Der Basaltfelsen Hvítserkur ist ein eigentümlicher, von der Brandung ausgespülter Felsen am Húnafjörður, im Nordwesten Islands, an der Ostküste der Halbinsel Vatnsnes.
Der Felsen ist etwa 15 Meter hoch.
Er ist ein Nistplatz für zahlreiche Vogelarten, darunter auch die Dreizehenmöwe und der Eissturmvogel.
Der Name "Hvítserkur" bedeutet wörtlich übersetzt "weißer Kittel", das bezieht sich vermutlich auf die vielen hellen Flecken am Felsen, die ihn wie ein weißer Kittel bedecken - ein weißer Kittel aus weißem Vogelkot.
Manche erinnert der Felsen an ein trinkendes Nashorn oder einen Elefanzen, für andere ist er ein Troll, der zur Strafe von der Sonne versteinert wurde, weil er das damalige Kloster Þingeyrar in der Nähe vom See Hóp mit Steinen bewerfen wollte. (Das Kloster war bestimmt 20 km vom Felsen entfernt, ich habe aber keine Ahnung, wie weit Trolle Steine schleudern können.)
Die Basis des Basaltfelsens wird ständig vom Meer unterspült und ausgehöhlt, im Laufe der Zeit hat der Basalt daher ziemlich gebröckelt. Zudem ist der Felsen zwar ca. 15 Meter hoch und ungefähr genauso breit, tatsächlich aber nur etwa 2 Meter tief.
Von vorne wirkt der Hvítserverkur also breit und massiv - aber wenn man ihn von der Seite betrachtet, ist er nur ein ganz dünner Strich in der Landschaft!
Und so wurde schon in den 50er Jahren befürchtet, dass der Felsen instabil werden und einstürzen könne.
Online bin ich auf einen Beitrag im Morgunblaðið vom 22. Mai 1952 gestoßen, in dem gefordert wurde, dass der Hvítserkur nicht einstürzen darf - Hvítserkur má ekki falla! In dem Beitrag machte sich der Verfasser Ásgeir Magnússon Sorgen, weil die Basis des Felsens in den letzten 13 Jahren deutlich geschädigt wurde, wie er schrieb, und der Felsen nur sehr schmal ist. Er schlug daher vor, dass in gemeinsamer Anstrengung mit 3 bis 4 Tonnen Beton die "Beine" des Felsen verstärkt werden sollten, um den Hvítserkur "für die nächsten 100 Jahre" vor dem Einsturz zu bewahren.
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Quelle: Morgunblaðið vom 22.05.1952 |
Im Mai 1955 wird in einem anderen Zeitungsartikel davon berichtet, dass eine Spendenaktion gestartet wurde, um Geld für die Rettung des Felsens zu sammeln. Es wurden demnach Postkarten mit einem Bild vom Hvítserkur verkauft, der Erlös sollte für die Stabilisierung des Basaltfelsens verwendet werden. Außerdem hatte sowohl die Gemeinde als auch mehrere Einzelpersonen und Vereine vor Ort und in Reykjavík finanzielle Unterstützung für die Arbeiten zugesagt.
Die Sammlung war erfolgreich, die "Beine" des Felsens wurden mit Beton verstärkt, um den Hvítserkur langfristig zu stabilisieren. Wann die Arbeiten durchgeführt wurden, habe ich aber leider nicht gefunden. In einem Zeitungsartikel vom August 1988 ist nur die Rede davon, dass der Hvítserkur "vor vielen Jahren" unten verstärkt wurde, weil man befürchtete, dass er einstürzen könne.
Ich habe hier zum Vergleich zwei Bilder vom Hvítserkur von uns, eines war vom Sommer 2015, das andere jetzt aktuell vom Sommer 2025. Ehrlich gesagt - ich kann nicht erkennen, ob die Erosion seitdem weitergegangen ist...
Steigende Besucherzahlen
Während der Hvítserkur früher eher ein "Geheimtipp" war und es nicht viele Besucher bis hierher schafften, haben sich die Besucherzahlen in letzten Zeit mehr als verdoppelt, die Zahl der Besucher hat deutlich zugenommen:
Im Oktober 2020 wurde auf dem Fußweg zur Aussichtsplattform ein Zähler eingerichtet, um zu erfassen, wie viele Menschen hier vorbei laufen. Während im April 2022 noch durchschnittlich 126 Menschen pro Tag den Hvítserkur besuchten, also rund 3.770 Menschen im Monat, haben sich die Zahlen in den folgenden Zeit Jahren bis 2024 mehr als verdoppelt, hier waren es schon rund 280 Besucher pro Tag, also knapp 8.500 Menschen pro Monat.
Anfahrt zum Hvítserkur
Der Basaltfelsen Hvítserkur befindet sich an der Ostseite der Halbinsel Vatnsnes, zwischen dem Hrútafjörur im Westen und dem Húnafjörður im Osten. Entlang der Küste der Halbinsel Vatnsnes führt die Straße 711, der Vatnsnesvegur. Die Straße hat eine Länge von knapp 77 km.
Wir sind bei unserem Ausflug nach Nordisland von Westen über die Ringstraße gekommen, auf der Ostseite der Halbinsel sind wir dann auf die Straße 711 abgebogen und rund 30 km die nicht-asphaltierte Strecke entlang gerumpelt. Hier waren gerade Straßenarbeiten im Gang... Die Fahrt dauerte also eine gewisse Zeit.
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Straße 711 - Vatnsnesvegur |
Nach rund 30 km biegt man dann auf die Straße 713 (Hvítserksvegur) nach rechts ab. Die Strecke führt ca. 500 m nach unten Richtung Küste, hinunter zum Parkplatz.
Als wir ankamen, haben wir uns ein bisschen gewundert - auf der Strecke haben wir kaum andere Autos gesehen, aber am Parkplatz standen doch etliche Fahrzeuge, Menschen liefen herum oder saßen an einem Holztisch und picknickten. Es war durchaus Betrieb, aber wir haben trotzdem noch problemlos einen Parkplatz bekommen.
Ein Auto mit Touristen stand übrigens oben an der Abzweigung zur 713 - die Insassen diskutierten offenbar, ob sie sich trauten, die Strecke zum Parkplatz hinunter zu fahren. Dabei war die Straße gar nicht in so schlechtem Zustand, es war auch trocken und kein bisschen schlammig, rutschig o.ä. An sich - ein guter Tag für diese Tour!
Vom Parkplatz kann man entweder in die eine Richtung zur Aussichtsplattform laufen, von hier aus hat man von oben einen schönen Blick auf den Basaltfelsen.
Oder man läuft vom anderen Ende des Parkplatzes über die Wiesen hinunter zum Strand ("fjara").
... und hat dann bei Ebbe einen wunderschönen Blick auf den Basaltfelsen ganz aus der Nähe.
Die Fahrt zum Hvítserkur über die nicht-asphaltierte Straße zieht sich zwar etwas, es ist kein "kurzer Abstecher" und man kommt nicht zufällig hier vorbei, aber wenn man genug Zeit hat, finde ich diesen Basaltfelsen mit seiner ganz speziellen Form ein sehr lohnendes Ausflugsziel!
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