Sonntag, 31. August 2025

Ferjumaðurinn Jón Ósmann (1862 - 1914)

Der Fährmann: Ósmann - der neue Roman von Joachim B. Schmidt 


Es war zwar nicht der Anlass für unseren spontanen Urlaub in Nord-Island, aber wenn ich schon nach Sauðárkrókur komme, war es mir doch ein echtes Bedürfnis, einem ganz besonderen Mann einen kurzen Besuch abzustatten: Jón Magnússon, genannt Ósmann.

Auf unserem Weg über die Straße 75 (Sauðárkróksbraut) von Sauðárkrókur nach Helluland sind wir, kurz vor der Abzweigung der Straße 764 (Hegranesvegur), an einem kleinen Parkplatz mit wunderbarer Aussicht auf den Skagafjörður vorbei gekommen. 

Hier wollte ich hin! Hier am Fabelstrand, mit Blick auf die beiden Brücken, die mittlerweile den Fluss überbrücken, der hier ins Meer fließt, steht nämlich die große Statue von Jón Ósmann, dem Fährmann über den Vestur-Ós, die westliche Flussmündung. 



Wer war Jón Ósmann?

Auf den großen Schautafeln am Parkplatz erfährt man ein bisschen über das Leben dieses Fährmanns, der als der Fährmann mit der längsten Dienstzeit in Island gilt, fast 40 Jahre, und als "der Berühmteste aller isländischen Fährmänner". 

Jón Magnússon wurde am 6. November 1862 geboren, auf dem kleinen Hof Utanverðunes auf der Halbinsel Hegranes, ein Stück in Richtung der Ostseite der Halbinsel, als Zweitältestes von fünf Kindern der Eheleute Magnús Árnason und Sigurbjörg Guðmundsdóttir. 

Jón wuchs auf dem elterlichen Bauernhof auf und unterstützte seinen Vater schon früh bei der Arbeit mit der Seilfähre, mit der von der Westseite von Hegranes die Menschen, Tieren und Waren oft unter gefährlichen Bedingungen über die Flussmündung (ós) der westlichen Bezirkswässer von Hegranes auf die andere Seite nach Sauðárkrókur und zurück übergesetzt wurden. Er arbeitete schließlich fast 40 Jahre lang hier als Fährmann und wurde zu Ósmann, zum "Mann der Flussmündung". 

Gamla Botna - die Alte Seilfähre

Hier auf der Schautafel gibt es ein Foto der alten Seilfähre, die vom Fährmann mit Hilfe eines Drahtes / Seils und einer Kurbel über den Fluss gezogen wurde, immer schräg gegen die Strömung. Auf dem Bild befördert der Fährmann drei Männer mit ihren Pferden und ihren Waren über den Fluss. Da die Arbeit viel Kraft erforderte, konnten nur besonders starke und zähe Männer als Fährmann arbeiten- Die Arbeit war anstrengend. Tag und Nacht, besonders während der Handelssaison im Frühjahr und im Herbst musste er oft Reisende über den Fluss bringen. 

Jón war ein großer Mann, so wird es berichtet, etwa 2 Meter groß und stark, mit dem "Gewicht eines Trolls", so steht es zumindest auf der Info-Tafel am Parkplatz, aber freundlich und meist gelassen. Er wurde gerufen, wenn jemand über den Fluss übersetzen wollte, und da der Weg vom elterlichen Hof bis zur Fähre nicht ganz kurz war, baute er sich eine Unterkunft, eine kleine Hütte in der Nähe der Anlegestelle der Fähre, die Gegend nannte er Furðustrandir, gewissermaßen den "Fabelstrand".

Er war ein besonderer Mensch - ein getreuer Fährmann, Freund, Sohn, Mann und Vater, außerdem auch ein Mann der Worte, aber nicht unbedingt ein Mann vieler Worte - ein Dichter, ein Trinker und ein erfolgreicher Jäger von Vögeln, Fischen und Robben. An der Schautafel ist ein Bild angebracht, das Ósmann und einen Freund, den Bezirksarzt Jónas Kristjánsson, mit ihren Waffen zeigt, im Vordergrund eine erlegte Robbe, deren Alter mit "drei Winter alt" angegeben wird, wie es eben damals üblich war.


