Montag, 20. Juni 2022

Gleðilegan þjóðhátíðardag - der isländische Nationlfeiertag

Gründung der Republik am 17. Juni 1944


Nachdem 930 in Þingvellir der Freistaat Island ausgerufen wurde, unterwarfen sich die politischen Führer 1262 dem norwegischen König. Um 1380 ging Island dann an das Königreich Dänemark.

Nach über 500 Jahren unter dänischer Herrschaft wurde Island 1904 von Dänemark die weitgehende Selbstverwaltung gewährt. Am 1. Dezember 1918 wurde Island dann souverän, blieb aber in einer Realunion mit Dänemark und der dänische König war weiter König von Island. In den Wirren des 2. Weltkrieg nutzte Island die Gelegenheit, als Dänemark besetzt war, und rief am 17. Juni 1944 in Þingvellir die Republik Island aus. 

Heute wird der 17. Juni im ganzen Land mit vielen verschiedenen Events und Aktivitäten fröhlich gefeiert. 


Zu Besuch am 17. Juni 2022 in Reykjavík 

Die offiziellen Feierlichkeiten in Reykjavík beginnen immer mit einer Festgottesdienst in der Dómkirkja, allerdings nur für geladene Staatsgäste. Wir waren spät dran (und außerdem nicht eingeladen), also blieb uns nur, die schicken Autos vor der Kirche zu bewundern. 


Um 11 Uhr begann der Festakt auf dem Austurvöllur mit allen geladenen Staatsgästen, Botschaftern und anderen Honoratioren. Der Präsident von Island, Guðni Jóhannesson, legte einen Kranz am Denkmal von Jón Sigurðsson nieder, die Premierministerin Katrín Jakobsdóttir hielt eine Grundsatzrede. 


Wie gesagt, wir waren etwas spät dran, so dass wir die Feierlichkeiten nicht aus der ersten Reihe mitverfolgt haben. Über den Reporter, der die Feierlichkeiten vom Autodach mitverfolgt hat, habe ich mich aber gefreut - der hatte eine richtig gute Aussicht!

Von der Rede der Ministerpräsidentin habe ich traurig wenig verstanden, auch wenn ich immerhin mitbekommen habe, dass sehr oft vom Krieg in der Ukraine die Rede war. 


Die Bergfrau - die Personifikation Islands

Ein Chor sang, anschließend trug die Bergfrau ("fjallkona") ein Gedicht der preisgekrönten isländischen Autorin Brynja Hjálmsdóttir (geb. 1992) vor. Dieses Jahr war die Bergfrau beim Festakt auf dem Austurvöllur Sylwia Zajkowska, eine gebürtige Polin, die schon lange auf Island lebt. 


Eine Freundin, die wir zufällig während der Zeremonie auf dem Austurvöllur trafen, hatte sich beim Vortrag des Gedichts über die Aussprache gewundert - ob das Alt-Isländisch wäre..? Vielleicht läge es ja am Metrum des Gedichts... Hinterher habe ich dann in der Zeitung gelesen, dass der "ausländische Akzent" der Bergfrau in den sozialen Medien Thema war, die Mehrheit aber sehr angetan war von der Gedicht-Interpretation. 

Ich habe die Bergfrau leider nur von hinten gesehen, als sie nach ihrem Gedichtvortrag wieder ins Parlament ging. 

Hier kamen auch der Premierminister und die Ministerpräsidenten vom Staatsakt auf dem Platz zurück in das Parlament, ... 


...unterhielten sich aber erst spontan noch mit jungen Pfadfindern. 


Das Auto des Präsidenten, wohl ein Packard von 1942, wartete derweil geduldig vor dem Parlament. 


Hach ja - ich liebe ja schon allein das Kennzeichen!


Auch die Blaskapelle wartete geduldig auf ihren Einsatz, ... 


... bis die offiziellen Staatsgäste in ihren festlichen Kleidern gegangen waren ....


... und die Leute in isländischer Nationaltracht, ... 


... dann konnte die Kapelle losmarschieren.



Hier gingen noch einige der Frauen in Tracht ins Rathaus der Stadt - entlang der vielen Island-Flaggen, die auf der Brücke wehten. 



Krakkaveldi - Kinder an die Macht 

Krakkaveldi ist eine Organisation von Kindern für Kinder, die die Welt verändern wollen, insbesondere die Strukturen zwischen Kindern und Erwachsenen. Das Angebot des Vereins richtet sich vor allem an Kinder zwischen 7 und 11 Jahren. 

