Gutes Wetter im Herbst
Manchmal hat man einfach Glück. Eine Freundin von uns ist aktuell gerade spontan in den Urlaub geflogen, in den Süden, weil sie hier auf Island in den letzten 6 Wochen gerade mal an 6 Tagen die Sonne gesehen hatte. Aber quasi direkt nach ihrer Urlaubsbuchung hat sich das Wetter hier geändert und aktuell ist es gerade richtig, richtig schön hier!
Knackig kalt, stellenweise seit Tagen durchgehend gefroren, aber strahlend schön!
Ausflug ins Haukadalur
Ich habe das gute Wetter gestern noch mal genutzt, um einen Ausflug ins Hochtemperaturgebiet Haukadalur zu machen, ist nicht weit von uns. Einfach nur rumlaufen, Fotos machen und genießen!
Als ich ankam, war noch ziemlich wenig Betrieb, es standen zwar mehrere Busse vor dem Eingang, der Pkw-Parkplatz vorne war aber noch ziemlich leer.
Als ich dann gut 1,5 Stunden später wieder gefahren bin, sah das allerdings schon wieder ganz anders aus, da waren es dann weniger Busse, dafür war der Parkplatz für die Pkw sehr gut gefüllt bis in die hintersten Reihen. Es ist eben alles eine Momentaufnahme...
Der Geysir Strokkur
Der Geysir Strokkur spuckt seine heißen Wasserfontäne bis zu 35 Meter hoch in die Luft, je nach "Tagesform", Wetterbedingungen etc. Der Name "Strokkur" bedeutet übrigens "Butterfass".
Ich bin dann einfach rumgelaufen und habe das tolle Wetter und die strahlenden Herbstfarben genossen...
Goshver - Geysir
Ein Geysir ist eine heiße Quelle, die in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen kochend heißes Wasser und Dampf ausstößt, oft viele Meter hoch in die Luft.
In vielen Sprachen werden diesen Quellen nach dem Großen Geysir hier im Haukadalur benannt, auf Deutsch ist der Geysir oder der Strokkur also ein "Geysir", auf Englisch ist es ein "Geyser".
Auf Isländisch sagt man zu einem Geysir übrigens goshver - "hver" ist eine "heiße Quelle" und "gos" kommt von "að gjósa" = "sprudeln, ausbrechen", ein Geysir (= goshver) ist also wörtlich eine heiße Quelle, die ausbricht. Von "gos" spricht man übrigens auch bei einem Vulkanausbruch ("eldgos") oder bei einem Softdrink mit Kohlensäure ("gos").
Der Geysir Strokkur spuckt seine heißen Wasserfontäne bis zu 35 Meter hoch in die Luft, je nach "Tagesform", Wetterbedingungen etc. Der Name "Strokkur" bedeutet übrigens "Butterfass".
Am Strokkur hatte ich genug Zeit, mir etliche Ausbrüche aus verschiedenen Perspektiven anzuschauen. Gestern war diese "blaue Blase", die oft einem Ausbruch vorangeht, wirklich gut zu beobachten.
Ja, es war schon Betrieb hier, stoßweise schon viele Menschen, aber mit genügend Zeit ist das auch gar kein Problem. Da warte ich eben einen Ausbruch in der 2. Reihe ab, ddanach gehen die meisten Leute direkt wieder und ich kann vorrücken und habe dann für den nächsten Ausbruch eben meinen "Logenplatz" mit direktem Blick auf den spuckenden Geysir.
Schön finde ich auch oft die Gespräche der anderen Touristen - gestern hatte ich zwei ältere Touristinnen neben mir, die eine war fest überzeugt, der Strokkur bricht alle 7 Minuten aus, das hätte sie gelesen, die andere meinte, nein, alle 8 Minuten, sie hat auf die Uhr geguckt, in einer Minuten bricht er aus...
Äh - nein, er spuckt unregelmäßig, manchmal zwei Mal direkt hintereinander, manchmal muss man ein bisschen länger warten, mal spuckt er höher, mal sieht es eher wie ein "Fehlversuch" aus - man weiß es vorher nie, und genau das finde ich wunderschön!
Der Große Geysir
Berichte überliefern den ersten Ausbruch des Großen Geysirs (Stóri Geysir - Großer Geysir) für das Jahr 1292, nach größeren Erdbeben im Geothermalgebiet Haukadalur. Er ist damit der älteste bekannte Geysir und gelegentlich immer noch aktiv. Namentlich erwähnt wurde er erstmals 1647.