Ósmann war großzügig und gastfreundlich, er war bekannt dafür, dass er seinen frischen Fang im Laufe des Tages großzügig verschenkte an Leute, von denen er fand, dass sie es nötiger hatten als er - ebenso wie er seinen Alkohol, seine "braune Flasche", oft mit anderen teilte.

Immer wieder kamen Menschen bei dem Versuch, die oft sehr gefährliche Flussmündung hier zu überqueren, mit der Fähre oder auf eigene Faust mit dem Pferd oder zu Fuß, ums Leben. Allein im 19. Jahrhundert ertranken nachweislich mindestens 50 Menschen hier in den Héraðsvötn, den Bezirkswassern. Immer wieder forderte der Fluss seine Opfer. Daher forderte Ósmann vehement, das endlich eine Brücke über den Fluss gebaut werden sollte. Er schrieb deswegen sogar an Hannes Hafstein, den ersten isländischen Premierminister von 1904 bis 1909 und dann wieder von 1912 bis 1914. 

Schließlich kam die Brücke - aber zu spät für Ósmann, sie wurde erst nach seinem Tod gebaut. 

Jón Ósmann starb am 24.04.1914 im Alter von 51 Jahren

Wie es auf der Schautafel am Denkmal heißt: Er beendete sein Leben in dem Fluss, über den er mit der Fähre übergesetzt und mit dem er in vier Jahrzehnten gekämpft hatte. 

Jón Magnússon, genannt Ósmann, wurde auf dem Friedhof der Kirche von Sauðárkrókur beerdigt. Später wurde auch seine Tochter Agnes hier im Grab ihres Vaters beigesetzt.

Sauðárkrókskirkja

Ósmanns Tochter Agnes (1893 - 1923) war mit Björn Pálmason, einem Bauern aus Glaumbær im Skagafjörður, verheiratet. Ihre Tochter Pálina Ingibjörg Björnsdóttir (1918 - 1990) hatte mit ihrem Ehemann Ingólfur Matthíasson (1916 - 1999) zusammen vier Kinder, auch ihr Sohn Jón Björnsson (1916 - 1975) hatte zwei Kinder. Von beiden Enkeln von Ósmann, Pálina und Jón, leben heute noch zahlreiche Nachfahren. 
 

Die Brücke über den Fluss

Die erste Brücke über die Flussmündung, über die Mündung der westlichen Bezirkswasser, deren Bau Jón Ósmann so oft und nachdrücklich gefordert hatte, wurde 1926 errichtet, 12 Jahre nach Jóns Tod. Auf der Schautafel am Parkplatz gibt es ein Foto von der feierlichen Einweihung der Brücke, mit festlicher Blasmusik und 200 bis 300 Menschen, so heißt es - beachtlich viele für so einen kleinen Ort im Norden Islands. 


Sauðárkrókur
war damals noch eine sehr junge Siedlung

Seit 1858 legten hier Handelsschiffe an, das erste Haus hier wurde aber erst 1871 errichtet. Im Laufe der Zeit kamen dann immer mehr Häuser hinzu, Kaufleute, Handwerker und Fischer ließen sich in Krókur nieder, später kamen auch Regierungsbeamte. Die Kirche wurde wurde 1892 gebaut, 1906 folgte ein Krankenhaus und 1908 die Schule. Im Jahr 1910 lebten knapp 500 Menschen hier; heute sind es gut 2.600 Einwohner. 

Heute wurde die alte Brücke von der isländischen Straßenverwaltung rekonstruiert, sie ist aber nur noch für Fußgänger oder Radfahrer benutzbar, soweit ich es mitbekommen habe.


Die neue Brücke, etwas weiter ins Land hinein, wurde 1995 eingeweiht, um dem zunehmenden Verkehr hier gerecht zu werden. Die neue Brücke ist ca. 100 Meter lang. Die Fundamente der Pfeiler wurden über 20 Meter tief hier in den Sand der Flussmündung getrieben. 


Und hier oben, mit Blick auf die neue Brücke im Süden und die alte Brücke im Norden, steht heute eine große Bronzestatue von Jón Ósmann. Ob Ósmann sich wohl freut, dass heute die Gewässer sicher überbrückt sind und die Menschen, die hier von Ostern nach Sauðárkrókur reisen, nun sicher über das Wasser kommen, wie er es schon seinerzeit so oft gefordert hatte..?



