Montag, 7. April 2025

Steinninn á Esjunni valt

Der Stein auf der Esja ist gefallen


Der Stein Steinn, ein Wahrzeichen auf dem Reykjavíker Hausbergs Esja, ist umgekippt, gefallen. 

Eine Läuferin, die am Sonntagmorgen (6. April 2025) mit zwei Freundinnen hier hinauf ging, war die erste, die vom Sturz des Steins berichtet hat. Sie sagt, sie habe Leute getroffen, die noch am Samstag hier waren, da habe der Stein noch aufrecht gestanden. Der Stein muss demnach wohl Samstagnacht oder Sonntag früh umgestürzt sein. 

Die Esja (isländisch: Esjan) ist gewissermaßen DER Hausberg der Einwohner von Reykjavík. Der Berg thront majestätisch über der Stadt und ist eines der beliebtesten Naherholungsgebiete der Hauptstadtregion. Zehntausende Menschen kommen jedes Jahr hier her, um zu wandern oder andere Outdoor-Akvititäten zu unternehmen. Der höchste Gipfel der Esja ist 914 Meter hoch. Es gibt mehrere Wanderwege auf dem Berg. 

Mt. Esja Ultra

Der Esja-Ultra-Marathon ist ein ernsthaftes Bergrennen (fjallahlaup), das dieses Jahr am Samstag, den 14. Juni 2025 bereits zum 14. Mal stattfindet. Es wird ein voller und ein halber Esja-Marathon gelaufen, der Marathon hat eine Strecke von 43 km mit 3.500 Höhenmetern, der Halbmarathon ist 21 km lang und hat einen Höhenunterschied von 1.500 Metern. Außerdem gibt es einen Erlebnis- und Waldlauf (ævintýra- og skógarhlaup) für Kinder (Strecke 1 km) und für Erwachsene (2,4 km).

Aussicht vom Steinn (2018)

Wanderweg zum Stein

Besonders beliebt bei Läufern und Wanderern ist es, das Auto auf dem Parkplatz bei dem ehemaligen Café Esjustofa bei Mógilsá in Kollafjörður (GPS N. 64.12.556 W. 21.42.787) abzustellen und von dort bis nach Steinn auf 597 Meter und von dort teilweise noch weiter hinauf bis zum Þverfellshorn auf etwa 780 Metern zu gehen. 

Die Entfernung vom Fuß des Berges bis zum Steinn beträgt ca. 6,6 km, für die Strecke braucht man, je nach Kondition, ca. 1 - 3 Stunden. 

Der Stein auf der Esja 

Der Stein auf der Esja (GPS N. 64.13.823 W. 21.43.092) ist ein großer Stein mit einem daran befestigten Schild mit der Aufschrift "Stein" (= "Stein"). Außerdem gibt es eine Box mit einem Gästebuch, in das viele Leute, die hier hinauf gewandert sind, ihre Namen eintragen. Es heißt, das Schild mit der Aufschrift sei aus Spaß von Sporttrainern aus Hafnarfjörður an diesem Felsen angebracht worden sein, die damit sicherstellen wollten, dass ihre Schützlinge beim Training auch die richtige Route nahmen. 

Quelle: Isländischer Wanderverein fi.is

Der Pfosten mit dem Gästebuch wurde wohl 2008 errichtet. Im Laufe der Jahre hat der Stein sich geneigt, und mit ihm auch der Pfosten. Bereits 2015 gab es Berichte, dass der Stein sich verschoben hatte und deutlich schief stand. Als mein Mann 2018 auf die Esja gewandert ist, hing der Pfosten schon ordentlich in der Luft.

Der Reykjavíker Forstverein, der die Wanderwege auf dem Berg Esja betreut, hatte dann versucht, den Stein mit einer Kette und Nägeln in der Erde zu verankern. Letztlich hat diese Maßnahme jedoch nicht ausgereicht und der Stein ist jetzt umgekippt. 


Der Forstverein will sich um die Situation vor Ort kümmern. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass der Stein wieder aufgebaut wird. Vermutlich wird der Weg auf die Esja bis zum Stein in Zukunft einen Meter kürzer sein.

Exkurs: Skógrætarfélag Reykjavíkur

Die Wander- und Erholungsgebiete auf der Esja werden von der Skógræktarfélag Reykjavíkur, dem Forstverein Reykjavík, betreut, einer gemeinnützigen Organisation mit heute über 2.000 Mitgliedern. Der Verein wurde 1901 gegründet. Damals war der dänische Forstwirt Christian E. Flensborg (1873 - 1966), der für die isländische Regierung in der Forstwirtschaft arbeitete, überzeugt, wenn nichts unternommen würde, würden auch noch die letzten kleinen Überreste der isländischen Wälder innerhalb weniger Jahre ganz verschwinden. Mit dieser Sorge fand er u.a. bei rund 80 Anteilseignern Gehör, die dem Forstverein Reykjavík Geld spendeten, mit dem dieser beim See Rauðavatn gut 6 Hektar Land kaufte, einzäunte und mit der Bepflanzung begann. 

Im ersten Sommer wurden innerhalb des Forstzauns rund 8.000 Ebereschen gepflanzt, dazu mehrere hundert Linden, Latschenkiefern und Weißfichten, die Flensborg aus Dänemark mitgebracht hatte, als er im Frühjahr wieder nach Island kam. Auch Lupinen wurden zu Versuchszwecken ausgesät. 

Aber die Pflanzen gediehen nicht gut, außer den Latschenkiefern schienen die meisten Baumsetzlinge im isländischen Winter einzugehen, und um 1914 kam die Arbeit des Forstvereins weitgehend zum Erliegen. Viele Menschen waren der Überzeugung, dass Bäume sich in Südisland einfach nicht gut entwickeln würden, sie könnten hier nicht so wachsen, dass sie eine Zierde darstellen würden, besser, z.B. den Austurvöllur zuzupflastern, statt hier einen kleinen Park anzulegen. Der damalige Bürgermeister von Reykjavík, Knud Ziemsen (1875 - 1953), der bereits 1901 Gründungsmitglied des Forstvereins gewesen war, sah das allerdings anders und setzte sich weiter für Grünflächen, Naherholungsgebiete und Wiederaufforstung ein.

Ende der 1920er Jahre stellt man dann aber überrascht fest, dass die Bäume, die erst so murkelig waren und nicht anzuwachsen schienen, sich mittlerweile offenbar an die isländische Natur angepasst hatten und begonnen zu wachsen. Die Isländer konnten sich langsam für Bäume begeistern. Im Jahr 1930 wurde dann der isländische Forstverband gegründet, auf dem Alþingi-Fest in Þingvellir, der sich seitdem für die Wiederaufforstung Islands einsetzen. 

Wald auf Island


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen