Donnerstag, 2. August 2018

Vagninn in Flateyri


Das Wirtshaus "Der Wagen" in Flateyri 


Kann Spuren von Werbung enthalten.*

Flateyri ist ein kleiner Ort auf einer kleinen flachen Landzunge ("flat eyri") am Önundarfjörður. Mittlerweile gehört Flateyri zur Gemeinde Ísafjarðarbær. Im Jahr 2012 hatte der Ort noch 214 Einwohner, aber die Zahl der ständigen Einwohner geht stetig zurück. Mittlerweile leben nach offiziellen Angaben nur noch 184 Menschen dauerhaft hier.

Durch den Wegzug der Bevölkerung sanken die Grundstückspreise in Flateyri - und dadurch wurden die verlassenen Häuser interessant für Menschen aus anderen Teilen des Landes, die sich hier relativ günstig ein Haus für den Sommer kaufen konnten und die Häuser renovierten. So kam wieder ein gewisser Aufschwung in den Ort. Mittlerweile herrscht in Flateyri im Sommer tatsächlich durchaus eine gewisse Betriebsamkeit. Wir sahen auffällig viele Menschen auf den Straßen und spielende Kinder, die herumliefen.


Drei Paare, die ursprünglich Sommerhäuser in Flateyri erworben hatten und mittlerweile hier längerfristig wohnen, haben 2017 den alten Pub des Dorfes erworben, um ihm wieder Leben einzuhauchen. Mit Hilfe des Karolina Fund, einer Crowdfunding-Organisation zur Förderung verschiedenster Projekte in Island, konnten die finanziellen Mittel beschafft werden, um das teilweise eingestürzte Dach des alten Pubs zu reparieren, die Wirtschaft wurde wieder in Betrieb genommen.

Der Pub liegt an der Hauptstraße des Ortes, der Hafnarstræti. Es heißt "Vagninn" (= "Der Wagen") und ist ein Wirtshaus ("krá") und Restaurant ("veitingahús"). 



Im Vagninn finden an den Wochenenden auch regelmäßig Veranstaltungen statt, als wir da waren, trat abends noch ein Zirkus auf, oft gibt es auch Musikveranstaltungen, auch mit bekannten isländischen Künstlern wie z.B. dem Sänger Ásgeir Trausti.

Überblick über die anstehenden Veranstaltungen im Vagninn

Wenn man das Lokal betritt, fühlt man sich auch gleich heimelig und zumindest bei mir kommen Erinnerungen an Tage vor gut 20 Jahren hoch. 


Hier mal ein Blick auf den Musikbereich des Pubs.


Auch der Gastbereich ist schlicht, aber hell und ordentlich gestaltet.


Und die Decke im Thekenbereich hat wirklich was!


Genug Auswahl an Getränken gibt es hier wirklich, und im Vagninn gibt es auch alkoholische Getränke im Ausschank.  


Wir haben uns allerdings für Wasser entschieden - schließlich waren wir ja "im Dienst"! 


Zum Essen entschieden wir uns für die Fischsuppe und den Fisch nach Art des Hauses. 

Die Fischsuppe ("Fikisúpa Vagnsins") klang ja schon beim Lesen richtig spannend: Eine klassische Fischsuppe mit Fisch und Krabben - aber außerdem mit geräuchertem Rhabarber und Sauerampfer-Öl, dazu Sauerteig-Brot mit Dipp. Das Brot war ja schon alleine richtig lecker, die beiden verschiedenen Dipps auch - und die Suppe war einfach nur genial, absolut zum Reinlegen! So herrlich und würzig und intensiv und lecker - perfekt. 

Auf der Suppe war übrigens ein Tortilla-Streifen, mit Knoblauch und Gewürzen bestrichen. Gleichzeitig weich und knusprig und sanft würzig. Eine tolle, interessante Idee! 



Der "Fiskur Vagnsins", also der Fisch nach Art des Hauses, ist frischer Dorsch aus dem Meer, getoppt mit Kaviar. Der Fisch wird auf Süßkartoffelmus serviert, mit normalen Kartoffeln und mit Limettensauce. Dazu gibt es ein bisschen Brokkoli-Püree, eine halbe geschmorte Karotte, geraspelte Radieschen-Scheiben und ebenfalls eine Stange ausgebackenen Tortilla-Teig. 

Es hat einfach nur traumhaft geschmeckt und war mit den unterschiedlichen Konsistenzen und Texturen, dieser Mischung aus heiß und kalt, weich und knusprig, süß und säuerlich ein absolut spannendes Gericht, in jeder Hinsicht. So lecker!


Auch die Aussicht aus dem Fenster war einfach nur schön.


Ein Stückchen vor dem Ort haben wir auf der Rückfahrt noch am Fjord einen kurzen Foto-Stopp gemacht: Hier hatte der Norweger Hans Ellefsen (1856 - 1918) im Jahr 1889 die Walfang-Station Sólbakki errichtet, die allerdings 1901 vollständig abbrannte. Man kann gerade mal noch ein paar Grundmauern unter der Wiese erahnen. Nur der Turm steht noch - ist aber vom Zahn der Zeit schon ordentlich angenagt worden.



Mit einem letzten Blick auf den Ort Flateyri mussten wir uns dann verabschieden und weiter fahren. 


Vom Vagninn waren wir auf jeden Fall wirklich hellauf begeistert, das Essen war interessant und genial und unbedingt empfehlenswert. Wenn Ihr mal in Ísafjörður oder in der Ecke seid, lohnt sich ein Abstecher nach Flateyri zum Essen unbedingt!


Im Überblick:

Die Speisekarte vom Vagninn (Stand Juli 2018) ist kurz, aber defintiv gut:

Es gibt die Fischsuppe oder eine vegane Pilzsuppe, die jeweils rund 18 € kosten.

Als Hauptgericht gibt es den "Fiskur Vagnsins", Plokkfiskur und Hamburger oder einen "Veganburger". Die Burger kosten 2.400 ISK, der Fisch 3.400 ISK und der Plokkfiskur 2.900 ISK (also umgerechnet zwischen 19 € und 27 €).

Das Kindergericht (hausgemachte Fischfrikadelle mit Kartoffeln) kostet 950 ISK, also rund 7,60 €.

Zum Dessert gibt es weißen Schokoladen-Skyr oder Rhabarber-Grütze für jeweils 950 ISK. 

Wenn Ihr hier essen wollt, solltet Ihr nach Möglichkeit reservieren - das Lokal ist nämlich wirklich beliebt und es herrschte reger Betrieb, als wir da waren. 


* Rechtlicher Hinweis: 

Es handelt sich hierbei formal gesehen um Werbung, da wir zum Essen eingeladen wurden. Wir waren aber nur in Restaurants und Lokalen, von denen wir vorher Gutes gehört hatten und die wir - aus den verschiedensten Gründen - spannend fanden. Insoweit waren wir auch ehrlich begeistert und wenn wir in Lobeshymnen ausbrechen, sind die wirklich ernst gemeint.


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