Angebratener Papageitaucher
In Island gehören auch Dinge zum Speiseplan, die in unseren Breiten eher zu Entsetzen führen. Dazu gehört neben Walfleisch und Gerichten wie Schafskopf oder Dorschkopf auch Papageitaucher ("lundi"). Man findet Papageitaucher auch heute noch öfters auf isländischen Speisekarten.
Látrabjarg |
Die possierlich aussehenden kleinen Tierchen, die im Sommer in Erdhöhlen an Klippen brüten findet man in Island beispielsweise an der Steilküste Látrabjarg (im äußersten Westen der Westfjorde), am Reynisfjall bei Vík í Mýrdal an der Südküste Islands oder auf den Westmänner-Inseln. Etwa Mitte Mai legen die Vögel hier ihre Eier in selbst gegrabenen Erdlöchern / -gängen ab, nach knapp 6 Wochen schlüpfen dann die Jungen. Nach weiteren 6 bis 7 Wochen sind die Jungvögel flügge. Ab Ende August sieht man an den Vogelfelsen in Island nur noch sehr selten Papageitaucher. Erst im April kehren die Tiere zurück.
Blick von Dyrhólaey nach Reynisfjara |
In Island stellten Papageitaucher oft eine wichtige Nahrungsquelle dar, insbesondere am Ende des Frühlings, wenn die Vorräte vom Vorjahr erschöpft waren. Dann sammelten die Menschen die Eier aus den Nestern an der Steilküste oder fingen sich die ausgewachsenen Vögel.
Die IUCN, die Weltnaturschutzunion, stuft den Papageitaucher seit 2015 als gefährdete Tierart ein, nachdem die Bestände in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen sind.
Als wir auf dem Kolaportið, dem jedes Wochenende stattfinden Markt / Flohmarkt im Tollhúsið an der Tryggvagata in Reykjavík, in der Fleischwarenabteilung tiefgefrorene Papageitaucher gesehen haben, wollte ich aber doch einen Vogel mitnehmen und probieren... wenn man sich ernsthaft mit der isländischen Küche befasst, gehört das meines Erachtens auch dazu.
Das Fleisch erinnert übrigens optisch eher an Rindfleisch, es riecht ziemlich nach Fisch und schmeckt fast so wie Leber.
Das Fleisch erinnert übrigens optisch eher an Rindfleisch, es riecht ziemlich nach Fisch und schmeckt fast so wie Leber.
Zutaten
1 Papageitaucher
1 EL Butter
250 ml Malzbier
250 ml Sahne
1 Prise Salz
1 Prise schwarzer Pfeffer
Zubereitung
In einer großen Pfanne die Butter erhitzen, dann den Vogel (möglichst gut gerupft) von beiden Seiten ein paar Minuten anbraten.
Anschließend die Hitze reduzieren und den Vogel mit Salz und Pfeffer würzen.
Das Malzbier und die Sahne in die Pfanne gießen...
...und so lange kochen lassen, bis die Sauce schön eindickt.
Zum Schluss noch die Sauce nach Geschmack mit Salz und Pfeffer würzen und den Lundi mit Sauce und Kartoffeln servieren.
Anmerkung:
Unser Vögelchen wog knapp 100 g, inklusive aller Knochen und Federn, die noch dran waren. Letztlich blieben davon nur wenige Happen Fleisch übrig. In meinem alten isländischen Kochbuch rechnet man bei Lundi mit 4 bis 6 Vögeln pro Person.
Ein Vogel kostet umgerechnet etwa 8 Euro, wenn man wirklich 6 Vögel pro Person zubereitet, wäre man damit bei knapp 50 Euro nur für das Fleisch. Im Vergleich zu anderen Fleischsorten ist Lundi mit rund 80 Euro / Kilo auch in Island recht teuer, aber wenn man nur einen Vogel zu Versuchszwecken kauft, fand ich es vertretbar. Zumal Lundi nichts für die "Massenabfütterung" sind meiner Meinung nach.