Das war unser Projekt für diesen Sommer - neue Fenster für das Wohnzimmer in unserem Island-Häuschen.
Als wir das Haus vor gut 5 Jahren gekauft hatten, war die eine Scheibe links neben der Tür offensichtlich nicht mehr wirklich dicht und von innen angelaufen. Der Austausch der Scheibe kam also auf die To-Do-Liste, aber nicht direkt mit ganz großer Priorität, mehr ein Fall von "müssen wir bei Gelegenheit halt mal dran".
Die Scheiben, die wir hier im Haus haben, sind doppeltverglast, mit Gummi abgedichtet und mit Holzleisten verschraubt.
Im Laufe der letzten 5 Jahre wurden immer mehr Scheiben langsam undicht. Sie liefen dann von innen an, zogen Feuchtigkeit - und der Ausblick war zunehmend eingeschränkt.
So sahen die Fenster hier dann aus:
Also sind wir dieses Projekt diesen Sommer angegangen.
Unsere Nachbarn hatten letzten Sommer ihre Fenster ausgetauscht, also ist mein Mann mal bei ihnen vorbei gegangen und hat sich Tipps geholt. Es gibt wohl grundsätzlich drei Firmen, die solche Glasfenster / -scheiben hier in Island anbieten. Die eine davon (Íspan) sitzt in Kópavogur, da hatten unsere Nachbarn bestellt und die Preise waren günstiger, als wir befürchtet hatten.
Zuerst haben wir uns dann intensiv mit Begriffen wie "ljósmál", "falsmál" und "glermál" beschäftigt, um überhaupt erst einmal zu wissen, wie wir unsere Fenster vermessen müssen, um dann die neuen Scheiben bestellen zu können:
Wir haben gelernt, dass "ljósmál", also das "Lichtmaß", sich auf den sichtbaren Teil des Fensters bezieht, zwischen Pfosten und Rahmen. Zum Lichtmaß rechnet man dann bei Fenstern, die nicht geöffnet werden können, noch 26 mm hinzu bzw. bei Fenstern, die man öffnen kann, 24 mm, um so das "glermál" (= "Fenstermaß") zu ermitteln.
Alternativ kann man auch das "falsmál" (= "Rahmenmaß") vermessen, also den Hohlraum, in den man dann das Fenster einsetzt. Von diesem Maß muss man aber noch 8 mm bei nicht zu öffnenden Fenstern bzw. 6 mm bei Fenstern, die man öffnen kann, nach oben/unten bzw. rechts/links abrechnen, um das "glermál" zu erhalten, also die Größe der Fensterscheibe, die man dann tatsächlich bei der Bestellung angibt.
Also haben wir sorgfältig und mehrfach und dann noch einmal alle 9 Fenster vermessen, die wir austauschen wollten. Teilweise hat mein Mann probehalber schon mal Leisten abgeschraubt, um einen Eindruck vom Hohlraum zu bekommen, in das dann das Fenster eingesetzt werden muss, überwiegend haben wir das "Lichtmaß" bei den vorhandenen Fenstern vermessen. Und dann hatten wir die Maße für alle 9 Fenster - zwei kleinere, vier größere, ein breiteres und zwei ganz breite. Neun Fenster, aber vier verschiedene Scheibengrößen.
Mein Mann hat die Bestellung dann online am Montag aufgegeben, die Rückmeldung war: Die neuen Fenster kommen in 14 Tagen. Fanden wir optimistisch, schließlich war Sommer und viele Arbeitnehmer hier sind im Urlaub, da dauert es potentiell eigentlich eher etwas länger... Tatsächlich kam aber schon nach 10 Tagen die Rückmeldung: Die Fenster sind da und können abgeholt werden.
Also haben wir der Speditionsfirma angeschrieben, die wir vorher kontaktiert hatten und die gemeint hatte, klar, alles kein Problem, einfach Bescheid sagen, spätestens zwei Tage später liefern wir von Kópavogur bis zum Sommer-Haus. Am Donnerstagnachmittag dann direkt angeschrieben, kam erst einmal keine Antwort. Dann kam auf Nachfrage die Rückmeldung, na ja, Sommer- und Ferienzeit, dazu noch krankheitsbedingte Ausfälle in der Firma, sie melden sich kurzfristig. Auf erneute Nachfrage dann am Montag die Rückmeldung: Nein, tut uns leid, wir schaffen es gerade nicht. Probieren Sie es mal bei einer anderen Firma... Es wurde dann kurzfristig noch mal aufregend, aber Dienstagabend hatten wir dann die Zusage einer anderen Spedition, unsere 9 Fensterscheiben am Mittwoch zu uns zu liefern.
