Sonntag, 30. Juni 2024

Næturbjart sumar

Nachthelle Sommer


Die Sommersonnenwende war vor 10 Tagen, jetzt werden die Nächte schon wieder länger, auch wenn der Sommer - hoffentlich - zum Gutteil noch vor uns liegt. 

In einem isländischen Text ist mein Mann jetzt auf das Wort "næturbjart" gestoßen - "nachthell". Ich finde das Wort sehr treffend für die isländischen Sommernächte, ein sehr schönes, anschauliches Wort! 

Aber Island im Sommer ist eben wirklich "nachthell"... 

Am 20. Juni war der Tag bei uns knapp 21 Stunden lang, vom Aufgang der Sonne um 2.58 Uhr bis zu ihrem Untergang um 23.53 Uhr

Heute, 10 Tage später, ist der Tag schon 5 Minuten kürzer, "nur" noch 20 Stunden und 39 Minuten lang. Die Sonne geht aktuell bei uns im Süden Islands um 3.07 Uhr auf und um 23.46 Uhr wieder unter. 

Das Foto hier habe ich letztens um 4 Uhr morgens gemacht, also eine gute Stunde nach Sonnenaufgang.

Aufnahme von 4 Uhr morgens

Hier färbt sich der Himmel im Norden schon richtig hell...


Zum Vergleich: 

Dieses Foto hier von mir hat mein Mann abends ungefähr um viertel nach 11 aufgenommen, etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Ich hatte den ganzen Abend über gestrickt, um noch fertig zu werden. Und dann eben noch ein paar Bilder in isländischer Natur gemacht, das Licht hat noch gereicht. 

Aufnahme abends um 23.18 Uhr 

Ich mag diese hellen isländischen Sommernächte, wenn die Tage gefühlt endlos sind und ich bei Licht ins Bett gehe und bei Licht wieder aufstehe. 


Wobei ich tatsächlich aber auch die dunklen isländischen Winternächte mag, wenn ich mich abends mit meinem Strickzeug aufs Sofa kuschele und denke, draußen verpasse ich eh nichts...

Manchmal denke ich ja - Island im Sommer und Island im Winter sind zwei verschiedene Länder in einem. Aber beide absolut wunderschön!


Mittwoch, 26. Juni 2024

Kaldur brauðréttur með rækjum og ananas

Kaltes Brotgericht mit Krabben und Ananas


Brotgerichte sind bei Isländern heutzutage sehr beliebt. Das erste überlieferte Rezept für ein Brotgericht wurde Anfang 1974 im Morgunblaðið veröffentlich, als leckeres Essen fürs Partys im Anschluss an einen Kino- oder Theaterbesuch, das man auch gut vorbereiten kann. Bei dem Rezept damals wurden Baguettes aufgeschnitten, ausgehöhlt, mit Butter und Senf bestrichen und dann mit Salami, Zwiebeln, Tomaten und Oliven belegt. Anschließend wurden die Baguettes mit Käse belegt und vor dem Essen dann einfach nur noch in den Ofen geschoben. 

Spätestens seit Anfang der 80er Jahre sind Brotgerichte auf Island sehr beliebt als Party-Essen, wahlweise warm oder kalt, mit Käse überbacken oder nicht. Solche Brotgerichte werden durchaus auch aufs Kuchenbüffet gestellt, viele Isländer lieben süße Torten genauso wie deftige Happen.

Hier habe ich ein Rezept für ein kaltes Brotgericht für Euch, frisch, fruchtig - und immerhin mit Käsewürfeln, wenn schon nicht mit Käse überbacken!


Zutaten für 4 Portionen

8 Scheiben Toastbrot
200 g Sauerrahn
100 g Majonaise
350 g Krabben
400 g Dosen-Ananas
200 g Weintrauben
2 Paprika
100 g Camembert
Salz und Pfeffer
1 Bund frische Petersilie


Zubereitung

Den Rand vom Toastbrot abschneiden und das weiche Brot in Würfel schneiden.


Die Brotwürfel dann in eine geeignete Form geben.


Die Petersilie waschen, zupfen und klein hacken. 

In einer Schüssel Sauerrahm und Mayonnaise mit dem Saft aus der Ananas-Dose sowie Salz, Pfeffer und der gehackten Petersilie verrühren.


Jetzt die Dosen-Ananas, die Paprika, die Weintrauben und den Camembert kleinschneiden.


Die kleingeschnittenen Stücke zusammen mit den Krabben zum Dressing geben und gründlich verrühren.


Die Mischung über den Brotwürfeln verteilen, nach Geschmack noch ein bisschen dekorieren und das Gericht dann mindestens 4 Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen. 


Das Brotgericht frisch aus dem Kühlschrank servieren.


Guten Appetit! 




Sonntag, 23. Juni 2024

Súkkulaðikaka með grilluðu sykurpúðaþaki

Schokoladenkuchen mit gegrilltem Marshmallow-Dach


Als meine Tochter letztens eines meiner alten isländischen Backbücher durchgeblättert hat und ich ihr übersetzt habe, dass "með sykurpúðaþaki" auf Deutsch "mit Marshmallow-Dach" bedeutet, was sie spontan sofort begeistert. 

