Dienstag, 23. Mai 2023

Autofahren im isländischen Frühling

Autofahren im isländischen Frühling ist immer wieder eine besondere Herausforderung, weil die Straßen nach dem langen Winter teilweise in wirklich schlechtem Zustand sind, auch wenn sie nicht mehr gesperrt sind.


Aktuell kein Reisewetter

Aktuell gelten wieder Wetterwarnungen auf Island, im ganzen Land (ausgenommen in den Ostfjorden). Es muss bis mindestens morgen Vormittag mit heftigen Stürmen gerechnet werden, mit Windgeschwindigkeiten bis zu 90 km/h, in Böen entsprechend mehr. 

Die Stürme betreffen auch den Flugverkehr - alle Inlandsflüge wurden für heute abgesagt, außerdem sieben Icelandair-Flüge am Nachmittag nach Europa und in die USA. Andere Flüge wurden verschoben und sollen erst später fliegen, wenn die größten Stürme in Keflavík (hoffentlich) vorbei sind. Es muss bis mindestens morgen Vormittag mit Flugausfällen und -verspätungen gerechnet werden, meldet der Flughafenbetreiber, bis sich die Situation wieder normalisiert hat. 


Aber auch bei gutem Reisewetter...

...muss man im isländischen Frühling vorsichtig fahren und mit unerwarteten Schwierigkeiten rechnen. 

Auch wenn mal keine plötzlichen Wetterumschwünge, Frühlingsstürme oder ein erneuter Wintereinbruch ansehen, sind die Straßen nach dem Winter einfach in wirklich schlechtem Zustand, oft lange unpassierbar, und wenn sie wieder geöffnet sind, heißt das noch lange nicht, dass man da einfach langfahren könnte! 

So fließt z.B. ein "Fluss" mitten über die Straße, wo eigentlich weit und breit überhaupt kein Wasser sein sollte. Man muss mit tiefen Schlaglöcher auf der Straße rechnen, manchmal so tief, dass die Straße gesperrt werden muss. Oder man bleibt auf flacher Strecke in der einzigen verbliebenen Schneewehe weit und breit plötzlich stecken. 


Wo kommt denn hier das Wasser her?!?  

Hier waren wir unterwegs und wollten eigentlich vom Þjórsárdalsvegur (Straße 32) über die 332 (Háafossvegur) zum Wasserfall Háifoss fahren. Der Háifoss ist ein Wasserfall im Fluss Fossá í Þjórsárdal, einem Nebenflus der Þjórsá. Das Wasser stürzt hier über eine steile Stufe über 120 Meter in die Tiefe, damit ist der Háifoss der dritthöchste Wasserfall Islands. Es gibt auch einen Parkplatz ganz in der Nähe des Wasserfalls. Die Straße war seit ein paar Tagen nach dem Winter wird geöffnet, also haben wir es versucht.


Die Straße 26 (Landvegur) war wirklich ganz gut zu fahren, auch wenn ich dieses absolute Nichts rund um uns herum immer wieder einfach nur wunderbar finde. Dann mussten wir auf die Straße 32 und von dort abbiegen auf die knapp 8 km lange Strecke zum Wasserfall. 

Zuerst kamen wir auch auf dem Háafossvegur gut durch. 

Es wurde dann aber sehr schnell sehr feucht und wir hatten plötzlich Furten auf der Strecke, wo normalerweise weit und breit (aber wirklich weit und breit!) kein Wasser ist. Ich bin vorsichtig vorgelaufen , um zu schauen, wie tief das Wasser war und ob wir durchfahren könnten. 


Ich war hier wirklich sehr dankbar für meine dicken wasserfesten Gummi-Winter-Wanderstiefel. Die Stiefel sind zwar nicht unbedingt kleidsam, aber definitiv sehr praktisch! 


Sowohl mein Mann als auch ich hatten unseren Spaß beim Durchwaten und Durchfahren. Und nochmal - normalerweise ist da kein Wasser, auch nicht neben der Straße, geschweige denn AUF der Straße! Normalerweise ist hier wirklich alles trocken!

Wir sind zwar gut durchs Wasser gekommen, kurz danach aber doch lieber wieder umgedreht. Die Straße war in einem sehr schlechten Zustand, der gab tiefe Absätze und es lagen zwar dicke Holzbretter auf dem Weg, über die man wahrscheinlich hätte hochfahren können, aber das haben wir uns mit unserem geliehenen Auto doch nicht getraut. Also wieder zurück! Müssen wir eben ein anderes Mal noch einmal versuchen, zum Háifoss zu kommen. 



Schlaglöcher und Schlaglöcher 

Auch hier erkennt man ganz gut, in welchem Zustand isländische Straßen nach dem Winter sein können: 

Wir waren im April unterwegs in der Nähe der Straße 37 (Laugarvatnsvegur), eigentlich auf der Suche nach einer kleinen Höhle. Die Höhle haben wir allerdings beim ersten Versuch nicht gefunden - und die Straße war auch nicht wirklich zu Hause. 



Auch zu Fuß sind wir nicht weit gekommen. Die Straße war voller tiefer Schlaglöcher und teilweise waren ordentliche Absätze auf der Oberfläche der Straße, bestimmt 40 cm tief. 



Von der anderen Seite war der Weg übrigens offiziell gesperrt. Und wir konnten bestätigen - da war kein Durchkommen!



An sich alles gut - und dann diese eine dicke nasse Schneewehe 

Auch hier war kein Durchkommen - "eigentlich" war die Gegend schon wieder trocken und schneefrei, nur an einer einzigen Stelle auf dem Weg war noch eine dicke Schneewehe, mittlerweile schon ziemlich angetaut und nass und schwer. Und unter dem Schnee stand in den Furchten auf der Straße wirklich tief das Wasser. 

Das Auto vor uns hatte versucht, durch diese eine Schneewehe zu fahren - war aber in dem tiefen nassen Matsch steckengeblieben. Keine Chance! Die Leute hatten bereits ihre Mietwagen-Firma angerufen und warteten im Wagen geduldig auf ein Abschleppauto, das sie hier herausziehen sollte. 



Diese beiden Bilder hier sind vom 15. Mai - das obere Bild ist morgens um kurz vor 8 Uhr aufgenommen, mit Blick ins über Nacht plötzlich wieder tief verschneite isländische Winterwunderland. Das untere Bild ist vom selben Tag gegen 4 Uhr nachmittags. Da hatte die Sonne bei +10° den ganzen Schnee vom morgen schon längst wieder weggeschmolzen. Aber man sieht, wie schnell sich das Wetter im isländischen Frühling ändern kann.

Morgens um 8 Uhr und
nachmittags um 16 Uhr am selben Tag Mitte Mai


Also bitte unbedingt vorsichtig fahren und insbesondere im isländischen Frühling immer mit allem rechnen!


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