Montag, 30. September 2019

Arctic Henge

Heimskautsgerðið á Raufarhöfn


Der Ort Raufarhöfn liegt ganz im Nordosten Islands, auf der Halbinsel Melrakkaslétta, ca. 17 km südlich des Polarkreises. Das Klima hier ist arktisch, die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten ist auffallend gering. Die Durchschnittstemperatur im Sommer liegt bei knapp 11°, im Jahresdurchschnitt bei etwa 5°. Im Dezember gibt es hier, so hoch im Norden, gar keinen Sonnenschein. Und auch im Sommer ist Sonnenschein selten, das es hier oft extrem unbeständig, wolkenverhangen und neblig ist. Wir waren im Juli hier - mitten im isländischen Sommer.

Eine neue Attraktion des Ortes ist der "heimskautsgerð", der "Arctic Henge". Ein Henge ist ein spezielles, neolithisches Erdwerk, der Begriff geht auf das englische Stonehenge zurück.

Dieses Monument in Raufarhöfn geht auf den den ortsansässigen Hotelier Erlingur Thoroddsen (1949 bis 2015) und seinen Freund, den Künstler Haukur Halldórsson (geb. 1937 in Reykjavík), zurück. Eigentlich stammte Erlingur aus den Westfjorden, über Umwege kam er mit seiner Familie 1996 nach Raufarhöfn und pachtete hier das Hotel Norðurljós. Das Hotel lief ganz gut, aber Erlingur erlebte, wie immer mehr Menschen von hier wegzogen, ganze Familien fortgingen. Diese Landflucht wollte er stoppen, neuen Perspektiven für die Menschen hier knapp unterhalb des Polarkreises entwickeln, auch Touristen hierher locken.

Schließlich entstand in seinem Kopf ein Kulturdenkmal, das die Magie des Ortes einfangen sollte, die alten Mythen wieder erlebbar machen. Zusammen mit Haukur, der auch in der Religionsgemeinschaft der Ásatru sehr aktiv ist, entwickelte Erlingur die Idee zu einem ganz besonderen steinernen Moments mit einem Durchmesser von 50 Metern, mit vier steinernen Eingangstoren und in der Mitte vier Säulen, die sich oben in einem Schlussstein treffen - mit einem Loch, durch das man jetzt in den Himmel schauen kann.









So wie hier im Prospekt sollte der Steinkreis nach seiner Vollendung einmal aussehen, mit den vier 6 m hohen Portalen, einer Mauer um die Stätte, und im Innern 72 Steinen für die 72 Zwerge der Lieder-Edda, die den Jahreskreis symbolisieren sollen, einem inneren Kreis aus vier Basalt-Monumente und ganz in der Mitte dann das 10 m hohe Tor, das nach Fertigstellung eine Kristallkugel tragen sollte, die das Sonnenlicht in Spektralfarben über das ganze Momente streuen würde. 

Prospekt "Heimskautsgerðid á Raufarhöfn"

Nachdem Erlingur Sponsoren gesammelt hatte, begannen die Bauarbeiten im Herbst 2003, nach wenigen Monaten standen die vier Portale und das Monument in der Mitte. Danach gab es allerdings Probleme mit der Finanzierung und die isländische Wirtschaftskrise 2008 beendete erst einmal alle weiteren Baufortschritte. Bisher stehen nur die vier Portale und die vier Säulen in der Mitte.

Erlingur hoffte zwar weiterhin, sein Projekt fortführen zu können, aber bis zu seinem Tod 2015 ließ es sich nicht realisieren. 

Als wir im Sommer 2019 dort waren, waren gerade Bauarbeiten an einer Umgestaltung des Parkplatzes in Gange. Viel Betrieb war allerdings nicht, ein paar Autos parkten hier, als wir ankamen, einer saß in seinem Wohnmobil und aß, andere saßen im Auto und studierten ihre Karten. Teilweise hatten wir die Anlage für uns alleine, die so im Nebel schon ihre ganz eigene Stimmung entwickelte.


Ob der Ort, wie von Erlingur geplant, durch den Bau des "Arctic Henge" 2004 wirklich nachhaltig neuen Aufschwung bekam, kann ich nicht beurteilen. Andererseits - uns hat das Monument auf unserem Weg von Egilsstaðir nach Húsavík entlang der Küstenstraße ja auch hierher gelockt, an dieses doch etwas unwirtliche Ende der Welt! 

Geschichte des Ortes

Bereits zur Landnahmezeit wurde Raufarhöfn als Landeplatz erwähnt, später trieben deutsche Hanse-Kaufleute und danach niederländische Händler dort Handel. 1834 wurde Raufarhöfn zu einem offiziellen Handelszentrum. Ein dänischer Kaufmann baute hier sein Geschäftshaus, ein vierstöckiges Gebäude, damals eines der größten Häuser des Landes. Mittlerweile ist hiervon aber nichts mehr zu sehen - das Haus brannte 1956 ab.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Ort zu einem Zentrum der Heringsfischerei, um in den 1960er Jahren sogar eines der frührenden Zentren der Heringsverarbeitun zu werden - in der Saison lebten neben der einheimischen Bevölkerung noch Fischer und Arbeiter aus dem ganzen Land und auch aus dem Ausland hier, teilweise bis zu 4.000 Menschen. Bis zu 11 Heringssalzstationen waren hier gleichzeitig in Betrieb, rund 10% der Gewinne des ganzen Landes aus dem Hering stammten damals aus Raufarhöfn. Aber 1967 blieb der Hering weg. Die Heringsindustrie wurde aufgegeben, der Ort teilweise zu einer Geisterstadt.


