Samstag, 4. September 2021

Haustin er komin

Der Herbst kommt - und die Vögel fliegen fort


Als wir Mitte Juli nach Island geflogen sind, war noch richtig Sommer - aber mittlerweile merkt man doch deutlich, dass es Herbst wird... Die Natur färbt sich schon langsam, die Beeren sind reif und die Heide leuchtet zunehmend in satten Farben. 

Letzte Woche waren wir noch unterwegs auf Dyrhólaey und am schwarzen Strand von Reynisfjara. Auch hier - eindeutig schon Herbststimmung!


Allerdings hatten wir Glück und haben noch ganz viele Vögel gesehen, vor allem Eissturmvögel und Papageitaucher (lundi). 

Papageitaucher auf Island 

Es wird geschätzt, dass etwas 10 Mio. Papageitaucher im Sommer auf Island leben, zumindest in guten Jahren. Auf der Westmännerinseln brüten schätzungsweise gut 1 Mio. Vogelpaare, in Borgerfjörður Eystri im Nordosten Island noch bis zu 10.000 Paaren im Sommer (für mich persönlich eigentlich die allerschönste Stelle, um diese possierlichen Vögel ganz aus der Nähe bestaunen zu können - aber dorthin ans Ende der Welt verirren sich auch nicht so viele Besucher, anders z.B. als auf Dyrhólaey oder Reynisfjara). 

Normalerweise Saison von April bis August 

Normalerweise kommen die Tiere von Mitte April bis Anfang Mai auf Island an, brüten hier und ziehen ihre Jungen auf. 


Die Jungvögel werden meist Mitte / Ende Juli flügge, und etwa drei Wochen nach den Jungvögeln verlassen dann auch die ausgewachsenen Tier ab Mitte August wieder das Land und verbringen den Winter auf See.


Ich habe gehört, in Borgerfjöður Eystri oder auf Látrabjarg in den Westfjorden sind die Vögel jetzt schon längst wieder weg, aber hier im Süden kann man sie derzeit noch sehen. 

Für Papageitaucher in Südisland ein gutes Jahr 2021

Ich habe mir sagen lassen, dass dieses Jahr hier im Süden die üblichen Makrelen-Schwärme ausgeblieben seien, daher gebe es mehr Sandaale als sonst - und aufgrund der guten Ernährungslage sei 2021 auf den Westmännerinseln oder auch hier auf Dyrhólaey ein besonders gutes Papageitaucher-Jahr gewesen mit großem Vogelbestand. Die Vögel blieben auch länger als sonst in anderen Jahren. 



Der Eissturmvogel (fýll

Eissturmvögel sind Mögensturmvögel, habe ich gelernt. Sie sehen im Prinzip sehr ähnlich aus wie Möwen, aber ihr Kopf ist etwas kräftiger und sie sind eindeutig an ihren röhrenartig verlängerten Nasenlöchern auf dem Schnabel zu erkennen. Wenn sich die Vögel bedroht fühlen, spucken sie stinkendes Magenöl auf ihre Angreifer. Dabei können sind mind. 50 cm weit, teilweise sogar bis zu 2 m weit gezielt spucken. Im Altisländischen wurden die Vögel "fulmar" genannt, was so viel wie "Stinkmöwe" bedeutete - eben wegen ihres stinkenden Magenöls.

Heute heißt der Eissturmvogel auf Isländisch "fýll" (Vorsicht, "fyll" ohne Akut auf dem "y" heißt auf Isländisch "Elefant", das kann bei Übersetzungen, insbesondere bei automatischen Übersetzungen leicht zu Verwirrungen führen!).

Die Eissturmvögel leben meist von Januar bis Anfang September auf Island. Die Tiere legen dann jeweils ein einzelnes Ei. Die Jungvögel schlüpfen meist von Ende April bis Mitte Mai. Eissturmvögel werden normalerweise bis zu 40, teilweise sogar bis zu 60 Jahre alt. 

Viele tote Jungvögel dieses Jahr

Schon auf der Ringstraße zwischen Selfoss und Vík fielen uns die vielen toten, überfahrenen Vögel auf dieses Mal. Und auch am Strand von Reynisfjara gab es Tiere, die es nicht geschafft hatten...

Ein junger Eissturmvogel saß hier auch direkt am Touristen-Hot-Spot an den Felsen am schwarzen Strand. Auf uns machte er keinen guten Eindruck...


...irgendwann schaffte er es dann vom Strand bis zum Wasser, immer wieder gingen die Wellen über ihn hinweg, während er sich noch eine ganze Zeit auf den Beinen hielt, bis er dann doch vom Meer mitgerissen wurde.




Mittlerweile habe ich allerdings gelernt: Das muss anscheinend so sein.

Die erwachsenen Eissturmvögel verlassen das Nest, sobald der Jungvogel die ersten unsicheren Schritte aus dem Nest macht, und überlassen den Nachwuchs sich selbst. Ein paar Tage später stürzt sich der junge Vogel aus dem Nest. Er muss es irgendwie bis zum Wasser schaffen und treibt dann flugunfähig auf dem Meer. Von der Oberfläche nimmt er Plankton auf und zehrt von seinen vorher angefutterten Fettreserven, bis sein Gefieder völlig herangewachsenen ist und er fliegen kann - wenn er es schafft.

Wir haben unseren Besuch hier am schwarzen Strand bei den Papageitauchern, den Eissturmvögeln und den Reynisdrangar, den schwarzen Felsnadeln vor Vík, auf jeden Fall sehr genossen!





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