Angekommen!
Juchhu, es hat wirklich und wahrhaftig geklappt und ich bin wieder in Island, wieder in unserem Haus! Zuhause!
Am Freitagabend bin ich gestartet - ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt wie bei dieser Reise in Corona-Zeiten, wo alles beständig ungewiss ist. Ich war ja so glücklich, als das RKI am Mittwochabend (24.09.) die Liste der Risikogebiete aktualisiert hatte und Island NICHT dabei war.
Als ich am Freitag dann schon am Flughafen am Gate war, kam um 19 Uhr die Aktualisierung der Liste - die Liste umfasst jetzt ganz Luxemburg, Tschechien und ein weiteres Bundesland in Österreich. Island ist weiter nicht dabei. Ich durfte also tatsächlich fliegen!!!
Es war wirklich wenig los am Frankfurter Flughafen - verständlicherweise. Am Gate war die Hälfte der Sitze abgesperrt, zur Einhaltung der Abstandsregelungen, aber die verbliebenen Sitze reichten für die Passagieren für den Flug nach Keflavík bequem aus.
Auch im Flugzeug saßen, soweit ich es mitbekommen habe, nur die Leute direkt nebeneinander, die auch gemeinsam reisten. Handgepäck durften wir diesmal mit in die Kabine nehmen. Es gab sogar auf dem Flug ein abgepacktes belegtes Brot mit Käse und es wurden Getränke ausgegeben.
Vor den Fenstern tanzten die Nordlichter
Irgendwann fing es dann an, draußen vor dem Fenster zu leuchten. Ich saß fast über dem Flügel - und dahinter tanzten oder eher waberten dann die Nordlichter, bestimmt eine Stunde lang. Manche sahen mehr aus wie leuchtende Fäden, manche fast wie ein Geysir, manche eher verdreht, mit Kurven und Schlieren.
Mit meinem Handy hatte ich keine Chance, ein auch nur ansatzweise sinnvolles Foto zu machen - Ihr müsst mir also einfach glauben, dass hier auf dem Bild der Flugzeugflügel zu sehen ist und daher die wabernden Nordlichter.
Als wir uns dann Island näherten, ließ das Wetter doch stark nach und nachdem wir die Wolkendecke durchflogen hatten, war noch den herrlichen Nordlichtern leider gar nichts mehr zu sehen.
Ankunft in Keflavík
Unser Flugzeug landete um 23.52 Uhr und flog um 0.36 Uhr wieder zurück nach Frankfurt, daher warteten am Gate auch ein paar Menschen, aber ansonsten - alles praktisch menschenleer am Flughafen in Keflavík.Bereits um 0.05 Uhr war ich im Testcenter an der Reihe für meinen Rachen- und Nasen-Abstrich. Rachen bis man würgen muss, finde ich nicht ernstlich unangenehm, die Probenentnahme durch die Nase mag ich viel weniger, auch wenn ich jedes Mal gesagt bekommen, ich solle mich entspannen, dann fühlt es sich nicht ganz so fies an. Aber egal, das gehört nun mal dazu, wenn man in diesen Zeiten reisen will.
Bei der Passkontrolle dahinter wollte auch niemand meinen Pass sehen, ich wurde nur gefragt, wo ich die nächsten 10 Tage Quartier hätte - Sommerhaus bei Selfoss. Okay - ob ich die Quarantäneregeln kenne..? Ja. Also bekam ich ohne weiteren Kommentar die Broschüre "Quarantäneanweisungen für Islandreisende in die Hand gedrückt und konnte gehen.(Hinterher nachgeschaut - in meiner Broschüre steht, dass ich während der Quarantäne in einem Privat- oder Mietwagen spazieren fahren darf, aber keinen engen Kontakt mit anderen Menschen vom Fahrzeug aus haben darf, also ausdrücklich kein Drive-In nutzen darf. Der Satz mit dem "spazieren fahren" wurde in meiner Ausfertigung nicht gestrichen, anders, als ich ich es von anderen Islandreisenden die letzten Tage gehört hatte. Irgendwie leicht verwirrend...)
Als ich zum Gepäckband kam, fuhr mein Koffer da schon spazieren...