Okay, der Blick ins Rezept zeigte, dass nicht wirklich fertige Marshmallows verwendet werden, aber im Prinzip dieselben Zutaten, die man auch für Marshmallows benutzt. Als habe ich das Rezept ausprobiert.

Herausgekommen ist wirklich ein "Hardcore-Schokoladen-Kuchen" mit einem Dach, das tatsächlich nach Marshmallows schmeckt. Meine Tochter war begeistert, wir mehrheitlich auch - aber der Kuchen ist schon sehr schokoladig, sehr süß und sehr sättigend. Aber in kleinen Portionen auch sehr lecker! Also, wenn man Schokolade mag!


Zutaten 

Zutaten für den Boden

160 g Haferkekse
2 EL Back-Kakao
50 g geschmolzene Butter

Zutaten für die Füllung

200 g dunkle Schokolade (gehackt)
250 ml Schlagsahne
1 Ei 

Zutaten für das "Dach"

100 g Zucker
1/2 TL Weinstein
1 Eiweiß
50 ml kochendes Wasser
1 Prise gemahlene Vanille


Zubereitung

Die Haferkekse mit einem Nudelholz, einem Mixer o.ä. gründlich zerkleinern.



Mit dem Kakao und der geschmolzenen Butter vermischen.


Eine Springform (22 cm) mit Backpapier auslegen und die Keksmasse gründlich am Boden andrücken, dabei auch ein bisschen Rand nach oben bilden.


Den Backofen auf 180° Ober-Unter-Hitze vorheizen.

Die Schlagsahne in einem Topf vorsichtig zum Kochen bringen. 

Den Topf vom Herd nehmen, die gehackte Schokolade hinzufügen und schmelzen lassen.


Das Ei hinzugeben und leicht schlagen, bis eine schöne einheitliche Masse entstanden ist.


Die Schokoladen-Masse dann auf den Keksboden gießen ...


... und im vorgeheizten Backofen bei 180° Ober-Unter-Hitze in der Mitte des Ofens 20 Minuten lang backen.

Den Kuchen aus dem Ofen holen und abkühlen lassen.


Für das "Marshmallow-Dach" alle Zutaten in ein hohes Rührgefäß geben und mindestens 5 Minuten lang gründlich steifschlagen. 


Die Masse dann auf dem Kuchen verstreichen, im Zweifelsfall mit einem Esslöffel an einigen Stellen noch ein bisschen hochziehen, so dass eine interessante Oberfläche entsteht und dann ...


.... im Backofen so lange unter die Grillfunktion stellen, bis die Oberfläche leicht gebräunt ist.

Anschließend wieder kurz abkühlen lassen und dann servieren.


Guten Appetit!



Sykurpúði - Marshmallow - Mäusespeck

Marshmallow ist eine Schaumzuckerware, die hauptsächlich aus Zucker, geschlagenem Eischnee und Geliermittel hergestellt wird. Früher wurde als Geliermittel der Saft aus den Wurzeln des Echten Eibischs verwendet, auch "Sumpf-Malve" genannt - oder auf Englisch "marsh mallow". Daher auch der Name der Süßigkeit. Später wurde als Geliermittel zunächst Gummi arabicum genutzt, heute ist es meist Gelatine, Agar-Agar oder Carrageen. Hier im Rezept wird zur Stabilisierung des Eischnees Weinstein-Backpulver verwendet (auf Isländisch vínsteinslyftiduft). 

Auf Deutsch heißt Marshmallow oft "Mäusespeck" - die Herkunft dieser Bezeichnung ist nicht ganz genau geklärt. Vielleicht liegt es daran, dass 1921 eine Berliner Firma erstmals Marshmallows auf den deutschen Markt brachten, und zwar in Form von weißen Mäusen. Oder der Name geht darauf zurück, dass die weißen weichen Stücke in Form und Farbe an Speck erinnern, wie er früher in Mäusefallen verwendet wurde.  

Das isländische Wort für "Marshmallow" ist übrigens "sykurpúði", das bedeutet wörtlich übersetzt "Zucker-Kissen". Sehr anschaulich, finde ich! 



Freitag, 21. Juni 2024

Axlarslá með greifingjahundum

Schulter-Überwurf mit Dackeln


Im Moment liebe ich es, nicht ganze Island-Pullover (lopapeysur) zu stricken, sondern "nur" eine Art Schulterwärmer, quasi einen kurzen Poncho, der einen wärmt, wenn man abends oder an kühleren Tagen müde ist und ein bisschen fröstelt. Aber natürlich auch mit Rundpasse gestrickt, wie bei einem klassischen Island-Pullover.

Apropos Frösteln: Eine liebe Kollegin von mir hatte sich im letzten Winter extra eine Decke mit ins Büro gebracht, in die sie sich einwickeln konnte, wenn es mal wieder frisch im Zimmer war. Da dachte ich, zusätzlich zur Decke unten wäre vielleicht ein Schulterwärmer oben herum ganz nett... und als ich letztens im Hagkaup, dem Supermarkt im Skeifan in Reykjavík, auf der Suche nach Wolle für ein neues Projekt war, habe ich beschlossen, die Idee rechtzeitig vor dem nächsten Winter in die Tat umzusetzen. 

