Samstag, 31. Dezember 2022

Ævintýri

Abenteuer Autofahren im isländischen Winter


Es ist wieder diese Zeit im Jahr, wo man nicht ohne Schaufel das Haus verlassen sollte... und trotzdem kann man noch mehr erleben, als man eigentlich wollte. 

Einmal konnten wir anderen helfen - das zweite Mal brauchten wir selber Hilfe und bekamen sie auch.

Hier ist es seit Wochen ordentlich kalt, kurz vor Weihnachten kam dann der Schnee - und zwar viel Schnee, richtig viel Schnee. Als wir hier ankamen, mussten wir uns ja erstmal durch eine etwa einen Meter hohe Schneewand auf unserer Terrasse zur Haustür durchgraben... ein Glück, dass die Schaufel einigermaßen griffbereit da stand, wo sie stehen sollte!


Wir hatten ja das Glück, dass der Weg zu unserem Haus geräumt war, allerdings gab es keine Wendemöglichkeit. Mein Mann hat dann versucht, einen kleinen Wendeplatz freizuschaufeln, und als er das Auto hier drehte, stand ich mit Schaufel parat und habe immer vorne und hinten geschaufelt, so dass wir uns zentimeterweise vorarbeiten konnten. 


Am Donnerstag konnten wir dann noch anderen helfen, die mit ihrem Auto in Schwierigkeiten geraten waren. Ein paar Touristen mit Kindern hatten hier in der Straße eine Unterkunft gebucht, vor lauter Schnee aber die Zufahrt nicht gefunden - mangels Wendemöglichkeit versuchten sie dann, aus der Ausfahrt zum falschen Haus wieder rückwärts rauszufahren. Dabei kamen sie allerdings vom Weg ab und rutschten mit ihrem Mietwagen in den Graben. 

Kein Mensch in der Nähe, kein Handy-Empfang vom Anbieter... ich glaube, sie waren sehr erleichtert, als wir dann wieder nach Hause kamen. Eigentlich wollten sie nur von uns aus telefonieren, aber optimistisch zogen wir dann mit unseren Schaufeln los. Wir konnten schließlich mit vereinten Kräften, Auto und Abschleppseil und viel Schaufeln das Auto aus dem Schnee wieder frei bekommen. Die Familie konnte in ihr Ferienhaus, wieder auftauen, ihr Auto war wieder fahrtüchtig und einsatzbereit.... happy end. Wir waren stolz auf uns. (Auch wenn ich eine Weile brauchte, bis ich meine eiskalten, knallroten Oberschenkel wieder auf Normaltemperatur gebracht habe - es war aber auch wirklich ordentlich kalt!)


Tja, und am Freitag waren wir es dann, die Hilfe brauchten... 

Eigentlich wollten wir zum Schwimmen fahren, aber bei über -20° am Morgen sprang unser altes Auto leider so überhaupt nicht an. 


Wir bekamen dann von einem Freund, der aktuell in Spanien überwintert, dessen Auto geliehen, ein Freund von ihm brachte uns den Wagen - tja, und dann wollte mein Mann nur noch schnell hinterher, um das Abschleppseil wiederzuholen, dachte, es dauert so lange, bis er das Auto gedreht hat, also fährt er rückwärts... dann rutscht das Auto - er fängt es noch - es rutscht weiter - tja, und dann landen Auto und Mann im Tiefschnee und rutschen in den Graben. 


Hier mal die Perspektive vom Fahrersitz aus - schon eine ordentliche Schräglage! Mein Mann hatte wirklich Angst, das Auto kippt noch um...


Der Freund vom Freund samt seinem Sohn haben erst versucht, das Auto wieder aus dem Graben zu ziehen - vorne Abschleppseil dran und mit seinem Wagen ziehen, hinten Abschlepphaken und -seil dran und wieder ziehen, dabei immer wieder kräftig graben und schaufeln... leider nicht erfolgreich, das Auto rutschte nur noch weiter in den Graben neben unserem Zufahrtsweg. Es kamen noch die Nachbarn von gegenüber, mit einer größeren Schaufel... 

Letztlich rief unsere Nachbarin dann den Bauern vom Nachbarhof an, der hier auch für die Schneeräumung im Winter am Wochenende zuständig ist. Er sagte, kommt dann gleich, er muss nur erst noch die Pferde füttern. 

Um kurz nach 3 war mein Mann mit dem geliehenen Auto im Graben gelandet, nach rund einer Dreiviertelstunde hatten wir es aufgegeben und den Bauern angerufen und dann hieß es erst einmal warten, bis er die Pferde gefüttert hatte. Der Freund vom Freund wartete mit uns. 



Gegen 17 Uhr nahte die Rettung, der Bauer mit seinem Traktor kam. 


Und dann ging alles ganz schnell, es dauerte nicht mal fünf Minuten, bis der Bauer unser armes Auto aus dem Graben gezogen hatte, noch etwas Schnee vor dem Haus geräumt hatte, damit er mit seinem Traktor an unserem Auto vorbei wieder zurück konnte... Das Auto ist heil geblieben, niemandem ist etwas passiert - zum Glück ist alles gut ausgegangen!


Hinterher sind wir dann noch einkaufen gefahren, schließlich war über Silvester und Neujahr Schnee, Sturm und Wetterwarnung angesagt, da wollten wir noch unsere Vorräte auffüllen. Aber auch das hat noch geklappt und so hat ein aufregender Tag ein glückliches Ende genommen. Juchhu! Wir sind allen beteiligten Helfern sehr, sehr dankbar!!!

Wir haben heute noch mal bei Licht die Stelle angeschaut, wo unser armer Leih-Wagen im Graben gelandet war - war schon tief dort. Schon eine ordentliche Schräglage und ein ganz Stück bis hoch zum Weg!


Autofahren im isländischen Winter ist und bleibt manchmal ein unvermutetes Abenteuer.... 




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