Auch die Bevölkerung ging drastisch zurück - von gut 600 Menschen Mitte der 60er Jahre auf etwa 400 Menschen Ende der 80er Jahre auf weniger als 200 Leute heute.

Es gibt weiterhin Anstrengungen, dieser Entwicklung entgegen zu wirken, den Ort lebenswert zu erhalten. Es gibt noch eine Grundschule (mit etwa 13 Schülern), eine Turnhalle mit einem öffentlich zugänglichen Schwimmbad, eine Tankstelle, einen kleinen Laden, ein Restaurant, ein Hotel, Pensionen und einen Zeltplatz - also eigentlich alles, was man so braucht.

Ein Großteil der Bevölkerung, der heute noch hier lebt, arbeitet im Fischfang, insbesondere wird hier jetzt Lodde gefangen und verarbeitet, ein Fisch, dessen Rogen als "isländischer Kaviar" beliebt ist. Und als Touristenmagneten hier oben im Nordosten wirkt natürlich der "Artic Henge", der viele Besucher überhaupt erst hier in diese Ecke des Landes lockt.


Ein bisschen unwirtlich wirkte der Ort ja schon auf uns - allerdings liegt das sicher auch an dem sehr  trüben Wetter. 


Und die ständige Feuchtigkeit trägt sicherlich ihren Teil dazu bei, dass die Anstriche der Gebäude sehr schnell etwas heruntergekommen aussehen.



Immerhin - der kleine Leuchtturm hier auf dem Denkmals-Sockel leuchtete auch in dem trüben Sommer-Grau des Ortes fröhlich.


Wir haben uns dann wieder auf den Weg gemacht...







Kanilskyr með berja

Zimt-Skyr-Dessert mit Beeren


Hier mal ein Rezept für ein herrlich unaufwändiges, aber doch leckeres Skyr-Dessert, das sich auch noch sehr gut vorbereiten lässt. (Ich habe hier nur ein halbes Rezept zubereitet, also bitte nicht durch die Menge der Zutaten auf dem Bild verwirren lassen.) Wenn man mag, kann man es auch in einer weihnachtlichen Version zubereiten - einfach statt der Haferkekse dann Lebkuchen verwenden!


Zutaten für 6 Portionen

700 g Vanille-Skyr
1 Päckchen Gelier-Fix
200 g weiße Schokolade
100 g Haferkekse
100 g Tiefkühl-Blaubeeren
2 TL Zimt


Zubereitung

Zunächst die Haferkekse gründlich zerkleinern...


...und mit einem Teelöffel Zimt vermischen.


Die Masse dann in gleichmäßig in 6 Schälchen (oder auf dem Boden einer flachen Schale, Glasform o.ä.) verteilen.


Die tiefgekühlten Blaubeeren einigermaßen gleichmäßig über den gemahlenen Keksen verteilen.


Den Vanille-Skyr mit dem Gelier-Fix vermischen.


Die weiße Schokolade im Wasserbad schmelzen lassen...


...und dann ebenfalls unter die Skyr-Mischung rühren.


Die Schoko-Skyr-Masse dann über der Schicht mit den Beeren verteilen, vorsichtig glatt streichen und mit dem restlichen Zimt bestäuben.

Mindestens 3 bis 4 Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen und dann servieren.






Stenglusúpa

Makkaroni-Suppe


Auf dieses Rezept für eine "Milchnudelsuppe" habe ich in einem alten isländischen Kochbuch aus Akureyri von 1945 gestoßen, das ich zufällig bei meinem letzten Besuch auf dem Kolaportið, dem Flohmarkt in Reykjavík, getroffen habe. Und es war Liebe auf den ersten Blick!


Zutaten für 2 Portionen

800 ml fettarme Milch
1 Stange Zimt
100 g Makkaroni
1 Eigelb
1 EL Zucker
1 Prise Salz


Zubereitung

Die Milch in einen Topf gießen, die Zimtstange dann in die kalte (!) Milch legen und bei mittlerer Hitze langsam erwärmen.


Wenn die Milch anfängt zu kochen, die Nudeln dazu geben und das Ganze bei niedriger Hitze ca. 30 Minuten köcheln lassen.


Anschließend in einem separaten Gefäß das Eigelb mit dem Zucker verquirlen, dann zur Suppe geben.


Die Prise Salz hinzufügen und alles gründlich verrühren.

Die Suppe dann direkt servieren.



