Samstag, 29. August 2020

Caves of Hella

Die Höhlen von Ægissíða



Habt Ihr schon mal die Höhlen von Ägissíða besucht..?

Wir waren bisher noch nie da, aber unser Klempner hatte uns erzählt, dass er mit seiner Familie dort war und es ihnen gefallen hat... also sind wir auch mal hingefahren und haben es uns angeschaut!

Zwischen Hella und Vík gibt es etwa 200 von Menschen geschaffene Höhlen, viele von ihnen sind heute noch intakt. Allein auf dem Gelände des Hofes Ægissíða wurden 12 künstlich angelegte Höhlen entdeckt, vier von ihnen kann man heute auf einer geführten Tour besichtigten, in drei der Höhlen darf man dabei hinein.

Hellarnir við Hellu - die Höhlen von Hella 

Die "Caves of Hella" liegen direkt am Ortseingang von Hella (aus Richtung Reykjavík / Selfoss kommend) an der Ringstraße. Der Name "Hella" deutet ja schon auf die Höhlen hier hin, er kommt nämlich vermutlich von "hellar" = "Höhlen".


Die Höhlen kann man nur im Rahmen der Tour besichtigen. Im Sommer werden täglich 3 Touren (um 12, 14 und 16 Uhr) angeboten, im September findet dann nur noch am Wochenende jeweils um 14 Uhr eine Führung statt. Die Tour dauert etwa eine Stunde. Aktuell (Aug. 2020) liegt der Preis bei 2.900 ISK für Erwachsene (gut 18 €), Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre sind umsonst.

Das Alter der Höhlen? 
Nichts Genaues weiß man nicht.

Die Höhlen hier sind künstliche Höhlen, die von Menschen in den hiesigen Sandstein gegraben wurden. Wie alt diese Höhlen sind, weiß man nicht - die Gelehrten streiten sich. Belastbare archäologische Datierungen gibt es nicht. Es wird vermutet, dass die Höhlen ggf. um 1200 gebaut wurden, sie können aber durchaus auch älter oder jünger sein.

Erste schriftliche Quellen

Die ersten schriftliche Erwähnung von menschengemachten Höhlen auf Island findet man in einem Buch aus dem Jahr 1099 über den isländischen Bischof und Nationalheiligen Þorlákur Þórhallsson (1133 - 1193). (Das ist auch insoweit interessant, weil es keine vergleichbaren Höhlen in Norwegen gibt, auf Irland in der Zeit der Wikinger aber sehr wohl solche Höhlen angelegt wurden.)

Der erste schriftliche Bericht über die Höhlen hier auf Ægissíða stammt allerdings erst aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, als der zuständige Bezirksamtmann in einem Bericht 18 Höhlen auf dem Gebiet erwähnte.

Blick aus der Höhle nach oben

Nutzung bis ins 20. Jahrhundert

Die Höhlen hier bei Hella wurden noch bis ins 20. Jahrhundert rege genutzt, als Ställe oder Unterstände für die Tiere, aber auch als Vorrats- und Lagerräume für Lebensmittel.

Dies änderte sich erst nach dem dem 2. Weltkrieg - in den 40er Jahren hatten die Amerikaner hier in der Gegend Hangars für ihre Flugzeuge gebaut. Als die Hangars nach dem Krieg leer standen, benutzten die Einheimischen die leerstehenden Bauten dann einfach als Unterstände und Ställe für ihre Schafe, die früher in den Höhlen untergebracht worden waren. Die Höhlen standen jetzt vielfach leer.

Teilweise werden die Höhlen aber auch heute noch als Lager und Vorratsräume genutzt - eine Höhle dient sogar als Garage.


Geheimnisvolle Zeichen 

An den weichen Sandsteinwänden der Höhlen findet man, wenn man erst einmal genauer hinschaut, ganz viele eingeritzte Zeichen, Buchstaben, Bilder, Jahreszahlen etc.


Teilweise findet man auch Runeninschriften, auch Namen in Runenschrift, die man aber auch nicht datieren kann, und die genauso gut sehr alt oder sehr jung sein können.


Allerdings kann man wohl davon ausgehen: Halldór war vermutlich 1967 hier in dieser Höhle.


Die Höhle "Fjóshellir" (= "Kuhstall-Höhle") wurde bis 1975 lange Zeit als Kuhstall des Hofe genutzt. Noch heute wird diese Höhle gelegentlich als Kapelle genutzt, hier finden dann Gottesdienste, Hochzeiten oder Konzerte statt.


Mit der richtigen Beleuchtung erkennt man hier das christliche Kreuz an der Wand der "Kapelle". Manche glauben, das Kreuz stamme von der "papar", irischen Mönchen, die vor der Landnahme Islands durch die Wikinger aus Norwegen und Dänemark hier gelebt haben sollen.


Die Führung war übrigens auf Isländisch, die Mehrzahl der Besucher waren ja auch Isländer, vor allem isländische Familie. Es waren allerdings außer uns auch noch einige andere Ausländer dabei, daher gab uns unser Guide zu jedem Thema im Anschluss an die isländischen Erläuterungen noch eine komprimierte Fassung auf Englisch. Ich fand sein Isländisch übrigens wunderbar langsam, klar und deutlich, so dass wir da schon viel verstanden haben und es unserem mitreisenden Nachwuchs direkt weitergeben konnten. 

Insgesamt fand ich unsere Tour durch die Höhlen wirklich interessant und die Führung war von dem Guide auch sehr gut und anschaulich gemacht. Ich bin froh, dass wir hingefahren sind!




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