Eine Statue zum Gedenken an Jón Ósmann


Im Jahr 2007 begannen, auf Initiative von Sveinn Guðmundsson, einem Pferdezüchter aus Sauðárkrókur, die ersten Vorbereitungen für die Errichtung der Statue. 

Verwandte und Nachkommen von Ósmann schlossen sich zusammen, es war auch ein Historiker dabei, und dank der Spenden und der freiwilligen Arbeitsleistung von zahlreichen Einzelpersonen, Organisationen und Unternehmen konnte die Idee realisiert werden.

Anfang 2008 schuf die Bildhauerin Ragnhildur Stefánsdóttir (geb. 1958) eine erste Statue des Fährmanns aus Gips. Mitte März wurde die Gipsstatue dann nach England transportiert und dort in Bronze gegossen. Im Sommer 2009 wurde die Bronzestatue von Jón Ósmann dann an ihrem jetzigen Standpunkt am Fabelstrand enthüllt. 

Auf der Schautafel am Fabelstrand sieht man auch ein Foto der Bildhauerin bei der Arbeit an ihrem Model. 



Ein literarisches Denkmal für Ósmann 

Ein Denkmal anderer, literarischer Art für den Menschen Jón Ósmann hat der schweizerisch-isländische Autor Joachim B. Schmidt geschaffen: 

In seinem im März 2025 erschienenen neuen Roman "Ósmann" erzählt er, nach einer wahren Geschichte, seine Interpretation der Geschehnis um den Fährmann Jón Magnússon, genannt Ósmann - füllt die Fakten, die mehr oder weniger auch auf der Schautafel stehen, mit Leben, letztlich auf der Suche nach Antworten auf die Frage, welche Geister Ósmann vielleicht so geplagt hatten, dass er 1914 seinem Leben in "seinem Fluss" selbst ein Ende setzte.

Im Nachwort zu seinem Roman "Ósmann" bedankt sich Joachim B. Schmidt auch bei zwei Urenkeln von Ósmann für ihre Gespräche und ihr Vertrauen - bei Ægir Rafn Ingólfsson (geb. 1948), einem Sohn von Ósmanns Enkelin Pálina, und bei Sigurður Ósmann Jónsson (geb. 1951), einem Sohn von Ósmann Enkelsohn Jón. 

Ich habe mir "Ósmann" als E-Book gekauft, wie man hier sieht - eigentlich mag ich lieber "richtige Bücher", die ich anfassen kann, in denen ich blättern kann, die nach Papier riechen, in denen die Geschichte ganz klassisch zwischen den Buchdeckeln schlummert... Aber wenn ich von Island aus deutsche Bücher lesen will, sind E-Books einfach unschlagbar praktisch! Und gepackt hat mich die Geschichte von Ósmann so oder so... 

Mein Mann Markus hat Joachim B. Schmidt übrigens im Oktober 2023 persönlich erlebt, bei einer Lesung im Zusammenhang mit der Frankfurter Buchmesse. (Seitdem haben wir beide mehrere Bücher von ihm verschlungen!)


Schmidt taucht seine Leser tief ein in das Island, in dem der Fährmann Ósmann lebte, in eine Zeit, wo man das Alter von Menschen und Tieren in den Wintern zählte, die sie überlebt hatten, in der tödliche Unfälle zum Alltag gehörten, ebenso wie Hunger, Kälte und Entbehrung. 

Und in eine Zeit, in der viele Eltern ihre Kinder begraben mussten - wie Jón Ósmann selbst, oder wie schließlich der 85-jährige Magnús Árnason und die 83-jährige Sigurbjörg Guðmundsdóttir, die im April 1914 ihren Sohn begraben mussten, obwohl seine alte Mutter doch eigentlich gar nicht mehr ihr Bett verlassen wollte. 

Oder wie die alte Guðríður, die Bäuerin gewesen war auf Helluland. "Acht Kinder waren es", murmelte sie. "Und nun habe ich sie alle verloren. Acht Kinder waren es. Und nun -"

Tatsächlich war Guðríðurs Klage um ihre toten Kinder der Satz, der mir am meisten aus dem Roman "Ósmann" nachgegangen ist... 




