Sonntag, 14. Juli 2024

Menningarveisla Sólheima 2024

Kulturfest in Sólheimar 2024


Wir haben unseren Island-Sommer 2024 gestern direkt mit Kulturprogramm begonnen - mit einem Konzert von Páll Óskar und seiner Schwester Diddú in der Kirche von Sólheimar.

Der Ort Sólheimar in der Gemeinde Grímsnes in Südisland wurde 1930 gegründet, als Heim für behinderte und nicht behinderte Kinder. Heute leben hier über 100 Menschen zusammen. Ziel des Ortes ist es, Menschen mit unterschiedlichen / besonderen Bedürfnissen ins Zentrum der Gemeinschaft zu stellen und jeden Einzelnen so zu unterstützten, dass er seinen ganz persönlichen Beitrag zur Gemeinschaft beitragen kann. Viele der Bewohner haben geistige Behinderungen, es gibt ein Resozialisierungsprogramm für Gefangene und ihre Familien und individuelle Programme für Arbeitslose, die Probleme auf dem freien Arbeitsmarkt haben.

Zudem ist Sólheimar ein Öko-Dorf - es wird durch eine heiße Quelle vor Ort mit Energie versorgt, es gibt ein Wiederaufforstungsprogramm und ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Recycling und der Wiederverwendung von Materialien. Hier wird ökologischer Landbau betrieben, es gibt Gewächshäuser, Werkstätten und Ateliers. 

Im Café kann man die Produkte des Ortes genießen und im Shop die Werke aus den Ateliers kaufen


Dazu ist Sólheimar ein Ort für soziale und kulturelle Aktivitäten. 

Im Sommer findet hier immer die Menningarveisla statt, ein Kulturfestival mit verschiedenen Ausstellungen, Führungen, Aktivitäten und samstags gibt es ein Konzert in der Kirche oder, bei schönem Wetter, auch auf dem Péturstorg im Ort. 

Hier mal das Programm für den Kultursommer 2024:


Wir sind gestern spontan nach Sólheimar gefahren - zum Konzert von Diddú und ihrem Bruder Páll Óskar. Eigentlich sollte dieses Konzert am 6. Juli stattfinden und für den 13. Juli war Eyþór Ingi Gunnlaugsson vorgesehen, ein isländischer Popsänger, der Island 2013 beim ESC in Malmö vertrat und dort den 17. Platz im Finale gewann. Warum die beiden Konzerte getauscht wurden, weiß ich leider nicht. 



Die Kümstler 

Sigrún Hjálmtýsdóttir, bekannt unter dem Namen Diddú, ist eine isländische Opernsängerin und Gesangspädagogin. Sie sang zahlreiche Rollern an der Isländischen Oper, von "Carmina Burana" über "Figaros Hochzeit" bis zum "Ring der Nibelungen" und der "Königin der Nacht" in Mozarts "Zauberflöte", wirkte in Filmen mit, sang zahlreiche CDs ein und trat als Solistin mit dem Isländischen Sinfonieorchester und zahlreichen Chören auf, außerdem bei Konzerten und Opernaufführungen auf der ganzen Welt. So sang sie u.a. zusammen mit José Carreras (2001) und Placido Domingo (2005). Für ihre Verdienste um die isländische Musik wurde sie 1995 mit dem Ritterkreuz des isländischen Falkenorden geehrt. 

Sie ist mit einem Hornisten des Isländischen Sinfonieorchesters (ISO) verheiratet, sie haben drei Töchter. 

Diddú (geboren 1955 in Reykjavík) ist das zweitälteste von sieben Geschwistern, das jüngste ist ihr Bruder Páll Óskar Hjálmtýsson (geb. 1970).

Páll Òskar ist ein isländischer Sänger, Songwriter, DJ und Musikproduzent. Er ist einer der populärsten und schillerndsten Popsänger Islands und eine Ikone der isländischen Homosexuellen-Bewegung, auch durch seine Auftritte als Drag Queen. International bekannt wurde er 1997 als Teilnehmer beim ESC in Dublin mit seinem Lied "Minn hinsti dans" (= "Mein letzter Tanz"). das er auf Isländisch sang. Für den isländischen Beitrag zum ESC 2008 hatte er das Lied geschrieben. Er tritt oft auf, ob als DJ in den Nachclubs von Reykjavík oder im Fernsehen beim Volksfest auf den Westmännerinseln, bei der Pride Parade (gleðiganga) in Reykjavík - oder eben beim Kirchenkonzert in Sólheimar.  

