Blick vom Flughafen Keflavík am 03.11.2023 |
Freitagmorgen: Erdbeben-Warnung am Handy
Der Tag fing schon "gut" an - als ich aufwachte, hatte ich von Google eine Erdbeben-Warnung auf dem Handy: In Ihrer Nähe hat sich um 3.51 Uhr ein Erdbeben der Stärke 5,1 ereignet. Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier...
Mit einer Erdbeben-Warnung von Google auf dem Handy, die ich am 31. Juli 2022 in Selfoss bekommen hatte, fing es schon mal - bei dem Ausbruch am Fagradalsfjall letztes Jahr ab dem 3. August 2022.
Ich selber hatte die Nacht zwar nicht so richtig gut geschlafen, aber ich kann nicht behaupten, dass ich das Erdbeben bemerkt hätte. Andere Menschen schon, ich habe von mehreren aus Selfoss gelesen, dass sie das Beben in der Nacht gespürt haben. Ich habe dann direkt auf vedur.is und auf der Website vom Morgunblaðið geschaut - hier ist das Erdbeben von 3.51 Uhr offiziell "nur" mit einer Stärke von 4,2 angegeben.
Das Beben war aber wohl relativ lang, vielleicht deshalb der Unterschied zwischen der Google-Warnung und den offiziellen Daten - ist aber nur meine Spekulation. Letztes Mal lag die Schätzung von Google näher am endgültigen Wert des Bebens als die ersten Zahlen von vedur.is.
Weiteres Beben um 8.06 Uhr mit einer Stärke von 4,3
Ich habe auch dieses Beben nicht gemerkt, ich war um die Zeit gerade unterwegs nach Reykjavík. Im Autoradio auf dem Weg nach Keflavík habe ich dann im Radio von dem nächsten großen Beben gehört. Derweil immer wieder der Blick auf die Berge - nein, noch alles ruhig, noch kein Ausbruch zu sehen...
23 Beben über 3 in den letzten 48 Stunden
Die seismische Aktivität auf Reykjanes hat seit Freitagnachmittag erst einmal wieder deutlich nachgelassen, aber der Landanstieg geht weiter und es wurden weitere 900 Erdbeben registriert. Die Daten deuten auf eine Magmaansammlung in etwa 4 bis 5 Kilometern Tiefe beim Berg Þorbjörn hin, etwa 5 km nordöstlich von Grindavík.
Evakuierungspläne für Grindavík und die Blaue Lagune
Manche Vulkanologen gehen davon aus, dass ein Ausbruch dieses Mal bei Illahraun erfolgen könne, ca. 1 bis 1,5 km von der Blauen Lagune und Svartsengi entfernt und 3 bis 4 km von Grindavíik weg.
Damit wäre im Falle eines Ausbruchs dann ggf. wichtige Infrastruktur betroffen, die Blaue Lagune ist eine der Haupt-Touristen-Attraktionen in der Region und wird täglich (grob geschätzt) von etwa 3.000 Menschen besucht. Aktuell gibt es Pläne für eine Evakuierung, die Verantwortlichen gehen derzeit davon aus, dass eine "Vorwarn-Zeit" von 2 Stunden ausreichend ist, um alle Menschen von dort in Sicherheit zu bringen.
Blaue Lagune (2013) |
Gefahr für die kritische Infrastuktur
Gefahr besteht auch für das Geothermalkraftwerk Svartsengi, in dessen "Abwasser" die Menschen in der Blauen Lagune baden.
In dem Kraftwerk wird seit 1978 die geothermale Energie vor Ort genutzt - heute werden von hier aus rund 30.000 Menschen in der Region mit Heißwasser und Strom versorgt.
Laut den aktuellen Notfallplänen könnten die Menschen bei einem Ausfall von Svartsengi bis zu einem gewissen Grad behelfsmäßig mit Strom und Trinkwasser versorgt werden, allerdings nicht in dem gewohnten Umfang. Es müssten also alle ihren Verbrauch "ein bisschen reduzieren", so der Bürgermeister von Reykjanesbær.
Es wird geprüft, ob es möglich wäre, ein Stromkabel vom Kraftwerk Reykjanes nach Svartengi und dann weiter nach Grindavík zu verlegen, um die Menschen zumindest notfallmäßig mit Strom zu versorgen, ggf. sollen auch Dieselmotoren für Notstrom installiert werden.
Das größte Problem wäre vermutlich das Heißwasser
Sollte das Heißwasser von Svartsengi wegfallen, wären diese Haushalte alle ohne warmes Wasser - was einen echten Notfall bedeuten würde. Ohne Heißwasser könnten die Menschen in Suðurnes ihre Häuser nicht mehr heizen. Im Winter ausgesprochen unpraktisch. Derzeit wird diskutiert, ob der Katastrophenschutz die Menschen dann ggf. mit Camping-Öfen versorgen könnten oder ob die Leute ggf. in Sammelunterkünften untergebracht werden müssten.
Es besteht also die reale Gefahr, dass es bei einem Ausbruch jetzt nicht bei einem schönen "Touristen-Ausbruch" bliebe, wie die letzten drei Male. Auch der internationale Flughafen von Keflavík wäre dann von einem Ausbruch betroffen. Ein Ausfall / Untergang des Kraftwerks Svartsengi und der Ausfall der kritischen Infrastruktur hätte für die Menschen in der Region und letztlich auf ganz Island drastische Folgen.
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