Donnerstag, 28. August 2025

Reynisfjara

Islands gefährlichster Strand


Anfang August 2025 ereignete sich wieder ein tragischer Unfall in Reynisfjara, der mit dem Tod eines 9-jährigen Mädchens aus Deutschland endete. Das Mädchen war wohl in der hinteren Höhle am Strand von einer Welle erfasst worden, war dann noch 20 Minuten unerreichbar auf dem Meer zu sehen, bevor sie verschwand und konnte später nur noch tot geborgen werden.

Nach dem Tod des Kindes gab es viele Diskussionen in Island, wie der schwarze Strand für Touristen sicherer gemacht werden könnte, um künftig weitere tödliche Unfälle hier nach Möglichkeit zu vermeiden. 

In den letzten knapp zwei Jahrzehnten hat es hier am Strand bzw. in der näheren Umgebung insgesamt 7 tödliche Unfälle gegeben. Sieben Menschen sind gestorben, wurden vom Meer erfasst, haben sich den Kopf an den Steinen eingeschlagen oder sind ertrunken. Sieben Menschen sind tot.

Und trotzdem begreifen die Besucher in Reynisfjara immer noch nicht, wie gefährlich dieser wunderschöne Strandabschnitt hier ist.

Um weiteren Unfällen vorzubeugen, wurde nach dem tödlichen Unfall des Mädchens Anfang des Monats die Ampelschaltung geändert, so dass das rote Licht jetzt früher angehen soll, außerdem wurden Ketten und ein Tor installiert, um zu verdeutlichen, dass das Gebiet bei rotem Licht aus Sicherheitsgründen geschlossen ist.

Das Tor steht - es ist geschlossen - das rote Licht leuchtet - es hilft scheinbar nicht viel

Quelle: ruv.is
Vorgestern, am 26. August, hatte das Absperrgitter seinen ersten Einsatz. 

An der Küste herrschte starker Seegang und starke Winde, so dass der Zugang zum Strand von Reynisfjara so gut es ging abgeriegelt wurde, mit dem neuen Zugangstor.

Trotzdem waren es viele Menschen, die an dem geschlossenen Tor vorbei kletterten und auf den Strand, teilweise weit hinunter bis zu den Wellen und sogar in die Höhle liefen, zu eben der Höhle, wo das Mädchen Anfang des Monats von der Welle erfasst und in den Tod gerissen wurde.

Eine Frau, die zu den Landeigentümern hier gehört, und ihr Ehemann waren vor Ort, um die Menschen zu warnen und nach Möglichkeit zurück zu holen, aber etliche der Besucher reagierten zunächst nicht wirklich verständnisvoll.

Vor Ort von Medienvertretern befragt, warum sie denn das rote Licht und das geschlossene Tor missachtet hätten, erklärten die Besucher dann nur, es wäre halt genau jetzt die einzige Möglichkeit, auf ihrer Island-Reise diesen Strand zu besuchen, und die wollten sie sich nicht entgehen lassen. Andere hatten zwar davon gehört, dass der Strand hier besonders gefährlich ist, fanden aber, sie würden doch nur schnell mal hingehen und ein Foto machen, zur Erinnerung, sie wären ja schon vorsichtig, aber das wäre ihnen das Risiko doch wert. Ernsthaft?!?

Nein, verdammt noch mal, ich glaube, diese Menschen haben immer noch nicht verstanden, dass es dieses Risiko eben NICHT wert ist. 

Wenn man "nur" selbst sein eigenes Leben riskiert, ist das vielleicht noch eine Sache, aber was ist mit dem Leben seiner Kinder? Was ist mit den Rettungskräften, die immer wieder alles in ihrer Macht Stehende versuchen, um den Menschen zu retten oder, realistischer, wenigstens zu bergen? Was ist mit den Menschen, die derweil am Strand stehen und zusehen, wie ein Mensch dort ertrinkt? 

Mich macht es so wütend und hilflos, wenn die Besucher in Reynisfjara trotz rot blinkendem Warnlicht und geschlossenem Tor immer noch nicht verstehen, warum es so eine verdammt schlechte Idee ist, einfach am Tor vorbei zu klettern und trotzdem zum Strand zu gehen. Man ist ja vorsichtig, es geht ja schnell, man hat halt nur diese einmalige Gelegenheit... Nein, so funktioniert das nicht!