Nach einem großen Beben 1630 soll der Geysir besonders aktiv gewesen sein, die Wassersäule seiner Ausbrüche erreichte damals wohl Höhen von 60 bis 80 Metern.
Im Laufe der Zeit änderte sich das Ausbruchsverhalten des Geysirs immer wieder drastisch, vor allem nach Erdbeben in der Region. Über längere Epochen stellte er seine Aktivität ganz ein. Ende des 19. Jahrhunderts brach der Geysir nur noch einmal in drei Wochen aus, nach einem Erdbeben 1896 sprang der dann wieder 1 bis 2 Mal am Tag. Danach nahm die Aktivität des Geysirs wieder deutlich ab, durch etliche Erdbeben war die Oberfläche (= Kühlfläche) wohl zu groß geworden und er "spuckte" nicht mehr. Zeitweise kippte man Seifenlauge in den Geysir, um ihn für Besucher doch noch zum "Überkochen" zu bringen - eine Praxis, die mittlerweile aus Umweltschutzgründen zum Glück verboten ist.
Bei den Erdbeben in der Region im Juni 2000 brach der Geysir dann wieder aus, sogar mehrfach am Tag, seitdem hat seine Aktivität aber wieder deutlich nachgelassen, heute gilt er als "dormant" (= inaktiv).
Technisch gesehen spricht man wohl von einem "inaktiven Geysir" (= "dormant geyser"), wenn ein Geysir seit zwei Jahren nicht mehr ausgebrochen ist, also kein eruptives Verhalten mehr gezeigt hat.
Ich persönlich habe bisher bei vielen Besuchen hier im Haukadalur noch keinen Ausbruch des Großen Geysirs miterlebt - aber ich kenne zumindest Leute, die das schon erlebt haben...
Die Thermalquelle Blesi
Die Thermalquelle Blesi ist eine heiße Quelle mit zwei verschieden farbigen Becken. Das Wasser der Quelle läuft zuerst in das erste Becken, das gefüllt ist mit farblosem, kochend heißen Wasser. Dieses Becken dampft meistens auch ordentlich (der Dampf ist übrigens nicht unbedingt geruchlos). Aus dem ersten heißen Becken fließt ein Teil des Wassers dann über in das zweite Becken - dessen Oberfläche leuchtet wunderbar intensivblau.
Diese Färbung entsteht durch die im Thermalwasser enthaltene Kieselsäure, die bei Kontakt mit Luft bestimmte Molekülketten bildet, die bei einer etwas niedrigeren Temperatur dann die Umgebungsluft reflektieren - deshalb diese intensive blaue Farbe.
Schon schön hier! Na gut, vielleicht nicht ganz geruchsneutral, muss ich zugeben... aber mittlerweile mag ich den Geruch - es riecht so heimelig und nach Island!
Die sogenannte "heiße Köningsquelle" liegt oberhalb von Geysir und der Thermalquelle Blesi. Die Quelle erhielt ihren Namen zu Ehren des dänischen Königs Christian IX., der das Geothermalgebiet 1874 besuchte.
Auf jeden Fall hat man von hier eine herrliche Aussicht! Auch wenn ich bei dem Wetter die Gletscher am Horizont nicht sehen konnte, hier hingen dann doch ein paar Wolken, ganz weit weg.
Einfach nur wunderschön hier, finde ich - jedes Mal wieder!
Mit ein paar letzten Blicken auf den Strokkur, ...
...die traumhaft schöne Herbstlandschaft...
...und das Eis, das hier von der Thermalquelle Blesi die Hang hinunter läuft, breche ich wieder auf.
Auch hier am Strokkur sieht man gut, dass es ordentlich kalt ist - vorne das Wasser ist gefroren, während hinten der Strokkur sein heißes Wasser in die Luft spuckt - was dann aber in der Luft schnell abkühlt.
So, ab mit mir, langsam wird mir doch kalt!
P.S.:
Dank des schönen Wetters konnte ich mich abends dann noch zu Hause über schöne Nordlichter freuen, die im Norden am Himmel tanzten oder, wie hier, sich quasi wie ein Regenbogen über den ganzen Hommel spannten...