Ich war da - aber mein Mietwagen nicht
Allerdings hatte ich ein Problem: Wir hatten einen Mietwagen gebucht, Übernahme 0.15 Uhr am Flughafen. Was nicht geöffnet war, war der Schalter der Autovermietung. Es hing da nur ein Zettel mit einer Telefonnummer, die man anrufen sollte - bei der Nummer kam aber immer nur die Ansage, der gewünschte Teilnehmer sei derzeit nicht zu erreichen und man solle es später noch mal versuchen. Der Mann vom Information Desk hatte dann noch eine andere Telefonnummer für mich, die "Notfall-Nummer", wie er sagte - wenn ich die anrief, konnte ich es im geschlossenen Schalter klingeln hören. Juchhu. Also die andere Nummer weiter versucht und versucht und versucht...
Irgendwann war dann der Flughafen wieder komplett leer, der Mensch mit dem Reinigungsfahrzeug war durch die Halle gefahren, das Personal war gegangen, der Info-Stand wurde dicht gemacht. Alle Reisenden waren weg, außer mir war nur noch ein junger Mann da, der den Flybus nehmen wollte - der aber erst am Morgen wieder fahren sollte.
Schließlich kamen noch zwei Männer, die den anderen gestrandeten Passagier und mich fragten, ob sie helfen könnten. Ich habe ihnen dann mein Problem geschildert, sie sind mit mir zum Schalter gegangen, haben selber versucht, über die Telefonnummern jemanden zu erreichen, haben versucht, ob sie irgendwo auf meinen Buchungszetteln ein Code fänden, mit dem man vielleicht eine der Schlüsselboxen neben der Tür zum Schalter öffnen könnte - nichts, gar nichts, überhaupt nichts. Sie gingen dann wieder, nachdem sie meinten, morgens um 5 Uhr müsste eigentlich die Servicestation beim Verleih geöffnet werden. Ja, ich könnte so lange am Flughafen warten.
Kurz danach kam einer der beiden Männer noch mal zurück - wo ich denn hin müsste, wo mein Hotel wäre..? Er wäre Taxifahrer und könnte mich fahren. Äh - nein, kein Hotel, ein Sommerhaus in der Nähe von Selfoss - also schon ein Stück weg vom Flughafen. Er hat mir dann angeboten, dass er mich als Taxifahrer dorthin bringen könnte - und ich habe sehr dankend angenommen.
Taxifahrt nach Hause
Kurz nach 3 Uhr war ich dann wohlgehalten zu Hause. Im Grunde war ich sogar dankbar dafür, dass ich nicht selber fahren musste, das Wetter war schon etwas ungemütlich - mit knapp 90 km/h fegte der Wind teilweise über die Straße und peitschte dichte Regenschauer vor sich her, so dicht, dass man kaum den nächsten Pfosten sah und selbst der Taxifahrer nur mit knapp 40 km/h unterwegs war.
Ich bin dann nachts um vier sehr müde und sehr glücklich in mein Bett gefallen...
Um 15.22 Uhr habe ich am Samstag mein erstes Ergebnis bekommen - mein erster Corona-Test war negativ. Beruhigend!
Mittlerweile steht mein Mietwagen vor der Tür
Mein Mann hat sich dann Samstag mehrfach ans Telefon gehängt und gemailt, mit Erfolg, und heute gegen 11 Uhr haben zwei Mitarbeiterinnen vom Autoverleih mir meinen Mietwagen vors Tor gestellt. Sie meinten, es wäre ein Missverständnis gewesen, im Moment wäre ja so wenig los, da wären die Telefone dann außerhalb der Öffnungszeiten nicht geschaltet... Auf jeden Fall bin ich jetzt wieder mobil - und kann dann zu meinem 2. Corona-Test nach Reykjavík fahren.
Bis dahin genieße ich hier meine häusliche Ruhe in meiner häuslichen Quarantäne und schlafe und lese und stricke, das ist zumindest der Plan! Laut Wettervorhersage soll der Regen weniger werden und der Wind hat schon deutlich nachgelassen!
Við erum í skimunarsóttkví
Vorsichtshalber habe ich ein Schild ins Fenster neben der Haustür gestellt - wir sind in Einreise-Quarantäne bis zum Ergebnis des zweiten Screenings. Við erum í skimunarsóttkví.
Das Schild soll potentiellen Besuch warnen. Unser Nachbar war schon da und hat nach mir geguckt, weil er das Licht gesehen - selbstverständlich mit gebührendem Abstand und unter Wahrung aller Quarantäneregeln!
Also hüte ich brav das Haus und freue mich einfach, dass ich wieder hier sein darf! Ég er glöð - ich bin glücklich!