Die Menschen kapieren es immer noch nicht.

Jeder, der unter solchen Bedingungen an den Strand geht, könnte das nächste Todesopfer hier sein. Das ist doch keine schöne Erinnerung und kein Foto der Welt wert!!!




Sonntag, 24. August 2025

Kolufossar

Die Wasserfälle des Trollweibs Kola 


Unser zweiter Halt auf unserem Urlaub in Nord-Island waren die Kolufossar - die Wasserfälle des Trollweibs Kola.

Nahe der Ringstraße stürzt hier der Fluss Víðidalsá über drei Wasserfälle in die Schlucht Kolugljúfur. Die Schlucht ist 1 bis 2 km lang. 


Man erreicht die Wasserfälle von der Ringstraße aus über die Straße 715 (Víðidalsvegur). Die Straße ist ein gut 13 km langer Rundweg. Kurz vor den Wasserfällen biegt man dann noch einmal ab und fährt den Schildern zum Parkplatz entlang.


Das hier ist der Anfang der 715, die Abzweigung von der Ringstraße. Wir haben allerdings erst ein bisschen gewartet, bis der tierische Querverkehr die Straße gequert hatte und ein Stück weiter wieder auf eine andere Weide auf der anderen Straßenseite abgebogen war. 



Man parkt dann auf dem großen Parkplatz vor der alten Holzbrücke, die den Fluss und die Schlucht Kolugljúfur überspannt, und läuft über die Brücke, um sich die Schlucht anzuschauen.


Die drei Wasserfälle heißen Efrifoss (= "Oberer Wasserfall"), Kolufoss (= "Wasserfall der Kola") und Neðri-Kolufoss (= "Unterer Wasserfall der Kola"). 


Zusammen werden die drei Wasserfälle als "Kolufossar" (= "Wasserfälle der Kola") bezeichnet. 







Aber bitte unbedingt vorsichtig sein! 



Der Fluss Víðidalsá entspringt in einer Hochebene in der ehemaligen Landgemeinde Húnavatn (heute: Húnabyggð) und fließt über eine Strecke von ca. 67 km durch den See Hóp bis zum Meer. Bis zur Schlucht Kolugljúfur, ca. 25 km von der Mündung beim Hóp entfernt, wird hier unterhalb der Wasserfälle von Mitte Juni bis Ende September im Fluss geangelt. Die Wasserfälle Kolufossar in der Schlucht sind so hoch, dass hier kein Lachs weiter den Fluss hinauf kann, deshalb kann man nur im Becken unterhalb des Wasserfalls und im weiteren Verlauf des Flusses bis zum Meer angeln. 

Die Angelrechte im Fluss hat, soweit ich es gefunden habe, der Angel-Club Starir gepachtet. Angel-Interessenten müssen sich somit mit dem Club in Verbindung setzen. Aber der Fluss Víðidalsá und sein Nebenfluss Fitjá sind beide als guter Angelfluss bekannt: Hier werden vor allem große Lachs mit einem Gewicht von rund 20 Pfund geangelt, aber auch Saiblinge und Forellen.

Der Name "Kola" soll übrigens auf das Trollweib Kola zurückgehen:

Sie soll in der Nähe beim Hof Kolugil gelebt haben, nahe dem heutigen Weg zur Schlucht, bevor sie sich dann in die Einsamkeit zurück zog. 

Es heißt, sie habe die Schlucht Kolugljúfur mit eigenen Händen gegraben und dann auf den Steinen bei den Wasserfällen gelebt haben. Auf einer besonderen Platte an der Klippen, die heute noch Kolusæng (= "Bett der Kola") genannt wird, war ihr Schlafplatz. Er befand sich direkt am Fluss, hinter den Wasserfällen, so dass sie morgens noch vor dem Aufstehen direkt vom Bett aus mit ihren langen Armen in das Wasserbecken unterhalb der Wasserfälle greifen und sich den ersten Lachs des Tages noch roh in den Mund stecken konnte. 


