Dank einem Tipp von Sabrina vom Island-Blog "Halló Ísland" wurden wir gerade noch rechtzeitig auf eine Veranstaltung rund um die Frankfurter Buchmesse aufmerksam:
Hier las Joachim B. Schmidt aus seinem neuen Roman "Kalmann und der schlafende Berg" (erschienen im August 2023 im Diogenes-Verlag).
Open Books 2023
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Frankfurter Buchmesse veranstaltete die Stadt rund um den Römer das städtische Lesefest OPEN BOOKS mit 111 Lesungen aus den Neuerscheinungen dieses Herbstes. Mit Ausnahme der Eröffnungsveranstaltung war der Eintritt zu allen Lesungen frei.
Es gab Lesungen aus ganz unterschiedlichen Bereichen - von Romanen bis Sachbüchern, Prosa und Lyrik, von namhafte Autoren und Autorinnen und von hoffnungsvollen Debütanten. Und man konnte auch direkt vor Ort am Büchertisch der Frankfurter Buchhandlungen sein ganz persönliches Lektüreexemplar erwerben - auf Wunsch mit persönlicher Widmung vom Autor.
Lesung am Römerberg am 18.10.
Die Lesung fand in der Evangelische Akademie statt, im Panorama-Saal mit einen ganz besonderen Ausblick über die Dächer der Frankfurter Altstadt. Der Raum bietet Platz für bis zu 80 Personen.
Durch die Lesung führte Gerwig Epkes, Redakteur beim SWR in Baden-Baden und hier u.a. für das Literaturmagazin von SWR 2 verantwortlich. Außerdem ist er Herausgeber von Hörbüchern und Kurzgeschichten.
Der Autor Joachim B. Schmidt
Joachim B. Schmidt wurde 1981 in der Schweiz geboren. Er wanderte 2007 nach Island und lebt heute als Doppelbürger mit seiner Familie in Reykjavík.
Zwischen 2013 und 2017 veröffentlichte er im Landverlag seine ersten drei Island-Romane. Im August 2020 erschien sein Roman "Kalmann" als gebundenes Buch im Diogenes-Verlag. Mit "Kalmann" gelang ihm der Durchbruch bei einem breiten Publikum, 2021 erreichte er den 3. Platz beim Schweizer Krimipreis und gewann den Crime Cologne Award.
Die Fortsetzung "Kalmann und der schlafende Berg" erschien jetzt im August 2023, auch seine ersten drei Island-Romane werden noch bei Diogenes als Taschenbücher erscheinen.
Kalmann
Ort der Handlung ist Raufarhöfn, ein kleiner Fischerort auf der Ostseite der Melrakkaslétta, der "Ebene der Polarfüchse", einer Halbinsel im äußersten Nordosten Islands - der nördlichste Handelsort des Landes, keine 20 km südlich des Polarkreises.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Ort zu einem Zentrum der Heringsfischerei. In den 1960er Jahren wurde er sogar zur größten Heringsstadt des Landes. Damals lebten hier über 600 Einwohner, außerdem während der Saison noch so viele Fischer und Arbeiter aus ganz Island und sogar auch aus dem Ausland, dass teilweise bis zu 4.000 Menschen in Raufarhöfn lebten / arbeiteten. Dann verschwand 1967 der Hering - und in der Folge auch fast alle Arbeitsplätze und ganz viele Menschen. Der Ort gleicht in gewisser Weise fast einer Geisterstadt. Heute leben hier nicht einmal mehr 200 Einwohner.
Raufarhöfn im Juli 2019 |
Es gibt allerdings Anstrengungen, dieser Landflucht entgegen zu wirken und den Ort lebenswert zu erhalten. Es gibt noch eine Grundschule, eine Turnhalle mit Schwimmbad, eine Tankstelle, einen kleinen Laden, ein Restaurant, ein Hotel, einen Zeltplatz...
