieses Fährmanns, der als der Fährmann mit der längsten Dienstzeit in Island gilt, fast 40 Jahre, und als "der Berühmteste aller isländischen Fährmänner". 

Jón Magnússon wurde am 6. November 1862 geboren, auf dem kleinen Hof Utanverðunes auf der Halbinsel Hegranes, ein Stück in Richtung der Ostseite der Halbinsel, als Zweitältestes von fünf Kindern der Eheleute Magnús Árnason und Sigurbjörg Guðmundsdóttir. 

Jón wuchs auf dem elterlichen Bauernhof auf und unterstützte seinen Vater schon früh bei der Arbeit mit der Seilfähre, mit der von der Westseite von Hegranes die Menschen, Tieren und Waren oft unter gefährlichen Bedingungen über die Flussmündung (ós) der westlichen Bezirkswässer von Hegranes auf die andere Seite nach Sauðárkrókur und zurück übergesetzt wurden. Er arbeitete schließlich fast 40 Jahre lang hier als Fährmann und wurde zu Ósmann, zum "Mann der Flussmündung". 

Gamla Botna - die Alte Seilfähre

Hier auf der Schautafel gibt es ein Foto der alten Seilfähre, die vom Fährmann mit Hilfe eines Drahtes / Seils und einer Kurbel über den Fluss gezogen wurde, immer schräg gegen die Strömung. Auf dem Bild befördert der Fährmann drei Männer mit ihren Pferden und ihren Waren über den Fluss. Da die Arbeit viel Kraft erforderte, konnten nur besonders starke und zähe Männer als Fährmann arbeiten- Die Arbeit war anstrengend. Tag und Nacht, besonders während der Handelssaison im Frühjahr und im Herbst musste er oft Reisende über den Fluss bringen. 

Jón war ein großer Mann, so wird es berichtet, etwa 2 Meter groß und stark, mit dem "Gewicht eines Trolls", so steht es zumindest auf der Info-Tafel am Parkplatz, aber freundlich und meist gelassen. Er wurde gerufen, wenn jemand über den Fluss übersetzen wollte, und da der Weg vom elterlichen Hof bis zur Fähre nicht ganz kurz war, baute er sich eine Unterkunft, eine kleine Hütte in der Nähe der Anlegestelle der Fähre, die Gegend nannte er Furðustrandir, gewissermaßen den "Fabelstrand".

Er war ein besonderer Mensch - ein getreuer Fährmann, Freund, Sohn, Mann und Vater, außerdem auch ein Mann der Worte, aber nicht unbedingt ein Mann vieler Worte - ein Dichter, ein Trinker und ein erfolgreicher Jäger von Vögeln, Fischen und Robben. An der Schautafel ist ein Bild angebracht, das Ósmann und einen Freund, den Bezirksarzt Jónas Kristjánsson, mit ihren Waffen zeigt, im Vordergrund eine erlegte Robbe, deren Alter mit "drei Winter alt" angegeben wird, wie es eben damals üblich war.


Ósmann war großzügig und gastfreundlich, er war bekannt dafür, dass er seinen frischen Fang im Laufe des Tages großzügig verschenkte an Leute, von denen er fand, dass sie es nötiger hatten als er - ebenso wie er seinen Alkohol, seine "braune Flasche", oft mit anderen teilte.

Immer wieder kamen Menschen bei dem Versuch, die oft sehr gefährliche Flussmündung hier zu überqueren, mit der Fähre oder auf eigene Faust mit dem Pferd oder zu Fuß, ums Leben. Allein im 19. Jahrhundert ertranken nachweislich mindestens 50 Menschen hier in den Héraðsvötn, den Bezirkswassern. Immer wieder forderte der Fluss seine Opfer. Daher forderte Ósmann vehement, das endlich eine Brücke über den Fluss gebaut werden sollte. Er schrieb deswegen sogar an Hannes Hafstein, den ersten isländischen Premierminister von 1904 bis 1909 und dann wieder von 1912 bis 1914. 

Schließlich kam die Brücke - aber zu spät für Ósmann, sie wurde erst nach seinem Tod gebaut. 

Jón Ósmann starb am 24.04.1914 im Alter von 51 Jahren

Wie es auf der Schautafel am Denkmal heißt: Er beendete sein Leben in dem Fluss, über den er mit der Fähre übergesetzt und mit dem er in vier Jahrzehnten gekämpft hatte. 

Jón Magnússon, genannt Ósmann, wurde auf dem Friedhof der Kirche von Sauðárkrókur beerdigt. Später wurde auch seine Tochter Agnes hier im Grab ihres Vaters beigesetzt.

Sauðárkrókskirkja

Ósmanns Tochter Agnes (1893 - 1923) war mit Björn Pálmason, einem Bauern aus Glaumbær im Skagafjörður, verheiratet. Ihre Tochter Pálina Ingibjörg Björnsdóttir (1918 - 1990) hatte mit ihrem Ehemann Ingólfur Matthíasson (1916 - 1999) zusammen vier Kinder, auch ihr Sohn Jón Björnsson (1916 - 1975) hatte zwei Kinder. Von beiden Enkeln von Ósmann, Pálina und Jón, leben heute noch zahlreiche Nachfahren. 
 

Die Brücke über den Fluss

Die erste Brücke über die Flussmündung, über die Mündung der westlichen Bezirkswasser, deren Bau Jón Ósmann so oft und nachdrücklich gefordert hatte, wurde 1926 errichtet, 12 Jahre nach Jóns Tod. Auf der Schautafel am Parkplatz gibt es ein Foto von der feierlichen Einweihung der Brücke, mit festlicher Blasmusik und 200 bis 300 Menschen, so heißt es - beachtlich viele für so einen kleinen Ort im Norden Islands. 