Wenn sie aufgestanden war, fing sie mehr Lachse, die sich dann aber gekocht verzehrte - etwas weiter westlich gibt es noch ein großes Loch in einem der Felsen, das Koluketill genannt wird - der Kessel der Kola.  


Das Trollweib Kola soll in der Nähe unter dem Hügel Koluhóll begraben worden sein. 

 

Kaffi Schwarzwald

Das kleine Schwarzwald-Café in Helluland


Bei unsere Fahrt in den Norden Islands waren wir Anfang August 2025 auch am Tag der Eröffnung im Kaffi Schwarzwald, ca. 8 km von Sauðárkrókur entfernt.

Die beiden Deutschen Peony und Daniel, die das Guesthouse Helluland betreiben, haben jetzt im vorderen Bereich ihres Hauses (mit traumhaften Blick in die Landschaft) ihr kleines Schwarzwald-Café eingerichtet, ihr Kaffi Schwarzwald

Die Kaffeestube (kaffistofa) ist grundsätzlich Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. 

Hier gibt es leckeren, selbstgebackenen Kuchen (eine kleine, teilweise wechselnden Auswahl) und verschiedene heiße und kalte Getränke


Mein Mann hatte ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte (Svartaskógarterta) und ich hatte mich für den Frankfurter Kranz (Frankfurtkrans) entschieden - aus alter Heimatverbundenheit, schließlich bin ich ganz in der Nähe von Frankfurt am Main geboren und aufgewachsen und in meiner Kindheit gab es kaum einen Familiengeburtstag ohne Frankfurter Kranz. 

Ich glaube, damit habe ich Peony zuerst etwas erschreckt, aber ich konnte sie schnell beruhigen - ihr Frankfurter Kranz war zwar ein klein bisschen anders als die Version meiner Mutter früher, aber die Seele des Kuchen hat sie perfekt eingefangen und es hat mir wirklich gut geschmeckt! 


Dazu hatten wir Kaffee und eine heiße Schokolade. 


Die Preise 

Ein Stück Torte kostet im Kaffi Schwarzwald aktuell 1.390 ISK (umgerechnet knapp 9,70 €), ein Stück Kuchen 890 ISK (ca. 6,20 €). Kaffeegetränke, Tee und heiße Schokolade kosten zwischen 550 ISK und 670 ISK (etwa zwischen 3,80 € und 4,70 €). Für isländische Verhältnisse sind die Preise eher günstig. 

Das Ambiente

Die beiden Gästeräume des Cafés sind sehr gemütlich und schön eingerichtet, wir haben uns direkt sehr wohl gefühlt. 


Und in die bunten Sofakissen mit ihrem Islandpullover-Design habe ich mich direkt verliebt! 


Klein, aber sehr gemütlich! 


Und die Aussicht aus dem Café ist wirklich traumhaft! Auch wenn wir an dem Tag nicht auf der schönen, neuen Holzterrasse gesessen haben, da das Wetter doch etwas wechselhaft war. 



Der Hof Helluland

Helluland ist ein historischer Bauernhof am Skagafjörður, mit wunderschönem Blick auf den Vestari-Héraðsvötn, übersetzt die "westlichen Bezirkswasser" - ein Gletscherfluss, der aus dem Hofsjökull entspringt und als Vesturós auf der Westseite der Halbinsel Hegranes ins Meer mündet. 

Der Hof Helluland ca. 8 km vom Ort Sauðárkrókur entfernt; mit dem Auto sind es knapp 10 Minuten Fahrt. 



Das Guesthouse Helluland

Der Hof ist über 100 Jahre alt und gilt als eines der ersten Betonhäuser in dieser Region. Lange Zeit diente das Haus neben den Stallungen der Bauernfamilie als Wohnhaus. Im Jahr 2016 wurde das Haus in ein Gästehaus umgewandelt. Es ist ganzjährig geöffnet und bietet mit seinen 5 Gästezimmern gemütlichen Platz für bis zu 10 Personen.

Die heutigen Besitzer, Peony und Daniel, haben das Guesthouse 2020 übernommen und in der Folgezeit liebevoll renoviert und ausgestattet. 

