Bericht vom Herbst 2021
Ich hatte im Sommer 2016 schon einmal an einem
"Reykjavík Food Walk" teilgenommen, da war ich allerdings alleine in der Stadt und gerade von einer Frauenreise durch die Westfjorde zurückgekommen. Jetzt, nach gerade mal 5 Jahren, habe ich es immerhin geschafft, noch einmal mit meinem Mann an einem Food Walk in Reykjavík teilzunehmen - und ich kann sagen, es hat sich wieder gelohnt! Sowohl kulinarisch als auch vom "Unterhaltungsfaktor".
Bei uns hat die Tour im Oktober 2021 noch 13.900 ISK gekostet, umgerechnet gut 90 €. Heute liegt der Preis aktuell bei 15.500 ISK, ist also mit umgerechnet rd. 110 € pro Erwachsenen schon ordentlich. Aber wenn man bedenkt, wie viel und wie viel Verschiedenes man dabei zu essen bekommt (und wie teuer Essen auf Island ist), finde ich den Preis für das Angebot durchaus angemessen.
Ausgangspunkt der Tour war Harpa, Treffpunkt beim Eingangsbereich. Wir hatten in der Nähe der Hallgrímskirkja geparkt. Wir hatten ja eine etwas längere Anfahrt von unserem Haus aus und wollten natürlich rechtzeitig da sein - also hatten wir reichlich Zeit für die Fahrt einkalkuliert und sind dann vor der Tour noch ein bisschen durch die Stadt geschlendert. War das Wetter nicht wirklich einfach herrlich an dem Tag?!?
Am Konzerthaus Harpa war dann der Treffpunkt. Der Eisblock, der hier lag, war wohl übrigens Kunst.
Ich glaube, wir waren insgesamt 13 Teilnehmer an der Tour - hauptsächlich Reisende aus den USA, aber auch Engländer, Franzosen und andere Nationalitäten. Geführt wurden wir von einem Isländer. Die Tour war auf Englisch. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde aller Teilnehmer ging es dann los.
Appetithäppchen, die Appetit auf mehr machen
Bei unserer ersten Station, einem Lokal in der Hafnarstræti am Ingólfstorg, bekamen wir direkt zwei sehr leckere Appetit-Happen vorgesetzt:
Es gab "Bleykja og Lummur", also leicht fermentierten See-Saibling auf einem Blini (Lummur)aus Kichererbsen-Mehl mit knusprigen Linsen und einem Holunderblüten-Dressing. Klingt ein bisschen ungewohnt, war aber wirklich ausgesprochen sehr lecker!
Außerdem gab es "Lamb og hveitikökur", also ganz langsam weich gekochtes Lammfleisch aus dem Fladenbrot nach Art der Westfjorde, dazu Karottenpüree, eingelegte rote Zwiebeln und Meerrettichsauce. Ein bisschen weniger ausgefallen als der Saibling, geschmacklich vertrauter und definitiv sehr nett - aber der Saibling war dann doch mein persönliches Highlight.
Die bekannteste Hot-Dog-Bude Islands..?
Die besten Hot Dogs der Welt..? Also die
besten Hot Dogs der Stadt, d.h.
Bæjarins Beztu Pylsur, findet Ihr in Reykjavík in der Tryggvagata in der Nähe des Hafens, gegenüber dem alten Zollhaus Kolaportið.
Der Hot-Dog-Stand hier existiert bereits seit 1937 und sowohl der ehemalige US-Präsident Bill Clinton als auch der Gitarrist von Metallica oder Kim Kardashian haben hier schon Würstchen gegessen.
Die isländischen Hot-Dog-Würstchen von SS Pylsur bestehen zu ca. 65% aus Fleisch (einer Mischung aus Lamm-, Schweine- und Rindfleisch), dazu kommen dann noch andere Zutaten wie z.B. Wasser, Magermilchpulver und Kartoffelmehl. Mit 17% haben die Würstchen weniger Fett als die meisten Hot-Dog-Würstchen, dafür aber mit 13% Eiweiß einen relativ hohen Protein-Anteil.
Eina með öllu! - Einen mit allem!
Wenn man hier "eina með öllu" bestellt, bekommt man seinen Hot Dog "mit allem". Konkret bedeutet das: Mit isländischem Ketchup, isländischem (leicht süßlichen) Senf, Remouladensauce sowie rohen und frittierten Zwiebeln.
Da schmeckt's nicht nur den Kunden, sondern auch den vielen kleinen Vögelchen, die hier auf der Suche nach Krümeln immer so eifrig unterwegs sind!
Noch einmal Saibling, aber ganz anders -
und traditionell Plokkfiskur mit Rúgbrauð und Butter
Und weiter ging es in ein Restaurant in der Lækjargata. Hier gab es wieder zwei Gerichte zum Probieren, die beide in großen Pfannen auf den Tisch gestellt wurden und man konnte sich dann nach Belieben daraus bedienen.
