Mittwoch, 7. Oktober 2020

Dritte Corona-Welle auf Island

So, mein Mann hatte heute seinen zweiten Corona-Test. 

Wir sind heute früh zum Test zum HH (Heilsugæslan á Höfuðborgarsvæðinu) nach Reykjavík gefahren. Mein Mann hatte Termin zwischen 10.30 Uhr und 10.45 Uhr - wir waren schon kurz nach 10 Uhr da. Und der Parkplatz war voll, ich musste auf einen freien Parkplatz warten und die Warteschlange zog sich auch über den kompletten Parkplatz. 

Als ich letzte Woche dort war, war kaum etwas los, das meiste waren Massentests, Personen mit Symptomen waren die Ausnahme. Das war heute ganz anders.

Die Warteschlange auf dem Parkplatz wurde von einer Mitarbeiterin in Ganzkörper-Schutzanzug sortiert - die Menschen mit Symptomen kamen in die lange Schlange, mein Mann für das zweite Border-Testing ohne Symptome in die andere Schlange. Ich war praktisch gerade mit Einparken fertig, als mein Mann mit seinem Test schon fertig war. 


Negatives Testergebnis nach 6 Stunden

Das Ergebnis kam heute um 16.20 Uhr - auch das zweite Testergebnis meines Mannes ist negativ. Juchhu, damit ist die häusliche Quarantäne für uns jetzt erst einmal beendet!

Allerdings befindet sich das Land seit Montag Nacht im Ausnahmezustand, die Corona-Maßnahmen werden seitdem immer wieder verschärft. 

Corona auf Island 

Die "erste Welle" dauerte hier von Anfang März bis Ende April. Die höchste Zahl an Neuinfektionen im Inland gab es am 24. März mit 106 Fällen. Zwischen dem 17. März und dem 19. April sind auf Island insgesamt 10 Menschen an oder mit Corona gestorben. 

Danach gingen die Zahlen deutlich nach unten, teilweise gab es wochenlang gar keinen neuen Corona-Fall hier auf der Insel. Mitte Juni wurden (faktisch) die Grenzen wieder geöffnet, es gab einige Fälle, aber alles doch sehr überschaubar.

Ab 23. Juli begann dann hier die "zweite Welle", der "Höhepunkt" war am 06.08 mit 16 festgestellten Neuinfektionen im Inland an einem Tag. Die Zahlen ging dann wieder nach unten, es gab auch wieder Tage ohne neue Inlandsinfektionen.

Dritte Welle auf Island 

Am 10. September gab es keine Inlandsinfektion, dann gingen die Zahlen aber kontinuierlich nach oben. Am 11. September gab es wohl in zwei Kneipen in Reykjavík Vorfälle, als jeweils ein Mitarbeiter, der mit Corona infiziert war, in größerem Umfang Gäste infizierte. Am 18. September wurden innerhalb von 24 Stunden 75 Menschen auf Island mit Covid19 diagnostiziert, gestern am 05. Oktober waren es dann 99 Menschen an einem Tag - der zweithöchste Wert auf Island überhaupt (am 01.April wurden ebenfalls 99 Neuinfektionen festgestellt). Am 06. Oktober wurden 87 Neuinfektionen gemeldet...


Quelle: mbl.is

Schon an dieser Grafik erkennt man, dass die derzeitige Entwicklung der Infektionszahlen auf Island ausgesprochen beunruhigend ist. In den letzten 14 Tagen haben sich im Inland 181,6 Menschen pro 100.000 Einwohner mit Corona angesteckt. 

Aktuell 106,0 Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen pro 100.000 Einwohner

In den letzten 7 Tagen wurden - bezogen auf 100.000 Einwohner - im Inland 106,0 Menschen neu mit Covid19 diagnostiziert. Zum Vergleich: Das RKI stuft bereits Gebiete mit mehr als 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten 7 Tagen als Risikogebiete ein. 

4 Patienten auf Intensiv - bei insg. 18 Intensivbetten

Gegenwärtig sind 18 Menschen mit Corona hier im Krankenhaus, 4 davon liegen auf der Intensivstation. 

Das klingt so vielleicht nicht viel, aber man muss es in Relation sehen: 

Island hat knapp 240 Krankenhausbetten pro 100.000 Einwohner (zum Vergleich: in Deutschland sind es gut 600 Krankenhausbetten). 

Die Zahl der Intensivbetten im Landspítali in Reykjavík wurde im Rahmen von Corona verdreifacht - von 6 Betten auf 18 Betten. 

Davon sind aktuell 4 Betten von Corona-Patienten belegt - immerhin über 22%. 

Zum Vergleich: In Deutschland sind derzeit nur rd. 2,1% der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt. Fast die Hälfte aller Intensivbetten sind derzeit in Deutschland noch frei. Hier in Island gibt es derzeit Überlegungen, Patienten aus dem Krankenhaus in Pflegeheime zu verlegen, um mehr Platz in den Krankenhäuern zu bekommen, um auf die steigenden Fallzahlen reagieren zu können. 

Ausnahmezustand und strengere Regeln für das Hauptstadt-Gebiet

Seit Montag gelten strengere Corona-Regeln in Island. Es dürfen sich nur noch maximal 20 Personen treffen. Bars und Kneipen sind komplett geschlossen, ebenso Fitness-Studios. Schwimmbäder dürfen nur maximal zu 50% ausgelastet sein und in Geschäften gilt Maskenpflicht, wenn man nicht mind. 1 Meter Abstand zu anderen Personen halten kann. Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt jetzt eine Maskenpflicht. 

Gestern kamen dann, nach weiter steigenden Zahlen, für das Hauptstadt-Gebiet noch weitere Verschärfungen - so gilt hier jetzt eine Abstandsregel von 2 Metern (ansonsten Maskenpflicht). Restaurants müssen bereits um 21 Uhr schließen. Schwimmbäder werden komplett geschlossen (mit wenigen Ausnahmen für Schulschwimmen und medizinische Anwendungen), für Geschäfte gilt eine Beschränkung der Besucherzahlen und Friseure, Massagesalons, Tattoo-Studios etc. sind erstmal bis zum 19. Oktober komplett dicht. 

Heute kam dann auch noch die Meldung, dass die städtischen Museen in Reykjavík geschlossen bleiben, private Museen haben teilweise noch auf, viele haben aber auch nur noch stundenweise geöffnet oder komplett geschlossen, weil es sich so nicht mehr lohnt. Sporttraining etc. wird ausgesetzt, Veranstaltungen fallen zumindest für die nächsten zwei Wochen aus. Das gilt auch für Theater und Oper. 

Es wird dringend empfohlen, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben, Einkäufe sollen möglichst nur von einer Person erledigt werden. 


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