Samstag, 3. Oktober 2020

Einsamkeit am Geysir

In normalen Zeiten treten sich die Touristen im Hochtemperaturgebiet Haukadalur gegenseitig fast auf die Füße, so voll ist es hier, wenn sich die Menschenmassen aus den Autos und Reisebussen auf das Gebiet der Geysire ergießen. Im Jahr 2014, als überlegt wurde, am Geysir Eintritt zu nehmen, sollen rund 6.000 Menschen pro Tag hierher gekommen sein. 

Das Bild hier ist im Februar 2020 entstanden - und man musste anstehen, um einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen. Himmel und Menschen!


Dann kam Corona, die Grenzen nach Island wurden faktisch dicht gemacht - und Touristen gab es dann natürlich auf keine mehr hier. 

Wir waren im Juni 2020 schon am Geysir, kurz nachdem der Flugverkehr nach Island quasi frisch wieder geöffnet worden war, und da war ja schon nichts los - aber da waren tagsüber immerhin noch etliche isländische Familien da, die in den Sommerferien "innanlands" reisten. 


Jetzt sind hier die Ferien vorbei - und am Geysir ist jetzt wirklich GAR NICHTS mehr los. 

Ich hatte gestern früh die Zeit genutzt, zwischen meinem zweiten negativen Test-Ergebnis beim Border Screening und der Ankunft meiner Familie (mit erneuter Einreise-Quarantäne), zumindest mal beim Geysir vorbei zu fahren - ich finde es immer wieder absolut faszinierend, dem Strokkur zuzuschauen mit seinen unregelmäßigen Ausbrüchen, die jedes Mal wieder anders sind. 

Als ich gegen halb 12 am Geysir-Center ankam, stand mein Auto dann erst einmal allein auf weiter Flur auf dem großen Parkplatz dort. 


Direkt vor dem Eingang zum Shop parkte dann noch ein Auto, auf dem Parkplatz vor dem neuen Hotel parkten sogar fünf Autos. Es war aber alles sehr überschaubar. 


Als ich zum Strokkur kam, waren immerhin schon 5 Menschen dort, ein Pärchen und eine Familie mit einem kleinen Jungen. 

Ich hatte genug Zeit, hier zu stehen und praktisch alleine die Ausbrüche des Strokkur zu bewundern. Zwischenzeitlich war ich sogar ganz allein, bis auf ein älteres Pärchen, das ein Stück ab auf einer Bank saß. 




Außerdem konnte ich die Farben des isländischen Herbst bestaunen. 




Allerdings war es ausgesprochen kalt - mein Auto-Thermometer hatte -2° gemeldet und das Wasser rund um den Strokkur herum hatte Eispfützen gebildet und war gefroren. 




Auch im Geysir-Shop war praktisch nichts los, teilweise waren ganze Bereiche abgesperrt oder es wurde renoviert, und im Café saßen gerade mal 3 Mitarbeiter, die einen Kaffee tranken. Immerhin, die Toiletten waren geöffnet, und sie hatten schon ganz viele Weihnachtsartikel ausgestellt... hach, ja!

Insgesamt habe ich mich rund eine Stunde am Geysir aufgehalten, bevor ich dann wieder los bin - ich musste ja noch in den Baumarkt, Farbe holen, und zum Supermarkt, um uns für die nächsten 5 Tage zu versorgen, wenn mein Mann - frisch aus Deutschland eingereist - natürlich auch in Einreise-Quarantäne muss. Und wir samt Nachwuchs brav das Haus hüten bzw. kleine Spaziergänge hier ums Haus machen, was man halt so darf, ohne ein Risiko darzustellen.

Ein Gutes hat es aber - sein Flug gestern Abend war früh dran und das Flugzeug nur zu etwa einem Drittel besetzt, es ging also alles sehr schnell und der erste Test wurde noch vor Mitternacht gemacht. Daher ist der zweite Test für meinen Mann jetzt schon am Mittwoch, nicht erst am Donnerstag, wie bei mir. Ich hoffe auf ein zweites negatives Ergebnis (der erste Test war schon negativ). Auch wenn mir die steigenden Corona-Infektionszahlen hier auf Island doch Sorgen machen... bisher waren es oft gut 30 positive Tests am Tag, gestern waren es dann 61. Und auch die Zahlen der Erkrankten, der Patienten im Krankenhaus, in der Intensiv-Pflege und an Beatmungsgeräten steigen. Nicht gut... 
  






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