Im vorderen Bereich des Hauses, mit traumhaften Blick in die Weite der Landschaft und auf die Bezirkswasser, haben die beiden jetzt ihr Schwarzwald-Café eingerichtet, ihr Kaffi Schwarzwald


Der Pferdehof Helluland

In den Stallungen sind die Pferde vom Hof untergebracht. Der Pferdehof wird von dem Isländer Andrés Magnússon und seiner deutschen Frau Luka Dreiner geführt. Die beiden bieten ihren Gästen sowohl Reitunterricht als auch Reittouren an, sowohl stundenweise als auch mehrtätige Pferdereisen.



P.S.: Das hier ist keine bezahlte Werbung. Wir waren nicht eingeladen und wir haben unseren Kuchen und die Getränke selbst bezahlt. Aber wir "kennen" die Betreiber vom Guesthouse Helluland online von Instagram, hatten da auch schon netten Kontakt, und als ich dann von der Eröffnung des Schwarzwald Kaffi gelesen habe, genau an dem Tag, als wir in den Norden nach Sauðárkrókur gefahren sind, haben wir spontan noch den kleinen Abstecher gemacht, um das Café kennen zu lernen.


Samstag, 23. August 2025

Hvítserkur

Der Basaltfelsen Hvítserkur 


Der Basaltfelsen Hvítserkur ist ein eigentümlicher, von der Brandung ausgespülter Felsen am Húnafjörður, im Nordwesten Islands, an der Ostküste der Halbinsel Vatnsnes

Der Felsen ist etwa 15 Meter hoch

Er ist ein Nistplatz für zahlreiche Vogelarten, darunter auch die Dreizehenmöwe und der Eissturmvogel. 

Der Name "Hvítserkur" bedeutet wörtlich übersetzt "weißer Kittel", das bezieht sich vermutlich auf die vielen hellen Flecken am Felsen, die ihn wie ein weißer Kittel bedecken - ein weißer Kittel aus weißem Vogelkot. 


Manche erinnert der Felsen an ein trinkendes Nashorn oder einen Elefanzen, für andere ist er ein Troll, der zur Strafe von der Sonne versteinert wurde, weil er das damalige Kloster Þingeyrar in der Nähe vom See Hóp mit Steinen bewerfen wollte. (Das Kloster war bestimmt 20 km vom Felsen entfernt, ich habe aber keine Ahnung, wie weit Trolle Steine schleudern können.)

Seitenansicht

Die Basis des Basaltfelsens wird ständig vom Meer unterspült und ausgehöhlt, im Laufe der Zeit hat der Basalt daher ziemlich gebröckelt. Zudem ist der Felsen zwar ca. 15 Meter hoch und ungefähr genauso breit, tatsächlich aber nur etwa 2 Meter tief. 

Von vorne wirkt der Hvítserverkur also breit und massiv - aber wenn man ihn von der Seite betrachtet, ist er nur ein ganz dünner Strich in der Landschaft! 

Und so wurde schon in den 50er Jahren befürchtet, dass der Felsen instabil werden und einstürzen könne. 

Online bin ich auf einen Beitrag im Morgunblaðið vom 22. Mai 1952 gestoßen, in dem gefordert wurde, dass der Hvítserkur nicht einstürzen darf - Hvítserkur má ekki falla! In dem Beitrag machte sich der Verfasser Ásgeir Magnússon Sorgen, weil die Basis des Felsens in den letzten 13 Jahren deutlich geschädigt wurde, wie er schrieb, und der Felsen nur sehr schmal ist. Er schlug daher vor, dass in gemeinsamer Anstrengung mit 3 bis 4 Tonnen Beton die "Beine" des Felsen verstärkt werden sollten, um den Hvítserkur "für die nächsten 100 Jahre" vor dem Einsturz zu bewahren. 

Quelle: Morgunblaðið vom 22.05.1952

Im Mai 1955 wird in einem anderen Zeitungsartikel davon berichtet, dass eine Spendenaktion gestartet wurde, um Geld für die Rettung des Felsens zu sammeln. Es wurden demnach Postkarten mit einem Bild vom Hvítserkur verkauft, der Erlös sollte für die Stabilisierung des Basaltfelsens verwendet werden. Außerdem hatte sowohl die Gemeinde als auch mehrere Einzelpersonen und Vereine vor Ort und in Reykjavík finanzielle Unterstützung für die Arbeiten zugesagt. 