Mir war nach Farbe - also habe ich eine Ladung verschieden farbige Léttlopi-Wolle gekauft, diverse Blau- und Grüntöne für einen gewissen Farbverlauf und rotbraune Wolle fürs Motiv. Das hier war dann unsere Ausbeute.


So ziemlich jeder, dem ich ganz stolz mein neuestes Werk vorgeführt habe, guckte leicht verwirrt und meinte dann: Das sind, äh .... Pferde..? 

Na gut, ich gebe zu, bei meiner Island-Liebe denkt man spontan vermutlich wirklich eher an Island-Pferde, wenn ich etwas stricke, aber das hier sollen keine langen, dünnen Pferde sein... 


...sondern Dackel. Die Kollegin, für die ich den Schulterwärmer gestrickt habe, ist nämlich leidenschaftlicher Dackel-Fan. 

Also ich finde ja, wenn man weiß, was es sein soll, erkennt man schon die Dackel! Mit Schlappohren, spitzer Schnauze, kurzen Läufen und fröhlich hochgerecktem Schwanz. Ich bin mit dem Ergebnis jedenfalls ganz zufrieden!


Hier mal ein Vorher-Nachher-Foto der Wolle - vorher im Laden in Reykjavík, hinterher bei einer ersten Anprobe als Schulterwärmer in der isländischen Natur!



Sonntag, 16. Juni 2024

Hnallþóra - Súkkulaðikaka með marengs og berjum

Hnallþóra - Version: Schokoladentorte mit Baiser und Beeren


Zu feierlichen Anlässen findet man in Island oft besonders hohe, opulente, reich verzierte mehrstöckige Torten auf dem Kuchenbüffet, mit viel Baiser, Sahne, Sirup, Obst... 

Eine solche Torte heißt auf Isländisch "Hnallþóra", nach einer Roman-Figur von Halldór Laxness. 

Es gibt diese Torten in vielen verschiedenen Versionen,
z.B. mit Bananen, Schokoladensahne, Beeren und Kokosflocken, Schokoladenbaiser mit Sahne und Schoko-Glasur, oder mit fluffigem Teig mit viel Sahne, Rosenwasser und Obstlikör... Auf jeden Fall mit viel Sahne, viel Zucker, im Zweifelsfall auch mit viel Sirup und viel Obst. Mehr ist mehr!

Zum 80. Geburtstag der isländischen Republik am 17. Juni 2024 habe ich auch eine solche "Hnallþóra" gebacken, und zwar in einer Version als Schokoladentorte mit Baiser, Sahne und Beeren.


Zutaten

120 g weiche Butter
260 g weißer Zucker
4 Eier (zum Trennen)
120 g Mehl
20 g Back-Kakao
1,5 TL Backpulver
1 Prise gemahlene Vanille
75 ml Milch
100 g gehackte dunkle Schokolade

Zutaten für die Füllung:

500 ml Schlagsahne
30 g Puderzucker
500 g Beeren


Zubereitung

Den Backofen auf 180° Ober-Unter-Hitze vorheizen.

Die Eier trennen.

In einem hohen Rührgefäß (sauber und fettfrei) das Eiweiß mit 160 g Zucker schlagen, bis die Masse wirklich steif geworden ist. Den Eischnee dann beiseite stellen.



In einer Schüssel die 120 g weiche Butter mit 100 g Zucker mit dem Mixer verrühren, bis eine cremige Masse entstanden ist. 

Anschließend vier Eigelb nacheinander hinzugeben und alles gut vermischen. 


Mehl, Backpulver, Kakao und geriebene Vanille dazu fügen und alles gründlich verrühren.

Zum Schluss noch die Milch und die gehackte Schokolade hinzufügen und unterrühren.


Den Kakao-Teig dann in 2 mit Backpapier ausgekleidete Springformen (20 cm Durchmesser) aufteilen.


Dann den Eischnee auf die beiden Tortenböden geben und im vorgeheizten Backofen bei 180° Ober-Unter-Hitze ca. 30 bis 35 Minuten lang backen.


Die gebackenen Böden aus dem Ofen holen und vollständig abkühlen lassen.

Die Sahne mit dem Puderzucker steifschlagen.

Von den Beeren 200 g für die Deko beiseite stellen.

Die restlichen Beeren kleinschneiden und mit der geschlagenen Sahne verrühren. 


Den ersten Boden auf eine Tortenplatte legen, mit der Hälfte der Sahne-Beeren-Mischung bestreichen...


.... und den zweiten Boden vorsichtig darauf legen. 

Die restliche Sahne-Beeren-Mischung darauf verteilen und mit den zunächst beiseite gestellten Beeren dekorieren.



Anschließend noch nach Herzenslust dekorieren und gut gekühlt in kleinen Stücken servieren.


Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag, Ísland!