Als Touristen-Magnet wirkt auch der "Arctic Henge":
Dieses Kulturdenkmal sollte die Magie des Ortes einfangen und die alten Mythen spürbar machen. Geplant war eine große Anlage aus Stein, mit einem Durchmesser von 50 Metern, vier steinernen Eingangstoren und in der Mitte vier Säulen, die sich oben in einem Schlussstein treffen - mit einem Loch, durch das man in den Himmel schauen kann.
Aus dem Prospekt für den Arctic Henge |
Nachdem die ersten Sponsoren für das Projekt gefunden waren, begannen die Arbeiten im Herbst 2003. Die Eingangstore wurden errichtet sowie die Säulen mit dem Schlussstein in der Mitte. Dann kam es zu Problemen mit der Finanzierung und die isländische Wirtschaftskrise 2008 beendete alle weiteren Baufortschritte. Bisher ließ sich das Projekt nicht weiter fortführen.
Hier am Ende der Welt in Raufarhöfn lebt auch die Hauptfigur des Buches. Kalmann Óðinsson ist fast 34 Jahre alt und ist der zweitbeste Gammelhai-Hersteller Islands. Und er hat von dem besten gelernt, von seinem Großvater. Kalmann hat Fischsuppe im Kopf, sagten die Kinder früher, er ist ein bisschen anders als andere. Aber sein Großvater konnte ihm alles so erklären, dass er es verstand. Aber jetzt ist sein Großvater nicht mehr da, dement und im Altenheim in Húsavík, 150 km weit weg von Raufarhöfn, und kann Kalmann keinen Rat mehr geben, als er im Schneetreiben beim Artic Henge in eine Blutlache stolpert.
Mir hat "Kalmann" sehr gut gefallen. Die präzise Sprache und das ganz eigene, langsame Tempo des Buches haben mich unweigerlich in ihren Bann gezogen. Das Ende fühlte sich ein bisschen so an wie ein dumpfer Schlag in die Magengegend...
Ortsausgang von Raufarhöfn |
Eigentlich war die Geschichte von Kalmann mit dem ersten Buch erzählt. Aber dann, so erzählte Joachim B. Schmidt auch bei der Lesung in Frankfurt, stürmte am 6. Januar 2021 in den USA eine wütende Menge von Trump-Anhängern das Kapitol. Im ganzen Land gab eskalierte die Situation. Und in den isländischen Medien machten Handy-Bilder die Runde von einem jungen, etwas pummeligen Mann, mit einer großen Trump-Fahne in der Hand und einer kleinen Island-Flagge am Rucksack, der verwirrt in dem Getümmel rumstand. Alle fragten sich, wer das ist, ist das ein Isländer, ist das einer von uns..?!? Was macht der da?!?
Nur Joachim B. Schmidt wusste sofort, wer das war: Kalmann. Sein Kalmann! Und so bekam "Kalmann" eine Fortsetzung: "Kalmann und der schlafende Berg". Eben eine der Neuerscheinungen, die bei den Open Books bei der Frankfurter Buchmesse 2023 vorgestellt wurde.
Sabrina ließ sich ihr Buch signieren und es ergab sich noch ein kurzes persönliches Gespräch. Besten Dank für das interessante Event!
Ich habe mir "Kalmann und der schlafende Berg" auf Island als E-Book gekauft und es dann gemütlich im Hot Pot verschlungen.
NAch Kalman, das Buch heißt bei mir nur "Der Sheriff von Raufahöfn", habe ich Kalman und der schlafende Berg gelesen. Auch in diesem Buch habe ich Kalman mehr denn je geliebt. Zuerst dachte ich "na ja", Dann aber fing ich Feuer. Übrigens auch das Buch "In Küstennähe" strahlt eine Liebe aus, die einen umfängt. Danke Joachim für diese schönen Zeilen. Im Moment bin ich am Tell, wollte ich schon zur Seite legen, aber dann...
AntwortenLöschenHab vergessen: Am Tisch sitzt ein Soldat. Wieder sehr emotional und auf der letzten Seite möchte man heulen und denkt: "Das muss doch weitergehen".
LöschenI'm grateful for the time and effort you invest in creating meaningful posts.
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