Sonntag, 2. März 2025

Kjötkveðjuhátið á Íslandi

Karneval auf Island


Ich selbst bin in Deutschland aufgewachsen, in der Nähe von Mainz. Das Karnevalswochenende war schulfrei. Am Freitagabend haben meine Eltern immer "Mainz bleibt Mainz" angeschaut, am Sonntag war bei uns im Ort Fastnachtsumzug und am Montag haben wir im Wohnzimmer Mittag gegessen und dabei den Rosenmontagsumzug aus Mainz im Fernsehen angeschaut, das war etwas ganz Besonderes. Ein großer Karnevals-Fan bin ich trotzdem nicht geworden (vorsichtig ausgedrückt).

Aber ich gehe eigentlich jedes Jahr mit dem Nachwuchs zum Karnevalsumzug vor Ort, und selbstverständlich verkleide ich mich auch brav. Dieses Jahr bin ich als Pril-Blume gegangen - kennt Ihr die Blumen-Aufkleber eigentlich noch, die Anfang der 80er Jahre immer den Spülmittel-Flaschen beigefügt waren..? "Fröhliche Küche" hieß die Kampagne damals - also genau mein Ding!

Er einhver spes dagur..?

Als wir die Fotos vom Umzug im Internet gepostet haben, wunderte sich ein isländischer Freund von uns. "Er einhver spes dagur?", fragte er. "Ist irgendein besonderer Tag..?"

Auf Island ist Fastnacht also längst nicht so etwas Besonderes wie in vielen Regionen in Deutschland. Im Rahmen der Reformation auf Island Mitte des 16. Jahrhunderts ging die Bedeutung von Karneval für die Menschen zurück und war fast völlig verschwunden. Es blieben nur ein paar wenige Traditionen: 

Am Rosenmontag ist bolludagur und man isst ganz viele Faschings-Krapfen, am Faschingsdienstag ist sprengidagur und man isst so viel dicke Erbsensuppe mit Salzfleisch, bis man platzt, und am Aschermttwoch, dem öskudagur, ziehen die Kinder verkleidet durch den Ort.

Verkleiden am Maskadagur

Bis 1900 war es auch auf Island üblich, dass die Kinder am Rosenmontag schulfrei hatten und verkleidet durch den Ort zogen. Dieser Brauch wurde aber gegen Ende des 1. Weltkriegs auf Aschermittwoch verlegt. Lediglich in Ísarfjörður und Umgebung blieb es auch weiterhin üblich, dass die Kinder sich am Montag, dem bolludagur, mit Kostümen verkleideten und abends mit Liedern und Spielen von Haus zu Haus zogen - man nennt den Rosenmontag hier auch "maskadagur", also "Masken-Tag". 


Kulinarische Traditionen rund um Karneval auf Island

In der Grágás, der alt-isländischen Gesetzessammlung, die bis zum Anschluss des Landes an Norwegen 1262 in Kraft war, war vorgeschrieben, gab es genaue Vorschriften, wann man vor und während der Fastenzeit welche Nahrung zu sich nehmen durfte. So durfte man bereits zwei Tage vor Beginn der Fastenzeit kein Fleisch mehr essen. 

Bolludagurinn 

In historischen Quellen aus dem 13. Jahrhundert, z.B. in der Sturlunga-Saga, ist allerdings davon die Rede, dass die Fastenzeit an den letzten beiden Tagen vor Aschermittwoch mit "fasta við hvítan mat" eingeleitet wurde, also mit "Fasten mit weißer Nahrung" (= Milchprodukten). Um 1700 wurde es üblich, Brot oder Brötchen zu zerkleinern, mit Milch und Butter zu verrühren und zu essen. Später entwickelte sich hieraus die Tradition des "bolludagur";

Während man zuerst in Milch eingeweichte Brötchen aß, wurde es bis zum 19. Jahrhundert üblich, aus demselben Teig, den man für Jólakaka (= Weihnachtskuchen) verwendet hat, kleine Brötchen zuzubereiten, allerdings wurden dabei meist (anders als zu Weihnachten) keine Rosinen verwendet. 

Diese "Brötchen", auf Isländisch oft als "langaföstu snúðar" (= Fastenzeit-Schnecken) bezeichnet, wurden dann meist mit Butter und Marmelade bestrichen. 

Später wurden diese "Brötchen" dann aus Hefeteig gebacken und mit Sahne und Marmelade serviert. 

Danach wurde Gebäck aus vatnsdeig (wörtlich "Wasserteig", auf Deutsch "Brandteig") üblich - mittlerweile oft wirkliche Kunstwerke aus Sahne, Pudding, Früchten, Schokolade etc. 

Rezept für bolludagsbollur 

Verschiedene Krapfen-Rezepte für bolludagur findet Ihr natürlich auch hier bei mir im Blog, z.B. für die traditionelle Version mit dem Jólakaka-Teig, ... 


... für "bollur" aus Hefeteig mit Himbeer-Füllung .... 


... oder für verschiedene Brandteig-bollur, wie z.B. diese mit Karamell-Füllung und ein bisschen Lava-Salz ... 


... oder diese mit Erdbeer-Sahne und Mandeln


Sprengidagurinn

Der Sprengidagur, auch Sprengikvöld genannt, findet sich in einer Überlieferung von 1735 als "Abend der Explosionen". Hier gab es abends ein üppiges Festmahl mit viel Fleisch und Beilagen und man aß quasi "bis zum Platzen", daher wohl auch der Name. 

Während man früher am Faschingsdienstag vorwiegend geräuchertes Lammfleisch aß, damit es weg kam, bevor während der Fastenzeit bis Oster der Konsum von Fleisch verboten war, ist es seit ca. 1850 üblich, an diesem Tag saltkjöt og baunir zu essen, also dicke isländische Erbsensuppe mit Salzfleisch. 


In diesem Sinne wünsche ich Euch ein paar schöne Tage, mit leckeren bolludagsbollur am Rosenmontag, dicker isländischer Erbsensuppe mit Salzfleisch am Faschingsdienstag und den verkleideten Kindern, die am Aschermittwoch von Haus zu Haus ziehen..! 





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