Donnerstag, 16. Juni 2016

17. júní - Islands Weg in die Unabhängigkeit

Isländischer Nationalfeiertag - Íslenski þjóðhátíðardagurinn


Am 17. Juni 1811 ist der Geburtstag von Jón Sigurðsson.

Und da Jón Sigurðsson aus gutem Grund (und nicht nur, weil er lange Präsident der "íslenska bókmenntafélag", der isländischen literarischen Gesellschaft war) in Island auch oft "Jón forseti" (Präsident Jón)  genannt wird und als "Architekt des heutigen Staates Island" gilt, wurde ihm zu Ehren 1944 ausgerechnet an seinem Geburtstag die Republik Island ausgerufen.


Jón Sigurðsson - Führer der isländischen Unabhängigkeitsbewegung


Jón Sigurðsson wurde 1811 auf Hrafnseyri in Arnarfjörður in den abgelegenen Westfjorden Islands geboren und war dort auf dem Pfarrhof seiner Eltern aufgewachsen, ...

 Unser Bücherhase Jonni in Hrafnseyri am Arnarfjörður
vor dem Jón-Sigurðsson-Museum

... bis er mit 18 Jahren zunächst nach Reykjavík kam zu seinem Onkel, einem Kaufmann, und dort 1829 sein Abitur ablegte. Außerdem verliebte er sich dabei in seine 7 Jahre ältere Cousine, Ingibjörg Einarsdóttir. Jón arbeitete nach dem Abitur zunächst als Sekretär für den Bischof von Island, Steingrímur Jónsson, und ging dann 1833 nach Kopenhagen, studiert und arbeitete dort erfolgreich als Historiker und Handschriftenforscher. Außerdem war er Herausgeber einer Zeitung, Politiker und leidenschaftlicher Verfechter einer politischen Teilhabe der Isländer, der Unabhängigkeit und Eigenständigkeit Islands.

Nach anfänglicher Selbständigkeit hatte der damalige norwegische König Island Mitte des 13. Jahrhunderts zu einem Teil Norwegens erklärt. Ende des 14. Jahrhunderts fiel Island dann an die dänische Krone. Wie vorher die Norweger kontrollierten dann die Dänen die isländische Wirtschaft, die strengen Handelsmonopole insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert ließen den Isländern über Jahrhunderte nicht viel Raum für wirtschaftlichen Aufstieg oder gar Eigenständigkeit.

Als 1839 in Dänemark Christian VIII. König wurde, versprach dieser weitreichende Reformen, und immerhin wurde 1844 das Althing (Alþingi) als isländisches Parlament wieder eingesetzt. Das Parlamente tagte damals alle zwei Jahre, dann aber für sechs Wochen am Stück.

Jón wurde 1844 als Abgeordneter seines Heimatbezirk Vestur-Ísafjarðarsýsla in das neue isländische Parlament gewählt, später war er auch lange Jahre Präsident des Althings. (Als er anlässlich der ersten Parlamentssitzung 1845 wieder aus Kopenhagen nach Island kam, nutzte er übrigens die Gelegenheit, nach 12-jähriger Verlobungszeit seine Cousine Ingibjörg doch noch zu heiraten. Jón war zu diesem Zeitpunkt bereits Mitte 30 und Ingibjörg schon über 40 Jahre alt. Die Ehe war kinderlos, dem Vernehmen nach soll die Beziehung wohl auch nicht unturbulent gewesen sein.)

Als 1849 Friedrich VII. König von Dänemark wurde und der Absolutismus in Dänemark endete, brachte das auch für Isländer längerfristig Verbesserungen:

Jón-Sigurðsson-Denkmal auf dem Austurvöllur
1854 wurde der vollständige Freihandel für Island beschlossen, was zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung im Land führte. Nach zähen Verhandlungen zwischen der dänischen Regierung und dem isländischen Parlament wurde 1871 in Dänemark ein "Gesetz über Islands verfassungsmäßige Stellung im Reich" beschlossen, Island wurde "unabtrennbarer Bestandteil des dänischen Reiches mit besonderen Landesrechten". Das "Verfassungsgesetz für Island" folgte Anfang 1874, in diesem Gesetz wurde dem Althing die Gesetzgebung in allen isländischen Angelegenheiten zugestanden.

Mit dem Erreichten war Jón Sigurðssons wohl nicht wirklich zufrieden, da er keine absolute Gleichberechtigung für Island erreicht hatte. Er zog sich in den letzten Jahren zunehmend aus der Politik zurück und starb schließlich Ende 1879 in Kopenhagen. 1880 wurden Jón und seine Frau Ingibjörg, die wenige Tage nach ihm gestorben war, nach Island überführt und auf dem Friedhof von Reykjavík unter großen Feierlichkeiten beigesetzt.


Im Jahr 1904 gewährte Dänemark Island die Autonomie. Der erste isländische Premierminister wurde der Isländer Hannes Hafstein (1861 bis 1922) - er war zugleich der erste dänische Island-Minister, der Reykjavík (damals noch eine sehr kleine Stadt mit gerade mal 3.500 Einwohnern) und nicht Kopenhagen zu seinem Amtssitz machte.


Hafstein-Denkmal vor dem Büro des Ministerpräsidenten

Vor dem Büro des Ministerpräsidenten in Reykjavík stehen zwei Statuen des international bekannten isländischen Bildhauers Einar Jónsson (1874 bis 1954) - die eine von 1907 stellt den damaligen dänischen König Christian IX. dar und wurde 1915 aufgestellt. Die andere Statue stellt Hannes Hafstein dar, den ersten isländischen Premierminister, und wurde 1931 hier aufgestellt.

Es ist auch bestimmt nur Zufall, dass es aus einer bestimmten Perspektive so aussieht, als würde der König die isländische Verfassung, die er in der Hand hält, dem Premier "hinten rein" schieben.

Vorne der Premierminister Hannes Hafstein,
hinten der damalige dänische König Christian IX.

Die erste isländische Regierung wurde 1917 gebildet, 1918 wurde Island souverän, allerdings in einer "Realunion" mit Dänemark. Der dänische König (in diesem Fall: Christian X.) blieb weiterhin Staatsoberhaupt Islands.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Island zuerst im Mai 1940 von britischen Truppen besetzt (um einer befürchteten Invasion durch die Nazis zuvorzukommen), 1941 folgten dann die US-Soldaten. Während Dänemark noch unter deutscher Besatzung stand, nutzten die Isländer 1944 die Gunst der Stunde und die allgemeinen Wirren und riefen - zu Ehren von Jón Sigurðsson - am 17. Juni 1944 die Demokratische Republik Island aus.

Heute ist der 17. Juni in Island Nationalfeiertag - ein Tag, der auch wirklich fröhlich praktisch von der ganzen Nation mit vielen verschiedenen Events und Aktivitäten gefeiert wird.



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