Eigentlich hatten wir gestern nichts Besonderes vor. Vormittags waren Mann und Kind zu Fuß ein bisschen in der Umgebung unterwegs. Nachmittags wollten wir dann in den Ort fahren zum Einkaufen. Wir hatten noch den gesammelten Müll ins Auto geladen, Papier, Plastik, Bio-Müll, Restmüll, um unterwegs beim Müll-Sammel-Platz (gámastöðin) vorbeizufahren, fuhren dann unsere Auffahrt hoch - aber irgendwie klackte es so komisch beim Fahren! Sehr komisch!
Also direkt angehalten, ausgestiegen, geguckt - tja, der Vorderreifen auf der Fahrerseite war komplett platt und von der Felge runter.
Weiterfahren war ganz offensichtlich unmöglich.
Da wir ein Reserve-Rad im Kofferraum haben, hat mein Mann dann versucht, den defekten Reifen zu wechseln. Klingt nur leider in der Theorie einfacher, als es in der Praxis war. Wir hatten zwar viele verschiedene Werkzeuge im Auto, aber die Schrauben saßen bombenfest und ließen sich trotz aller Versuche kein bisschen bewegen.
Die Werkzeuge, die wir hatten, waren entweder zu kurz, um genug Druck auf die Schrauben ausüben zu können, oder sie passten nicht - die lange Stange hatte leider nur einen Aufsatz für eine 21er Nuss, wir hätten aber einen Aufsatz für 22er Nüsse gebraucht. Ging also nicht. Selbst das WD-40-Spray, das sonst oft Wunder wirkt, half leider auch nur bedingt - eine Schraube ließ sich lösen, die anderen saßen aber weiterhin bombenfest.
Mein Mann ist immer wieder zum Haus gelaufen und hat mehrfach seinen gesamten Werkzeug-Schuppen hier durchforstet, aber nichts gefunden, was irgendwie wirklich hilfreich hätte sein können. Mist!
Aber immerhin hatten wir großes Glück - die Nachbarn waren da. Also ist mein Mann irgendwann zum Nachbarn gelaufen und der hat nach Kräften versucht zu helfen. Letztlich hatte der Nachbar zwar viele Nüsse, aber leider keine 22er Nuss.
Juchhu, so weit waren wir dann!
Heute hatten wir mittags einen Termin beim Reifenservice im nächsten Ort. Also wieder den Müll ins Auto gepackt und vorsichtig, langsam und mit Herzklopfen mit dem Reserve-Rad zur Werkstatt gefahren. Schließlich ist das Rad kein vollwertiges Ersatzrad und man darf damit maximal 80 km/h fahren - selbst hier in Island, wo man maximal 90 km/h fahren darf, kamen wir uns doch als ziemliches Verkehrshindernis vor auf der Landstraße...
Es hat wirklich alles sehr gut geklappt. Wir waren pünktlich, die Werkstatt war - trotz viel Andrang - sehr organisiert und strukturiert, sie haben den Reifen untersucht, den Fehler gefunden, repariert...
... und nach einer halben Stunde konnten wir mit dem reparierten Reifen schon wieder aus der Werkstatt fahren.
Wir waren dann heute noch einkaufen und sind anschließend doch wieder sehr viel entspannter nach Hause gefahren.
Das war übrigens schon die zweite Reifenpanne, die wir dieses Jahr hier auf Island hatten:
Beim ersten Mal war uns im Januar ein Hinterreifen morgens im Schneeregen auf dem Weg zum Flughafen bei 80 km/h auf der Reykjanesbraut in Höhe Hafnarfjörður geplatzt. Zum Glück konnte mein Mann das Auto sicher auf dem Beginn der Ausfahrt zum Stehen bringen, es ist niemandem etwas passiert und wir haben auch noch rechtzeitig unseren Flieger bekommen. Aber das war schon ein ziemlicher Schreck!
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Reifenpanne im Januar 2025 |
Auch von anderen habe ich dieses Jahr von etlichen Reifenpannen hier gehört:
Zwei Freundinnen sind auf einer abgelegenen Strecke mit einer Reifenpanne liegen geblieben, zum Glück kamen hilfreiche Touristen vorbei, die ihnen das Rad wechseln konnten. Eine andere Freundin hat erlebt, wie ein Hochzeitspaar beim Foto-Shooting plötzlich mit einem Platten liegen blieben. Eine Kollegin hatte mit ihrem Mann ein Reifenproblem auf der Kjölur, ein Reifen verlor Luft und sie haben es nur mit Ach und Krach noch soweit geschafft, dass sie den Reifen notdürftig reparieren konnten. Eine andere Freundin, die mit ihrem Sohn unterwegs war, hatte im Sommer in Nord-Island eine Reifenpanne und der Sohn konnte unter Beweis stellen, dass er schon groß ist und Reifen wechseln kann. Als wir im August bei den Wasserfällen Kolufossar in Nordwest-Island waren, kam dort ein Jeep mit letzter Kraft auf den Parkplatz gerollt, der hinten einen Platten hatte. Und das sind jetzt nur die Reifenpannen, die ich in meinem persönlichen Umfeld mitbekommen habe.
Irgendwie scheint dieses Jahr hier der Wurm drin zu sein, was Reifen betrifft...
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