Zum Nationsfeiertag zog ein Umzug von "krakkaveldi" laut und bunt durch die Stadt, anschließend übernahmen die Kinder das Kulturzentrum Iðnó am Tjönin und boten hier ein buntes Kultur- und Spielprogramm gemeinsam für Kinder und Erwachsene - ohne langweilige Reden und Regeln. 



Þjóðhátíðarskrúðganga - Parade zum Nationalfeiertag

Um 13 Uhr startete dann der große Festumzug vor der Hallgrímskirkja, die Skólavörðustígur hinunter bis zum Festivalgelände in Hljómskálagarður, dem Park am Tjörnin. 

Angeführt von isländischen Pfadfindern... 


...zogen zwei Umzüge mit Musikkapellen und Menschenmassen durch die Stadt.


Ein Zug kam den Skothúsvegur hinunter, der andere Zug ging unten an der Fríkirkja am See entlang.




Auch mehrere Kunst-Aktionen waren bei der Parade dabei, ...


... darunter auch dieser große silberne Drache, der von mehreren Akteuren bewegt wurde. 



Ein Extra-Programmpunkt waren auch die Trolle, die sich "erstmal seit hunderten Jahren" wieder unter die Menschen wagten. Ab 13 Uhr konnte man die Trolle auch vor der Hallgrímskirkja besuchen, andere nahmen am Umzug teil. Schließlich waren die Trolle "neugierig auf die Menschen" und wollten möglichst viele Leute ermutigen, zu kommen und den Troll ("tröll") kennen zu lernen.




Bílasýning Krúserklúbbsins - 
Autoshow auf der Brücke über den Tjörnin


Der "Krúserklúbb", ein 2006 gegründeter Cruiser-Club, veranstaltet am Nationalfeiertag traditonell eine Auto-Ausstellung. Die Oldtimer des Clubs fahren am Mittag eine Runde durch die Stadt, anschließend kann man die historischen Fahrzeuge auf dem Skothúsvegur, an der Brücke über den Teich am Rathaus, bewundern. 


Der kleine Kerl hier ist getreulich jedes Jahr wieder dabei - z.B. auch 2016 war er schon fleißig im Einsatz.


Aber auch die anderen Autos sind hingebungsvoll gepflegt und für die Show herausgeputzt ... 


... und natürlich auch entsprechend beflaggt. 


Überhaupt ist die ganze Stadt am Nationalfeiertag voller Island-Flaggen, die fröhlich überall im Wind wehen.



Im Park hinter dem Tjörnin, dem Stadtteich am Rathaus, war das große Festgelände, mit vielen Hüpfburgen für Kindern, Ständen, Essensbuden... 



Auch Wettbewerbe zum stärksten Mann Islands (in der Klasse bis 90 bzw. bis 105 kg) und der stärksten Frau Islands 2022 fanden hier im Park statt. Wir konnten zusehen, wie hier die Männer einen Wettkampf auftrugen, dabei mussten sie einen Sack mit 120 kg Gewicht möglichst weit tragen. 


Dabei liefen die Teilnehmer mit dem Sack über die Wiese, bis zu diesem Wendepunkt und wieder zurück über die Anfangslinie, und das wieder und wieder. 


Unter den anfeuernden Rufen der Zuschauer haben die Männer alles gegeben, ...


... bis sie nicht mehr konnte.



Musik und Tanz im Park

Im Park traten auf der großen Bühne ab 14 Uhr auch zahlreiche Musiker auf.

Den Anfang machte hier das isländische Hip-Hop-Duo JóiPé & Króli. Die beiden jungen Musiker hatten 2018 das meistverkaufte Album auf Island und gewannen auch die isländischen Music Awards für das beste Hip-Hop-Album. JóiPé ist übrigens ein Neffe des isländischen Präsidenten.


Als letzte Band sollten noch die Reykjavíkurdætur auftreten, die "Töchter Reykjavíks", eine Gruppe von 10 isländischen Künstlerinnen, die Rap bzw. Hip-Hop machen und die auch schon mehrere Preise gewonnen haben. Dieses Jahr beim nationalen Vorentscheidung zum ESC belegten die "Töchter Reykjavík" den 2. Platz. 

So lange waren wir allerdings nicht dabei, weil wir noch zum Wikinger-Festival nach Hafnarfjörður wollten (den Bericht dazu findet Ihr hier). 



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