Montag, 3. Juni 2024

Sjómannadagurinn

Der Seemänner-Tag


Island ist traditionell eine Fischernation. Auch wenn heute nur noch rund 12% der Arbeitnehmer direkt im Fischfang bzw. in der Fischverarbeitung arbeiten, machen Fischprodukte immer noch über 40% der isländischen Exporte aus. Seeleute sind hier die "Helden des Meeres" (= "hetjur hafsins"). Insofern verwundert es nicht, dass es für die Seeleute und Fischer einen besonderen Feiertag auf Island gibt.

Der Seemänner-Tag findet grundsätzlich jedes Jahr am ersten Sonntag im Juni statt. 

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war es üblich, in den Kirchen Islands eine besondere Messe für die Fischer zu feiern, bevor die Schiffe nach der Liegezeit im Winter wieder auf Fischfang ausfuhren. Das war normalerweise Mitte bis Ende Februar. 

Erstmals gefeiert am 6. Juni 1938

Im Jahr 1938 wurde dann das erste Mal offiziell der Seemänner-Tag gefeiert, und zwar in Reykjavík und Ísafjörður am 06. Juni, dem Pfingstmontag. 

Schiffe im Hafen von Reykjavík 1928
(Foto von Magnus Ólafsson an einem Denkmal dort an der Tryggvagata)

Der Tag diente dazu, die Menschen an die Bedeutung der Arbeit der Seemänner und Fischer zu erinnern und deren Einsatz zu würdigen - und gleichzeitig den Seeleuten einen freien Tag zu verschaffen. 

Früher war für Seeleute und Fischer nur Heiligabend ein festgeschriebener Feiertag, später auch noch der Þorláksdagur (= 23. Dezember). Man wollte daher mit dem Sjómannadagur einen Tag schaffen, an dem auch die Seeleute frei hatten und alle Menschen zusammen mit ihren Familien feiern konnten.

Gesetz zum Tag der Seeleute vom März 1987 

Seit dem 26. März 1987 ist im Gesetz zum Tag der Seeleute (lög um sjómannadag) festgeschrieben, dass der Seemänner-Tag jedes Jahr am ersten Sonntag im Juni stattfindet , es sei denn, der erste Sonntag im Juni fällt auf Pfingsten, dann verschiebt sich der Seemänner-Tag um eine Woche. 

Feiertag für alle Seeleute und Fischer

In dem Gesetz ist auch festgeschrieben, dass der Seemänner-Tag ein Feiertag für alle Seeleute und Fischer ist. Die meisten Schiffe (darunter auch Forschungsschiffe und Schiffe in der Fischerei) müssen an diesem Tag grundsätzlich im Hafen bleiben, d.h. sie müssen am Samstag vorher bis 12 Uhr anlegen und dürfen erst am Montag ab 12 Uhr mittags wieder auslaufen. Es gibt allerdings Ausnahmen z.B. für Fährschiffe und der Feiertag gilt auch nicht für Schiffe der isländischen Küstenwache, sofern dringende Aufgaben zu erfüllen sind. Verstöße von Schiffseignern und Kapitänen gegen diese Regelungen werden mit Geldstrafen geahndet. 

Offizieller Flaggentag

Am Sjómannadagur wird offiziell geflaggt, das ist auch im Präsidialdekret zur Beflaggung in Island vom Januar 1991 festgeschrieben.

Der Seemänner-Tag heute

Der Sjómannadagur wird heute mit festlichen Gottesdiensten und Kranzniederlegungen an vielen Küstenorten Islands gefeiert. 

Es gibt vielerorts Familienfeste, die Rettungswache zeigt ihre Arbeit, lokale Vereine servieren Kaffee und Kuchen oder Hot Dogs etc. und es gibt Fahrten am Hafen mit Rettungsbooten oder anderen Schiffen und spezielle Angebote für Kinder, von der Hüpfburg bis zu Bastelangeboten und dem Bau von kleinen Holzschiffen. Auch in Reykjavík, rund um den alten Hafen in Grandi, wird den Besuchern viel geboten.

Wir sind am Sonntag, anlässlich des Seemänner-Tages, ans Meer gefahren und waren in Eyrarbakki und Stokkseyri unterwegs. 


Eyrarbakki war in der Vergangenheit ein wichtiger Handelsplatz

Heute ist Eyrarbakki (wörtlich übersetzt: Ufer an der Sandbank) ein kleines Fischerdorf an der Südküste Islands in der Gemeinde Árborg mit knapp 600 Einwohnern. Ab 1700 war der beschauliche Ort von heute aber rund 100 Jahre lang einer der wichtigsten Handelsplätze Islands, möglicherweise sogar der wichtigste und größte Handelsplatz der Landes. 

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts, nach Einführung des dänischen Handelsmonopols auf Island, nahmen die dänischen Kaufleute zunehmend einen festen Wohnsitz das ganze Jahr über auf Island, da sie seitdem ganzjährig hier Handel treiben durften (während die Isländer selbst nicht mehr anderen Kaufleuten oder Schiffen handeln durften). Damals wuchs der Ort Eyrarbakki, besonders ab 1700 lebten viele Menschen hier und es war ein großes Handelszentrum. 

Das ältestes Haus, das heute noch in Eyrabakki steht, ist "das Haus" ("húsið"), ein schwarz geteertes Holzhaus mit Wellblech-Dach. Das Haus ist eines der ältesten Holzhäuser Islands. Heute ist hier ein Heimatmuseum untergebracht. Auch dieses Haus geht auf die dänischen Kaufleute am Ort zurück. 

Húsið in Eyrarbakki

"Das Haus" wurde 1765 im Auftrag des dänischen Kaufmanns Jens Lassen errichtet. als Wohnhaus für sich und seine Bediensteten. Die Wände des Hauses bestehen aus dicken Holzstämmen, es heißt, das Haus wurde in Dänemark gebaut und dann per Schiff nach Island gebracht. 

Aus dieser Zeit des dänischen Handelsmonopols stammen auch die Grundmauern der Häuser, die man derzeit  rund um das Fischerdenkmal in Eyrarbakki im Rahmen von archäologischen Ausgrabungen erforscht. 


Das Denkmal, das an die ertrunkenen Fischer aus Eyrarbakki erinnert, wurde 1985 errichtet und am Seemänner-Tag offiziell eingeweiht.


Jedes Jahr am Tag der Seemänner findet hier in der Gemeinde eine feierliche Kranzniederlegung statt (wie hier gestern auch im Nachbarort Stokkseyri am Denkmal für die ertrunkenen Fischer des Ortes), im Anschluss an den Gottesdienst mit musikalischer Begleitung des Kirchenchors.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen