Montag, 10. November 2025

Neyðarkall til þín!

Notruf an Dich!


Letzte Woche war wieder die alljährliche Spendenkampagne der Rettungskräfte auf Island. 

Dieses Mal haben die Freiwilligen der Rettungskräfte in der Zeit vom 5. bis 9. November 2025 in den Einkaufszentren und Supermärkten in Island ihre Stände aufgebaut und den diesjährigen Schlüsselanhänger "Notruf" ("neyðarkall") verkauft. Ein Schlüsselanhänger kostet 3.500 ISK, umgerechnet knapp 24 €. 

Der Erlös aus dem Verkauf geht an die Rettungskräfte und Unfallverhütungsabteilungen zur Förderung und Stärkung ihrer Arbeit. Durch den Kauf der Schlüsselanhänger unterstützt man die Arbeit der Tausenden freiwilligen Helfer, die für die Anschaffung und Wartung ihrer Ausrüstung, ihrer Schulungen und Fortbildungen auf diese Spenden angewiesen sind. 

Steuerbefreiung im Aktionszeitraum 

Jedes Jahr sind es etwa 60.000 Exemplare dieser kleinen Schlüsselanhänger, die von den Rettungsteams bestellt und im Rahmen der alljährlichen Spendenaktion angeboten werden. Für den Aktionszeitraum (dieses Jahr vom 5. bis 9. November) beantragt Landsbjörg eine Ausnahmegenehmigung, so dass die Verkaufserlöse in diesem Zeitraum von der Mehrwertsteuer befreit sind. 

Verkäufe der Schlüsselanhänger außerhalb des Aktionszeitraums unterliegen der Mehrwertsteuer (virðisaukaskattur). 

Neyðarkallinn 2025

Jeder Jahr gibt es einen anderen Schlüsselanhänger, der jeweils eine spezielle Ausstattung und Ausrüstung trägt. Dieses Jahr ist der "Notrufmann" ein ganz besonderer Schlüsselanhänger

Der Neyðarkallinn 2025 ist ein Flussretter / Wildwaserretter ("straumvatnsbjörgunarmaður"). Er ist Sigurður Kristófer McQuillan Óskarsson gewidmet.  Er war Leiter der freiwilligen Rettungswacht Kyndill in Mosfellsbær. 

Quelle: Landsbjörg

Dieses Foto hier von Sigurður Kristófer hatte seine Wacht, Björgunarsveitin Kyndill Mosfellsbæ, letztes Jahr am 1. November auf Facebook gepostet, von der Verkaufsaktion 2024. 

Quelle: FB-Bild 

Am 3. November 2024, also zwei Tage später, kam Sigurður Kristófer bei einer gemeinsamen Flussrettungsübung von drei Flussrettungsteams von Landsbjörg durch einen tragischen Unfall ums Leben. Bei der Übung stürzte er gegen 16 Uhr in den Fluss Tungufljót, in der Nähe vom Geysir im Haukadalur. An der Stelle fanden schon wiederholt Flussrettungsübungen statt, die Rettungsmannschaften waren mit der Örtlichkeit vertraut. 

Quelle: ruv.is

Die Übung fand unter schwierigen Wetterbedingungen statt, bei starkem Regen. Im Fluss war eine heftige Strömung mit hohem Wasserpegel, was die Suche zusätzlich erschwerte. Flussretter zogen Sigurður Kristófer schließlich aus dem Fluss und begannen sofort mit Wiederbelebungsversuchen, die erfolglos blieben. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Reykjavík geflogen, dort konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. 

An den meisten Orten ausverkauft 

Der Verkauf dieses besonderen Schlüsselanhängers lief sehr gut, an den meisten Orten war er ausverkauft, in seiner Heimatgemeinde Mosfellsbær war der Neyðarkall bereits am Freitag, dem 3. Verkaufstag, ausverkauft. 


Ich habe meinen Neyðarkall dieses Jahr im Supermarkt Nettó in Egilsstaðir gekauft. Der nette freiwilliger Helfer dort hat mir auch direkt erklärt, dass der diesjährige Schlüsselanhänger dem Andenken an einen Wildwasserretter gewidmet ist, der vor einem Jahr bei einer Übung ums Leben gekommen war. Ich hatte damals von den ersten Meldungen an von dem Unfall gelesen und habe mich jetzt wirklich gefreut, dass der verunglückte Retter auf diese besondere Weise geehrt wird. 


Leider gab es zu Beginn der Verkaufsaktion einige unschöne Vorfälle, bei den Menschen sich gegenüber den freiwilligen Helfern im Verkauf abfällig über die Hautfarbe der Figur äußerten. Der verunglückte Flussretter war als Säugling aus Indien von einem isländischen Ehepaar adoptiert worden. 

Zum Glück waren solche rassistischen Kommentare die Ausnahme. Die überwältigende Mehrheit der Menschen waren von dem diesjährigen Neyðarkall begeistert und hat ganz bewusst durch den Kauf der Schlüsselanhänger nicht nur die Arbeit der freiwilligen Rettungskräfte unterstützt, sondern sich auch solchen dummen Vorurteilen entgegen gestellt.