Sauðárkrókur
war damals noch eine sehr junge Siedlung

Seit 1858 legten hier Handelsschiffe an, das erste Haus hier wurde aber erst 1871 errichtet. Im Laufe der Zeit kamen dann immer mehr Häuser hinzu, Kaufleute, Handwerker und Fischer ließen sich in Krókur nieder, später kamen auch Regierungsbeamte. Die Kirche wurde wurde 1892 gebaut, 1906 folgte ein Krankenhaus und 1908 die Schule. Im Jahr 1910 lebten knapp 500 Menschen hier; heute sind es gut 2.600 Einwohner. 

Heute wurde die alte Brücke von der isländischen Straßenverwaltung rekonstruiert, sie ist aber nur noch für Fußgänger oder Radfahrer benutzbar, soweit ich es mitbekommen habe.


Die neue Brücke, etwas weiter ins Land hinein, wurde 1995 eingeweiht, um dem zunehmenden Verkehr hier gerecht zu werden. Die neue Brücke ist ca. 100 Meter lang. Die Fundamente der Pfeiler wurden über 20 Meter tief hier in den Sand der Flussmündung getrieben. 


Und hier oben, mit Blick auf die neue Brücke im Süden und die alte Brücke im Norden, steht heute eine große Bronzestatue von Jón Ósmann. Ob Ósmann sich wohl freut, dass heute die Gewässer sicher überbrückt sind und die Menschen, die hier von Ostern nach Sauðárkrókur reisen, nun sicher über das Wasser kommen, wie er es schon seinerzeit so oft gefordert hatte..?



Eine Statue zum Gedenken an Jón Ósmann


Im Jahr 2007 begannen, auf Initiative von Sveinn Guðmundsson, einem Pferdezüchter aus Sauðárkrókur, die ersten Vorbereitungen für die Errichtung der Statue. 

Verwandte und Nachkommen von Ósmann schlossen sich zusammen, es war auch ein Historiker dabei, und dank der Spenden und der freiwilligen Arbeitsleistung von zahlreichen Einzelpersonen, Organisationen und Unternehmen konnte die Idee realisiert werden.

Anfang 2008 schuf die Bildhauerin Ragnhildur Stefánsdóttir (geb. 1958) eine erste Statue des Fährmanns aus Gips. Mitte März wurde die Gipsstatue dann nach England transportiert und dort in Bronze gegossen. Im Sommer 2009 wurde die Bronzestatue von Jón Ósmann dann an ihrem jetzigen Standpunkt am Fabelstrand enthüllt. 

Auf der Schautafel am Fabelstrand sieht man auch ein Foto der Bildhauerin bei der Arbeit an ihrem Model. 



Ein literarisches Denkmal für Ósmann 

Ein Denkmal anderer, literarischer Art für den Menschen Jón Ósmann hat der schweizerisch-isländische Autor Joachim B. Schmidt geschaffen: 

In seinem im März 2025 erschienenen neuen Roman "Ósmann" erzählt er, nach einer wahren Geschichte, seine Interpretation der Geschehnis um den Fährmann Jón Magnússon, genannt Ósmann - füllt die Fakten, die mehr oder weniger auch auf der Schautafel stehen, mit Leben, letztlich auf der Suche nach Antworten auf die Frage, welche Geister Ósmann vielleicht so geplagt hatten, dass er 1914 seinem Leben in "seinem Fluss" selbst ein Ende setzte.

Im Nachwort zu seinem Roman "Ósmann" bedankt sich Joachim B. Schmidt auch bei zwei Urenkeln von Ósmann für ihre Gespräche und ihr Vertrauen - bei Ægir Rafn Ingólfsson (geb. 1948), einem Sohn von Ósmanns Enkelin Pálina, und bei Sigurður Ósmann Jónsson (geb. 1951), einem Sohn von Ósmann Enkelsohn Jón. 

Ich habe mir "Ósmann" als E-Book gekauft, wie man hier sieht - eigentlich mag ich lieber "richtige Bücher", die ich anfassen kann, in denen ich blättern kann, die nach Papier riechen, in denen die Geschichte ganz klassisch zwischen den Buchdeckeln schlummert... Aber wenn ich von Island aus deutsche Bücher lesen will, sind E-Books einfach unschlagbar praktisch! Und gepackt hat mich die Geschichte von Ósmann so oder so... 

Mein Mann Markus hat Joachim B. Schmidt übrigens im Oktober 2023 persönlich erlebt, bei einer Lesung im Zusammenhang mit der Frankfurter Buchmesse. (Seitdem haben wir beide mehrere Bücher von ihm verschlungen!)


Schmidt taucht seine Leser tief ein in das Island, in dem der Fährmann Ósmann lebte, in eine Zeit, wo man das Alter von Menschen und Tieren in den Wintern zählte, die sie überlebt hatten, in der tödliche Unfälle zum Alltag gehörten, ebenso wie Hunger, Kälte und Entbehrung. 

Und in eine Zeit, in der viele Eltern ihre Kinder begraben mussten - wie Jón Ósmann selbst, oder wie schließlich der 85-jährige Magnús Árnason und die 83-jährige Sigurbjörg Guðmundsdóttir, die im April 1914 ihren Sohn begraben mussten, obwohl seine alte Mutter doch eigentlich gar nicht mehr ihr Bett verlassen wollte. 

Oder wie die alte Guðríður, die Bäuerin gewesen war auf Helluland. "Acht Kinder waren es", murmelte sie. "Und nun habe ich sie alle verloren. Acht Kinder waren es. Und nun -"

Tatsächlich war Guðríðurs Klage um ihre toten Kinder der Satz, der mir am meisten aus dem Roman "Ósmann" nachgegangen ist...