Mein Mann widmete sich auch schon den Vorbereitungshandlungen:
Alle Leisten durchgehen und die Schrauben schon einmal soweit lösen, dass es beim Fenster-Austausch dann schnell gehen kann. Gar nicht so einfach, ganz im Gegenteil - manche Schrauben waren doch schon alt und sehr verwittert und verrostet und bröselten ihm beim Versuch, sie loszuschrauben, einfach entgegen. Tatsächlich war es ein ziemlicher Akt, teilweise konnte er die Schrauben schließlich nach mehrfachem besprühen mit WD-40 lösen, bei ein paar sehr sturen Schrauben half letztlich dann nur die Bohrmaschine. Es hat gedauert, aber letztlich war mein Mann doch erfolgreich!
Am Mittwochnachmittag war es soweit:
Der Fahrer von der Spedition rief an, er wäre jetzt beim Kunden vorher fertig und kommt jetzt zu uns. (Die Kommunikation lief komplett auf Isländisch - ich bewundere ja meinen Mann, der das so tapfer hinbekommen hat, ich telefoniere so schon nicht so gerne und auf Isländisch ist es wirklich schwierig, finde ich!) Gegen halb vier rief der Fahrer an, dass er vor der Schranke zu unserer Straße stand, bitte einmal aufmachen. Und dann kam der große LKW unsere kleine Straße entlang und fuhr rückwärts unsere Auffahrt hinunter. Ehrlich gesagt, mir hat es imponiert, wie souverän der Fahrer mit seinem großen Laster rückwärts unsere doch relativ schmale Auffahrt entlang gefahren ist!
Der Mitarbeiter der Speditionsfirma hat dann den Ständer mit unseren Glasscheiben heruntergeladen und Mann und Sohn haben alle 9 Scheiben ins Haus getragen und aufrecht an verschiedene Wände gestellt.
Anschließend stellte sich heraus, dass der Speditionsfahrer nur die Fenster übergeben bekommen hatte, aber nicht die beiden Packungen mit Dichtungsband, die wir auch mit bestellt hatten und die wir für den Einbau der neuen Scheiben brauchten. Der Fahrer bot dann an, sie könnten die Dichtungen am nächsten Tag aus Kópavogur mitbringen und nachmittags bei uns vorbei bringen..?
Leider drängte die Zeit, weil wir nur noch bis Freitagabend Zeit hatten, die Fenster einzubauen - dann fuhr unser Sohn nach Deutschland zurück und ich konnte wegen meiner Schulterverletzung beim meinem Terrassensturz im Juli nicht wirklich helfen.
Nachdem wir bei der Fenster-Firma telefonisch niemanden erreichen konnten, sind wir dann hektisch um 16 Uhr ins Auto gesprungen und losgefahren. Bis 17 Uhr hatte die Firma geöffnet, stand im Internet. Wir haben unterwegs noch mehrfach versucht, dort anzurufen, leider ohne Erfolg. Ich habe noch eine Mail geschickt, aber auch keine Antwort auf die Schnelle. Um 16.57 Uhr fuhren wir dann auf den Parkplatz der Fenster-Firma in Kópavogur. Und es hat dann alles gut geklappt, wir bekamen von einem Mitarbeiter zwei Beutel mit Dichtungsband.
Kurz vor 18 Uhr waren wir dann wieder zu Hause - und Mann und Sohn konnten loslegen. Vorsichtshalber fingen sie mit einem der kleinen Fenster an.
Um 18.20 Uhr hatte mein Mann die Außenleisten entfernt, mit Hilfe vom Sohn lockerte er die alte Scheibe und konnte sie dann heraus nehmen. Dann die richtige neue Scheibe einsetzen, mit dem Dichtungsband den Holzrahmen auskleiden, feste andrücken, bis nichts mehr wackelt, und dann die Leisten wieder fest verschrauben. Und eine Viertelstunde später war das erste Fenster erfolgreich geschafft! Es klappte viel besser als erhofft!
Bis kurz vor 10 Uhr abends waren meine beiden Männer fleißig und haben an dem Abend 5 von 9 Fenstern ausgetauscht und eingebaut.
Ganz verletzungsfrei waren die Arbeiten nicht, hier hatte sich mein Mann trotz seiner Handschuhe an einer Glasscheibe in den Finge geschnitten. Weitere Schäden gab es aber zum Glück nicht!
Am Donnerstag haben sie dann mit den letzten 4 Fenstern weitergemacht. Das hier war die letzte Scheibe, die sie getauscht haben. Gegen 12.30 Uhr war es geschafft.
Hier sieht man noch mal den Unterschied - links noch die alte, von innen beschlagene Scheibe, und rechts ist tatsächlich schon die neue Scheibe eingesetzt. Die Scheibe, die hinten an der Wand lehnt, ist die alte Scheibe. Ich finde, es ist schon ein krasser Unterschied und so eine tolle Verbesserung!
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Vorher-Nachher-Foto |
Es ist wieder ein ganz neues Wohngefühl, wenn wir jetzt im Wohnzimmer sitzen und alles ist hell und klar und lichtdurchflutet, fast als ob man mitten in der Natur säße. Ich liebe es und freue mich immer noch jeden Tag an unseren neuen Fenstern!
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