Die Sammlung war erfolgreich, die "Beine" des Felsens wurden mit Beton verstärkt, um den Hvítserkur langfristig zu stabilisieren. Wann die Arbeiten durchgeführt wurden, habe ich aber leider nicht gefunden. In einem Zeitungsartikel vom August 1988 ist nur die Rede davon, dass der Hvítserkur "vor vielen Jahren" unten verstärkt wurde, weil man befürchtete, dass er einstürzen könne. 


Ich habe hier zum Vergleich zwei Bilder vom Hvítserkur von uns,  eines war vom Sommer 2015, das andere jetzt aktuell vom Sommer 2025. Ehrlich gesagt - ich kann nicht erkennen, ob die Erosion seitdem weitergegangen ist... 


Steigende Besucherzahlen

Während der Hvítserkur früher eher ein "Geheimtipp" war und es nicht viele Besucher bis hierher  schafften, haben sich die Besucherzahlen in letzten Zeit mehr als verdoppelt, die Zahl der Besucher hat deutlich zugenommen: 

Im Oktober 2020 wurde auf dem Fußweg zur Aussichtsplattform ein Zähler eingerichtet, um zu erfassen, wie viele Menschen hier vorbei laufen. Während im April 2022 noch durchschnittlich 126 Menschen pro Tag den Hvítserkur besuchten, also rund 3.770 Menschen im Monat, haben sich die Zahlen in den folgenden Zeit Jahren bis 2024 mehr als verdoppelt, hier waren es schon rund 280 Besucher pro Tag, also knapp 8.500 Menschen pro Monat.

Anfahrt zum Hvítserkur 

Der Basaltfelsen Hvítserkur befindet sich an der Ostseite der Halbinsel Vatnsnes, zwischen dem Hrútafjörur im Westen und dem Húnafjörður im Osten. Entlang der Küste der Halbinsel Vatnsnes führt die Straße 711, der Vatnsnesvegur. Die Straße hat eine Länge von knapp 77 km

Wir sind bei unserem Ausflug nach Nordisland von Westen über die Ringstraße gekommen, auf der Ostseite der Halbinsel sind wir dann auf  die Straße 711 abgebogen und rund 30 km die nicht-asphaltierte Strecke entlang gerumpelt. Hier waren gerade Straßenarbeiten im Gang... Die Fahrt dauerte also eine gewisse Zeit.

Straße 711 - Vatnsnesvegur

Nach rund 30 km biegt man dann auf die Straße 713 (Hvítserksvegur) nach rechts ab. Die Strecke führt ca. 500 m nach unten Richtung Küste, hinunter zum Parkplatz

Als wir ankamen, haben wir uns ein bisschen gewundert - auf der Strecke haben wir kaum andere Autos gesehen, aber am Parkplatz standen doch etliche Fahrzeuge, Menschen liefen herum oder saßen an einem Holztisch und picknickten. Es war durchaus Betrieb, aber wir haben trotzdem noch problemlos einen Parkplatz bekommen. 

Ein Auto mit Touristen stand übrigens oben an der Abzweigung zur 713 - die Insassen diskutierten offenbar, ob sie sich trauten, die Strecke zum Parkplatz hinunter zu fahren. Dabei war die Straße gar nicht in so schlechtem Zustand, es war auch trocken und kein bisschen schlammig, rutschig o.ä. An sich - ein guter Tag für diese Tour!

Vom Parkplatz kann man entweder in die eine Richtung zur Aussichtsplattform laufen, von hier aus hat man von oben einen schönen Blick auf den Basaltfelsen. 


Oder man läuft vom anderen Ende des Parkplatzes über die Wiesen hinunter zum Strand ("fjara"). 




Der Fußweg zieht sich ein bisschen, aber dann kann man die Küste entlang bis zum Hvítserkur laufen...



... und hat dann bei Ebbe einen wunderschönen Blick auf den Basaltfelsen ganz aus der Nähe. 



Die Fahrt zum Hvítserkur über die nicht-asphaltierte Straße zieht sich zwar etwas, es ist kein "kurzer Abstecher" und man kommt nicht zufällig hier vorbei, aber wenn man genug Zeit hat, finde ich diesen Basaltfelsen mit seiner ganz speziellen Form ein sehr lohnendes Ausflugsziel!