Es gab wieder See-Saibling, dieses Mal allerdings völlig anders zubereitet, und zwar gebraten in Honig und Butter mit Kirschtomaten, Zitrone und Mandeln. Und es gab - wir sind schließlich in Island! - das Nationalgericht "Plokkfiskur", also gekochten Kabeljau mit gestampften Kartoffeln in weißer Sauce. Dazu wurde noch, ebenfalls ganz klassisch, dieses typische, leicht süßliche isländische Roggenbrot (rúgbrauð) mit Butter serviert.
Das Essen hier war auf jeden Fall sehr lecker - und es war eine ganz besondere Atmosphäre, so dicht gedrängt gemeinsam an einer großen Tafel zu sitzen, fröhlich zu schwatzen und sich gemeinsam aus den großen Pfannen zu bedienen.
Nächster Stopp - eine isländische Bar mit traditionellen Gerichte zum Probieren
Wenn man an isländische Küche denkt, denkt man an regionale Spezialitäten wie fermentierten Eishai (
Hákarl) oder Trockenfisch (
harðfiskur), aber auch an klassische isländische Fleischsuppe (
íslensk kjötsúpa). Und genau das haben wir bei unserem nächsten Stopp in einer Bar in der Ingólfsstræti zum Probieren bekommen.
Der Eishai hat keine Nieren und reichert deshalb Harnstoffe im Blut an. Für Menschen ist der Hákarl daher für den Genuss nicht geeignet. Das Fleisch muss erst für 6 bis 12 Wochen eingegraben und dann für 2 bis 4 Wochen an der frischen Luft zum Trocknen aufgehängt werden, damit das Ammoniak freigesetzt werden und verdunsten kann.
Hákarl hat in etwa eine Konsistenz wie Speck, schmeckt sehr gewöhnungsbedürftig und stinkt tatsächlich phänomenal. Für viele Menschen ist das Probieren von Hákarl wohl doch eher ein einmaliges Erlebnis.
Hier in der Bar wurde der Hákarl übrigens in einem verschließbaren Glas serviert - es könnte gute Gründe dafür geben.
Der
harðfiskur (Trockenfisch) war früher eines der verbreitesten Lebensmittel auf Island - die Fische (meist Schellfisch oder Kabeljau) wurden gefangen, getötet und kräftig abgeschrubbt, anschließend wurden die Köpfe entfernt, die Fische filetiert, die Filets kurz in Salzlake getunkt und dann an Holzgestellten luftig zum Trocknen aufgehängt. Die durchgetrockneten Filets werden zum Schluss noch gründlich "weichgeprügelt" und dann traditionell mit Butter verzehrt. Vielfach ist der Trockenfisch, den man bekommt, aber für ungeübte Esser etwas zäh und schwierig zu essen, dabei doch auch relativ "staubig".
Der Trockenfisch hat einen Eiweißwert von 80 - 85% und ist dabei sehr leicht, er bot sich daher auch als Nahrung auf langen Wanderungen an. Noch heute essen viele Isländer ihren harðfiskur wie anderen Orts die Leute Chips oder Popcorn.
Die traditionelle isländische Fleischsuppe (kjötsúpa) ist eine herzhafte Suppe aus Lammfleisch und Gemüse, meist mit Kartoffeln, Karotten, Rüben und Kohl, gerne wie die Suppe auch noch mit Graupen etwas angedickt.
Außerdem gab es hier in der Bar auch noch ein Craftbier zum Probieren, und zwar White Ale von der Brauerei Einstök (= einmalig) in Akureyri. Prost - skál!
Süßes zum Schluss
Zum Schluss unserer Tour bekamen wir dann in einem Café an der Hallgrímskirkja etwas Süßes serviert - und zwar gab es klassische isländische Kleinur, hier mit Puderzucker, und das legendäre Roggenbroteis, mit Sahne und Rhabarber-Sirup.
Ein sehr gemütlicher Ausklang eines sehr schönen Nachmittags in der "nördlichsten Hauptstadt der Welt"!
Es hat auch Spaß gemacht, in den Restaurants mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Wir saßen jedes Mal wieder bunt durcheinander gewürfelt, immer wieder mit anderen Nachbarn, die immer wieder aus ganz anderen Teilen der Welt kamen und ihre ganz eigenen Erfahrungen beisteuern konnten. Gerade auch nach 1,5 Jahren Corona ohne viel Geselligkeit haben wir das schon wirklich sehr genossen!
Anschließend sind wir sehr satt und zufrieden wieder nach Hause gefahren - haben dabei allerdings noch einen kurzen Foto-Stopp bei den beleuchteten Gewächshäusern in Hveragerði eingelegt. Sie leuchteten so schön durch die Nacht beim Vorbeifahren.
Gute Nacht!