Wieder ein tödlicher Unfall in Reynisfjara
Am 2. August 2025 gab es wieder einen tödlichen Unfall am Strand von Reynisfjara, bei dem ein 9-jähriges Mädchen aus Deutschland ums Leben kam.
Was ist bisher bekannt?
Laut den Berichten in den isländischen Medien war das Mädchen mit seinem Vater und seiner Schwester am Strand in Reynisfjara. Eine Welle erfasste die Familie und warf alle drei um. Der Vater und das eine Kind konnten sich aus dem Wasser retten, das andere Kind nicht mehr.
Laut Polizei ereignete sich der Unfall um kurz vor 15 Uhr am Nachmittag. Rettungsteams, Polizei und freiwillige Helfer waren im Einsatz. Der Hubschrauber der Küstenwache hob 26 Minuten nach Eingang des Notrufs ab.
Um 16.54 Uhr meldete die Polizei, dass die Besatzung des Hubschraubers das Kind gefunden und geborgen habe. Es konnte nur noch der Tod des Kindes festgestellt werden.
Am Tag nach dem Unfall wurde mittags bekannt gegeben, dass das Kind, das ums Leben gekommen war, ein 9-jähriges Mädchen aus Deutschland war.
Mehr zum Unfallhergang oder zur Identität des Mädchens ist bisher nicht bekannt.
Wie waren die Umstände zum Zeit des Unglücks?
Nach dem letzten tödlichen Unfall in Reynisfjara 2022 wurde am Strand ein System mit Warnleuchten installiert. Nach bisherigen Meldungen stand die Ampel zum Unfallzeitpunkt auf gelb.
Die Warnleuchten sind mit dem Wellenvorhersage-System der isländischen Straßenverwaltung Vegagerðin verbunden. Bei geringem Risiko blinkt das grüne Licht, bei mittlerem Risiko das gelbe Licht und bei hohem Risiko das rote Licht.
Am Tag des Unfalls war es relativ stürmisch, der Wind kam von Süden vom Meer her. Etwa 70 km weiter in Landeyjahöfn wurde am Nachmittag die Fährverbindung auf die Westmännerinseln unterbrochen, weil die Wetterbedingungen zu schlecht waren und die Fähre nicht sicher anlanden konnte. Offiziell heißt es, die Werte seien am Samstag knapp unterhalb der roten Warnstufe gewesen. Ich habe aber auch die Vermutung gelesen, dass die Warnleuchten eventuell defekt gewesen sein könnten und eigentlich rot hätten anzeigen sollen; das ist nur eine Vermutung von einem Helfer vor Ort. Auf jeden Fall waren die Bedingungen vor Ort nicht gut, es leuchtete aber nur die gelbe Warnleuchte.
Außerdem waren 2022 auch Warntafeln am Zugang zum Strand aufgebaut worden. Neben der Tafel mit den Warnleuchten wurde auf einer zweiten Tafel erklärt, was die Farben bedeuten und welche Bereiche dann jeweils nicht mehr betreten werden sollen (s. Bild unten).
Bei rotem Warnlicht sollte man nicht weiter als bis zum Warnschild gehen.
Bei gelbem Warnlicht sollte man maximal bis zu den Basaltsäulen am Ende der vorderen Höhle gehen, nicht um die Ecke herum, nicht in die hintere Höhle, nicht an den Strandabschnitt weiter hinter.
Das Schild, auf dem die Bereiche erklärt wurden, wurde allerdings im Frühjahr 2025 bei einem Sturm beschädigt und weggerissen, es fehlt seitdem - und damit auch die Erklärung für die Besucher, was die Warnleuchten genau bedeuten. Man weiß also, man muss vorsichtig sein - WIE vorsichtig man sein muss, erfährt man hier aber aktuell nicht.
Touristen sind sich der Gefahren der isländischen Natur nicht bewusst
Der schwarze Strand Reynisfjara westlich von Vík í Mýrdal ist eines der beliebtesten Touristenziele Islands. Der Strand ist aber auch das gefährlichste Touristenziel des Landes. Besucher können die Gefahr nicht einschätzen und gehen zu nah ans Wasser heran.