Fiskgratin með makkarónum

Fischgratin mit Makkaroni


Auch in alten isländischen Kochbüchern aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert finden sich gerne Gerichte mit Makkaroni, auch wenn da meist noch von "stenglur" die Rede ist - und in Klammern dann "makkaroní" steht. Im heutigen Isländisch sind aus den "makkaroní" übrigens "makkarónur" geworden, und "stenglur" findet man oft nicht mehr im Wörterbuch. Auch die isländische Sprache verändert sich beständig!


Zutaten

100 g Makkaroni
600 g Kabeljau
1 Zwiebel
2 EL Butter
4 EL Mehl
200 ml Milch
200 ml Fischbrühe
1 TL Salz
1 Prise Pfeffer
1/2 TL Muskatnuss
50 g Krabben
2 EL Semmelbrösel


Zubereitung

Den Backofen auf 180° Ober-Unter-Hitze vorheizen.

Die Nudeln nach Packungsanleitung in Salzwasser kochen, abschließend das Wasser abgießen und die Nudeln in eine feuerfeste Backform geben.

Die Zwiebel schälen, kleinschneiden und in einem großen Topf in der Butter anbraten


Den Fisch in mundgerechte Stücke schneiden und mit den Zwiebelstücken kurz anbraten.


Den Fisch wieder aus dem Topf nehmen und zusammen mit den Krabben zu den Nudeln in die Backform geben.


Die Milch und die Fischbrühe in den Topf gießen, aufkochen lassen und dann mit dem Mehl abbinden, so dass eine schöne dicke Sauce entsteht.


Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen.


Den Fisch, die gekochten Makkaroni und die Krabben in der feuerfesten Form vermischen, mit der Sauce übergießen und mit den Semmelbröseln bestreuen.


Im vorgeheizten Backofen bei 180° Ober-Unter-Hitze ca. 30 Minuten lang backen.

Das fertige Gratin dann mit frischem Salat servieren.






Freitag, 27. September 2019

Haust með kleinum

Herbst mit Kleinur


Der Herbst ("haustið") auf Island ist recht kurz, er dauert eigentlich nur zwei Monate (September und Oktober). Bevor dann der lange, dunkle Winter beginnt, dreht die Natur im Herbst noch einmal richtig auf und die ganze Landschaft leuchtet geradezu.


Manchmal denke ich, auch wenn ich alle Jahreszeiten auf Island liebe - den Herbst finde ich noch einmal ganz besonders schön, mit so viel grandiosen Farben! Ich liebe den Herbst in der Heide...

Ég held haustið er uppáhaldsárstið mitt.
Ich glaube, der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit.


Sonntag, 22. September 2019

Djöflaterta með súkkulaði kremi

Teufelstorte mit Schokoladencreme


Djöflakaka, also Teufelskuchen, nennt man in Island einen süßen, fluffigen Schokoladenkuchen.

Das hier ist aber nicht nur Djöflakaka, sondern gewissermaßen die Hardcore-Version: Djöflaterta, also Teufelstorte. Zwei Schichten Schokoladenkuchen mit ordentlich süßer Creme. Ich habe diese Torte hier anlässlich des ersten Geburtstags meiner Enkeltochter der gesammelten Familie aufgetischt - und die Torte kam richtig gut an!


Zutaten

Für den Teig 

150 g brauner Zucker
125 g Margarine
150 g Puderzucker
2 Eier
260 g Mehl
1 TL Hirschhornsalz
1 TL Backpulver
2 EL Back-Kakao
1 EL Cappuccino-Pulver
400 g Sauermilch

Für die Creme 

500 g Puderzucker
200 g Frischkäse
200 g Butter
4 EL Back-Kakao
1 TL gemahlene Vanille
2 TL Cappuccino-Pulver


Zubereitung 

Den Backofen auf 180° Ober-Unter-Hitze vorheizen.

Butter, Zucker, Puderzucker und Eier in eine große Schüssel geben und gut verquirlen.


Dann das Mehl, das Hirschhornsalz und das Backpulver, den Back-Kakao und das Cappuccino-Pulver hinzufügen.


Noch die Sauermilch dazu geben und alles gut verrühren.


Den Teig dann in zwei mit Backpapier ausgelegte Springformen (ca. 24 cm Durchmesser) geben...


...und im vorgeheizten Backofen bei 180° Ober-Unter-Hitze ca. 30 Minuten lang backen, bis der Teig durch ist (Stäbchenprobe!).

Die Tortenböden dann aus dem Ofen holen und gut auskühlen lassen.

Anschließend die Creme vorbereiten:

Alle Zutaten in ein hohes Rührgefäß geben und kräftig verrühren.


Den ersten Boden vorsichtig aus der Form lösen, auf eine Kuchenplatte o.ä. legen und mit ca. 1/3 der Creme bestreichen.


Den zweiten Boden aus der Form lösen, behutsam auflegen...


...und dann die ganze Torte mit der restlichen Creme verkleiden.

Die fertige Torte dann mind. 4 Stunden in den Kühlschrank stellen und gut gekühlt servieren!