Thing-Platz der alten Wikinger
Tatsächlich ist Þingvellir ein sehr geschichtsträchtiger Ort - hier fanden ab 930 n.Chr. die Thing-Versammlungen der frühen Isländer statt und hier wurde auch im Jahr 1.000 n.Chr. die Annahme des Christentums beschlossen.
Hier wurde Geschichte geschrieben
Im Jahr 1262 kam Island dann unter norwegische Herrschaft, nach dem Tod des norwegischen Königs ging das Land 1380 dann an Dänemark. Island stand somit unter dänischer Herrschaft. Trotzdem trat das isländische Parlament in Þingvellir weiterhin jedes Jahr zusammen, zum letzten Mal dann am 20. Juli 1789.
Erst 1874, anlässlich des 1.000-Jahr-Feier der Besiedlung Islands durch Ingólfur Arnarson, trat das isländische Parlament, das Althing (Alþingi) wieder zusammen, nachdem das Land eine eigene Verfassung bekam und das Parlament gewisse legislative Rechte.
In dieser historischen Tradition wurde am 17. Juni 1944 in Þingvellir dann die Republik Island ausgerufen.
Grabenbruch zwischen den Kontinenten
Auch geographisch ist Þingvellir ein interessanter Ort - hier wird das Auseinanderdriften der amerikanischen und der eurasischen Platte quasi live erlebbar. Die tektonischen Platten driften jedes Jahr ca. 2 cm auseinander, die Kontinentalplatten schieben sich hier auseinander, manchmal langsam, manchmal auch mit einem "Ruck". Hier kommt es öfter zu Erdbeben und überall durchziehen tiefe Spalten das Gelände.
Der See Þingvallavatn
Hier sind wir dann ans Ufer des Þingvallavatn gelaufen, es ist ja alles nicht weit. Und man sah so schön die Bläschen, die hier an einigen Stellen am Ufer aufsteigen, wenn das Wasser offenbar aus dem Ufergestein in den See fließt.
Der Þingvallavatn ist ein besonders fischreicher See - er soll der einzige Ort auf der Welt sein, wo gleichzeitig vier verschiedene Arten Saibling leben, die sich hier in den letzten 10.000 Jahren entwickelt haben. Neben den Saiblingen gibt es auch diverse Forellenarten und Stichlinge hier im See.
Im Hintergrund sieht man hier am anderen Ufer des Sees den Rauch vom Kraftwerk Nesjavellir aufsteigen, wenn man genau hinschaut.
Einfach nur schön hier, finde ich!
Das Bild hier ist etwas oberhalb des Wasserfalls Öxaráfoss entstanden, bei einem kleinen Parkplatz am Þingvallavegur, der Straße 36, mit Blick auf die schon leicht verschneiten Berge, die sich hier still in Wolken hüllen.
Hier gibt es auch noch eine dieser für dieses Gebiet so typischen Spalten ("gjá"), praktisch direkt neben der Straße.
Ein paar Schritte kann man hier auch in die Spalte hinein gehen, bis einem der Weg dann von dem Gestein versperrt ist.
Hat ja was, ganz entschieden - ist aber aufgrund der Lichtverhältnisse schwierig für einen schnellen Schnappschuss.
Visitor Center am Aussichtspunkt
Wir sind dann noch weitergcfahren zum Visitor Center und sind ein bisschen den Weg ins Tal hinein gelaufen.
Ich hatte ja vorgeschwärmt bekommen, dass Þingvellir im Herbst ganz besonders schön aussehen solle, also habe ich die Familie zu dem Ausflug hierhin überredet - und es hat sich so gelohnt!
Es war fast menschenleer und wir hatten die herrliche Natur fast für uns alleine.
Sonst konnte man hier auf dem Weg kaum treten vor lauter Busladungen vor Touristen... und jetzt war es praktisch menschenleer.
Þjóðgarðurinn á Þingvöllum
Der Nationalpark von Þingvellir wurde bereits 1930 gegründet und umfasst die flachen, mit Gras bewachsenen Flächen rund um die Ufer des Flusses Öxará nördlich des Þingvallavatn.
Das Gesetz besagt, dass þingvellir mit dem Fluss Öxará ein geschütztes Gebiet für alle Isländer sein soll und das Land für immer Eigentum der isländischen Nation, es darf niemals verkauft oder verpfändet werden.
Wir haben unseren Ausflug jetzt im Oktober in das Gebiet rund um den See Þingvallavatn auf jeden Fall sehr genossen, und es war schon sehr speziell, dieser Ort, der sonst so voller Menschen ist, in diesem Corona-Herbst 2020 auch einmal praktisch menschenleer zu erleben.
Mit den leuchtenden Herbstfarben war es hier einfach nur wunderschön!