Der Strand hier ist bekannt für das Auftreten von sog. Sneaker-Wellen. Das sind unverhältnismäßig große Küstenwellen, die blitzartig und ohne Vorwarnung zwischen anderen, viel kleineren Wellen auftreten. Sie können bis zu 50 Meter weiter aufs Land reichen als andere Wellen derselben Wellenperiode und reißen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist - Baumstämme, tonnenschwere Steine und Menschen.
So eine Welle wirft den Menschen um, drückt ihn zuerst landeinwärts den Strand hinauf und reißt ihn dann mit dem zurückflutenden Wasser ins tiefe Meer. Wenn die Welle einen richtig erwischt, hat man eigentlich keine Chance mehr.
Wenn man an Reynisfjara am Strand steht, sieht man den langen flachen, schwarzen Strand.
Aber es ist einem nicht bewusst, wie schnell wie verdammt tief das Meer hier wird - zumindest mir ging es so. Das habe ich erst begriffen, als ich Fotos von Buckelwalen hier vor der Küste von Reynisfjara gesehen habe.
Die Bilder hier von den Buckelwalen an Reynisfjara sind vom August 2024.
So ein Buckelwal wird bis zu 17 Metern lang und wiegt im Durchschnitt etwa 30 Tonnen.
Das entspricht etwa einem vollbeladenen Lkw mit Anhänger. Und wenn man sich jetzt vorstellt, das so ein Lkw mit Anhänger hier, nur ein kleines Stück von der Küstenlinie entfernt, genug Platz hat, um hier im Meer sicher zu schwimmen, dann wird einem bewusst, dass es hier, so nah an der Küste, schon verdammt tief sein muss, vermutlich schon mindestens 30 Meter tief.
Es geht hier also nicht seicht ins Meer, es geht verdammt schnell verdammt tief hinein. Und wenn man von einer Welle hier reingezogen wird, hat auch der beste Rettungstaucher eigentlich keine Chance mehr.
Bisher 7 tödliche Unfälle an dieser Küste seit 2007
Der Unfall am Samstag ereignete sich an derselben Stellen bei den Basaltsäulen am Strand wie die beiden letzten tödlichen Unfälle davor. Insgesamt haben sich hier in Reynisfjara seit 2007 bereits 6 tödliche Unfälle ereignet. Vier Menschen ertranken, zwei starben nach einem Sturz bzw. nachdem das Meer sie gegen die Steine geworfen hatte.
Außerdem wurde im Januar 2017 etwas weiter am Strand Richtung Dyrhólaey eine deutsche Familie mit zwei Kindern von den Wellen erfasst. Der Vater und die beiden Kinder schafften es noch, sich in Sicherheit zu bringen. Für die Mutter kam jede Hilfe zu spät, sie konnte etwa eine Stunde später nur noch tot von den Rettungsmannschaften geborgen werden.
Nach dem letzten Unfall 2022 wurden die neuen Warn- und Informationsschilder in Reynisfjara installiert, mit den Warnleuchten. Zusätzlich wurde eine 300 m lange Kette entlang des Parkplatzes aufgehängt, damit die Menschen den Fußweg zum Strand benutzen und dort zwangsläufig an den Schildern vorbeilaufen müssen. Zudem gibt es Überwachungskameras der Polizei am Zugang zum Strand.
Planung weiterer Sicherheitsmaßnahmen
Heute Nachmittag findet ein Treffen der Landbesitzer mit den Rettungskräften, Vertretern des isländischen Tourismusverbandes und der Polizei statt, um Maßnahmen zu diskutieren, wie die Sicherheit der Besucher in Reynisfjara in Zukunft besser gewährleistet werden kann, ggf. muss bei schlechtem Wetter der Strand oder Teile davon gesperrt werden.
Es wird geplant, das Wellenvorhersage-System zu verbessern und den Gefahrenfaktor anzupassen, d.h. das rote Licht wird künftig früher aufleuchten. Außerdem soll ein Schließtor installiert werden, das bei rotem Licht den Zugang zum Strand absperrt.
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