Páll Óskar ist seit März 2024 mit seinem Partner Edgar Antonio verheiratet. 

Páll Óskar und Diddú wurden beim Konzert in Sólheimar vom Gitarristen, Lehrer und Schriftsteller Ásgeir Ásgeirsson begleitet, der früher mit Páll Óskar zusammen in einer Band spielte. 


Das Konzert in Sólheimar am 13. Juli 2024

Ein Freund hatte uns geraten, wir sollten auf jeden Fall rechtzeitig da sein, wenn wir noch einen guten Platz bekommen wollten. Wir waren dann schon gegen 13 Uhr da - allerdings waren wir da so ziemlich die ersten. Praktisch alle Parkplätze waren noch frei, nur direkt vor der Kirche standen drei oder vier Autos ...


... und in der Kirche waren nur die Künstler bei einer letzten Absprache. 


Wir haben uns noch ein bisschen draußen umgeschaut, ...


...sind dann aber doch in die Kirche rein, um uns einen möglichst guten Platz zu sichern. Na gut, nicht in der ersten Reihe - da wollte ich nicht sitzen, aber doch schon ziemlich weit vorne. 


Etwa ab 13.20 Uhr wurde es dann wirklich voll, zum Schluss mussten immer mehr Stühle hineingetragen werden, damit all die Menschen, die zum Konzert kamen, überhaupt noch einen Platz bekommen konnten. 

Das Konzert begann mit einem Auftritt von Diddú, wobei ich mich im ersten Moment fast etwas erschrocken habe - man merkte sehr deutlich, dass sie eine erfahrene Opernsängerin ist, aber mit so viel Stimmgewalt bei so einem Konzert hatte ich zunächst nicht gerechnet. 

Hinterher - Diddú spottete, ihr kleiner Bruder müsse sich erst noch fertig umziehen - trat dann auch Páll Óskar auf, teilweise sangen die Geschwister zusammen, teilweise nur einer von beiden. 


Während Diddú eine berühmte Opernsängerin ist, habe ich Páll Óskar mehr als Sänger und Entertainer wahrgenommen, der das Publikum mit vollem Körpereinsatz und persönlicher Ansprache immer wieder direkt in seine Darbietung einbezogen hat. Eine richtig gute, unterhaltsame Show - wir waren mitgerissen!


Páll Óskar wies beim Konzert noch auf die Hinsegin dagar und die Gleðiganga am 10. August 2024 in Reykjavík hin, die Reykjavík Pride Parade. Passend dazu sang er seine isländische Version von "I am what I am" - "Ég er eins og ég er, hvernig á ég að vera eitthvað annað?". 

Es war auf jeden Fall ein rundum gelungenes Konzert, auch wenn es eigentlich "nur" knapp eine Stunde dauerte. 


Nach der offiziellen Danksagung bekamen die drei Künstler von Bewohnern von Sólheimar Geschenkkörbe mit Produkten der Einrichtung überreicht, Páll Óskar und Díddú gaben noch eine Zugabe - und danach kam ein Bewohner von Sólheimar auf die Bühne und schließlich sangen die drei zusammen "Ég er kominn heim" von Óðinn Valdimarsson von 1960. International bekannt wurde das Lied übrigens 2016 bei der Fußball-EM in Frankreich als heimliche Nationalhymne der isländischen Fußball-Mannschaft bekannt wurde. 

Dieses Lied zu dritt war für mich ein ganz besonderer Höhepunkt des Konzerts und der Bewohner von Sólheimar strahlte ganz begeistert und fragte jeden, selbst mich, ob es nicht toll gewesen wäre..? Ja, das war es! 

Nach dem Konzert stand dann Páll Óskar noch draußen und nahm die Besucher bereitwillig für ein Foto in die Arme - so konnte ich auch noch ein Bild von meinem Mann zusammen mit Páll Óskar machen.


Es war auf jeden Fall ein rundum gelungenes Konzert und ein eindrucksvolles Erlebnis für uns!


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